Hallo Sabine
Herzlichen Dank für Deine ausführlichen Ergänzungen. Ich habe versucht, mir das ganze Bild vorzustellen.
Wie Du sicher gemerkt hast, rede ich nicht von eigenen Erfahrungen (die wären zu anekdotenhaft), sondern von Fachartikeln, grösseren Studien neueren Datums etc. Die eigenen Erfahrungen beinhalten so ziemlich alle Schattierungen und ergäben sowieso keine Regel. Was wiederum nicht erstaunlich ist, da sich offensichtlich keine klaren "Gesetze" über alle Hunde hinweg erstellen lassen (ob Terrier, Sheltie oder z.B. Beagle: trotz gleicher Testsituationen ergeben sich andere Resultate, auch ohne "Menschenbeeinflussung". Meine eigenen Hunde sind da ein hübsches Paradebeispiel: draussen rempelt die 22kg Hündin locker den 9 kg Rüden, sollte er im Weg stehen, aber drinnen genügt ein Blick von ihm, dass sie das Wohnzimmer nicht freiwillig betritt.)
Man gibt also Empfehlungen ab, die sich an einen mit Wahrscheinlichkeit richtigen Massstab halten. Diese Empfehlungen ändern sich wiederum mit Fortschreiten des Wissens über Hunde im allgemeinen und sozialem Ranggefüge im speziellen.
Ich hatte schon eine lange, lange Antwort fertig, bis ich mich fragte: wie soll man eine so komplizierte Situation wie die zwischen einem Menschen und zwei Hunden aufgrund schriftlicher Beschreibungen akkurat beurteilen? Das ist "live" ja schon schwierig.
Ich habe mich also total verwirren lassen und könnte Dir eigentlich nun Text aus Lehrbüchern abschreiben. Hoch interessant, sehr überzeugend etc. Aber wie sieht's mit der Realität aus?
Deshalb vergreife ich mich nur an zwei Deiner Punkte und lasse feigling-mässig den Rest im Raum stehen:
:Außerdem, da ich die Unterdrückungsversuche der Großen gegenüber der Kleinen nicht einfach verbieten will (was passiert sonst, wenn ich nicht zum Verbieten da bin? oder verstärke ich durch Eingriffe nicht sogar die Aggression?), erschien es mir am sinnvollsten, meine Vorrangstellung zu vergrößern und klarzustellen, dass an meiner Postion sowieso nicht gerüttelt werden kann.
An Deiner Stellung wollen sie ja auch nicht rütteln. Ich denke, deshalb wird empfohlen, nicht an der hundlichen Sozialordnung zu basteln, wenn nicht schon Keilereien ausgebrochen sind. Böse Zungen (z.B. die englischen Verhaltensberater) behaupten, Kämpfe zwischen Hunden im gleichen Haushalt seien zu 100 % menschengemacht. Ehrlich gesagt, zum Mitreden zwischen zwei Hunden sind wir alle ein bisschen zu plump bzw. haben einfach die Fähigkeiten dazu nicht. Abgesehen davon scheint das auch nicht logisch. Wie Du schon sagst: ....wenn ich nicht zum Verbieten da bin?....
:Ich denke, ein großer (sozialer) Abstand zwischen den Hunden und mir und ein geringer Abstand zwischen den Hunden ist unsere Chance auf Frieden.
Ein grosser sozialer Abstand zu Dir würde heissen, Du darfst Dich nicht halb so viel um die Hunde kümmern, wie Du wahrscheinlich möchtest (für den Menschen ist mir das zu grausam). Ein effektiv kleiner Abstand zwischen den Hunden führt viel eher zu Auseinandersetzungen. Abgesehen davon ist zweifelhaft, wie der Mensch diesen Abstand fabrizieren kann. Möglichst wenig einmischen und knifflige Situationen vermeiden (1 Ball für beide Hunde gleichzeitig werfen, beide gleichzeitig streicheln, Knochen herumliegenlassen etc.) ist sicher immer zu empfehlen.
:Glaubst Du, ein größerer Abstand zwischen den Hunden und ein geringerer zwischen mir und der Großen wäre besser? Was passiert dann aber, wenn die Kleine sich nicht mehr unterordnet? Eine Umkehr der Rangverhältnisse zwischen den Hunden wird kommen, da bin ich mir sicher.
Das gleiche, aber umgekehrt: ich weiss nicht, wie der Mensch einen stabilen grösseren Abstand zwischen den Hunden erreichen kann, falls die Hunde nicht von sich aus dazu prädestiniert sind. Für mich ist der Mensch zwar ein Teil des Dreiecks, aber er berührt die Linie zwischen den beiden Hunden eben nicht. Und sobald sich Menschen einmischen, ist das Resultat so etwa als ob man mit einem Hammer (wenn auch einem kleinen) auf der PC-Tastatur Daten eingeben will: die Fehlerquote ist gravierend.
Ich persönlich habe mir für die Haltung mehrerer Hunde immer folgendes gemerkt und die Problemlosen, die ich kenne, bestätigen das auch. Alle Hunde des Haushalts sind sich gewohnt, spontan auf ihren Menschen zu reagieren, auch in starker Aufregung. So kann eine Auseinandersetzung in Anwesenheit des Besitzers oft vermieden werden, wenn es um Knackpunkte geht wie Ball, Knochen, anrempeln an engen Stellen, wenn beide bereits aufgeregt, etc.
::Allgemein: Ich würde fürchten, es könnte happig werden.
Sorry, ich habe die Rasse nicht so genau gelesen und habe irgendwie Pyrenäen-Berghunde gelesen. Die sind ein anderes Kaliber.
War eine interessante Diskussion, aber mich wundert es nicht, dass zu diesem Thema schon so lange geforscht wird. Je länger man theoretisiert, desto unklarer wird's.
Liebe Grüsse
Roswitha