Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

zunehmende Aggression

geschrieben von Yvette(YCH) 
zunehmende Aggression
12. Dezember 1998 21:07

Habe 3jh. Rotterweilerhündin. Bis anhin war sie die liebste von allen. Doch nun hat sie angefangen Leute (meistens Männer), die ihr unsympathisch sind zu verbellen. Was kann ich dagegen tun?


13. Dezember 1998 10:52

Liebe Yvette,

für das Verhalten Deiner Rottihündin kann es eine ganze Reihe von Ursachen geben. Unterstützt wird es vermutlich in jedem Fall durch das "magische" Alter von 3 Jahren, dem Zeitpunkt, wo viele großrassige Hunde ihre volle psychische Reife erreichen und nun "richtig" erwachsen sind.

Folgende Dinge halte ich in Bezug auf das Verhalten für möglich: Deine Hündin hat irgendwann mal eine negative Erfahrung mit einem Mann gemacht. Das kann durchaus passiert sein, ohne daß Du das mitbekommen hast (beispielsweise am Zaun, wenn sie mal alleine im Garten war). Eine andere Möglichkeit wäre, daß Deine Hündin insgesamt sehr viel weniger mit Männern als mit Frauen zu tun hat. Dann fehlt einfach die selbstverständliche Sicherheit im Umgang.

Am wahrscheinlichsten ist für mich aber folgendes: Hunde haben absolut feine Antennen für die Stimmung des Menschen, der sich ihnen nähert. Vor allem Angst oder Unsicherheit nehmen sie deutlich wahr. Nun kennt fast jeder Mensch den "Rat", einem Hund nie die eigene Angst zu zeigen. Ein völliger Quatsch, weil man mit so einem Versuch wohl andere Menschen täuschen kann, aber NIEMALS einen Hund. Jetzt sind aber wohl besonders die Männer häufig bestrebt, sich ihre Angst/Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und treten oftmals sogar besonders forsch auf. Diese Schau nimmt ihnen allerdings ein Hund nie ab, und das könnte der Grund dafür sein, daß Deine Hündin so reagiert. Sie nimmt die Angst des menschlichen Gegenübers wahr, der sich aber nicht so verhält, wie es ein ängstlicher, aber gut sozialisierter Artgenosse tun wurde, d.h. er zeigt keine Unterlegensheitsgeste. Das akzeptiert die Hündin nicht und droht, um ihm zu zeigen, wo sein Platz ist. Ähnlich reagieren Hunde auch auf "größenwahnsinnige" Artgenossen, die vor lauter Angst wie die Irren kläffen und den eindeutig stärkeren Hund angehen.

Es wäre also interessant, mal zu schauen, ob Deine Hündin auf ALLE Männer so reagiert oder ob es welche gibt, wo sie sich ganz normal benimmt. Ein gewisser Generalisierungseffekt ist allerdings möglich.

Meine Hündin, die insgesamt selbst sehr unsicher ist, reagiert auf alle Menschen, die sich ihr unsicher und vorsichtig nähern, mit deutlichem Zurückweichen. Tun diese Leute aber noch dazu so, als ob sie keinerlei Angst hätten, droht sie. Jeder aber, der ganz selbstverständlich an sie herangeht und sie einfach freundlich knuddelt, wird sofort stürmisch und freudig begrüßt.

Liebe Grüße,
Jutta


14. Dezember 1998 17:05

:
Hallo Yvette

(Briard-)Jutta hat Dir ja schon eine erstklassige Umschreibung gegeben, was passiert. Jetzt musst Du nur noch herausfinden, wie Du Deine Hündin zum Umdenken bewegst. Denn die Männer (sorry, nicht sexistisch) werden sich nicht ändern. Sie sind sich ja nicht bewusst, was sie auslösen.

Ich habe folgenden Tip bei John Fisher gelesen und in abgewandelter Form wird er auch vom TT.E.A.M sowie Clicker-Training empfohlen. Zudem benutze ich ihn schon seit Jahren bei meiner äusserst schnell aggressiven Hündin und habe zigmal Belästigungen und schlimmeres damit vermeiden können, nachdem sie soweit war, jeden Fussgänger anzukeifen, der sie auch nur angeschaut hat, sobald sie mehr als ca. 10 Meter von mir entfernt lief (lebte als Zwingerhund beim Züchter bis 6 Monate und liess sich ursprünglich von niemandem streicheln, der sich bückte, sondern ging sofort zur Attacke auf die Hände über etc., kurzum: das volle Programm des nicht-erwünschten Verhaltens).

Wen es wundert, dass es der gleiche Tip ist wie der bei Aggressionen gegen Hunde (unter plötzliche Verhaltensänderung), soll sich überlegen, dass es die gleiche Situation ist (wie Jutta schon klargemacht hat):

VORGEHEN: Ein Mann taucht weit weg auf, mein Hund hebt den Kopf, ich werde nett. Ich rufe ihn lustig freundlich, entspannt, halte ihm Futter vor die Nase (supergutes naturellement), quatsche nette Sachen. Es ist immer das gleiche Spiel: Ändere das Verhalten Deines Hundes dort, wo Du es noch nicht für nötig hältst, dort, wo man sonst noch zuwartet. So geht es Schritt für Schritt weiter, ob an der Leine oder frei. Möglichst Konfrontationen mit Männern aus dem Weg gehen und nicht versuchen, ob's nun geht. Lieber Situationen schaffen, wo die Männer auf Nummer sicher weg bleiben, z.B. in der Stadt. Alternative: selber Bogen machen. Immer nett bleiben, Situation entspannen durch Deine Stimmung, das Futter ist zur Verhinderung des Blickkontakts (bzw. Abschätzen des Entgegenkommenden). Resultat: Erlernung einer neuen Antwort. Das Herkommen und Dich anschauen kannst Du auch mit einem Wort verbinden. Persönlich benutze ich zudem Trockenfutter zur Ablenkung, weil es einfach besser geht. Je nach Stimmung des Hundes und des "potentiellen Gegners" lasse ich den Hund auch weitergehen und rufe nur wenn's kritisch wird mein "schau weg"-Wort.

Keine Angst. Deine Hündin wird nicht zum "Waschlappen" dadurch. Wenn's Dir brenzlig vorkommt, z.B. nachts, funktionieren ihre hundlichen Gefühle trotzdem einwandfrei.

Effekte: Dein Hund kann den Blickkontakt nicht aufrechterhalten (will sie auch nicht mehr), ergo wird keine Spannung aufgebaut (bellen); Du gewinnst an Ansehen (bei Deinem Hund), weil Du ja über der Sache stehst (Du ignorierst den anderen ja auch, der ist ja sooo unbedeutend); wenn's Du gut angehst, fängt Dein Hündin an Dich anzusehen, sobald ein Mann auftaucht und Du musst dieses unterstützen. Meine stupft mich manchmal sogar an, he, ich kann dem nicht in die Augen schauen, gib die Ausrede raus.

Je nachdem, wie gut Dein Hund und Du zusammenarbeiten, kannst Du das Endprodukt auch abwandeln. Bei mir reicht häufig ein "sssss", damit sie den Kopf abwendet und weitermarschiert.

Neuestens habe ich das ganze noch mit einer positiven Bestärkung verfeinert: sobald wer auftaucht (sie mag beinahe niemanden, in ihrem Revier und somit ist jeder gefährdet) und sie mich zur Antwort anschaut, statt den auftauchenden fixieren, wird sie mit dem Clicker "belohnt", das heisst der Click sagt ihr: gut gemacht, Futter wartet. Bis sie dann bei mir ist und das Futter hervorgekramt, ist meist der Mensch/Hund etc. auch wieder aus der kritischen Zone raus.

Versuch's. Es macht mehr Spass und der Hund wirkt sooo gehorsam (das Guetzli sieht ja keiner).

Roswitha


14. Dezember 1998 21:05

:Liebe Yvette,
:
:für das Verhalten Deiner Rottihündin kann es eine ganze Reihe von Ursachen geben. Unterstützt wird es vermutlich in jedem Fall durch das "magische" Alter von 3 Jahren, dem Zeitpunkt, wo viele großrassige Hunde ihre volle psychische Reife erreichen und nun "richtig" erwachsen sind.
:
:Folgende Dinge halte ich in Bezug auf das Verhalten für möglich: Deine Hündin hat irgendwann mal eine negative Erfahrung mit einem Mann gemacht. Das kann durchaus passiert sein, ohne daß Du das mitbekommen hast (beispielsweise am Zaun, wenn sie mal alleine im Garten war). Eine andere Möglichkeit wäre, daß Deine Hündin insgesamt sehr viel weniger mit Männern als mit Frauen zu tun hat. Dann fehlt einfach die selbstverständliche Sicherheit im Umgang.
:
:Am wahrscheinlichsten ist für mich aber folgendes: Hunde haben absolut feine Antennen für die Stimmung des Menschen, der sich ihnen nähert. Vor allem Angst oder Unsicherheit nehmen sie deutlich wahr. Nun kennt fast jeder Mensch den "Rat", einem Hund nie die eigene Angst zu zeigen. Ein völliger Quatsch, weil man mit so einem Versuch wohl andere Menschen täuschen kann, aber NIEMALS einen Hund. Jetzt sind aber wohl besonders die Männer häufig bestrebt, sich ihre Angst/Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und treten oftmals sogar besonders forsch auf. Diese Schau nimmt ihnen allerdings ein Hund nie ab, und das könnte der Grund dafür sein, daß Deine Hündin so reagiert. Sie nimmt die Angst des menschlichen Gegenübers wahr, der sich aber nicht so verhält, wie es ein ängstlicher, aber gut sozialisierter Artgenosse tun wurde, d.h. er zeigt keine Unterlegensheitsgeste. Das akzeptiert die Hündin nicht und droht, um ihm zu zeigen, wo sein Platz ist. Ähnlich reagieren Hunde auch auf "größenwahnsinnige" Artgenossen, die vor lauter Angst wie die Irren kläffen und den eindeutig stärkeren Hund angehen.
:
:Es wäre also interessant, mal zu schauen, ob Deine Hündin auf ALLE Männer so reagiert oder ob es welche gibt, wo sie sich ganz normal benimmt. Ein gewisser Generalisierungseffekt ist allerdings möglich.
:
:Meine Hündin, die insgesamt selbst sehr unsicher ist, reagiert auf alle Menschen, die sich ihr unsicher und vorsichtig nähern, mit deutlichem Zurückweichen. Tun diese Leute aber noch dazu so, als ob sie keinerlei Angst hätten, droht sie. Jeder aber, der ganz selbstverständlich an sie herangeht und sie einfach freundlich knuddelt, wird sofort stürmisch und freudig begrüßt.
:
:Liebe Grüße,
:Jutta

:Liebe Jutta
Recht herzlichen Dank für Deine Antwort. Habe mich sehr darüber gefreut. Ja, Du hast vollkommen recht, meine Hündin reagiert nur auf bestimmte Männer, nicht auf alle. Da liegt es auf der Hand, dass sie also auf solche reagiert, die selbst ihre Angst unterdrücken wollen. Auch betrunkene Männer bellt sie sofort an. D.h. sie kann mit dieser Situation nicht's anfangen.
Doch sie hat eigentlich sehr viel Kontakt mit Männer, da sie bei mir mit im Büro ist und dort zu 80% Männer arbeiten. Also können wir dieses Problem ausschliessen.
Wie behandelst Du Deinen Hund, wenn sie auf solche Situationen so reagiert? Ich kann die Leute ja verstehen, wenn sie vor einer Rottihündin Angst haben, da ja fast nur ausschliesslich Schlechtes über Rottweiler geschrieben wird.
Und für die Zukunft möchte ich sie nicht nur an die Leine nehmen, wie schon so manch angebellter Mann mir den Ratschlag gegeben hat.
Ich danke Dir noch einmal für Deine Antwort und wünsche Dir einen schönen Abend.
Tschüss
Yvette


14. Dezember 1998 21:12

::
:Hallo Yvette
:
sad smileyBriard-)Jutta hat Dir ja schon eine erstklassige Umschreibung gegeben, was passiert. Jetzt musst Du nur noch herausfinden, wie Du Deine Hündin zum Umdenken bewegst. Denn die Männer (sorry, nicht sexistisch) werden sich nicht ändern. Sie sind sich ja nicht bewusst, was sie auslösen.
:
:Ich habe folgenden Tip bei John Fisher gelesen und in abgewandelter Form wird er auch vom TT.E.A.M sowie Clicker-Training empfohlen. Zudem benutze ich ihn schon seit Jahren bei meiner äusserst schnell aggressiven Hündin und habe zigmal Belästigungen und schlimmeres damit vermeiden können, nachdem sie soweit war, jeden Fussgänger anzukeifen, der sie auch nur angeschaut hat, sobald sie mehr als ca. 10 Meter von mir entfernt lief (lebte als Zwingerhund beim Züchter bis 6 Monate und liess sich ursprünglich von niemandem streicheln, der sich bückte, sondern ging sofort zur Attacke auf die Hände über etc., kurzum: das volle Programm des nicht-erwünschten Verhaltens).
:
:Wen es wundert, dass es der gleiche Tip ist wie der bei Aggressionen gegen Hunde (unter plötzliche Verhaltensänderung), soll sich überlegen, dass es die gleiche Situation ist (wie Jutta schon klargemacht hat):
:
:VORGEHEN: Ein Mann taucht weit weg auf, mein Hund hebt den Kopf, ich werde nett. Ich rufe ihn lustig freundlich, entspannt, halte ihm Futter vor die Nase (supergutes naturellement), quatsche nette Sachen. Es ist immer das gleiche Spiel: Ändere das Verhalten Deines Hundes dort, wo Du es noch nicht für nötig hältst, dort, wo man sonst noch zuwartet. So geht es Schritt für Schritt weiter, ob an der Leine oder frei. Möglichst Konfrontationen mit Männern aus dem Weg gehen und nicht versuchen, ob's nun geht. Lieber Situationen schaffen, wo die Männer auf Nummer sicher weg bleiben, z.B. in der Stadt. Alternative: selber Bogen machen. Immer nett bleiben, Situation entspannen durch Deine Stimmung, das Futter ist zur Verhinderung des Blickkontakts (bzw. Abschätzen des Entgegenkommenden). Resultat: Erlernung einer neuen Antwort. Das Herkommen und Dich anschauen kannst Du auch mit einem Wort verbinden. Persönlich benutze ich zudem Trockenfutter zur Ablenkung, weil es einfach besser geht. Je nach Stimmung des Hundes und des "potentiellen Gegners" lasse ich den Hund auch weitergehen und rufe nur wenn's kritisch wird mein "schau weg"-Wort.
:
:Keine Angst. Deine Hündin wird nicht zum "Waschlappen" dadurch. Wenn's Dir brenzlig vorkommt, z.B. nachts, funktionieren ihre hundlichen Gefühle trotzdem einwandfrei.
:
:Effekte: Dein Hund kann den Blickkontakt nicht aufrechterhalten (will sie auch nicht mehr), ergo wird keine Spannung aufgebaut (bellen); Du gewinnst an Ansehen (bei Deinem Hund), weil Du ja über der Sache stehst (Du ignorierst den anderen ja auch, der ist ja sooo unbedeutend); wenn's Du gut angehst, fängt Dein Hündin an Dich anzusehen, sobald ein Mann auftaucht und Du musst dieses unterstützen. Meine stupft mich manchmal sogar an, he, ich kann dem nicht in die Augen schauen, gib die Ausrede raus.
:
:Je nachdem, wie gut Dein Hund und Du zusammenarbeiten, kannst Du das Endprodukt auch abwandeln. Bei mir reicht häufig ein "sssss", damit sie den Kopf abwendet und weitermarschiert.
:
:Neuestens habe ich das ganze noch mit einer positiven Bestärkung verfeinert: sobald wer auftaucht (sie mag beinahe niemanden, in ihrem Revier und somit ist jeder gefährdet) und sie mich zur Antwort anschaut, statt den auftauchenden fixieren, wird sie mit dem Clicker "belohnt", das heisst der Click sagt ihr: gut gemacht, Futter wartet. Bis sie dann bei mir ist und das Futter hervorgekramt, ist meist der Mensch/Hund etc. auch wieder aus der kritischen Zone raus.
:
:Versuch's. Es macht mehr Spass und der Hund wirkt sooo gehorsam (das Guetzli sieht ja keiner).
:
:Roswitha
:
Liebe Roswitha
Danke vielmals für Dein Mail. Deine Uebung hört sich sehr gut an, und ich werde sie auch gleich morgen ausprobieren. Auf jeden Fall werde ich Dir in den nächsten Tagen antworten, wie es gelaufen ist. Besten Dank und bis bald
Yvette