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zwei Rüden - eine Wohnung

geschrieben von sabine & simbär(YCH) 
zwei Rüden - eine Wohnung
27. Dezember 1998 21:20


Seit einigen Tagen haben wir folgendes Problem mit unseren Hunden:
Simba, geb. 07/96, Berner Rüde
Bärchen, geb. 02/97, wahrscheinlich Neufi-Hovi-Mix

Simba ist ein sehr friedlicher Rüde, der bisher mit keinen anderen Hund Probleme hat. Auch mir gegenüber hat er bisher nie versucht dominat zu werden. Ich würde Simba als Traumhund bezeichnen. Er ist - so finde ich - einfach friedlich.

Bärchen ist eigentlich das totale Gegenteil, wenn ihm etwas nicht paßt, kann es passieren, daß er das auch zeigt. Ich würde Bärchen als dominat bezeichnen, er will nach oben.

Wir haben die Hunde bisher - da es für mich keinen klaren "Hundechef" gibt, immer unterschiedlich behandelt, mal Simba zu erst gestreichelt, Leckerchen, etc, ein anderes Mal war Bärchen zu erst dann. Die Hunde haben teilweise aufeinanderen gekuschelt gelegen, sich die Ohren gegenseitig geleckt. Beide Hunde dürfen nicht auf erhöhte Plätze.

Seit ein paar Tagen stelle ich nun eine Veränderungen fest. Wenn es eng wird (z. B. Flur) fangen beide an zu knurren. Streichel ich den einen , kommt der andere und drängt sich dazwischen, geknurre ist die Folge. Es kann auch passieren, daß beide brummend und knurrend auf ein andere los gehen, sich bisher aber umgehend wieder trennen. 5 Min. später leckt Bärchen Simba die Mundwinkel. Bei Abend sind beide Rüden ca. 2 Min. brummend um ein anderer herumgeschlichen, passiert ist nichts (?). Anschließend wurde kurz an einem Erdhaufen geschnüffelt. Als Simba zu mir zurückwollte, stand Bärchen dazwischen und die Brummerei ging wieder los.

Wie sollen wir uns jetzt verhalten? Bisher haben wir beide Hunde immer gleichzeitig und an gleicher Stelle aus zwei Näpfen gefüttert. Das habe ich schon geändert. Sie bekommen zwar noch gleichzeit das Futter, stehen dabei aber nicht mehr zusammen sondern ca. 1,5 Meter getrennt. Bei Türdurchgängen gehe ich immer zuerst und dann kommen die Hunde, hier gibt es bisher keine Regel (mal Simba, mal Bärchen zuerst). Ich sehe auch bisher keinen klaren Sieger. Wenn die beiden zur zusammengeraten - kenne ich das (End?)Ergebnis nicht. Es ist allerdings so, daß Bärchen schon knurrend unter Simba zu liegen kommt. Wenn es doch "unterworfen/besiegt" wäre, müßte sich die Situation doch entschärfen.

Ich möchte jetzt nicht falsch (=menschlich) reagieren, was müssen wir also tuen. Ich kenne zwar die Aussage, wer als erstes kommt, hat die älteren Rechte und darf bleiben, aber Bärchen könnten wir genau wie Simba nie abgeben.

Bei der Problemlösung bitte ich noch zu berücksichtigen, was wir zwei Kinder haben, die bisher entsprechend locker mit den Hunden umgegangen sind.

Wenn weitere Angaben nötig sind, bitte fragen

Im Vorfeld vielen Dank für eure Antworten

mit einem relativ hilflosen Gruß

Sabine & simbär








28. Dezember 1998 12:09

Liebe Sabine,

es sieht für mich ganz danach aus, als ob bei Deinen Rüden ein Rangordnungswechsel ansteht. Du schreibst zwar, daß Du bislang keine feststellen konntest, aber Hunde haben so differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten, daß es für Dich möglicherweise einfach nicht erkennbar war. Da Du zwei großrassige Hunde hast, dauert das Erwachsenwerden entsprechend lang. Dein Ersthund, Simba, hat jetzt, mit gut zwei Jahren, seine psychische Reife erreicht, während Bärchen gerade in das wunderbare Übergangsalter zwischen Junghund und Erwachsenem gerät.

Im Wolfsrudel ist es so, daß die erwachsenen Rüden etwa ab dem 4. Lebensmonat die weitere Erziehung der Welpen übernehmen. Dieses Verhalten, einschließlich der damit verbundenen Toleranzen, kann man auch bei unseren Haushunden beobachten. Auch Simba hat diese Aufgabe wohl bei Bärchen übernommen - und jetzt ist der "Zögling" allmählich alt genug, diese Einteilung in Frage zu stellen und selbstbestimmte Wege zu gehen.

Nach Deiner Schilderung sieht es für mich so aus, daß Bärchen dabei ist, zu gewinnen. ER stellt sich Simba in den Weg, wenn er zu Dir will, und Simba leckt IHM beschwichtigend die Schnauze. Du kannst aber noch an anderen Dingen feststellen, wie die derzeitige Situation aussieht. Wenn Du mit beiden spazieren gehst, achte mal auf ihr Spielverhalten. Dabei kommt es nicht darauf an, wer von beiden öfter unten landet: Im Spiel wechselt diese Rolle, mal ist einer unten, dann wieder oben. Das hat auch mit "echter" Unterwerfung nichts zu tun, sondern ist eher ein "Üben für den Ernstfall" (Spiel unter Hunden ist niemals zweckfrei). Was aber aussagekräftig ist, ist, wer von beiden jeweils das Spiel beginnt und wieder beendet. Wenn man nicht sooo geübt im Hingucken ist, ist meist das Beenden leichter zu erkennen: Der dominante Hund ignoriert irgendwann einfach die weiteren Aufforderungsgesten des anderen, weicht aus, dreht sich weg, markiert oder schnüffelt. Nur wenn der andere allzu lästig wird, macht er ihn auch mal kurz und entschlossen an.

Wenn Deine Hunde gelegentlich dazu neigen, mal kurz im Wald/Gebüsch zu verschwinden, hast Du noch eine "Testsituation". Nur der dominante Hund kann den anderen zum Mitlaufen (Jagd) auffordern. Wenn er losdüst, folgt das Rudel. Probiert hingegen ein unterlegener Hund, den anderen zum Mitrennen zu animieren, wird er vom dominanten Hund ignoriert. In einer Übergangsphase, wie bei Dir, kann das allerdings weniger eindeutig sein.

Mein Tip wäre also, in nächster Zeit mal verstärkt zu beobachten. Da ich aus Deiner Meldung die Tendenz in Richtung Bärchen als neuer Chef sehe, würde ich ihn unterstützen. Also: Bärchen wird zuerst begrüßt, zuerst geknuddelt, zuerst gefüttert (wobei die Sache mit der Futterordnung umstritten ist). Versucht Simba, sich dazwischen zu drängeln, schickst Du ihn weg. Das mag schwer fallen, weil Simba ja die "älteren Rechte" hat, aber das ist menschliches Denken. Auch wenn Du Dir vielleicht untreu vorkommst: Du erleichterst BEIDEN Hunden das Zusammenleben und ersparst Simba u.U. etliche leidvolle Erfahrungen mit Bärchen. Für Dich ist jetzt die Zeit gekommen, wo Du Deine Qualitäten als Chef unter Beweis stellen mußt. Und Sentimentalität gibt es unter Hunden nicht.

Innerhalb des Hauses (Revier erster Ordnung) würde ich jede Anmache der beiden unterbinden: Es ist in erster Linie DEIN Revier, in dem DU die Regeln fürs Zusammenleben aufstellst. Droht Simba, wird er sofort zurechtgewiesen, droht Bärchen, wird ebenfalls Simba zurechtgewiesen (Unterstützung der Rangordnung). Das klingt schon wieder hart, aber wenn Bärchen der Chef ist und Simba in seine Grenzen weist, hat Simba vorher gegen die Regeln verstoßen. Ich würde Dir auch raten, den Freßabstand zu vergrößern und die Hunde in unterschiedlichen Räumen zu füttern. Auch wenn es nicht zum Streit kommt: Der Futterneid veranlaßt die Hunde, hastig zu fressen, und damit handelst Du Dir bei Hunden dieser Größe die Gefahr einer Magendrehung ein.

Entscheidend ist, daß Du einen Blick dafür entwickelst, wer von beiden derzeit am Gewinnen ist und diesen absolut unterstützt. Ich habe mich jetzt auf Bärchen konzentriert, aber natürlich kenne ich die Situation nicht live. Das kannst nur Du beurteilen. Du wirst merken, ob Du richtig liegst, wenn sich mit der eindeutigen Reaktion von Deiner Seite die Kabbeleien nach und nach entschärfen und seltener werden. Allerdings kann das noch ein Weilchen dauern, da der Alters- und vermutlich auch Kräfteunterschied Deiner beiden Rüden nicht sehr groß ist. Auf jeden Fall mußt Du damit rechnen, daß vor allem bis zur völligen psychischen Reife von Bärchen immer wieder "Krieg" angesagt ist. Wird es gar zu heftig, steht vielleicht irgendwann die Entscheidung an, den unterlegenen Hund kastrieren zu lassen, um den Abstand deutlicher zu machen.

Wenn Du cool und konsequent bleibst (und das meine ich ebenfalls aus Deiner Meldung lesen zu können), kriegst Du die Sache hundertpro in den Griff. Zwei Rüden sind leichter zu handeln als Hündinnen, da sie die Rangordnung akzeptieren.

Übrigens: Hast Du schon mal drauf geachtet, ob sich Bärchen gelegntlich auch DIR in den Weg stellt? So scheinbar zufällig und "gedankenverloren" steht er dann mitten in Deiner Laufrichtung. Falls ja, auf keinen Fall drumrum laufen, das ist nämlich keinesfalls "Zufall", lach. Vielleicht liest Du mal meine Meldung "Hat Ihr Hund sie gut im Griff"?

Liebe Grüße,

Jutta



28. Dezember 1998 22:28

:Liebe Jutta,

erst einmal vielen Dank für Deine Antwort. Ich muß aber leider etwas doch noch richtig stellen.

"Nach Deiner Schilderung sieht es für mich so aus, daß Bärchen dabei ist, zu gewinnen. ER stellt sich Simba in den Weg, wenn er zu Dir will, und Simba leckt IHM beschwichtigend die Schnauze", daß stimmt leider nicht; Bärchen leckt Simba die Schnauze (ich bin nicht sicher ob das in der Frage so eindeutig wahr).



Wenn Deine Hunde gelegentlich dazu neigen, mal kurz im Wald/Gebüsch zu verschwinden, hast Du noch eine "Testsituation". Nur der dominante Hund kann den anderen zum Mitlaufen (Jagd) auffordern. Wenn er losdüst, folgt das Rudel. Probiert hingegen ein unterlegener Hund, den anderen zum Mitrennen zu animieren, wird er vom dominanten Hund ignoriert. In einer Übergangsphase, wie bei Dir, kann das allerdings weniger eindeutig sein. Das geht - wenn ich genau überlege meist von Simba aus. Simba läuft vor, schnüffelt und Bärchen folgt (in ungefähr 95 % aller Fälle). Bei der "Spielaufforderung" ist es genauso, Simba ignoniert Bärchen, rennt aber u. U. anschließend voll auf ihn zu, um letzten Moment einen Hacken zu schlagen und dann spielen beide kurz "fangen" (Situation sehr selten - Simba spielt insgesamt sehr wenig)


Frage hierzu: Innerhalb des Hauses (Revier erster Ordnung) würde ich jede Anmache der beiden unterbinden: Es ist in erster Linie DEIN Revier, in dem DU die Regeln fürs Zusammenleben aufstellst. Droht Simba, wird er sofort zurechtgewiesen, droht Bärchen, wird ebenfalls Simba zurechtgewiesen (Unterstützung der Rangordnung). Das klingt schon wieder hart, aber wenn Bärchen der Chef ist und Simba in seine Grenzen weist, hat Simba vorher gegen die Regeln verstoßen. Dazu folgende Situation: Bärchen liegt im Wohnzimmer (Sitzgruppenbereich), Simba kommt hinzu, Bärchen knurrt/brummt. Wen muß ich jetzt zurechtweisen. Simba - da er gekommt ist / Bärchen - da er nicht zu knurren hat, wenn Simba kommt, oder beide, da ICH es will, daß beide im Wohnbereich/Sitzgruppe liegen dürfen?

Ich denke zwar auch, daß Bärchen auf dem Weg nach oben ist, so eindeutig finde ich die Situation aber nicht. Simba ist aber auch nicht ohne, wenn wir fremde Rüden treffen, wird Simba meist nur kurz beschnüffelt und dann geht jeder seines Weges, ohne das eine Auseinandersetzung erkennbar ist. Bei Bärchen gibt es meist immer eine kurzes Gebrumme/Geknurre mit Anstarren, großwerden und umschleichen...., mehr passiert noch nicht.

Ich bin bereit, alles zu tuen, damit die beiden Rüden sich vertragen. Ich habe allerdings bisher Simba auch nicht bevorzugt behandelt, mal wurde er; dann wird Bärchen zuerst gestreichelt. Dazu kommt auch, das beide Hunde meist freilaufen und wenn Simba, 5 Meter dahinter Bärchen auf Abruf "sitz machen" lobe ich - da Bärchen von mir aus gesehen zuerst kommt, Bärchen zuerst. Ich finde es nämlich blöd, jetzt erst zu Simba (sprich kommentarlos an Bärchen vorbei) gehen zu müssen (loben,leckerchen) und dann zu Bärchen.

Ich hoffe, daß meine Ergänzungen und Anmerkungen dir nochmals weiterhelfen und Du mir entsprechend helfen kannst.

Dank für die schnelle Antwort

Sabine & simbär

07. Januar 1999 16:46

Hallo Sabine,

ich habe in einer älteren Ausgabe von Partner Hund (7.1998) etwas über Rüden-WG gelesen. Ich habe die Zeitung dabei. Vielleicht ist der Artikel für Dein aktuelles Problem hilfreich. Wenn Du möchtest kann ich Dir den Artikel zufaxen.

Ich hoffe, die Rüdenragelei hat sich etwas gelegt. Gibt mir kurz Bescheid, wenn Du den Artikel noch nicht haben solltest.

Ganz liebe Grüße
Tina


07. Januar 1999 18:24

Hallo Tina,

vielen Dank für Dein Angebot, den Artikel kenne ich schon. Leider trifft er auch unser Problem nicht.
Das Hauptproblem ist wirklich, daß wir nicht wissen, wer "Chef" ist, Jutta hat mir zwar ein paar interessante Ansätze mitgeteilt, die aber einmal auf Simba und einmal auf Bärchen passen. Dazu kommt noch, daß beide fast gleichalt sind und ungefähr auch gleich schwer.

Wir haben die Situation mittlerweile aber unter Kontrolle, da wir den Umgang mit beiden Rüden insgesamt verändert haben. Zur Zeit ist es wieder das Chaoten-Team, was ich einfach liebe

Trotzdem vielen für Deine Antwort