Hallo Daniel
Ich MUSS Dir einfach antworten!!! Es ist ein Klassebeispiel gerade für die humansoziale Übertragung (oder antropomorphes Verhalten). Dir fehlen noch ca. 2 Gedankenschritte und dann bist Du ein ganz neuer Hundehalter. Ich hoffe, ich schaffe es, Dich zu überzeugen!
:Ist das Rucken an der Leine nicht eigentlich eine Bestärkung des bereits gegebenen Befehles?
:Geht es hier nicht lediglich darum, die Aufmerksamkeit des Hundes auf den gegebenen Befehl zu lenken? Ist es nicht nur eine Reaktion auf ein nicht erfülltes Kommando?
Klar, hast Du völlig recht. Es ist eine "Korrektur". Aber damit lieferst Du Dich gewaltig aus. Was machst Du die restlichen 23 Stunden, in denen der Hund nicht in Deiner Leinengewalt ist? Ich will mich hier nicht darüber streiten, wie der Hund das Halsbandrucken empfindet. Ich kann ja auch Menschen dazu bringen zu glauben, geschlagen zu werden sei normal. Das ist kein Abschwenker, sondern das Grundübel. Nur weil man sich an etwas gewöhnt, Mensch oder Tier, heisst das nicht, dass es gut ist.
Gehst Du nun also einen Schritt weiter und bringst den Hund dazu, dass er Dein Kommando ausführen WILL, kannst Du den Leinenruck wegschmeissen. Du brauchst dann auch keine Angst zu haben, dass der Hund im Notfall "versagt". Man kann jeden Hund dazu bringen, praktisch jederzeit zu tun was man will. Man muss aber sein Wollen in den Griff kriegen, sozusagen richtig fördern. Deshalb sind ja Zirkustiere heute so zuverlässig. Sie haben gelernt zu wollen und nicht zu müssen.
avon abgesehen, daß der Leinenruck immer nur Bestärkung einer verbal erbrachten Zurechtweisung sein sollte, die sehr wohl berechtigt ist, wenn der Hund das gegebene Kommando kennt, versteht und trotzdem nicht ausführt, kann ich nicht nachvollziehen, daß das Tier hier plötzlich vor der Wand der Unwissenheit stehen soll.
Weshalb, glaubst Du, dass zurechtgewiesene Hunde so langsam lernen, unzuverlässig reagieren und nur wenige von Ihnen etwas "taugen"?
:Viel destruktiver ist wohl die vielfache Wiederholung des Kommandos, da ich dadurch jedwede zukünftige Konsequenz untergrabe. (Immer davon ausgegangen, der Hund kennt das Kommando)
Das ist aber ein ganz anderes Problem. Leute, die ihren Hund förmlich anbetteln, etwas zu tun, sind ein ganz anderes Kapitel.
:Noch etwas verstehe ich nicht ganz.
:Auf der einen Seite bist Du - Deinen Ausführungen nach zu urteilen - ein absoluter Verfechter "gewaltfreier" Hundeerziehung, andererseits lese ich in Deiner Antwort zu " Hund beißt Halter" ein recht denkwürdiges Zitat. Nämlich, daß es vollkommen verständlich ist, daß der Hund irgendwann mal "zubeißt", wenn all die anderen "Warnungen" seinerseits nichts gebracht haben. (Hast Du ja auch absolut Recht)
Das aber heißt im Endeffekt, daß es für den Hund absolut naturgegeben ist, in bestimmten Situationen körperliche Gewalt einzusetzen( stimmt auch) - Und somit, daß er auch im umgekehrten Fall damit umgehen kann, da er sie ja selbst gezielt und "wohltemperiert" (zurechtweisend) einsetzt. (Was im Übrigen Fakt ist). # q.e.d.
Da liegt ein weiteres Problem. Vielleicht ein Mensch unter 100'000 kann lernen, genau zu imitieren, wie Hunde sich untereinander zurechtweisen. Und wenn das könnte, müsste er sich auch noch den ganzen Tag lang wie ein Hund benehmen, dass die Botschaft klar bleibt (Rangordnungen sind nicht stabil, sie werden täglich bestätitigt). Ein Ding der Unmöglichkeit. Da ist es einfacher, auf nicht-aggressiver Ebene zu arbeiten und sich Respekt zu verschaffen statt Dominanz und dem Hund eben beizubringen, Schritt-für-Schritt, dass wir das gleiche wollen.
Begebe Dich nie auf die Ebene des Hundes, in Auseinandersetzungen sondern benutze Dein Hirn. Entferne Dich vor allem von der menschlichen Erziehungsmethode: böses = strafen, gutes = belohnen.
Im Welpen-Forum hat's eine Übersetzung (Ende Dezember) über Aggressions-Prävention. Ich hatte zugegebenermassen anfangs auch Mühe mit dieser Idee, aber nur wegen des Verlusts des "Schutzhundes", weil ich darauf angewiesen bin, dass mein Hund die Wohnung bewacht.
:Ist körperliche Gewalt (wir sprechen hier nicht von Mißhandlung) verwerflich, oder nicht?
:Wenn ja, dann ist auch das Wesen eines Hundes als verwerflich zu betrachten, da körperliche Gewalt zum täglichen Leben dieser Tiere gehört - nur eben "wohltemperiert" und zweckgerichtet eingesetzt.
Der Hund ist nicht-verbal kommunikativ und der Mensch hat das Hirn. Seine Haltung ist sicher nicht verwerflich, unsere hingegen schon, wenn wir ihn dazu zwingen, soweit zu gehen.
:Wenn nicht, so ist es eine letzte Konsequenz in der Zurechtweisung, die auch für den Hund nachvollziehbar, da wesensentsprechend ist.
Ja, aber auch s.o. Wir können nun mal auf der aggressiven Ebene nicht mithalten. Da setzen wir sozusagen mitten im Text ein und kommen zu keinem klaren Schluss.
Ich könnte Dir das täglich beweisen, weil ich soviele Fälle kenne und Zugang zu neusten Fallstudien aus aller Welt habe.
WICHTIGER ASPEKT:
Übrigens sind bei Hunden, die andere Hunde spitalreif beissen jene Besitzer übervertreten, die daran glauben, sie hätten ihren Hund nur dann im Griff, wenn sie ihn über körperliche Strafen einordnen (mein Lieblingsspruch zurzeit: Aggression breeds Aggression, frei übersetzt: Aus Gewalt entsteht Gewalt).
Gruss
Roswitha