Hallo,
ich habe ein recht schwieriges Problem, das heißt, eine gute Bekannte hat es. Sie hat einen 2,5 Jahre alten Hovawart-Rüden. Dieser ist sehr lebhaft, tobt und spielt unheimlich gerne und hat nur Dummheiten im Kopf. Meine Hündin hat ihn praktisch mit aufgezogen, die beiden lieben sich heiß und innig. Aber zu Hause gibt es mit dem Rüden große Probleme. Meine Bekannte kommt nur am Wochenende heim, sonst ist der Hund hier bei ihrem Vater, der mit ihm auch hundeschule macht, und sich veil mit ihm beschäftigt. Es war aber schon immer so, daß der Rüde scih gegen ihn gestellt hat, wenn die Tochter nach hause kam. Er läßt grundsätzlich niemanden an sein Futter, auch bei Spielzeug ist es schwierig. Das eigentliche Problem ist aber, daß die Beißschwelle extrem niedrig ist. Er knurrt kaum, sondern setzt sofort zum Angriff an. Als er ein Jahr war, kam sein Herrchen ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel. Der Hund lag unter dem Tisch. Als der Mann aufstehen wollte (er hat sich gar nicht um den Hund gekümmert), schoß der Hund unter dem Tisch hervor und biß ihn in den Arm. Kein Scheinangrif mit ein paar Kratzern, sondern eine richtige Wunde. Darauf hin wurde der Rüde kastriert, und die Tierärztin schlug vor, ihm die Reißzähne abzuschleifen. Meine Bekannten gingen darauf ein, da sie auch keine andere Lösung wußten. Zumindest tiefe Wunden kann er jetzt nicht mehr verursachen. Der Hund schläft jetzt im Keller, darf nur unter Aufsicht in die Wohnung, und Vater und Tochter halten sich nicht mehr in einem Raum auf, wenn der Hund dabei ist. Trotzdem machte sich der Hund sonst ganz gut, war draußen weiterhin freundlich, und auch der Vater hatte die Woche über keinerlei Probleme. Der Rüde gehorchte nicht mal schlecht, wenn er auch sehr dickköpfig ist. Ich muß dazu sagen, daß die Familie selbst nicht gerade dominant ist, und dm Hund viel durchgehen gelassen wird, was selbst ich meiner nicht dominanten Hündin verbiete.
Das Problem ist aber auch die starke unsicherheit des Rüden. Auf jeden Grashalm, der sich bewegt, stürmt er knurrend zu. Kommen Leute, knurrt er, und stürmt darauf zu. Er jagt Autos, was ihm auch nicht abzugewöhnen ist. Im Dunkeln kann man ihn nicht von der Leine lassen, weil man Angst haben muß, daß er jeden beißt, einfach aus Angst. Damit hatten sich die Besitzer ja soweit eigentlich arrangiert, aber jetzt tritt ein neues Verhalten auf. Meine Bekannte war letztes Wochenende nicht da. Als sie gestern kam, war der Hund sehr unsicher in der Wohnung. Er guckte sich ständig unsicher um, knurrte sofort, wenn ein außergewöhnliches Geräusch da war und wußte offensichtlich nicht, wie er sich verhalten sollte. Meine Freundin sagt, er knurrt jetzt eigentlich niemanden mehr an, sondern ist allgemein verunsichtert. Das ist ja auch in so fern gefährlich, als die Hemmschwelle zum Beißen bei ihm so niedrig ist. Was kann man denn tun, um einem Hund die nötige Sicherheit zu geben? Strenge und Durchsetzungsvermögen bewirken bei ihm eher noch mehr Unsicherheit. Andererseits ist er ja auch dominant, er würde wahrscheinlich schon gerne die Rudelführung übernehmen, ist aber nicht mutig genug, es noch mal zu versuchen.
Man kann an der Situation, das am Wochenende das Frauchen kommt, auch nichts ändern, zumindest im Moment nicht. Außerdem ist sich meine Bekannte eigentlich sicher, daß, wenn sie den Hund die ganze Woche hätte, er irgendwann bei ihr versuchen würde, sich durchzusetzen.
Ich würde mich über Lösungsvorschläge freuen, aber auch gerne wissen, was ein solches Verhalten auslösen kann. Der hund tendiert ja stark zum Angstbeißer, ist das eigentlich angeboren? Er hat zumindest in den letzten 2,5 Jahren nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, und auch beim Züchter ist das nicht wahrscheinlich. Er stammt von einem Bauernhof und einer sehr netten Familie.
Vielleicht weiß ja jemand, wie man helfen kann, vor allem, weil der Rüde mir und meiner Hündin gegenüber sehr freundlich ist.
Eva und Rio