Liebe Sanne,
eigentlich sprichst Du mit Deiner Meldung zwei Probleme an: Zunächst das vordergündige, nämlich Runterbeugen oder in die Hocke gehen. Egal, was immer Du tust, Du erreichst höchstwahrscheinlich Dein Ziel, nämlich den Hund auf Dich aufmerksam zu machen, nicht. Du kannst ihn von oben "betun", wie immer Du willst, er wird sich vermutlich hartnäckig weiter dem anderen Hund zuwenden. Gehst Du in die Hocke, hast Du das gleiche Problem, mit der möglichen Steigerung, daß Dein Hund aus einer Überspannungsreaktion heraus an Dir hochspringt und Dich umwirft (so er kräftig genug dazu ist).
Das andere Problem: Was Du (und scheinbar auch Deine Ausbilderin) als "Beruhigen" empfindet, hat genau den gegenteiligen Effekt: Du bestärkst Deinen Hund in seinem Verhalten. Er kläfft, knurrt und macht sonstwie den Affen, zur Belohnung wird er von Dir gestreichelt. Hund lernt: Dieses Verhalten ist in Ordnung, ich werde dafür gelobt (nämlich gestreichelt und angesprochen). Würdest Du schimpfen, hättest Du den gleichen Lernerfolg, dann über den Weg der negativen Verstärkung. Der Hund bekommt Deine Aufmerksamkeit, die Art und Weise spielt dabei keine Rolle. Für den Hund ist es so, daß Du ihn entweder lobst oder mitkläffst.
Stellt sich nun die Frage, wie Du das Verhalten anders in den Griff kriegen kannst. Dabei hängt es stark davon ab, ob Dein Hund eher ein Angsthase oder ein Rambo ist. Bei beiden Typen hilft grundsätzlich immer, das unerwünschte Verhalten völlig zu ignorieren. Das bedeutet, Du bleibst völlig ruhig stehen, hältst nur ruhig die Leine fest, sagst nix, tust nix und schaust überall hin, bloß nicht auf Deinen Hund. Das ist am Anfang immer ziemlich nervenaufreibend, aber der Erfolg stellt sich im Laufe der Zeit ein. Da der Hund keinerlei Bestätigung mehr von Dir bekommt, lohnt es sich für ihn nicht, sich weiterhin so aufzuführen.
Zum anderen ist Ablenkung angesagt, vor allem, wenn Dein Hund zu den "Blümchen" gehört. Diese Ablenkung (z.B. ein kurzes Spiel) muß starten, BEVOR Dein Hund mit dem Theater angefangen hat. Das heißt, daß Du gezielt bestimmte Spiele mit ihm üben solltest, die mit einem bestimmten Kommando und immer motivierend eingeleitet werden. Wenn Du interessanter bist, als der "Feind", hat Dein Hund eine Bedrohung weniger. Gelobt und gestreichelt wird zukünftig nur noch, wenn sich Dein Hund ruhig verhält oder erfolgreich ablenken läßt.
Hast Du eher ein Rambo-Exemplar an der Leine, dann kannst Du durchaus Deine Rangstellung als Alpha ausspielen und einfordern. Geh mit Deinem Hund ein Stückchen weiter vom Gegner weg, die nötige Entfernung mußt Du selbst rausfinden. Dann leg ihn ins Platz und stelle Dich zwischen ihn und den anderen Hund. Deiner wird versuchen, an Dir vorbeizuschauen, aber das ist nicht so schlimm, solange er liegenbleibt. Das Liegen setzt Du auf alle Fälle durch. Liegt er ohne zu robben oder sich sonstwie aufzuführen, wird er mit sanfter Stimme gelobt. Jeder Versuch, seinen Platz zu verlassen, wird mit einem "NEIN!" beantwortet, danach legst Du ihn wieder ruhig an die gleiche Stelle, von der er aufgestanden ist. Wichtig ist, daß Du Dich nicht in Streß bringen läßt. Wenn er zehn Mal aufsteht, legst Du ihn zum elften Mal wieder hin. Das Ganze ist ein Machtspiel, und der, der den längeren Atem hat, gewinnt es. Streng ist immer nur das "NEIN!" und es muß sofort in dem Moment erfolgen, wo Du den Ungehorsam bemerkst. Das "Platz" und "Bleib" ist wieder ruhig und freundlich. So lernt Dein Hund: Hinlegen und liegenbleiben ist angenehm, aufstehen und sich aufführen nicht. Kriegst Du ihn nicht zur Ruhe, vergrößere den Abstand zum anderen Hund noch ein Stück weiter. Du kannst Dich im Laufe der Zeit dann dichter ranarbeiten.