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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Halti
02. Oktober 1997 11:29

Hallo Eva,
Rocky war ein grosser temperamentvoller Schnauzermischling, der
sich nicht überzeugen lies mit einem Halsband ordentlich zu laufen.
Mit dem Halti ging alles problemlos, legten wir ihm aber die Leine
wieder ans Halsband, zog er wieder wie wild. Warum das so war
wissen wir nicht, nur war es für alle Beteiligten viel friedlicher
mit dem Halti zu gehen. Er konnte mit dem Halti Bälle fangen, Stöcke
tragen und zernagen, und das Maul weit zum Gähnen aufreisen ( wenn
der Spaziergang zu langweilig wurde). Wenn wir in Gegenden mit viel
Gestrüpp oder Unterholz waren, haben wir ihm das Halti abgenommen,
dass er beim stöbern nirgends hängen bleiben konnte.
Nachdem ich die vielen Meinungen im Board gelesen habe, mache ich
mir im Nachhinein doch noch Geddanken, ob wir nicht besser konse-
quenter mit dem Halsband hätten arbeiten sollen.
Unser jetziger Hund braucht kein Halti, weil er sehr schön an der
Leine geht, darüber bin ich recht froh. Umbra (Golden Retriever) ist
allerdings auch ein viel ruhigerer Hund als Rocky, das liegt ja
schon in der Rasse.
Also dann bis bald, viele Grüsse Gigi


02. Oktober 1997 17:51

Hallo Eva,

so ganz kann ich Deiner Erziehungsmethode ja nicht folgen.
Wie soll ich einen 45 kg Hund an der Leine halten, der gerne auf jemand
losgehen will? Der jeden Jogger, einzelnen Spaziergänger und Radfahrer für eine
Gefahr hält? Und der läßt sich nicht mit Leckerli oder Spiel ablenken. Auf
die Idee sind wir in unserer Hundeschule auch schon gekommen. Hast Du schon
mal davon gehört, daß auch Wolfswelpen nicht mehr spielen, wenn Gefahr droht?
Und wenn der Mattis halt meint so ein Jogger könnte gefährlich werden, dann
paßt er halt auf!

Mein Hund läuft auch am Geschirr, aber das Ziehen ist dadurch nicht viel
besser geworden. Das einzig Gute daran ister kriegt nichts an den Kehlkopf
und ich kann ihn kurz anlupfen, wenn er sich mal wieder ins Zeug legt.

Dieses Vorbeugen würd ihn auch nicht beeindrucken, ich kann mir nur vorstellen,
daß er mich auf die Seite schiebt um besser aufpassen zu können.

Ich denke, wenn ich bei der "Wasserdusche" NEIN sage, hat er das auch kapiert.

Hast Du übrigens schon das Buch von Günter Bloch "Der Wolf im Hundepelz" gelesen?
Kann ich nur wärmstens empfehlen!

Gruß

Petra


04. Oktober 1997 09:07

Hallo Eva,

so ganz kann ich Deiner Erziehungsmethode ja nicht folgen.
Wie soll ich einen 45 kg Hund an der Leine halten, der gerne auf jemand
losgehen will?
Und wenn der Mattis halt meint so ein Jogger könnte gefährlich werden, dann
paßt er halt auf!

Sehe ich richtig, daß Du mit "paßt er halt auf" meinst, daß er sich mit aller Gewalt in die Leine stemmt und dem "gefährlichen" Etwas zu verstehen gibt, daß er es in der Luft zerreißen wird, wenn er den lästigen Ballast hinter sich erst mal losgeworden ist?
Viele Hunde sind uns kräftemäßig überlegen. Umso wichtiger ist es, daß man sich auf ein körperliches Kräftemessen gar nicht erst einläßt. Der Hund muß merken, daß Du darauf bestehst, daß Dein Auftrag ausgeführt wird, egal was für eine Ablenkung da ist. Natürlich muß man das üben, aber es funktioniert nur, wenn man konsequent ist. Deshalb sage ich auch, daß die Unart nach einer Woche weg sein muß. Das heißt, man übt mehrmals täglich mit dem Halti, der Hund lernt dabei, daß er auf Deinen Auftrag hören muß und daß er keine Chance hat zu kläffen. Wenn erst der 20. oder 30. Jogger an ihm vorrübergeprescht ist, wird es ihm wohl bald selber zu dumm. Es ist aber alles umsonst, wenn man ihm 3 mal gesagt hat, er soll das Kläffen lassen, und ihm beim vierten Mal wieder kläffen läßt.
Naja, wahrscheinlich habe ich mich wieder völlig unklar ausgedrückt. Aber eigentlich wollte ich hier auch keine Vorträge über Hundeerziehung halten. Ich wollte nur dringend davon abraten, daß man einfach einem Hund, mit dem man Probleme hat, ein Halti verpaßt, und glaubt, daß man damit sein Kommunikationsproblem mit dem Hund gelöst hat.

Mein Hund läuft auch am Geschirr, aber das Ziehen ist dadurch nicht viel
besser geworden.

Wie ich inzwischen schon mehrfach erwähnt habe, ist es nicht das Hilfsmittel allein, das dem Hund das Zerren abgewöhnt.

Das einzig Gute daran ister kriegt nichts an den Kehlkopf

Und das sollte uns schon eine Menge wert sein!

und ich kann ihn kurz anlupfen, wenn er sich mal wieder ins Zeug legt.

Tja, es wäre eben schöner, wenn man ihn nicht "anlupfen" müßte, sondern ihm vorher sagen könnte, daß er den Blödsinn lassen soll.

Dieses Vorbeugen würd ihn auch nicht beeindrucken, ich kann mir nur vorstellen,
daß er mich auf die Seite schiebt um besser aufpassen zu können.

Ich habe niemals behauptet, daß man einen Hund, der gerade jemanden ankläfft, und für den man also gerade Luft ist, auch nur im geringsten durch über ihn beugen beeindrucken kann. Meine Bemerkung bezog sich nur auf die Situation, wo ein Hund, der am Halti hängt, plötzlich seinen Kopf zum Hundeführer gedreht bekommt, ihn nicht mehr bewegen kann, und den Hundeführer über sich gebeugt sieht. In dieser Dominanzstellung verharrend, kann man fast jeden Hund schwer beeindrucken. Man sollte einfach wissen, was man tut.


Ich denke, wenn ich bei der "Wasserdusche" NEIN sage, hat er das auch kapiert.

Er kapiert sicher, daß Du Dich aufregst und nicht mit ihm zufrieden bist. Du hast auch den gewünschten Erfolg, daß der Hund von seinem Gekläffe abläßt. Aber er versteht nicht, daß Du sein Verhalten nicht duldest, denn offensichtlich mußt Du jetzt immer eine Wasserflasche mit Dir rumschleppen, weil der Hund Deinen Auftrag ("Klappe halten und hinsetzen"winking smiley nicht ernst nimmt und erst auf die Dusche reagiert.

Hast Du übrigens schon das Buch von Günter Bloch "Der Wolf im Hundepelz" gelesen?
Kann ich nur wärmstens empfehlen!

Nein, ich kenne es leider noch nicht, aber der Titel klingt gut und ich werde es sicher verschlingen, sobald sich die Gelegenheit gibt.


04. Oktober 1997 15:31

Hi!

Deine kategorische Forderung "daß das nach einer Woche weg sein muß" setzt leider voraus, daß mensch mehrmals täglich 20-30 Jogger zur Verfügung hat und auch die nötige Zeit dazu. Wenn ich zu diesem Training dem Hund noch den nötigen Auslauf und Beschäftigung bieten möchte, muß ich mich, um so ein gefestigtes Verhalten in einer Woche abzustellen, den ganzen Tag damit abgeben. Und da stellt sich dann wieder die Frage nach genügend Joggern.......

Dies nur so als Bemerkung am Rande...

Gruß

Petra


06. Oktober 1997 15:02


Hallo Eva,

Du empfielst

Wer sich für das Sozialverhalten der Hunde untereinander und dem Menschen gegenüber interessiert und zusätzlich wissen will, wie wir uns ohne großen Druck mit unseren vierbeinigen Freunden verständigen können, dem sei das Buch
"Hund und Mensch im Zwiegespräch - Spielregeln für eine Partnerschaft" von Gudrun Feltmann-von Schröder empfohlen.
Es hat mir über viele unbewußte Fehler im Umgang mit Hunden die Augen geöffnet und ich bin von ihrer Methode der Hundeausbildung einfach begeistert. Die Autorin bildet Rettungshunde aus und therapiert Problemhunde.

Da Petra Führmann das Buch in einer Antwortmail abwertet, darf ich ihr ausnahmsweise einmal widersprechen. Ich habe mein Exemplar aus dem Schrank geholt und am Wochendende gezielt drin gelesen:
Es ist ein ganz ausgezeichnetes Buch. Es betont fast ausschließlich die ethologische Seite. Wer es liest, bevor er sich einen Hund zulegt und dann in der Lage ist, das Gelesene umzusetzen, der schafft seinem Hund optimale Verhältnisse,
Die ausschließlich positiven Methoden leiden in der Praxis leider nur etwas darunter, daß man in Schwierigkeiten kommt, wenn man keine Hundeerfahrung hat. Im Prinzip müßte man ohne Hund einen Welpen- und Junghundekurs besuchen. Danach wäre man fit.
Wer die ethologische Grundlage dieses Buches intus hat, kann optimal die vollkommen behavioristische Methode des Clickertrainings umsetzen, ohne in den Glauben zu verfallen, man könne einen Hund programmieren.

viele Grüße von Martin & Mirko


06. Oktober 1997 19:18

Hallo!

So, ich habe heute das Buch "Hund und Mensch im Zwiegespräch" nochmals ausgeliehen und gelesen.
So schlecht, wie ich es in Erinnerung hatte, ist es aber gar nicht. Wahrscheinlich verwechsele ich es mit einem anderen Buch. Einige Punkte finde ich aber doch recht seltsam bzw. falsch.

1. In einem Kapitel erklärt sie daß Hochspringen hundegemäß sei und der Hund liebevoll in die Arme geschlossen werden sollte. Hochspringen ist natürlich hundegemäß, das stimmt, aber deswegenn kann es dem Hund doch beigebracht werden, daß es vom Menschen nicht erwünscht wird. Das heißt nicht, daß man mit Zwangsmaßnahmen arbeiten muß!
Etwas weiter hinten fordert sie dann inkonsequenterweise, daß der Hund fremde Menschen nicht anspringen darf. Wie dies dem Hund beigebracht bzw. abgewöhnt wird, fehlt leider.

2. Ich bin nicht der Meinung, daß sich ein gut geprägter und sozialisierter Hund bedroht fühlt, wenn der Mensch ("mit großer aufgerichteter Gestalt"winking smiley IMMER psychisch beeindruckt ist.

3. Die Empfehlung, einen drohenden und knurrenden Hund mit beiden Händen rechts und links an den Backen zu halten und zum eigenen Gesicht hin zu ziehen, halte ich für sehr gefährlich. Ich habe schon genug Hunde erlebt, die bei einer solchen Herausforderung mitten ins Gesicht gebissen hätten. Ein solcher Ratschlag, befolgt von einem etwas unsicheren Menschen bei einem entsprechend selbstbewußten Hund kann böse ausgehen. Traut man sich dies zu und ist entsprechend psychisch überlegen, wird es klappen. Aber nicht so automatisch wie das Buch hier vermittelt! Ein wohlgeplantes Rangreduktionsprogramm funktioniert besser, einfacher und vor allen Dingen ohne körperliche Einwirkung oder Gefahr für den Menschen.

4. Zum Drohen eines auf Rangordnungskämpfe mit dem Menschen eingestimmten Hundes nur mit drohendem Zugehen reagieren zu wollen, kann leicht damit enden, daß mensch den Hund am Hals oder sonstwo hängen hat. Wenn man so seine Überlegenheit ausdrücken will, muß man sich seiner Sache schon sehr sicher sein. Für diesen Ratschlag gilt ebenfalls, was ich zu 3. schon geschrieben habe.
Einfaches Erstarren oder Fluchttendenzen funktionieren auch nicht immer, da die meisten Hunde nicht über ein optimales Sozialverhalten verfügen und der Mensch nicht in der Lage ist, seine Körpersprache in so einer Streßsituation (Angriff durch den Hund) für den Hund verständlich zu zeigen.

5. Die Erziehungsübungen lesen sich im Buch sehr einfach. Für Anfänger/innen wäre eine ausführlichere Erklärung und deutlichere Hinweise, wie oft usw. geübt werden muß besser.

6. Die Übungen zur Leinenführigkeit mit Welpen sind sehr gut. So ähnlich gehen wir in der Welpenausbildung auch vor. Leider nützt dies nichts bei Hunden, die eben schon seit Monaten oder Jahren ziehen. Ein bißchen überdieschnauzegreifen reicht da auch nicht aus, da dies die meisten Hunde nicht so beeindruckt wie mensch sich das einbildet. (Meine beiden jüngeren Rüden "beißen" oder besser greifen sich sehr oft gegenseitig über die Schnauze, ohne daß dies einen von beiden nennenswert beeindruckt).

Trotz alledem finde ich das Buch wie oben bereits gesagt insgesamt recht gut und stimme Martin zu.

Viele Grüße

Petra