Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Zum Thema: Technisierter Hund

geschrieben von Andreas(YCH) 
Zum Thema: Technisierter Hund
20. März 1999 22:26


Da ja wie ich in diesem Forum gesehen habe eine gewaltige Abneigung
gegen technische Hilfsmittel wie Teletakt,Presslufthalsband oder
ähnliches besteht bin ich mal gespannt ob mir jemand einen oder
mehrer Tips zu meinem Problem geben kann.
Mein Jagdhund ( Alter 15 Mon.) Bestens im Gehorsam abgerichtet
( Platz, Down, Sitz, freies bei Fuß laufen, Aport) bestens sozial
geprägt auf andere Hunde und Menschen führbar über Pfeife Handzeichen
und leise Befehle (kein lauter Ton nötig!)hatt eine sehr unangenehme
Eigenschaft.
Springt im Wald ( wo ich mich als Jäger ja öfter befinde ) irgend
ein Tier ab...ists mit dem Gehorsam dahin. Es hilft nichts mehr
kein Pfiff kein Rufen. Er ist halt dann mal "kurz Jagen".
Ich lege dann entweder meine Jacke oder seine Platzdecke mit ein paar
Leckerchen ab, da er gelernt hatt daß wenn wir uns verlieren ich ihn bei
diesem Punkt wieder Abholen werde. Das klappt bei mir 100%!
Jetzt wäre ich Dankbar für einen oder mehrer Tips wie ich ihm das
" Durchbrennen " abgewöhnen kann.
Ich persönlich sehe momentan nur die Möglichkeit eines Teletaktes.
( was für mich aber die aller aller letzte Möglichkeit ist!!)
Ideen aus dem Leerbuch für Anfänger wie Wurfkette
(Oder dann aber gleich die Info beifügen wie ich die an meinen Hund auf
100m heranbringe) oder mit einer Rassel ablenken
(bleiben wir mal auf dem Boden der Tatsachen)könnt ihr unterlassen.
Aus dem Stadium bin ich heraus! Jedenfalls habe ich Angst
( da in nächster Nähe des Revieres eine Bundesstraße und versch. stark
befahrene Straßen sind) meinen Hund zu verlieren! Geschweige denn wenn
dann noch ein folgenschwerer Unfall passiert!
Wie gesagt, bin für jede Hilfe oder Info dankbar!!!!!!!!!!




21. März 1999 18:09

Hallo Andreas!

Ich vermute, das Spiel mit der kürzer werdenden 10-Meter-Leine ist Dir schon bekannt? Bei den meisten Hunden funktioniert es, ist allerdings zugegebenermaßen sehr zeitaufwendig (wobei Du als Jäger sicher weißt, wo das entsprechende Wild steht, an dem man dann trainieren kann).
Frage zwei: Du weißt, daß man das Jagdverhalten am einfachsten unterbrechen kann, indem man den Hund ins Down ruft, SOWIE ER ANZEICHEN des Losspurtens zeigt? Ohren aufstellen/vorklappen, Nase hoch, Rute hoch... Denn wenn er erstmal los ist, sind die wenigsten noch zu stoppen.
Ansonsten (ich weiß, da schreien wieder alle, aber ein passionierter Hund, der Jagderfolg gehabt hat, ist meines Wissens nicht anders mehr zu erreichen, und Dir ist ja mit dem Ratschlag, den Hund im Wald an der Leine zu lassen, nicht geholfen!) sehe ich keine andere Möglichkeit als ein (korrekt eingesetztes)Teletakt. Der Sinn ist ja nicht, dem Hund damit Schmerz zuzufügen, sondern ihn heilsam zu erschrecken, daß Ungehorsam auch außerhalb unserer dirkten Reichweite Folgen hat. Die jagdlich leider erfolgreiche Hündin einer Freundin von mir, die ansonsten in der Luft wendet, wenn man sie ruft, war auch mit keiner anderen Methode als mit Teletakt mehr erreichbar. Wobei sie es einfacher hatte, ihr Hund sollte nur die Verknüpfung "Jagen=Unangenehm" machen, was für einen Jagdhund doch eher kontraproduktiv ist...

Gibt es keine Jagdhundausbilder, an die Du Dich in dieser Frage wenden kannst?

21. März 1999 21:33

Danke für Deine Antwort!
Doch es gibt genügend Jagdhundeausbilder, aber leider setzen die meisten
bei Problemen in meinen Augen das Teletakt viel zu schnell ein!

Ich versuche erst ALLE anderen Möglichkeiten auszuschöpfen..und da mir
da die Ideen ausgegangen sind hab ich mich an dieses Forum gewendet.

Ich weiß daß das vielleicht etwas provozierend war, aber ich finde man
sollte nicht zu "Blauäugig" sein und das Thema Teletakt totschweigen!

Ich habe auch schon einige interessante Antworten und Hilfeangebote erhalten
was mich sehr freut.



21. März 1999 23:25

Hallo Andreas,

sicher ist der Einsatz eines Teletaktgerätes nicht mehr oder weniger schmerzhaft für einen Hund, als ein heftig ausgeführter Leinenruck. Was für die meisten Betrachter hier aber so schlimm scheint, ist deren Assoziation mit "elektrischem Stuhl" oder "Fön in der Badewanne". Jedes Stachelhalsband verursacht in unqualifizierter Handhabung mehr Schmerz.
Nichtsdestotrotz ist es ein technisches Hilfsmittel, was wir eigentlich nicht benötigen.
Das Verhalten Deines Hundes läßt definitive Rückschlüsse auf seinen Erziehungs-(nicht Ausbildungs-) -Stand zu. "Mein Hund gehorcht hervorragend, nur, wenn..." ist immer die selbe Geschichte. Er kennt keine Konsequenz, da sie falsch vermittelt wurde. Anstatt den in Jägerkreisen üblichen Fehler zu machen, Platz oder Down als Strafkommando zu verwenden, solltest Du Deinen Hund ein konsequentes Abbruch-kommando lehren, welches keine Folgetätigkeit beansprucht. Dies nämlich ermöglicht dem Hund das Verständnis des Verbotes und gibt ihm gleichzeitig die Möglichkeit wichtige Übersprungshandlungen zu vollziehen.
Das waidmännische "Down" hatte ursprünglich ja auch nur den Zweck, dem Hund den Sichtkontakt zu rauben, um somit ein sichereres Abliegen zu gewährleisten - also auch ein Hilfsmittel.
Da Kommandos grundsätzlich als positiv zu übertragen sein sollten, ist ein Strafkommando sogar kontraproduktiv in der Ausbildung.
Alle von mir geforderten Tätigkeiten des Hundes (Sitz, Platz, Bei Fuß, Such...) bringe ich ihm in fördernder Weise bei. Er lernt, daß er durch die Befolgung mit positiver Resonanz zu rechnen hat. Jetzt plötzlich aber wird dieses Kommando strafend benutzt, da der Reiz z.B. des Jagens größer ist, als der, des zu erwartenden Lobes. Das wird nicht funktionieren, ohne Mißverständnisse zu provozieren. Das Einzige, was wir strafend - und mit strafender Konsequenz - erziehen, ist der Abbruch. Ergo ist es auch der richtige Weg, das Jagen über den Abbruch zu unterbinden, da dies die einzige echte Konsequenz ist, die der Hund kennt.
Hierzu müßtest Du mit dem Hund ein entsprechendes Kommando sukzessive, mit steigernder Konfrontation trainieren.
Wie das mit Deinem Hund effizient zu bewerkstelligen ist, kann ich mit den wenigen Informationen nicht beschreiben. Du kannst mich aber gerne einmal direkt unter danman@cityweb.de anmailen.
Im Normalfall ist selbst ein Hund der bereits positive Jagderfahrung machte und "Schweiß geleckt" hat in ca. zwei Wochen hasenrein zu bekommen. Ohne technische Hilfsmittel.

Viele Grüße

Daniel


22. März 1999 13:33

Hallo Daniel !

Hiermit möchte meine Erfahrungen mit Teletakt schildern.

Ich habe leider es ziemlich lange mitverfolgen dürfen, wie die Hunde auf
Teletakt reaigieren.

Ich habe 6 Wochen verfolgen können, wie Jagdhunde mit hilfe vom Teletakt

zu Gehorsam erzogen werden sollten. Die Teilnehmer waren ausschließlich
Jäger.

Ich habe mitansehen müssen, wo ein falsch eingestellte Teletakt dem Hund
so große
schmerzen bereitet hatte, daß er vor Schreck und Schmerzen angefangen
hat zu urinieren
und winseln. Der Hund war mehrere Tage nicht einsetzbar.

Ich habe auch mitansehen können, wenn ein Hund durch einen falsch
eingestellten Teletakt ganz einfach Ohnmächtig wurde.

Ich bin der Meinung, daß man solche Geräte nicht verharmlosen soll.

Ich habe einmal einen Teletakt an meinen Hals gehängt und die Skala
durchprobiert.
Die Grundstellung hat schon weh getan, und ich habe das Gerät selber
bedient.
D.H. Ich habe den Funkkontakt selber ausgelöst.

Ich hoffe hiermit wird jeden klar, daß ein Teletakt-Gerät nicht als
Hilfsmittel für die Hundeerziehung zu empfehlen ist

Ciao Wolf Peter

22. März 1999 14:14



Hallo Wolf Peter,

vorab einmal: Ich denke, daß jeder hier weiß, daß ich in puncto Hundeerziehung/Ausbildung ein absoluter Purist bin und jedwede Hilfsmittel ablehne.
Das hat einen ganz einfachen Grund. Wer Hilfsmittel einsetzen muß, der hat sie auch nötig - will heißen, er hat in der erzieherischen Aufgabe versagt.
Ob es nun Teletakt, Stachelhalsband, oder wasweißichwas ist - es wird immer dann eingesetzt, wenn man nicht mehr weiter weiß.
Deine Erfahrungen mit dem Teletakt kann ich zum Teil bestätigen - was man aber nicht vergessen darf ist, daß der Hund am behaarten, dickhäutigen Hals ein anderes Schmerzempfinden hat, als wir Menschen. Deine Beispiele beziehen sich auch sicherlich teils auf "frisierte" Geräte, wo ich Ähnliches auch schon beobachten konnte.
Um echte Vergleiche ziehen zu können, müßte man sich auch einmal einen Stachler um den Hals legen und mal deftig rucken. Es sollte uns aber gar nicht darum gehen, was jetzt schlimmer ist, sondern vielmehr darum, daß es unsinnig und in fast allen Fällen sogar kontraproduktiv ist, solche Hilfsmittel überhaupt einzusetzen.
Ob Teletakt, Stachler, Halti, Dose, Wurfkette, permanente Futterbelohnung oder sonstwas - all das findet Einsatz, weil die Basis nicht stimmt. Diese Art von Symptombehandlung lehne ich sowieso grundweg ab.
Das Schlimme dabei ist, daß gerade die Halter mit diesen Hilfsmitteln arbeiten, in deren Hand sie de facto deplaziert sind.
Die Tatsache, daß Andreas sich gerade hier nach einer Alternative orientieren wollte, zeigt doch, daß er nicht zu den Brutalo- oder Ablenkmethoden tendiert. (und das ist unter Jägern nicht häufig so).
Nachdem ich vorhin mit ihm telefonierte, war auch völlig klar, daß er aus reinem Verantwortungsbewußtsein gezwungen ist, dieses Fehlverhalten seines Hundes in den Griff zu bekommen. Und ich bin auch überzeugt, daß er nicht zu solchen Hilfsmitteln greifen wird, da es überhaupt nicht nötig ist.
Ich lehne Teletakt, etc. genauso ab, wie Du, Wolf Peter, aber nicht wegen des vermeintlichen Schmerzes, sondern weil es keine Probleme löst - vielmehr eher Neue schafft.

Verstehen ist die Basis des Erfolges - und da, glaube ich, sind wir sicher einer Meinung.


Liebe Grüße

Daniel