Hallöchen,
Ich möchte inbedingt etwas zum Thema Nackenschüttler loswerden.
In vielen Hundeschulen und auch Hundebüchern wird verbreitet und gesagt, daß Hunde-/Wolfsmütter teilweise ihre Welpen im Nacken packen und durchschütteln, um sie zurechtzuweisen. Diese These wurde unter anderem auch in Büchern von zum Beispiel Aldington und Trumler verbreitet.
Deswegen ist es so, daß auch den Hundebesitzern nahegelegt wird, Hunde im Nacken zu packen und durchzuschütteln.
Günther Bloch hat an Wölfen und Gudrun Feltmann-von Schröder an Hunden beobachtet, daß der Nackenschüttler im Interaktionsbereich zwischen erwachsenen Hunden/Wölfen und Welpen niemals gezeigt wird.
Der Nackenschüttler wird von erwachsenen Hunden/Wölfen nur gezeigt, wenn sie ein anderes Tier töten oder zumindest schwer verletzen wollen, ganz besonders als Teil der Jagdhandlung (Totschütteln bei kleineren Beutetieren). Auch wenn Welpen miteinander spielen, wird der Nackenschüttler untereinander gezeigt, aber nicht als Zurechtweisung, sondern als Teilsequenz der Jagdhandlung, genauso, wie das aufreiten, Verfolgungsspiele mit greifen in die Hinterläufe etc..
Stellt sich nur die Frage, wie sogar rennomierte Verhaltensforscher dazu kommen, den Nackenschüttler als Zurechtweisung der Mutter zu beobachten. Das könnte unter Umständen an Fehlinterpretationen liegen. Zum Beispiel werden die Welpen, wenn sie noch nicht richtig laufen können von der Mutter im Nacken gepackt durch die Gegend getragen. Was auch sein kann, ist daß Hunde-/Wolfsmütter einen ihrer Welpen totgeschüttelt haben, dies beobachtet wurde, aber nicht, daß der Welpe wirklich tot war (weil die Mutter ihn hinterher weggetragen hat). Bei Hunden könnte ich mir vorstellen, daß die Handlung des Tötens teilweise nur unvollständig ausgeführt wird, da Hunde ja meist ein vollständiges und vor allem selbständiges Jagd- oder Tötungsverhalten im Laufe ihres Lebens nicht lernen, was teilweise auch schon genetisch bedingt sein kann. Somit könnte also eine Hundemutter evtl. einen Welpen, den eine Wolfsmutter töten würde, schüttelt, ohne ihn aber wirklich zu verletzen.
Auch bei nicht gut sozialisierten Hunden, die kaum eine Beisshemmung gegenüber Artgenossen haben, wird der Nackenschüttler angewandt, hat aber meist auch schwerere Verletzungen zur Folge.
Zum Schluss noch zwei Zitate:
Günther Bloch "Der Wolf im Hundepelz":
" Da das Jagdverhalten ausgewachsener Wölfe bereits deutlich ausgeprägt ist und sie ihre Welpen wohl kaum "erbeuten", kommt der "Nackenschüttler" im Interaktionsbereich zwischen Erwachsenen und Welpen NICHT vor. Der alte Ratschlag, Hundewelpen durch Schütteln im Nacken bestrafen zu müssen, ist somit aus der Canidenwelt NICHT abzuleiten.
Gudrun Feltmann-von Schroeder "Hund und Mensch im Zwiegespräch":
"Niemals konnte ich erleben,...,daß eine Mutterhündin einen Welpen im Genick packte und schüttelte, um ihn zurechtzuweisen. Auch bei anderen erwachsenen Hunden,..., konnte ich n i e ein "Genickschütteln" beobachten, um Autorität zu zeigen. ... In sehr vielen Hundeschulen, Erziehungskursen und Erziehungsbüchern für Hunde wird die Meinung verbreitet, die Mutterhündin erziehe ihre Jungen mit Abschütteln im Genick. ... Hier liegt für meinen Begriff ein schweres Mißverständnis vor, ... . (...) Bei den sozialen Interaktionen der Hunde steht daher das Abschütteln im Genick nicht auf dem Programm. Es gibt im Verhaltensinventar einer Hündin, ... , sehr wohl ein Fassen der Welpen im Genick. Dies hat jedoch nur die Funktion, den Welpen von einem Ort zum anderen zu transportieren. Es ist auf keinen Fall eine Erziehungsmaßnahme!"
Ich finde, wer Nackenschüttler anwendet, sollte sich dies zu Herzen nehmen, und nicht in Kauf nehmen, daß sein Hund sich evtl. ernsthaft angegriffen fühlt und das Vertrauen in seinen Besitzer verliert, weil er bei jedem Schüttler denkt, er solle ernsthaft verletzt werden (auch wenn es in allen Büchern etc. so steht).
Bis dann
Franziska