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Nackenschüttler als Erziehungsmaßnahme?

geschrieben von Franziska(YCH) 
Nackenschüttler als Erziehungsmaßnahme?
24. März 1999 01:29

Hallöchen,

Ich möchte inbedingt etwas zum Thema Nackenschüttler loswerden.

In vielen Hundeschulen und auch Hundebüchern wird verbreitet und gesagt, daß Hunde-/Wolfsmütter teilweise ihre Welpen im Nacken packen und durchschütteln, um sie zurechtzuweisen. Diese These wurde unter anderem auch in Büchern von zum Beispiel Aldington und Trumler verbreitet.

Deswegen ist es so, daß auch den Hundebesitzern nahegelegt wird, Hunde im Nacken zu packen und durchzuschütteln.

Günther Bloch hat an Wölfen und Gudrun Feltmann-von Schröder an Hunden beobachtet, daß der Nackenschüttler im Interaktionsbereich zwischen erwachsenen Hunden/Wölfen und Welpen niemals gezeigt wird.

Der Nackenschüttler wird von erwachsenen Hunden/Wölfen nur gezeigt, wenn sie ein anderes Tier töten oder zumindest schwer verletzen wollen, ganz besonders als Teil der Jagdhandlung (Totschütteln bei kleineren Beutetieren). Auch wenn Welpen miteinander spielen, wird der Nackenschüttler untereinander gezeigt, aber nicht als Zurechtweisung, sondern als Teilsequenz der Jagdhandlung, genauso, wie das aufreiten, Verfolgungsspiele mit greifen in die Hinterläufe etc..

Stellt sich nur die Frage, wie sogar rennomierte Verhaltensforscher dazu kommen, den Nackenschüttler als Zurechtweisung der Mutter zu beobachten. Das könnte unter Umständen an Fehlinterpretationen liegen. Zum Beispiel werden die Welpen, wenn sie noch nicht richtig laufen können von der Mutter im Nacken gepackt durch die Gegend getragen. Was auch sein kann, ist daß Hunde-/Wolfsmütter einen ihrer Welpen totgeschüttelt haben, dies beobachtet wurde, aber nicht, daß der Welpe wirklich tot war (weil die Mutter ihn hinterher weggetragen hat). Bei Hunden könnte ich mir vorstellen, daß die Handlung des Tötens teilweise nur unvollständig ausgeführt wird, da Hunde ja meist ein vollständiges und vor allem selbständiges Jagd- oder Tötungsverhalten im Laufe ihres Lebens nicht lernen, was teilweise auch schon genetisch bedingt sein kann. Somit könnte also eine Hundemutter evtl. einen Welpen, den eine Wolfsmutter töten würde, schüttelt, ohne ihn aber wirklich zu verletzen.

Auch bei nicht gut sozialisierten Hunden, die kaum eine Beisshemmung gegenüber Artgenossen haben, wird der Nackenschüttler angewandt, hat aber meist auch schwerere Verletzungen zur Folge.

Zum Schluss noch zwei Zitate:

Günther Bloch "Der Wolf im Hundepelz":
" Da das Jagdverhalten ausgewachsener Wölfe bereits deutlich ausgeprägt ist und sie ihre Welpen wohl kaum "erbeuten", kommt der "Nackenschüttler" im Interaktionsbereich zwischen Erwachsenen und Welpen NICHT vor. Der alte Ratschlag, Hundewelpen durch Schütteln im Nacken bestrafen zu müssen, ist somit aus der Canidenwelt NICHT abzuleiten.

Gudrun Feltmann-von Schroeder "Hund und Mensch im Zwiegespräch":
"Niemals konnte ich erleben,...,daß eine Mutterhündin einen Welpen im Genick packte und schüttelte, um ihn zurechtzuweisen. Auch bei anderen erwachsenen Hunden,..., konnte ich n i e ein "Genickschütteln" beobachten, um Autorität zu zeigen. ... In sehr vielen Hundeschulen, Erziehungskursen und Erziehungsbüchern für Hunde wird die Meinung verbreitet, die Mutterhündin erziehe ihre Jungen mit Abschütteln im Genick. ... Hier liegt für meinen Begriff ein schweres Mißverständnis vor, ... . (...) Bei den sozialen Interaktionen der Hunde steht daher das Abschütteln im Genick nicht auf dem Programm. Es gibt im Verhaltensinventar einer Hündin, ... , sehr wohl ein Fassen der Welpen im Genick. Dies hat jedoch nur die Funktion, den Welpen von einem Ort zum anderen zu transportieren. Es ist auf keinen Fall eine Erziehungsmaßnahme!"

Ich finde, wer Nackenschüttler anwendet, sollte sich dies zu Herzen nehmen, und nicht in Kauf nehmen, daß sein Hund sich evtl. ernsthaft angegriffen fühlt und das Vertrauen in seinen Besitzer verliert, weil er bei jedem Schüttler denkt, er solle ernsthaft verletzt werden (auch wenn es in allen Büchern etc. so steht).

Bis dann

Franziska


24. März 1999 07:09

Hallo Zusammen

auf jeden fall ist dieses "Nackenschütteln" sehr ernst zu nehmen,
es ist so weit verbreitet und man hört und liest überall von dieser
Bestrafungsart.
Man stellt sich einmal vor, wieviel Hunde falsch behandelt werden
durch diese Unwissenheit, wieviele Menschen denken, das sie das richtige
tun.
Ich konnte diese Verhalten auch noch nie in eine ähnlichen Art
beobachten auch bei den Würfen, die meine eigenen Hündinnen
aufgezogen haben nicht.

Ich fage mich wie es zu einem solchen Missverständnis gekommen
ist und überhaupt kommen konnte, welches Verhalten wurde so
falsch interpretiert?

Nachdenkliche Grüsse Andrea B.C.


24. März 1999 10:50

Hallo Franziska,

Bei meinen Würfen habe ich auch kein Nackenschütteln beobachten können. Die übliche Maßnahme zur Zurechtweisung ist der Schnauzenübergriff.

In Forschungen aller Art lässt sich viel hineininterpretieren, je nachdem mit welchem Interesse und von welchem Standpunkt aus man sie betrachtet.

25. März 1999 07:13

Hallo Franziska,

vom Grundprinzip her gebe ich Dir vollkommen recht. Unsere Hündin hat das auch nie getan.Sie hat immer nur den Fang um den Kopf des Welpen gelegt. Ich denke aber, daß es zweierlei Schütteln gibt. Die einen schütteln so stark, daß der Hund fast ein Schleudertrauma bekommt. Das ist vollkommen falsch. Ein kurzer Griff in den Nacken mit dem Kommando nein oder aus finde ich in Ordnung.

Vielleicht hast Du für mich einen besseren Tip. Ich bin hier durchaus lernfähig.

Viele Grüße

Heidel

25. März 1999 12:59

Hallo Heidel,
bei meiner Hündin habe ich die Erfahrung gemacht, daß sie den Nackengriff irgendwie gar nicht zu verstehen scheint und eher verunsichert reagiert, weil sie nicht weiß, was ich von ihr will. Viel besser wirkt dagegen, wenn ich ihren Kopf zwischen beide Hände nehme, ihr direkt in die Augen sehe und dann "nein" sage. Oder sogar knurre ;-)... Probier das mal aus - es würde mich interessieren, ob diese Geste Deinen Hund auch viel stärker beeindruckt als der Nackenschüttler.
Knurrende Grüße senden
Suki und Maxi

25. März 1999 15:03

Hallo Anneke

Ich habe erst seit drei Wochen einen 14 Wochen alten Welpen, bin also absoluter Neuling. Auch mir wurden von sehr vielen Seiten (auch Züchter) gesagt, dass das Nackenschütteln genau das Richtige wäre zum Bestrafen. (Wenn es schon sein muss).

Nun schreibst Du: "Die übliche Maßnahme zur Zurechtweisung ist der Schnauzenübergriff." Wie macht man das?

Besten Dank für die Erklärung.

Karin&Jeannie