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Ratlos wegen Beissen

geschrieben von Monika(YCH) 
Ratlos wegen Beissen
29. Mai 2001 21:38

Wir haben vor 2,5 Jahren von einer Tierschutzgruppe einen (mittlerweile kastrierten) Rüden gekauft, der wohl schon im Tierheim war und von dem nachfolgendem Besitzer wegen Krankheit abgegeben wurde. Es ist ein Schäfer-Terrier-Mix (warscheinlich Pitbull lt. Tierärztin) und es hieß er wäre kinderlieb, bräuchte eine große Familie in der viel los ist und er wäre unkompliziert. Das meiste davon hat sich nicht bestätigt. Er hat, sobald er sich ein bischen eingelebt hatte ein agressives, ängstliches Verhalten in bestimmten Situationen gezeigt. Kinder mag er nicht besonders. Er mag auf keinem Fall von ihnen gestreichelt werden, weicht aus, knurrt und schnappt. Unsere Kleinste ist jetzt knapp 4 Jahre alt und akzeptiert das, aber sie hat oft Besuch und ich kann den Hund ja nicht immer wegsperren, oder daneben stehen. Die großen Kinder sind bereits 16 / 18 Jahre alt und werden nicht mehr als Kinder angesehen.
Wir haben einige Stunden bei einer Hundetrainerin absolviert und festgestellt, daß der Hund gut ausgebildet ist. Es macht ihm auch Spaß zu "arbeiten". Die Probleme, z.B. daß er unser eigezäuntes Grundstück so gut bewacht, daß die Nachbarn Angst haben er könnte durch den Zaun kommen konnten wir nicht nachstellen, er hat es gemerkt und sich nicht provozieren lassen.
Unser großes Problem ist nun, daß er andere Leute beißt. Zuerst haben wir immer noch Erklärungen gefunden für diese Vorfälle, aber in letzter Zeit haben sich die Vorfälle gehäuft. Und es ist absolut kein Schema zu erkennen, nachdem er sich die Opfer aussucht. Ganz plötzlich schießt er auf jemanden los (Fremde beim Spazierengehen, Besuch im Garten nach drei gemeinsamen Std., Freunde der großen Kinder,...)und schnappt zu. Der Anfall hört genausoschnell auf wie er gekommen ist. Bisher ist noch niemand ernsthaft verletzt worden ( es floß kein Blut), aber das Vertrauen zu ihm ist nicht mehr da. Ständig bin ich am schauen ob sich eine gefährliche Situation anbahnt, bei einer Großfamilie mit viel Besuch ist das sehr Nerven aufreibend. Ich habe große Angst, daß noch etwas Schlimmeres passiert, besonders mit den Kindern und weiß keinen Rat. Die letzte Konsequenz wäre, den Hund abzugeben. Er ist uns allen sehr ans Herz gewachsen und wenn es eine andere Möglichkeit gibt wären wir dankbar. Aber immer nur Angst zu haben geht auf Dauer nicht.
Vielleicht kann uns hier ja jemand von seinen Erfahrungen berichten und uns Raten. Danke im Voraus.

29. Mai 2001 22:13

Hallo,

ich würde an Eurer Stelle auf jeden Fall mal abklären lassen, ob er evtl. einen Gehirntumor o. ä. hat.
Ansonsten denke ich ist die Situation wirklich unhaltbar. Natürlich könnte man ihm einen Maulkorb verpassen, aber der müßte dann ja fast zum Dauereinsatz kommen. Allerdings würde ich das wahrscheinlich übergangsweise, also bis zur Abklärung trotzdem machen, denn das ist natürlich ein großes Gefahrenpotential noch dazu wenn Kinder mit im Spiel sind.
Vielleicht könntet Ihr ihn falls es keinen med. Befund gibt (das würde ich wirklich vorrangig überprüfen lassen) noch mal von einem erfahrenen Hundetrainer in normalen Situationen wie Du sie geschildert hast überprüfen lassen.
Wenn dieser auch kein Schema findet, dürfte die Zukunft des Hundes allerdings sehr düster aussehen. Denn wie soll man korrigieren,wenn es keinen Ansatz gibt ? Allerdings wäre es vielleicht noch eine Möglichkeit, daß er ein Hund ist, der ein sehr ruhiges Zuhause braucht, also möglichst eine Einzelperson, wo er auch eine Funktion als Wachhund hat.
Viele Grüße
Wilma u. Arno

29. Mai 2001 22:46

Hallo Monika,

leider habe ich mit so etwas keine Erfahrung, da ich keinen Tierheimhund habe. Aber ...ist er wirklich wegen Krankheit abgegeben worden ? Das ist so eine übliche Floskel, oder ?
Als Buchtipp kann ich Dir nur heiss empfehlen: "Jean Donaldson: Hunde sind anders", Kosmos Verlag. Vielleicht verstehst Du sein Verhalten danach ein bisschen besser ?
Ich wünschte, ich könnte Dir mehr helfen,
viele Grüsse, Barbara & Aikan

30. Mai 2001 07:18

Hallo Monika,

ich kann mich Wilma nur anschließen. Bevor ihr noch irgendetwas versucht, klärt ab ob der Hund wirklich gesucht ist. Wir hatten ein ähnliches Problem, bei unserem Hund waren es Zahnschmerzen. Allerdings ist es nie soweit wie bei Euch gekommen....

Wenn der Hund gesund ist, habt mir meiner Meinung nach nur zwei wirkliche Möglichkeiten:
a) aufpassen und mit fachmännischer Hilfe daran arbeiten. Das das nicht einfach wird - gerade jetzt wo das Vertrauen weg ist - ist schon klar. Die nächsten Jahren werden Streß pur, der sich sowohl auf den Hund wie auch auf das Zusammenleben mit ihm auswirken wird. Bedenkt: lt den meisten LHO recht gefahrvolles anspringen aus, um eine Anzeige zu bekommen.... Da das ganze ja "regelmäßig" passiert, müßt ihr die Folgen für das Handeln des Hundes tragen und unter Umständen damit leben. Was ist, wenn er wirklich einen Menschen verletzt und ihm das Gesicht entstellt.....
b) Ihr habt euch für diesen Hund entschieden. Ein Abgeben ins Tierheim oder an andere Leute kommt meiner Meinung nicht mehr in Frage. Wem könnt ihr bekenntenlos so einen Hund anvertrauen. Ich bin der Meinung, daß ihr das Problem nicht dadurch löst, daß ihr die Verantwortung auf einen anderen Menschen - klar gibt es so Leute, die damit auch gut zurecht kommen und dieser Verantwortung auch gerecht werden - übertragt.
Wäre es mein Hund und ich hätte das Problem zu lösen, würde ich den Hund einschläfern lassen. Ich bin der Meinung, das eine Abgabe für meine Umwelt unverantwortlich ist, um überhaupt ein gutes Zuhause zu finden, müßte der neue Besitzer über alles rechtlos aufgeklärt werden..., finde da mal noch jemand. Die Tierheime sind voll mit Listenhunden etc. Um meinem Hund ein Leben im Tierheim oder ein - der ist schön, den nehmen wir, wir kommen damit schon klar, anschließend erneute Abgabe usw. zu ersparen, käme für mich nur der letzte Gang in Frage.
Ich höre jetzt schon die Aufschreie, aber seid bitte alle realistisch. Wenn der Hund unkontrollierbar bissig ist, ich versucht habe, daß Verhalten ändern aber gleichzeit das Vertrauen zu meinem Hund verliere und auch noch Kinder und deren Freunde zu Besuch bekommen und auch hierfür Verantwortung übernehme (incl. falschen Verhalten der Besucherkinder..).... Nein, hier steht für mich der Schutz meiner Mitmenschen über dem Wohl des Hundes.... Auch wenn´s hart ist... Nachdem ersten Unfall kommen nämlich dann die Vorwürfe, warum haben wir so lange gewartet...
Klar ich könnte den Hund jedesmal wegsperren und nur noch mit Maulkorb gesichert rauslassen, aber ist das ein würdiges Hundesleben....
Eine gute Freundin von mir hat diesen Schritt gemacht. Ihr Hund war immer sehr schwierig und ängstlich. Mit 3,5 Jahren hat er ohne Grund erst das eigene Kind (hat bis dahin mit ihm auf dem Boden gekuschelt, etc.) und dann auch Besucherkinder angeknurrt. Das Verhalten das Hundes war nicht mehr einzuschätzen, von anknurren, bis anbellen und in die Ecke stellen.... Der Hund war organisch vollkommen gesund, aber ihr war einfach das Risiko zu groß. Dazu kamen allerdings noch weitere Dinge, wie außerhalb der eigenen vier Wände extreme Unsicherheit, Leinenaggression gegen andere Hunde etc. Heute, nach fast vier Monaten sind beide froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Ausschlaggebend war letztendlich die Angst des eigenen Kindes vor dem eigenen Hund. Warum hat er sich - als ich nur vorbeigegangen bin - angeknurrt? Warum schaut er mich so eigenartig - von unten noch oben, mit angespannten Lefzen an? etc.

Ich weiß, daß das ein sehr privater Bereich ist. Überlegt wirklich war ihr heute noch verantworten könnt. Gleichzeitig muß euch klar sein, daß alle Fachleute euch zwar helfen wollen, aber letztendlich auch davon leben müssen. Ob und wie ihr mit dem Hund zurechtkommt ober ob etwas passiert oder nicht, fällt nicht in die Verantwortung der Fachleute. Ich will damit sagen, selbst wenn ihr jetzt 1000 DM ausgebt, eine 100 % ig Garantie das der Hund "normal" reagiert wird und kann euch kein Fachmann geben. Vergeßt diesen Aspekt bei allen Überlegungen nicht.

Trefft die richtige Entscheidung.

Sabine & simbär






30. Mai 2001 07:11

Hallo Monika,
ich würde aus Verantwortungsgefühl meiner kleinen Tochter gegenüber den Hund lieber an eine Einzelperson abgeben. Vielleicht fühlt der Hund sich dort auch wohler. Außerdem finde ich das der Rüde ein bisschen viel Hund für ein Kind von knapp vier Jahren ist. Hat er vielleicht schlechte Erfahrung mit Deiner Tochter gemacht?
MfG
Sabine

30. Mai 2001 07:21

Hallo Monika,

ich kann mich Wilma eigentlich nur anschließen, laßt euren Hund erstmal richtig durchchecken beim Tierarzt. Vielleicht ist es ein gesundheitliches Problem, wenn sich da keine Anhaltspunkte finden dann ist es sehr schwer. Aber versucht einfach die Situationen zu analysieren, vieleicht steckt irgendwo ein gemeinsammer Nenner. Ich kenne es aus eigener Erfahrung, wir haben einen Schäferhund aus dem Tierheim übernommen und auch er begann manchmal aus für uns völlig unklaren Gründen zu beissen, es passierte nie etwas aber ich wollte das auch nicht so hinnehmen. Ich begann daraufhin mir die Situationen ganz genau anzuschauen und fand schließlich heraus daß er immer dann ausgerastet ist wenn jemand mit schwarzen Schuhen oder Stiefeln ihm sehr nah damit kam. Wir haben das dann mit Freunden ausprobiert und wirklich wenn er schwarze Schuhe anhatte dann ist er ausgerastet und wenn er helle oder andersfarbige anhatte ist garnichts passiert. Auch haben wir nach einigen Recherchen herausgefunden, daß der Vorbesitzer ihn immer mit Springerstiefeln getreten hat, Springerstiefeln sind meist schwarz. Als wir das dann wusten dann konnten wir daran arbeiten und heute nach fast vier Jahren schaut er zwar schwarz beschuhte Füße immer noch skeptisch an aber er läst sie in Ruhe. Ich erzähle dir das damit du daran denktst auch an noch so absurde Kleinigkeiten zu denken wenn du dir die Situationen nochmal ins Gedächtnis rufst, auch würde ich versuchen einiges über seine Vorgeschichte herauszubekommen, das dauert zwar einige Zeit aber vielleicht hilft es.

Gruß Kerstin und Arcon dem schwarz Schuhe suspekt sind