Liebe Christine,
Frage, was ich davon halte: nichts - aber nichtsdestoweniger ist es ein häufiges Verhalten, was aber bei steigendem Alter und ohne Maßnahmen durchaus in Verletzungen münden kann, daher durchaus bearbeitungsbedürftig ist. Es kann sich auch mal von selbst legen, aber das wäre Glücksfall und nichts worauf man bauen kann...
Dieses starke Anstarren und dann "Losgehen" deutet auf einen weniger selbstbewußten Hund hin (der wäre entspannt, würde dann irgendwann Knurren, dies umso heftiger, je weniger es beachtet wird, aber wenn er dann irgendwann beißt, dann eher richtig). Ist Dein Hund abgeduckt, wenn er so starrt?
Hier heißt das Zaubermittel Situation entspannen.
Alle Streitpunkte vermeiden, soweit möglich und dann die Situationen gezielt und nicht zuviele auf einmal üben (nur 1x am Tag 1 Situation, sonst wird der Streß nur verstärkt).
Wenn Du geschickt genug bist und blitzschnell einen Alphawurf schaffst, kannst Du mal versuchen, wenn Dein Hund draußen z.B. einen guten Geruch gegenüber einem (harmlosen... sowas wie Cockerspaniel oder so, damit nicht von diesem noch Gefahr droht) Hund verteidigt und noch am Anstarren ist, ihn blitzschnell umzuwerfen. Wenn er dann entspannt daliegt und wenn Du ihn laufen läßt (erst nach einigen Sekunden), auch entspannt bleibt (also nicht mehr den anderen fixiert), dann ist diese Methode evtl. denkbar. Bei manchen Hunden ist nach einigen "Alphas" tatsächlich Schluß mit der Starrerei etc. Aber man muß zum einen sehr geschickt sein, zum anderen funktioniert es nicht bei der Mehrzahl. Wenn der Hund sich verspannt, ist es eher kontraproduktiv. Aber 1x (man muß es ja probieren, wenn man es anwenden will) schadet nicht weiter. Ansonsten bin ich kein großer Freund von Alphawürfen.
Dann zur Methode, die ich favorisiere, die aber mehr Geduld fordert: also wie gesagt, Situationen tunlichst nur noch gezielt üben (kein Balli mehr, wenn andere Hunde freilaufend dabei sind....). Z.B. Ball: ich habe meinen Hund bei mir, zeige ihm den Ball, anderer Hund in einiger Entfernung, Ball weg - jedesmal, wenn sich der Hund verspannt, bringe ich ihn dazu mit einem zuvor geübten Kommando, mich wieder anzusehen und evtl. wechsle ich die Richtung, wenn ich anfangs befürchte, daß ein aneinander-vorbeigehen nicht klappt.
Guter Appell hilft auch sehr - wenn ich sehe, Hund schnuppert an suuuuper-interessanter Stelle und anderer Hund kommt aus Entfernung: rufen, bevor der andere Hund da ist, weitergehen. Evtl. wieder hinlassen, wenn er brav bei mir wartet (s.o., immer schön anschauen lassen und dabei viel loben, evtl. Futterlob, wenn dies nicht zu neuen Attacken führt) und ich mir sicher bin, daß der andere dann weit genug weg ist, um nicht doch Opfer zu werden.
Auf diese Weise weiter aufbauen, bis Hund sich in jeder Situation und auch mitten unter anderen Hunden entspannen kann. Auf 1 Jahr Übungszeit einstellen.
Auf dem Hundeplatz, wo alle unter Kontrolle sind, kann viel vorgeübt werden, aber für draußen ist dies nicht repräsentativ, da der Hundeplatz die Laborsituation darstellt, wo alles berechenbar ist. Es bringt trotzdem viel, weil der Hund ein Verhalten lernt, an das er dann draußen anknüpfen kann. Nur nicht denken, weil er auf dem Hundeplatz schon alles kann, geht es draußen auch - nein, neuer Ort, neue Lernsituation! Hunde generalisieren erst, wenn sie das Verhalten bei jedem WEtter, zu jeder Tages- und Nachtzeit (letzteres ist problematischer), mit diversen Personen und Hunden beiderlei Geschlechts und jeder Größe, Form und Farbe erarbeitet haben. Daher die lange Übungsphase.
Alles Gute
Heidrun