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Angst oder Aggression? Verzweifelt!

geschrieben von Vanessa(YCH) 
Angst oder Aggression? Verzweifelt!
29. September 2001 13:30


Liebe Hundefreunde,
ich habe einen 2Jahre alten Mischlingsrüden (Mutter:Holländisch/Belgischer Schäferhund; Vater:vermutlich Schnauzer/Terrier-Mix) der mir mit seinem Verhalten schon so einige schlaflose Nächte bereitet hat und ich einfach nicht mehr weiß was ich noch tun soll. Ich habe ihn schon als Welpen bekommen und wüsste nicht das er schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dennoch hat er irgendwann angefangen sich Fremden gegenüber ängstlich/aggressiv (ist es Angst oder Aggression?????) zu verhalten. Er knurrt und bellt sie an, manchmal reicht es schon wenn einfach jemand an uns vorbeigeht oder fährt. Dann aber auch wieder nicht. Es sind auch nicht Personen mit einem bestimmten Äusseren. Erst gestern auf dem Spaziergang ist bestimmt 10mal ein Radfahrer an uns vorbeigefahren,hab ihn immer zu mir gerufen und abgelegt,gab keine Probleme.Doch nachdem der 11.Radfahrer vorbei war (mind. schon 50m) sprang er plötzlich auf und lief bellend und knurrend ein paar Meter hinter ihm her,bevor er dann auf meinen Ruf hin zurückkam.
Wenn jemand ihm eine Hand zum Schnuppern (was man ja sogar oftmals Kinder rät) hinhält schnappt er sogar zu. Dies ist bisher einmal passiert und ich war natürlich ziemlich geschockt. Ich muß dazu noch sagen das ich mit ihm von kleinauf an Welpenprägestunden teilgenommen habe und auch jetzt noch 1-2mal die Woche auf dem Platz bin, um bald die Begleithundeprüfung abzulegen und Agility auszuüben. Er gehört dabei zu den führigsten Hunden der Gruppe,keiner kann sich sein sonstiges Verhalten erklären. Wie ich in solchen Situationen bisher reagiert habe? Glaub da hab ich mittlerweile alles durch, selbst das zu Boden werfen um meine Dominanz zu verdeutlichen. Nur leider hab ich mittlerweile das Gefühl das ihn das überhaupt nicht kratzt! Zudem ärgert es mich das er an der Leine total verrückt spielt, wenn uns ein anderer Hund (egal ob Hündin,Rüde,bekannt oder unbekannt) entgegenkommt. Man kann ihn dann kaum halten und selbst wenn man den Blickkontakt unterbricht knurrt er weiter. ABER leine ich ihn ab, legt er sich hin oder macht einen grossen Bogen um den Hund. Begegne ich in der Feldmark einem Hund gibt es absolut keine Probleme, im Gegenteil er tobt sehr gern mit anderen Hunden (auch Rüden). Da gab es noch nie Probleme. Leute die mich nicht näher kennen und meinen Hund so in Rage mal gesehen haben denken natürlich er wäre der absolut aggressive Hund. Musste mir vor kurzem sogar anhören, ich solle meiner Bestie endlich nen Maulkorb besorgen.
Doch das halte ich eigentlich nicht für notwenig. WAS kann ich noch tun? Hoffe auf möglichst viele Ratschläge oder vielleicht Tipps an wen ich mir hier in meinem Umfeld noch wenden kann. (Wohne zwischen Braunschweig und Wolfsburg)
Vielen, vielen Dank




30. September 2001 09:19

Hallo Vanessa,

hast Du schonmal mit einem Halti geübt.

Gruss
Bea mit Lucky und Lene


30. September 2001 15:58

Hallo Bea,
vielen Dank für Deinen Tipp. Die Arbeit mit dem Halti ist mir bekannt, ich fürchte nur das wird in meinem Fall nicht wirklich etwas nützen. Da sich mein Hund ja dermassen "aufbaut" das ich ihn man gerade so mit beiden Händen an der Leine halten kann. Der Halti scheint mir da etwas unpraktisch,aber ich bekomme nächste Woche leihweise einen und werde es mal testen.
Viele Grüsse
Vaness




01. Oktober 2001 04:48

Hallo Vanessa,
du weißt aber, daß du den Hund langsam ans Tragen des Haltis gewöhnen mußt, oder? Sonst wehrt er sich höchstwahrscheinlich sehr dagegen.
Wo hast du den Hund denn her? Wie war die Aufzucht?
VG
Izel

01. Oktober 2001 09:23

Hallo Vanessa,

das Problem von Euch beiden hat wohl mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt. Wahrscheinlich wartest Du jetzt geradezu darauf, dass es wieder passiert (weil du eben nicht willst, dass es passiert) und Dein Hund erfüllt diese Erwartung dann auch irgendwann. Du wirst nur weiterkommen, wenn du diesen Teufelskreis durchbrichst. Die Idee mit dem Maulkorb halte ich deshalb für gar nicht so schlecht - dann kannst Du Dinge ausprobieren, ohne dass etwas passieren kann und du wirst wieder ruhiger und gelassener werden.
Ich würde ihn erst einmal an einen Maulkorb (da gibt es ja auch ziemlich sanfte aus Neopren) gewöhnen. Zu Hause anziehen, auf dem Platz, wenn du mit ihm beschäftigt bist, damit er den Maulkorb nicht als Strafe, sondern als etwas ganz Selbstverständliches betrachtet. Es darf nicht so weit kommen, dass er sich dagegen sträubt, verbinde es mit etwas Positiven und ändere zu allererst deine eigene Einstellung zum Maulkorb - als etwas Positivem.
Wenn er sich nach zwei, drei Wochen an das Ding gewöhnt hat, bestelle irgendwelche Leute, die du kennst - er vielleicht noch nicht - mache ihnen klar, dass ihnen mit dem Maulkorb wirklich nichts passieren kann, und versuche die Situationen nachzustellen, in denen er ausrastet.

Jetzt hast du die Chance, sein Verhalten komplett zu ignorieren. Wenn er ausrastet, dreh dich um und geh einfach weg. Im Grunde musst du so weit kommen, dass du (durch die Sicherheit, die euch der Maulkorb gibt) sein Verhalten einfach ignorieren kannst.

Leider ist es so, dass die Leute, denen man unterwegs begegnet, auf Maulkorbträger leicht hysterisch reagieren. Also wirst du gute Nerven brauchen, dich mit diesen - nicht immer freundlichen und verständisvollen Menschen - auseinander zu setzen und umdrehen und weggehen kann man nur, wenn die Menschen eingeweiht sind.
Wenn du es hoffentlich trotzdem schaffen solltest, sein Verhalten zu ignorieren, ist der erst ganz große Schritt getan.
In dem Moment, in dem er merkt, dass er mit seinem Verhalten nicht Deine Aufmerksamkeit erreicht, wirst du sehen, dass er es aufhört, nicht sofort, aber nach und nach, glaub es mir.

Unterstützen kannst du das Ganze dadurch, dass du ihm, in dem Moment, in dem er sich am liebsten auf irgendetwas stürzen will, z.B. mit einer Agility Übung ablenkst. Anstelle, dass er zusammen gestaucht wird, bietest du ihm etwas an, was ihm wirklich Spaß macht und wo er sich zweimal überlegt, ob er lieber anraunzen geht oder lieber mit dir spielt. Wenn er Dein Angebot nicht annimmt, geh wieder weg, dreh dich um und ignoriere ihn, biete ihm auf keine Fall so schnell eine neue Gelegenheit.

Ist alles leichter gesagt als getan. Du wirst nicht drum herum kommen, dir dafür Freunde zur Hilfe zu holen, denn unbekannten Mitmenschen kann man nicht zumuten, dass sie ihre Nerven aufs Spiel setzen, damit Dein Hund erzogen wird.

Allerdings habe ich diese Methode bereits erfolgreich angewandt und bin mir sicher, dass die Hunde, bei denen es geklappt hat, keine Ausnahme sind. Die beiden sind übrigens längst wieder vom Maulkorb weg, du brauchst keine Angst zu haben, dass ihr ihn dann immer tragen müsst.

Geduld brauchst du dafür allerdings schon.

Viel Erfolg!!!

01. Oktober 2001 09:59

Hi Izel,
habe den Hund privat gekauft. Auszucht schien mir ok, war eine Familie mit zwei Kindern und ich war vor dem eigentlichen "Kauf" ein paarmal da.
Bezüglich des Haltis: Keine Sorge ;o) werde ihn da behutsam ranführen.
Denke aber nicht das er da Probleme macht. Kann ja gern mal berichten wie es verlaufen ist.
Viele Grüsse
Vanessa