Hallo Eve,
ich muß mich mal als Flexileinenanwenderin zu Worte melden, um die Diskussion ein wenig zu beleben ;-)) .
: SL und Flexi kann man nicht mit einander vergleichen.
Ganz nicht, aber es kommt doch drauf an, was man damit macht.
:Bei der Flexileine lernt der Hund, daß er durch ziehen, automatisch eine längere Leine hat.
Wenn man denn so mit dem Hund an der Flexileine dahinschlendert und ihn machen läßt.
Auf keinen Fall sollte man mit Welpen an der Flexileine gehen.
Mein Anton allerdings hat in dem Alter in dem wir uns eine Flexileine kauften (aus purer Not und Verzweiflung übrigens) von dem Ziehen an der Flexileine nicht mehr viel gemerkt. Er ist ein Rottweiler und inzwischen zum Ziehen eines Wagens ausgebildet, wobei wir seinerzeit (so 1 1/2 bis 2 Jahre) bereits mit dem Ziehtraining angefangen haben (leerer Schlitten und sowas). Der hat inzwischen so einen Zug drauf, dass er mich im Baumarktbollerwagen (der nicht so leicht läuft) mit 75 kg Körpergewicht locker wegzieht (allerdings mit Geschirr). Am Fahrrad hat er mich (allerding mit 3 Jahren) die komplette Ausdauerprüfung (20km) gezogen (dort am breiten Halsband).
Ich denke also, dass Hunde mit dieser körperlichen Ausstattung (er hat allerdings bloß 45 kg, ist also kein Brocken), den Zug an der Flexileine nicht so sehr als Zug wahrnehmen.
Deswegen waren wir mit dieser Leine auch sehr erfolgreich, denn sie war für mich nur ein verlängerter Arm.
Achso, an der SL lernt der Hund aber auch ein bischen, dass er immer etwas hinter sich her zieht, daher könnt der Unterschied evt. kleiner sein als man denkt, denn wenn ich von 30 m Leinen lese ergibt sich da eine Menge Reibung zwischen Leine und Erde)
: (stop and go). Wobei man beim SLT in die andere Richtung geht, wenn die Leine zuende ist. Deshalb sollte man beim SLT alternativ NIE die Flexileine benutzen. Der Lerneffekt bleibt damit aus.
Das Gleiche kann ich mit der Flexileine auch tun. Was passiert, wenn ich am Ende der Leine in die andere Richtung gehe? Es gibt einen Ruck bzw. Zug (da ich dem Hund ja nicht das Genick brechen will). Wenn die Flexileine zu Ende ist und ich mich oder die Leine in die entgegengesetzte Richtung bewege passiert das Gleiche. Da sehe ich wirklich keinen Unterschied.
Die Flexileine hat noch einen schönen Zufallsnebeneffekt. Der ist uns auch zugute gekommen (das fällt mir eben erst ein). Einmal ist er losgesaust und mir ist die Flexi aus der Hand gerutscht. Sie hatte nichts besseres zu tun, als dem Hund hinterher und da sie da noch neu und sehr gespannt war, kam sie auch mit ziemlichen Getöse bei dem Hund an, der sich über dieses Ding doch sehr gewundert hat und ziemlich beeindruckt war.
Ansonsten habe ich sie aber weniger zum Erschrecken oder Rucken benutzt, sondern zur Absicherung meiner Kommandos und dass ich ihn vor dem Abhauen bewahren kann.
Nun hat ein Rotti normalerweise nicht den allerschlimmsten Jagdtrieb. Ich denke, dass es mit vielen anderen Hunden viel schwieriger sein kann.
Allerdings war mein Hund ziemlich unnormal zu der Zeit. Er ist mir dann einmal einem vor uns aufgesprungenen Karnickel hinterher. Da war alles Rufen und Schimpfen vergeblich. Ich habe mir den Spaß 15 min lang angucken müssen und befand mich 200 km von zu hause entfernt in der Nähe einer Autobahn. Ich war natürlich völlig aufgelöst und zum Glück ist das Kaninchen dann in der Erde verschwunden und ich haben den Moment des Wunderns nutzen können, meinen Hund wieder einzufangen. Habe mich dann vorschriftsmäßig tierisch über ihn gefreut und seine Anwesenheit sehr gelobt und ein wenig mit ihm gespielt, damit er das Karnickel schnell vergisst.
Hat er aber nicht und kurz danach ist er mir hier zuhause im Wald verschwunden. Ich habe 20 min auf dem Acker gesessen und gewartet.
An dem Tag wurde der Kauf der Flexileine beschlossen und daran mußte er ein komplettes Jahr gehen.
Wir sind aber nicht ziehend durch die Gegend geschlendert, sondern ich habe bei den Spaziergängen im Gelände immer viele Aufmerksamkeitsübungen gemacht. Wenn er sich mal an der Erde in was vertieft hat (er war zu der Zeit auch vom Buddeln nicht abrufbar) oder die Nase hochnahm um im nächsten Moment loszuschiessen, habe ich (mit der einen besagten Felixleinehinterhersausausnahme) ihn ran gerufen, was er natürlich ignoriert hat. Habe dann an der Leine geklingelt und ihn aus seinem "Zustand" geweckt ("Hallo ich bin auch noch da!!!"
. Ich habe ihn wohl auch mal komplett rangezogen, weil er dumm tat (also mich völlig ignorierend in die interessantere Richtung starrte). Bei mir angekommen gab es immer feinste Sachen viel Aufmerksamkeit ein kleines Spielchen oder eine kleine Übung. Dabei hat er gelernt, über alle möglichen Hindernisse zu springen, die uns so begegnet sind.
Er hat gemerkt, dass es ganz toll ist, zu mir ranzukommen (auch wenn man 10 m weit weg ist) und dass dies besonders belohnt wird, gerade dann wenn die Gegend besonders gut nach Abhauen riecht. Um ihm das Nichtfolgen zu Vermiesen, kam dann aus heiterem Himmel auch mal ein klapperndes Schlüsselbund angeflogen, Hund sich gewundert, sofort rangeholt und toll gelobt, gespielt usw. Einmal (ich gestehe es hier offen und ehrlich) hat er das Ding aus Versehen auf die Nase bekommen. Danach brauchte ich nur noch mit dem Schlüsselbund klappern und schon war der Hund aufmerksam und kam zu mir, was ja auch immer toll belobigt wurde. (Wenn man den Hund von der Flexileine ab hat, kann man mit dr Leine selbst auch toll werfen und der Hund wundert sich sehr, wenn dieses komische etwas neben ihm zu Boden geht, außerdem klappert es zwischen Karabiner und Gehäuse, wenn man sie "fachmännisch" klappermäßig zusammengebunden hat und das Klappern erinnert später den Hund daran, dass man auch noch da ist)
Dieses sehr aufmerksame und mit Rankommübungungen gespickte Training haben wir ein ganzes Jahr gemacht. Ich glaube auch kaum, dass richtige Erfolge schneller zu haben sind und denke, dass man drann bleiben muß, denn jeder Erfolg für den Hund (Abhauen und Jagen) wirft uns wieder vollkommen zurück.
Dazu haben wir noch Fährtenarbeit gemacht, was meines Erachtens nach, eine sehr gute Ergänzung ist. Hier lernt der Hund eine gewünschte Spur zu verfolgen, darf Tierspuren nicht verfolgen, muß richtig schuften und bekommt dafür eine super Bestätigung. Und er arbeitet größtenteils selbstständig, was so einem Hund sicher auch Spaß macht.
Ob es bei passionierten Jägern auch so erfolgreich ist, weiß ich nicht. Sollte mal probiert werden, denn hier hat der Hund echt zu arbeiten und das auf einem Gebiet, was gerade einem jagdbessensenen Hund liegen müßte. Solche Fährten auszuarbeiten sind richtige Erfolgserlebnisse und können den Hund auch ausgeglichener machen. Man lenkt somit den natürlichen Trieb in gewünschte Bahnen.
Parallel dazu haben wir auch noch an der Unterordnung gearbeitet, so dass der Hund im Ganzen beherrschbarer wurde. Meine Meinung ist, dass das Abgewöhnen der Jagerei auch mit absoluter Folgsamkeit im "normalen" Leben einher gehen muß.
Naja, also ohne die Flexileine hätten wir es nicht geschafft. Mit einer Schleppleine hätten wir sicher auch Erfolg gehabt. Aber da muß ich ehrlich gestehen, dass war mir vie ie ie ie l zu aufwendig, zumal ich mit dem Hund immer arbeitsmäßig in der Republik herumreise und ja auch zwischendurch immer mal mit ihm spazieren gehen möchte, ohne hinterher auszusehen wie eine Sau (dann kann ich mich ja nirgendswo mehr sehen lassen).
Also ich denke konzentriertes Flexileinen üben, richtig angewandt, kann auch zum Ziel führen. Doch wenn man sich mal umschaut, dient die Flexi den meisten Leuten doch nur dazu, damit der Hund mal hier uns da schnuppern kann und das Frauchen durch die Gegend zieht. Ich denke, sie hat sich als Ausbildungsmittel einfach nicht etabliert.
So, dass waren meine Erfahrungen zu dem Thema. Mein Hund ist jetzt übrigens 5 1/2, seit 2 Jahren Vereinsfährtenmeister und im Gelände nahezu 100% sicher. Zumindest bekam ich ihn trotz vor uns rumrennenden Wild die letzten 2 Jahre immer wieder ohne Stress zu mir heran und von jedem Mauseloch abgerufen. Irgendwie hat alles (vieleicht per Zufall, denn über eine bestimmte "Methode" habe ich nicht nachgedacht)so zusammengewirkt, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Er ist sogar im Wegrennen noch durch ein "Hier" zu stoppen. Den Fall hatten wir dieses Jahr auch schon. Da war ich dann sehr stolz auf uns und habe gemerkt, dass es nun richtig gefruchtet hat.
Naja, vielleicht macht es ja dem einen oder anderem Mut (dem vielleicht die Flexi auch eher liegen würde...), denn was lange währt wird meisten gut (das war jetzt wegen des Reimes)
Grüße Silke+anton