: Auf meine Anfrage hin hat mir ein Ausbilder gesagt, dass bei einer Prüfung die Kommandos so laut gesprochen werden müssen, dass der Richter sie hören kann, um zu beurteilen, ob der Hund auf das Kommando reagiert oder ob er die Reihenfolge auswendig gelernt hat.
Manche Hundeführer versuchen leider ihre ausbilderischen Schwierigkeiten mit zunehmender Lautstärke des Hörzeichens zu kompensieren. Vielleicht geht das eigentlich jedem so: Wenn man Angst hat, daß der Hund eine Übung nicht ausführt, gibt man das Hörzeichen automatisch etwas zackiger. Bei Prüfungen, wenn die Hundeführer nervös sind, werden die Hörzeichen normalerweise auch lauter als gewöhnlich gegeben, wohl aus der Angst heraus, daß der Hund, vielleicht abgelenkt durch die Zuschauer, einmal nicht so genau aufpaßt. Und jedes weitere Hörzeichen kostet Punkte. Und dann gibt es ja immer noch die älteren Semester unter den Hundeführern, die haben das halt damals so gelernt.
Im Schutzdienst, wenn der Hund hoch im Trieb steht, kann es wirklich vorkommen, daß er ein Hörzeichen überhört, schließlich hat er gerade Wichtigeres zu tun als dauernd auf seinen Hundeführer zu achten. Und dann gibt es gerade dort die Vierbeiner, die gerne mal die Ohren auf Durchzug stellen, da wird dann alle Kraft des Hundeführers in das Hörzeichen gelegt. Durchaus verständlich, wenn der Vierbeiner in der letzten Übungsstunde vor der Prüfung am Versteck nicht bei Fuß gekommen ist oder auf Sportplatzlänge vom Hundführer entfernt nicht vom Arm des Figuranten abgelassen hat. Tut er das bei der Prüfung, heißt es leider "nicht bestanden".
: Vielleicht sind die Richter alle etwas schwerhörig? ;-)
*lach* Leider nicht, spreche hier gerade aus leidvoller Erfahrung. Diese Spezies Mensch hat Ohren wie ein Luchs und hört auch noch das leiseste "so ist brav" in den einzelnen Übungen (was dann auch mit gehörigem Punktabzug quittiert wird).
Für viele Hunde ist es leichter, wenn sie ein eindeutiges Hörzeichen bekommen. Sie können dann besser zwischen "Schwarz und Weiß" unterscheiden. Ich habe schon öfters bemerkt, daß ein leise gesprochenes Kommando anscheinend nicht mit solchem Nachdruck behaftet ist wie ein energische Kommandos. Das heißt aber nicht, daß man seinen Hund nun anschreien soll, sondern, daß nur wenige Menschen in der Lage sind, auch ein leises Wort mit Nachdruck zu behaften (ist nicht nur auf die Mensch/Hund-Beziehung bezogen, sondern auch auf die zwischenmenschlichen Beziehnungen). Wohl dem, der es kann, der ist bestimmt kein schwieriger Zeitgenosse (und in der Regel eine wirkliche Führungspersönlichkeit).
In unserem Erziehungskurs waren sehr viele Hundebesitzer, die eigentlich sehr leise mit ihren Tieren kommuniziert haben (und laute Kommandos ablehnten). Doch auch diese Hundeführer sind augenblicklich in eine lautere Tonlage verfallen, wenn sie aufgeregt waren oder sich einmal über ihren Hund geärgert haben. Gerade hier sollte auch schon bei der Basisarbeit angesetzt werden und für jeden Hundeführer die Tonlage herausgefunden werden, die er auch unter psychischer Belastung halten kann. Es nutzt nämlich gar nix, wenn ein Hundeführer immer sehr leise und weich mit seinem Hund kommuniziert, aber sich seine Stimme in einer gefährlichen Situation (z.B. Yorkie startet Kamikaze-Angriff auf Rottweiler) plötzlich laut und schrill überschlägt.
Ich halte so ein Thema übrigens für enorm wichtig, denn ein Hundeführer sollte auch viel an sich selbst arbeiten. Auch so können Punkte in einer Prüfung erarbeitet werden.
Viele Grüße
Antje