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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Stachelhalsband
22. Juli 2002 08:07

Hallo Silke,

: Ich weiß, ich verstehe schon, was Du meinst. Ich bin in der Beziehung auch nicht wirklich ganz unerfahren, ich habe mein Pferd auf die Art und Weise ausgebildet (Druck = Weichen).

Sorry, wenn ich mich hier einfach mal so ungefragt in Eure Diskussion eimische aber ich sehe das mit dem Stehenbleiben zur Leinenführigkeitserziehung ein bisschen anders.

Meiner meinung nach hat das weniget mit Druck und Weichen zu tun (nicht wie beim Pferd, du ziehst am rechten Zügel, wenn das Pferd nach rechts geht hörst Du auf zu ziehen, ich bin kein Reiter aber so ähnlich funktioniert das doch oder?). Ich denke, das ist vielmehr eine Frage von Erfolg und Misserfolg. Was der Hund mit dem Ziehen an der Leine erreichen möchte ist ein schnelleres Vorankommen, wenn ich jedes Mal (ganz wichtig, wirklich JEDES MAL egal ob der Hund müde ist oder voller Elan) beim ersten Ansatz von Ziehen stehen bleibe lernt der Hund sehr schnell, Ziehen ist nicht der Weg zum Erfolg.

Ich denke, der Grund warum diese Methode bei so vielen Leuten nicht funktioniert ist eine gewisse mangelnde Konsequenz und mangelndes Durchhaltevermögen. Denn es kann in der Anfangsphase natürlich durchaus mal 30 min dauern 100 m voran zu kommen. Dazu hat man verständlicherweise nicht immer Zeit, deshalb wird sehr häufig manchmal geübt, dann auch konsequent, wenn mans aber eilig hat dann bleibt einem eben nicht anderes übrig als dem Ziehen nachzugeben und eben dann doch weiter zu gehen. Was der Hund dabei lernt ist folgendes:

Es lohnt sich häufig nicht an der Leine zu ziehen, manchmal aber doch, und das macht die Sache erst interessant. Denn es könnte ja sein, daß es sich heute mal wieder lohnt und das muss man natürlich ausprobieren, das wird richtig spannend und macht erst richtig Spass, denn es ist ja so eine Art Lotterieverfahren (oder auch schlicht das Prinzip der variablen Belohnung, Ziehen wird variabel belohnt durch Schneller Vorankommen).

Um diesen Effekt zu verhindern hat man im Grunde genau drei Möglichkeiten.

- Wirklich ABSOLUTE Konsequenz in der Aufbauphase, egal ob grade viel oder wenig Zeit ist, es dauert eben so lange es dauert um ziehfrei durch den Spaziergang zu kommen.

- Wenn mal wenig Zeit ist Hund ins Auto packen, zur nächsten Freilaufwiese fahren, dort ohne Leine spazierengehen, ggf. dabei weniger Zeitaufwendige Gehorsamsübungen, dann Hund wieder ins Auto und nach Hause. Leinenführigkeit immer nur dann üben wenn unbegrenzt Zeit ist zum alle 50 cm Stehenbleiben.

- Eine Unterscheidung einführen z.B. am Geschirr darf man ziehen, am Halsband nicht denn da lohnt es sich NIE. Sehr praktisch denn man kann unter Zeitdruck mit Geschirr rausgehen. Halsband nur benutzen wenn man Zeit hat, dann wieder absolut Konsequent sein.

Bei wirklich absoluter Konsequenz habe ich persönlich noch keinen Hund erlebt, der das nicht in ein paar Tagen, spätestens aber nach wenigen Wochen begriffen hätte, ohne, daß ich ein einziges Mal rucken oder sonstwie schmerzhaft einwirken musste.
Zusätzlich habe ich mich über jedes zufällig mal ohne Ziehen neben mir gehen enthusiastisch gefreut und es belohnt, so kommt auch noch der nötige Spass in die Sache.

Viele Güße, Lars



22. Juli 2002 08:31

: Hi Josh!
Ich glaube, es ist nicht das gleiche wie beim Pferd: Hier wird ja gelernt: Druck ist unangenehm, wenn ich weiche, läßt er nach.
Dagegen beim Stop-and-Go: Hier wird gelernt, wenn KEIN Druck, komme ich vorwärts. Den Druck selber findet der Hund nicht unangenehm - die meisten Zieher erwürgen sich ja beinahe selber. Vielmehr findet er es unangenehm, nicht voranzukommen, und erkundet, was er machen muß, damit es doch voran geht.
Wenn Deiner dann kreiselt, flippt und Dir vor die Füße rennt glaube ich, daß der Schwierigkeitsgrad für sie npch zu hoch ist: sie ist aufgedreht und dann kann das natürlich nicht klappen. Bei einer Übung wie stop-and-go, bei der Hund lernen soll, sich an der Leine in seinem Vorwärtsdrang zu beherrschen, sollte man erstmal üben, wenn der Hund wenig zu bezwingen hat, sprich müde ist und nicht mehr so arg zieht. Am Anfang eines Spaziergangs ist das natürlich nicht möglich.
Wie ich vorhin schon sagte: Herankommen oder Bleiben lernt man ja auch erstmal mit ausgetobten und müden Hunden ohne Ablenkung - Platz bleib kann ich erst nach ein paar Wochen Üben auch unter starker Ablenkung bei einem aufgedrehten Hund befehlen. Genauso ist es mit dem Stop-and-Go. Alternativ: Müden Hund zwischen Bein und Mauer nehmen, notfalls jemanden vorangehen lassen, so daß er automatisch im Fuß ist, und hier Kommando und loben.

22. Juli 2002 08:35

Perfekte Beschreibung, danke Lars. Genauso sieht der ideale Aufbau aus.

23. Juli 2002 12:43

Hi Lars!

: Meiner meinung nach hat das weniget mit Druck und Weichen zu tun (nicht wie beim Pferd, du ziehst am rechten Zügel, wenn das Pferd nach rechts geht hörst Du auf zu ziehen, ich bin kein Reiter aber so ähnlich funktioniert das doch oder?).

Nicht ganz. Den Druck baue ich zwar selbst auf (was ich an der Leine ja im Prinzip auch mache, wenn ich absichtlich langsamer laufe, als mein Hund - bin da ja nicht ganz unbeteiligt *g*), aber nicht ICH gebe nach, wenn ich der Meinung bin, der Kopf ist jetzt weit genug nach rechts gewandert, sondern das Pferd soll lernen, selbst nachzugeben. Meine Hand bewegt sich dabei nicht. In dem Moment lernt es, wie es AKTIV etwas für sein eigenes "Wohlbefinden" tun kann. Oder ich piekse ihm mit dem Finger leicht in die Seite und es geht von meinem Druck aktiv weg. Der Finger bleibt da, wo er ist. Ich piekse also NICHT weiter und folge der Bewegung, dann hat das Tier ja keine Bestätigung, daß seine Reaktion richtig war. Viele Reiter kapieren das nicht und wundern sich, daß ihr Pferd nicht kapiert, was sie von ihm wollen, aber das ist eine andere Geschichte *g*.

: Ich denke, das ist vielmehr eine Frage von Erfolg und Misserfolg. Was der Hund mit dem Ziehen an der Leine erreichen möchte ist ein schnelleres Vorankommen, wenn ich jedes Mal (ganz wichtig, wirklich JEDES MAL egal ob der Hund müde ist oder voller Elan) beim ersten Ansatz von Ziehen stehen bleibe lernt der Hund sehr schnell, Ziehen ist nicht der Weg zum Erfolg.

Da sagst Du es ja schon selbst: Es geht (zumindest meinem Hund) nicht nur darum, überhaupt vorwärts zu kommen, sondern darum, RENNEN zu können, SCHNELLER voranzukommen. Und das kann er eben auch dann nicht, wenn ich nach dem kurzen Durchhängen der Leine normalen Schrittes weitergehe. Ich denke, auch hier kommt der Hund nicht zu einem spürbaren Erfolg (aus dem er dann lernen kann) - weil langsam gehen genauso besch... ist, wie stehenbleiben. Deshalb auch mein Beispiel mit der Glasscheibe in einem vorangegangenen Posting. Oder man stellt sich vor, jemand hat richtig Bock auf ein Stück Torte und Du bietest ihm eine Gewürzgurke an. Toll, Danke, da jaule ich doch lieber weiter nach der Torte und Deine blöde Gewürzgurke kannst Du Dir sonstwohin... *weißtbescheid*? *ggg*

Das "immerhin ein bißchen Vorwärtsbewegen" (also die Gewürzgurke *g*) ist für meinen Hund überhaupt keine Motivation, nicht an der Leine zu ziehen, leider. Naja, und dann gibt es halt mal was auf die Finger - gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Und für diesen Fall nehme ich halt lieber 1 - 2x das Stachelhalsband, als den Hund alle paar Meter zurückzureißen und auszuschimpfen, so wie man es mir in der Hundeschule gezeigt hat. Das hat nämlich den Effekt, daß mein Hund sich noch mehr wehrt und aufregt. Das Stachelhalsband akzeptiert sie sofort und es gibt keine Diskussion mehr.

Ich meine, was machst Du mit einem Kind, das etwas will, das Du ihm nicht geben kannst? Hälst Du dem schreienden, tobenden Kerlchen geduldig etwas hin, was es eh nicht will? Oder sagst Du dann nicht auch irgendwann etwas energischer "Gib Ruhe, es reicht!" und schnallst es zur Not in seinem Buggy an? Das Leben ist halt keine Sahnetorte ;-)

Gruß, Silke