Hi Sandra!
: Ist es eine Möglichkeit "mini" tagsüber zu einer Hundesitterin zu geben? Oder ist es für den Hund dann zu schwierig seine Bezugspersonen festzulegen?
Ich glaube nicht, daß das ein Problem werden könnte. Es gibt sicher zwar Hunde, die reine "Ein-Mann-Hunde" sind, aber ich schätze, das sind wohl nur einige, wenige Ausnahmen. Die wenigsten Hunde haben nur eine Bezugsperson und ich persönlich finde es sogar sehr wichtig, wenn ich meinen Hund mal - ohne schlechtes Gewiisen und Angst, das Tier könnte leiden - für ein paar Tage problemlos bei jemand anderem unterbringen kann. Allerdings finde ich es in diesem Fall genauso wichtig, daß der "Hundesitter" die gleiche Ausbildungs- und Erziehungsschine fährt, wie ich. Aber das Herz eines Hundes ist groß - nur, weil er vielleicht noch jemanden außer Dir hat, den er mag, liebt er Dich nicht weniger!
: Ich lese viel darüber, das HF ihre Hunde in Zwinger tun - ich habe den Eindruck, daß diese Haltung für tagsüber von vielen anderen toleriert wird.
Ich denke, das ist alles relativ. Wenn´s halt nun gar nicht anders geht...
: Was ist bei dieser Haltung anders, als wenn der Hund in seiner Wohnung bleiben kann (Ach so, hatte ich vergessen: ein ca. 10m langer Balkon ist auch - im Sommer - den ganzen Tag offen)?
Eigentlich nichts - außer, daß der Hund nicht das Sofa fressen kann ;-)
: Kann es sein, dass es Rassen gibt, die das Alleinsein besser verkraften bzw. nicht soviel Bewegungsdrang haben?
Ich denke schon, daß es Hunde gibt, die sogar ganz gerne mal in vertrauter Umgebung in Ruhe irgendwo pennen möchten. Für meine Hündin wäre das allerdings nichts, die schleicht mir sogar nach, wenn ich auf´s Klo gehe *g*. Von der Rasse des undes würde ich das allerdings nicht abhängig machen, sondern eher vom Naturell des einzelnen Hundes.
: Wie kann ich feststellen, ob meine Mini unter dem Alleinsein leidet?
Hmmm, vielleicht mit einem Tonband oder einer Video-Kamera? Ich denke, es ist schon ganz aufschlußreich, ob man den Hund dann 2 Stunden durchgehend schnarchen hört/sieht, oder ob er ununterbrochen herumläuft, gelegentlich winselt o.ä.. Könnte als Entscheidungshilfe vielleicht durchaus geeignet sein.
: Der Hund ist natürlich jetzt schon sehr anhänglich und läuft sogar im Stall überall hinterher und hat keine Angst - ich möchte ihm den Trennungsschmerz ersparen, wenn er zu anderen Leuten müßte.
Ich glaube, wenn er von anderen Leuten mit offenen Armen, ein paar Leckerlis und einem schönen Spielchen empfangen wird, ist der Schmerz nicht so groß, als wenn man ihn alleine ließe. Wichtig ist natürlich, daß Hundi sich die Leute und deren Wohnung schon vorher mal mit Dir zusammen "angesehen" hat. Wenn Du bei denen vorfährst, muß er schon fröhlich mit dem Schwanz wedeln und sich freuen - dann gibt es auch keinen Trennungsschmerz!
: Gerne diskutiere ich um das Thema "Artgerechte Haltung": Was ist mit meinem Pferd, welches viele Stunden am Tag in der Box stehen muß? Was ist mit den Vögeln, die in Käfigen leben? Haben alle Leute mit Hunden nur halbtags-Jobs? Wie viele Hunde werden an Ketten und in Zwinger gehalten und haben kaum Familienanschluß - die werden doch auch alt und machen einen ganz glücklichen Eindruck?
Also, mein Pferd steht 24 Stunden am Tag mit seinen Artgenossen zusammen. Im Winter steht er zwar auch nachts in einer Box, kann aber aufgrund der nidrigen Wände mit seinen Nachbarn durchaus Sozialkontakte pflegen. Meine beiden Wellensittiche haben den ganzen Tag Freiflug im Wohn-/Eßzimmer (und fressen mir die Tapeten von den Wänden *g*). Mein Hund ist nie alleine, weil mein Freund und ich abwechselnd arbeiten (ich tagsüber, er Nachts). Wäre das alles nicht möglich, hätte ich die Tiere nicht.
Hinsichtlich der Ketten- bzw. Hofhundehaltung: Ich denke, Hunde sind unglaublich leidensfähig. Sie akzeptieren die Situation (meist) wie sie ist und versuchen, auch dann ihr "kleines Glück" zu finden - und wenn das nur darin besteht, den vorbeifahrenden Autos zuzusehen und sich 2 x am Tag Ansprache durch einen Tritt ihres Herrchens zu holen. Einige dieser Hunde suchen sich selbst eine Aufgabe oder schließen sich einem anderen Rudel an (schlafen im Stall bei den Kühen), um nicht so allein zu sein. Ich weiß nicht, ob das so erstrebenswert ist. Robinson Crusoe hat sich auch nicht umgebracht und versucht, etwas aus seinem Dasein zu machen, aber so richtig glücklich war er wohl auch nicht ;-)
Wie schon gesagt, ich denke, man sollte - wenn man dem Tier schon nicht ein "artgerechtes Leben" bieten kann, lieber selbst Kompromisse eingehen (Hund liebt noch einen anderen außer mir), als den Hund zu einem Kompromiß zu zwingen (alleine zu Hause bleiben) - denn der kann sich ja nicht dazu äußern.
Letztendlich müßt Ihr nach Eurem Gefühl entscheiden, was dem Hund guttut (nicht Euch!).
Viel Glück dabei! Gruß, Silke