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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
ICH strafe NIE""
22. November 2002 20:17

Hallo Martin,

: Genau diese annahme ist es, die mich irritiert. Woher weißt du "keine lust"? Vielleicht hat der hund eine ganz andere bewertungsskala als du und vielleicht hat er sogar einen guten grund dazu, etwas gerade nicht zu tun. Jeder hundehalter, der mit offenen augen durch die welt geht, hat schon einmal erlebt, dass der hund "recht" hatte.

Ich muß mich da der Meinung von PH absolut anschliessen.
Auch ich hatte vor einiger Zeit das Problem, daß mein Hund plötzlich nicht mehr ins Auto wollte. Der Hund war gesund, das konnte ich garantieren.
Vorab muß ich allerdings sagen, daß er das nur gemacht hat, wenn ich mit dem Training fertig war, da er einfach nicht vom Platz runter wollte.
Ich hab dann Leckerlies in seine Box geworfen und er ist rein.
Zweimal, dann ist er trotz Leckerlies vor der Box stehen geblieben.

Ich hab dann beim Hund rausholen ein Leckerlie reingeworfen und hab ihm später beim reinbringen eben erklärt, daß er einzusteigen hat.
Flugstunde und drinnen war ein Leckerlie.
Das hab ich zweimal gemacht und der Hund steigt heute noch voller Elan ein.

Ich könnte jetzt viel über die Gründe des Hundes philosophieren, warum er nicht einsteigen wollte. Ist mir aber egal.
Ich bin sicher nicht dazu bereit, mit dem Hund nochmal extra Training zu machen. Später reicht ihm das dann auch nicht mehr, dann muß nochmals ein Spaziergang dazu, dann dieses und dann jenes.

Also tut mir leid, aber verar.. lass ich mich nicht, egal aus welchen Beweggründen auch immer.

Anderes Beispiel:
der Hund meiner Freundin (übrigens auch vollkommen gesund) steigt absolut nicht ins Auto ein.
Sie hat es mit Leckerlie, Spielen, selbst mit einsteigen usw. versucht - null (allerdings auch nur beim Heimgehen, bei Abfahrt ist er sofort drin). Sie lupft ihn seither ins Auto. Eine Möglichkeit, wer das machen will.
Bei ihrem Freund hat der Hund ein paar Flugstunden bekommen und der Hund läuft mit ihrem Freund ganz relaxt zum Auto, er macht auf, Hund geht rein und zwar ganz ruhig, nicht meidend oder ängstlich.
:
: Und diese ganze diskussion mit durchsetzen wird einfach marginal, wenn man mal mit einem wesens- und willensstarken fundhund zu tun hat, der sich nicht durch "strafen" im gewohnten sinne mainpulieren lässt. Ich kann das nur als training für alle empfehlen, die meinen, sie müßten ihren hund immmer sofort reglementieren, wenn er KEINE LUST hat.

Oh, ich hatte einen willensstarken Hund (allerdings keinen Fundhund), der von Strafe auch nichts hielt. Er hat mir unter anderem den Unterarm durchgebissen. Aber nach ein paar solcher Aktionen waren wir das beste Team, das man sich überhaupt vorstellen konnte.
Der Hund hat mich geliebt (ganz sicher) und ich konnte mich 100% auf ihn verlassen.

Die möglichkeiten der positiven schiene werden von vielen gewaltig unterschätzt. Das heisst nicht, dass es kein warnsignal STOP gibt. Aber es ist eine WARNUNG (konditionierter auslöser für meiden), die den hund vor einer möglichen strafe schützt, wenn er sie befolgt. Das ist der einzige sinnvolle einsatz von (additiven) strafen - ein STOP zu etablieren.
:
Martin, ich unterschätze nicht die Möglichkeiten der positiven Schiene. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, daß das funktioniert.
Nur muß ich meinen Weg selber finden. Versteh mich nicht falsch, meine Hunde bekommen sehr wenig Zwang, Druck und Strafe. Und das Erlernen erfolgt sowieso über die positive Schiene.
Aber ich muß meine Art der Hundeerziehung auch auf mein Leben anpassen und es ist einfach ein Unterschied, ob ich das mit einem Hund mache, auf den ich mich voll und ganz einstellen kann, oder ob ich eben ein ganzes Rudel habe.
Da geht meiner Meinung nach nicht immer nur positiv.
Auch die Schiene mit Ignorieren ist bei einem Rudel mitunter sehr sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.

Und es kommt immer auf die Erwartungen an, die ich von meinem Hund und dem Zusammenleben habe.

Viele Grüsse
Tanja
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22. November 2002 20:10

Tschau Yvonne

Also meine kuschen ja auch nicht vor mir, ich meinte damit nur, dass wenn ich z.B. einem von meinen Hunden unabsichtlich auf den Schwanz stehen würde, dann winselt dieser und sucht die Nähe. Nicht indem er kriecht, sondern Körperkontakt aufnimmt. Das könnte man als kuschen bezeichnen.

Gruss P.H


22. November 2002 20:33

Hallo Tanja

: Auch ich hatte vor einiger Zeit das Problem, daß mein Hund plötzlich nicht mehr ins Auto wollte. Der Hund war gesund, das konnte ich garantieren.
: Vorab muß ich allerdings sagen, daß er das nur gemacht hat, wenn ich mit dem Training fertig war, da er einfach nicht vom Platz runter wollte.

Genau so reagiert der Hund unserer Trainerin auch. Solange sie an ihm gewisse Übungen demonstriert alles ok, dann soll er zwischendurch ins Auto. Die Eskapaden die dieser Hund uns dann vorführt, eben, damit er nicht ins Auto muss, sind zuweilen zirkusreif. Und kein Leckerli kann ihn bestechen.

Aber wenn ich das nun so lese und an meine Hunde denke, mir graust wieder mal, was habe ich für verkehrte Hunde! Meine springen sogar schon los bevor der Combideckel genug weit geöffnet ist und schlagen sich dabei die Birne an :-))).

Gruss
Yvonne


23. November 2002 11:05

Grüß Dich Tanja,

natürlich kenne ich diese ansichten und methoden

:... Bei ihrem Freund hat der Hund ein paar Flugstunden bekommen und der Hund läuft mit ihrem Freund ganz relaxt zum Auto, er macht auf, Hund geht rein und zwar ganz ruhig, nicht meidend oder ängstlich.

Wenn es die situation erlaubt und die kann man provozieren, dann gibt man ihm eine chance, steigt ein und fährt los. Kann mit einem mal wunder wirken.

: Oh, ich hatte einen willensstarken Hund (allerdings keinen Fundhund), der von Strafe auch nichts hielt. Er hat mir unter anderem den Unterarm durchgebissen. Aber nach ein paar solcher Aktionen waren wir das beste Team, das man sich überhaupt vorstellen konnte.
: Der Hund hat mich geliebt (ganz sicher) und ich konnte mich 100% auf ihn verlassen.

Das glaube ich dir aufs wort, aber wie hast du ihm eine flugstunde gegeben?

Ich beobachte nur, dass die meisten hundehalter in ihre aktionen ein gerüttelt mass an negativer emotionen packen, die dem verhältnis hund halter nicht besonders förderlich sind, vor allem, wenn sie sich dann noch nachtragend verhalten.

Wenn du ein ganzes rudel hast - wieso will dann einer NICHT einsteigen?


tschüß Martin & Mirko





23. November 2002 11:53

Hallo Martin,
:
: Wenn es die situation erlaubt und die kann man provozieren, dann gibt man ihm eine chance, steigt ein und fährt los. Kann mit einem mal wunder wirken.

Hihi, genau das hab ich bei meinem damaligen alten Hund mal gemacht, als er nach einem Spaziergang nicht einsteigen wollte.
Er hat kurz geschaut und ist dann gemächlich in Richtung Wald getrottelt.
Hab ihn dann später doch wieder abgeholt, weil er im Wald schon ausser Sichtweite war. Hat ihn null gestört, daß ich weg war.
Muß aber dazu sagen, daß der Hund ein sturer Bock war und die Bindung/Beziehung bei uns zweien nie so 100%ig gepasst hat (das soll es geben).
:
: Das glaube ich dir aufs wort, aber wie hast du ihm eine flugstunde gegeben?

Indem ich ihn gepackt habe und reingschmissen habe. Auf die paar Bisswunden mehr oder weniger kam es bei dem Hund nicht an. Und das stört mich persönlich auch nicht. Dazu muß ich aber sagen, daß dieser Hund von Geburt an ein extrem hohes Aggressionspotential hatte.
:
: Ich beobachte nur, dass die meisten hundehalter in ihre aktionen ein gerüttelt mass an negativer emotionen packen, die dem verhältnis hund halter nicht besonders förderlich sind, vor allem, wenn sie sich dann noch nachtragend verhalten.

Schon klar.
Wie gesagt, ich versuche direkte Strafen auch zu vermeiden und versuche lieber, den Hund auszutricksen.
:
: Wenn du ein ganzes rudel hast - wieso will dann einer NICHT einsteigen?

Jeder der Hunde hat seine eigene Box und es steigen alle problemlos (mit Begeisterung, drinnen ist oft ein Leckerlie zu finden :-) ein.
Der besagte Hund hat mich in seinem ersten Lebensjar ständig provoziert.
Ich habe noch nie gesehen, wie ein 7 Wochen alter Welpe so aggressiv und richtig böse sein kann. Aber er war es. Der Hund hatte vermutlich eine Störung, aber ich habe geblaubt, daß ich ihn hinkriege.

Viele Grüsse
Tanja





23. November 2002 23:01

: Dieses Verhalten könnte man absichern nennen, macht das Alphatier auch, es nervt bis sich der gegenüber wehrt, nur um ihn danach einteilen zu dürfen.


Hallo P.H.!

Nenn mir mal die Untersuchung, bei der ein solches Verhalten vom Alpha jemals festgestellt wurde! Die Antwort: die gibt's nicht!

Wir wissen heute längst, dass die Alpha-Postition gar nicht auf dauerndem Dominanzgehabe beruht, wie das oftmals angenommen wird. Dominanz ergibt sich aus dem Wissen, seinen Willen durchsetzen zu KÖNNEN - aber nicht daraus, ihn auch durchsetzen zum MÜSSEN. Das ist ein himmelweiter Unterschied! Deshalb sind die so oft zitierten Verhaltensregeln - Hund darf nicht erhöht liegen, geht zuletzt durch die Tür, darf beim Spiel nie anfangen usw. - allenfalls eine Krücke für unsichere Hundehalter, die aber nur notdürftig funktioniert, wenn der Halter an seinem eigenen Selbstbewußtsein nicht arbeitet. Ein wahrer "Alpha"-Mensch hat solche Regeln gar nicht nötig! Genauso wenig wird ein Alpha-Hund oder -Wolf einen rangniedrigeren in irgendeiner Weise bewußt provozieren, nur um ihn dann deckeln zu können.

Dominanz ist auch stark situationsabhängig. Ein ranghohes Tier duldet es z.B. durchaus, dass ein rangniederes auf seinem erhöhten Platz liegt - solange er selber keinen Grund hat, ebenfalls dort zu liegen, darf der rangniedere sich problemlos dort aufhalten (Sofa-Situation...). Ich konnte das mehrmals bei Zoowölfen beobachten. Wenn der Alpha tatsächlich auf seinen erhöhten Platz wollte - oben auf einem Felsen - dann ging er einfach dorthin - in sicherem Wissen, dass dies SEIN Platz ist. Und der rangniedere Wolf räumte den Platz - meist unter deutlichem Zeigen von Calming Signals. Solange der Alpha aber gar nicht dorthin wollte, durfte der andere da unbehelligt die Sonne genießen...

Günther Bloch hat zum Thema Dominanz und Rangfolge ganz interessante Einblicke durch das von ihm beobachtete Wolfsrudel erhalten. Aufgrund seiner Beobachten neigt er dazu, eher von einem Eltern-Kind-Verhältnis zu sprechen, statt von linearer Hierarchie. Genau so sollten wir auch unser Verhältnis zum Hund sehen.

Gruß
Inge + BC