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Bezugnehmend auf Leinenagression etc.

geschrieben von Michael(YCH) 
Bezugnehmend auf Leinenagression etc.
03. März 2003 10:31

...und Befehle die als *können nicht müssen* aufgefasst werden.

Hallo,

ich habe etwas bei den Diskussionen unten den Überblick verloren und ihn auch die letzten zehn Minuten nicht wiedergefunden. Deshalb eröffne ich einen neuen Thread, da ich auch nur teilweise auf unteres eingehen will, aber auch auf anderes.

Nach meinem Spaziergang heute morgen mit meiner Hündin, einigen Erlebnissen am Wochenende und in den letzten Monaten habe ich mal ein Fazit gezogen. Wir haben sie jetzt etwas zehn Monate und die Bilanz ist eigentlich ernüchternd. Wie gesagt, Kommandos haben für sie oft einen *können aber nicht müssen*-Gehalt, soll heißen wenn sie lustig ist kommt sie ihnen nach, wenn nicht eben nicht. Hinzu kommt daß sie starken Stimmungsschwankungen unterliegt, eine Woche lang klappt alles bestens, dann kommt garantiert die schlechte Phase und ich meine einen anderen Hund vor mir zu haben. Meine Abhängigkeit von diesen Launen und damit auch der Basis die ich zum lernen und erziehen vorfinde, ist sehr stark. Soll heißen wenn sie gut drauf ist macht natürlich alles mehr Spaß, alles geht viel leichter und besser, man kann sie mehr fordern, mehr belohnen, ist einfach glücklicher. In den schlechten ist alles ins Gegenteil verkehrt und auch meine laune leidet darunter. Sollte nicht, denn überall heißt es ja man solle seine Launen und Ängste nicht dem Hund gegenüber nach außen tragen, aber ich bin nur ein Mensch und wohl auch ein Mensch der sich nicht sonderlich gut unter Kontrolle hat. Von mir wird es erwartet, während Hund fröhlich Scheiße bauen kann und selbst im Nachhinein muß ich mir guuut überlegen wie ich sie denn jetzt maßregele ohne Schaden anzurichten. Bei uns sind die konkretesten Probleme wohl ihre hintergründige Dominanz, ihre Eifersucht und der Futterneid wenn mir andere Hunde zu nah kommen, ihr unglaublicher Dickkopf und und und....
Ich habe diverse Bücher gelesen, mich eingehend informiert, versucht ausschließlich nach positiver Bestärkung, Clicker usw. vorzugehen und wenn ich mich jetzt so hinsetze und mich frage: was hats gebracht muß ich sagen: wenig. Sie bekommt seit wir sie haben nach uns ihr Futter, sie geht nach uns durch die Tür sie darf nur nach Aufforderung auf die Couch, all das ist kein Problem. Sie wird nicht gestreichelt wenn sie jammert oder mit der Pfote über die Hand kratzt, all diese Dinge eben die einem immer wieder geraten werden. Und trotzdem, meiner Meinung nach fehlt ihr der Respekt vor uns. Sicher haben wir viele Fehler gemacht, es ist unser erster Hund und ich habe keine Probleme dazu zu stehen daß sicher nicht alles gut und richtig gelaufen ist.
Sonntag ist nun die Entscheidung gefallen Einzelstunden bei einer Hundetrainerin zu nehmen. Wir haben bisher einmal die Woche Einzelunterricht auf einem Hundeplatz gehabt, zusätzlich seit einigen Wochen noch Gruppenstunde. All das hat meiner Meinung nach wenig gebracht, alles ist Abhängig von ihren Launen und ihrer Lust. Platz z.b. ist ein riesiges Problem obwohl das genauso häufig und von Anfang an geübt wurde wie Sitz. Sage ich Platz setzt sie sich in 9 von 10 Fällen erst mal ins Sitz, schaut ne Sekunde ob sie es irgendwie umgehen kann und legt sich dann hin, garniert mit einem genervten Brummen. Juhu, das macht Laune. Wenn man sie draußen ruft kommt sie zwar meist, aber über ein ausschließliches Lob kann sie sich nicht freuen (gestreichelt werden möchte sie in dieser Situation schon gar nicht), sondern Madame erwartet ein Leckerli. Garniert mit dem Futterneid muß man sich, vorausgesetzt sie ist mit einem anderen Hund unterwegs schon gut überlegen ob man sie überhaupt ruft, denn beim Kommen gibt es dann garantiert Theater da sie der Meinung ist der andere Hund dürfte mir nicht zu nahe kommen (selbst wenn es kein Leckerli gibt). Ich muß dabei sagen: sie bekommt natürlich nicht für jedes Mal kommen etwas, sondern nur ab und an. Heute morgen spielte sie munter mit einer größeren, jungen Hündin, die beiden kamen gefährlich nahe an eine Stelle an der oft altes Brot liegt, ich rufe, die andere Besitzerin auch und sie kommt auch. Tja, nur leider die andere Hündin auch. Sofort Knurren und in die Nähe der Schnauze in die Luft schnappen. Ich nehme sie am Halsband und sage Sitz, was ewiig dauert und ständig wird wieder aufgesprungen wenn die andere Hündin wieder näher kommen will. Wieder Bellen, Knurren, in die Luft schnappen, wieder Kampf ums Sitz, wieder Aufspringen usw. usw. Problem dabei ist, wenn der andere Hund sich das nicht gefallen lässt gibt es ruckzuck eine schöne Beißerei, direkt vor meinen Füßen (muß dabei sagen, meine unterwirft sich nicht, auch dann nicht wenn der andere Hund körperlich deutlich überlegen ist). Die andere Frau ging dann weiter und ich habe den Kopf meiner Hündin fest in beide Hände genommen, ihr durchdringend in die Augen geschaut und knurrig NEIN und LASS DAS gesagt. Im nachhinein war sie wie immer deutlich beeindruckt, ging hinter mir (normalerweise vor mir). Das wird aber wie immer nicht lange vorhalten. Unsere Hundetrainerin meint jeder Hund hätte eben seinen Individualraum, nur frage ich mich wie sieht es mit meinem Individualraum aus??? Ich bin der Meinung ich sollte bestimmen welcher Hund sich mir nähern darf und welcher nicht, wen ich streichele usw. Ich habe danach sofort die Leckerlitüte in einen Papierkorb entsorgt und in Zukunft werden überhaupt keine mehr mitgenommen. Ich sehe das einfach nicht mehr ein und bin nicht bereit das mitzumachen.
Und so werde ich mir jetzt gut überlegen einige Dinge zu ändern. Ich wollte eigentlich immer daß der Hund freudig gehorcht, ohne Druck, ohne Zwang - nur nach den zehn Monaten muß ich feststellen daß ich damit bei meiner Hündin gescheitert bin. Also werde ich neue Wege gehen müssen.

So, das war lang und wahrscheinlich völlig unstrukturiert, aber so etwas schriftlich rüberzubringen ist schwer. Seht es mir nach.

Gruß
Michael


03. März 2003 10:42

Hi,

mal 'ne ganz banale Frege: Hast Du es schon mit einem Maulkorb versucht? So unter dem Motto "Ich kann nix erreichen (beissen) - also laß ich es". Hast Du schon mal mit einem Halti versucht? Schleppleinentraining?

Gruß
Kathi

03. März 2003 10:55

Hi Michael,

Kopf hoch und Ärmel hochgekrempelt....

Du solltest Deinem Hund nicht den Po pudern, sondern ihm ein souveräner "Scheffe" sein. In Lernphasen positiv Bestärken, freudig arbeiten und den Lerninhalt freundlich vermitteln.

Warum führt der Hund die Befehle immer nach dem Blinker-Prinzip aus? Vielleicht (!) weil Hund sowieso davon ausgeht, was zu bekommen.... Es gab ja wohl in jeder Situation was..... (nehme ich mal an).

Timing ist dann angesagt: Richtig gibt Leckerlie -- Falsch gibt nix. Und später eben variabel.

Von der alserstedurchdietür Theorie halte ich nicht viel -- es wird bei uns nur in besonderen Situationen gefordert: Wenn ich jemanden besuche gehe ICH voran und werde begrüßt nicht der Hund. Unsere Hunde lümmeln auf der Couch, nachts mit im Bett und trotzdem werden Kommandos aufs erste ohne Betteln unsererseits befolgt.

Überleg Dir mal, ob du Deinen Hund mit Leckerlie und Lob nicht einfach abgestumpft hast -- sie bekommt es ja sowieso, egal, was sie tut.

Also, dann mal nachgedacht und geändert

Grüßle
Moni

03. März 2003 11:35

Hi,

was ist denn Dein Hund für ein Hund ?? (habe ich das überlesen ?)

Und: NUR nett sein bringt einen auch nicht weiter :-))

Einzelstunden sind mit Sicherheit eine gute Sache, wenn Ihr den richtigen Trainer gefunden habt.
Individualdistanz: JEDES Lebewesen hat sowas. Manche mehr, manche weniger.
Meine Hündin hat eine relativ hohe. Sie mag es nicht, wenn ihr andere zu sehr auf die Pelle rücken. Sie geht dann allerdings eher weg, mit so einem Gesichtsausdruck :-)): Bäh, bleib mir vom Fell.
Bei gut bekannten Hunden ist es nicht so ausgeprägt.

Viel Erfolg
Gabi

03. März 2003 11:39

Hallo Gabi,

nein, Du hast nichts überlesen, ich hatte es nicht erwähnt. Unsere Hündin ist ein Labi-irgendwas-Mix, allerdings nicht so groß wie ein Labi, knappe 50 cm SH.
Ihre Indivdualdistanz kann meine Hündin ja gern verfolgen, sprich weggehen oder von mir aus warnend Bellen oder Knurren. Aber eben nicht meine. :-)

Ob es mit der neuen Trainerin klappt werde ich herausfinden und ansonsten gehts an die Arbeit. Richtungsänderung. :-)

Gruß

03. März 2003 11:42

Hallo Moni,

ja, wir krempeln an den Ärmeln. :-)

Das mit dem Po pudern ist so eine Sache. Teilweise waren wir sicher nicht konsequent genug. Es war aber auch nicht so daß sie uns jetzt 10 Monate auf der Nase herumtanzen durfte und wir uns nun verwundert umschauen und fragen "Warum gehorcht der Hund nicht".
Ich werde für mich selbst eingehend über diese Zeit nachdenken und dann auch mit der Trainerin klären was falsch gelaufen ist und wie man das ändern kann.
Leckerli hat sie eigentlich nur in der ersten Lernphase IMMER bekommen, also zum Beispiel als wir Hier trainiert haben. Nach einigen Wochen wurde variabel gegeben, aber vielleicht nicht variabel genug. Jetzt wird es jedenfalls erstmal deutliche Einschränkungen geben, sprich wenige bis gar keine Leckerli mehr. Ich bin gespannt ob für sie der Reiz dann wieder größer wird sich mehr ins Zeug zu legen.

Vielen Dank für Dein Posting, die Fragen die Du aufgeworfen hast werde ich mir eingehend stellen.

Gruß