...und Befehle die als *können nicht müssen* aufgefasst werden.
Hallo,
ich habe etwas bei den Diskussionen unten den Überblick verloren und ihn auch die letzten zehn Minuten nicht wiedergefunden. Deshalb eröffne ich einen neuen Thread, da ich auch nur teilweise auf unteres eingehen will, aber auch auf anderes.
Nach meinem Spaziergang heute morgen mit meiner Hündin, einigen Erlebnissen am Wochenende und in den letzten Monaten habe ich mal ein Fazit gezogen. Wir haben sie jetzt etwas zehn Monate und die Bilanz ist eigentlich ernüchternd. Wie gesagt, Kommandos haben für sie oft einen *können aber nicht müssen*-Gehalt, soll heißen wenn sie lustig ist kommt sie ihnen nach, wenn nicht eben nicht. Hinzu kommt daß sie starken Stimmungsschwankungen unterliegt, eine Woche lang klappt alles bestens, dann kommt garantiert die schlechte Phase und ich meine einen anderen Hund vor mir zu haben. Meine Abhängigkeit von diesen Launen und damit auch der Basis die ich zum lernen und erziehen vorfinde, ist sehr stark. Soll heißen wenn sie gut drauf ist macht natürlich alles mehr Spaß, alles geht viel leichter und besser, man kann sie mehr fordern, mehr belohnen, ist einfach glücklicher. In den schlechten ist alles ins Gegenteil verkehrt und auch meine laune leidet darunter. Sollte nicht, denn überall heißt es ja man solle seine Launen und Ängste nicht dem Hund gegenüber nach außen tragen, aber ich bin nur ein Mensch und wohl auch ein Mensch der sich nicht sonderlich gut unter Kontrolle hat. Von mir wird es erwartet, während Hund fröhlich Scheiße bauen kann und selbst im Nachhinein muß ich mir guuut überlegen wie ich sie denn jetzt maßregele ohne Schaden anzurichten. Bei uns sind die konkretesten Probleme wohl ihre hintergründige Dominanz, ihre Eifersucht und der Futterneid wenn mir andere Hunde zu nah kommen, ihr unglaublicher Dickkopf und und und....
Ich habe diverse Bücher gelesen, mich eingehend informiert, versucht ausschließlich nach positiver Bestärkung, Clicker usw. vorzugehen und wenn ich mich jetzt so hinsetze und mich frage: was hats gebracht muß ich sagen: wenig. Sie bekommt seit wir sie haben nach uns ihr Futter, sie geht nach uns durch die Tür sie darf nur nach Aufforderung auf die Couch, all das ist kein Problem. Sie wird nicht gestreichelt wenn sie jammert oder mit der Pfote über die Hand kratzt, all diese Dinge eben die einem immer wieder geraten werden. Und trotzdem, meiner Meinung nach fehlt ihr der Respekt vor uns. Sicher haben wir viele Fehler gemacht, es ist unser erster Hund und ich habe keine Probleme dazu zu stehen daß sicher nicht alles gut und richtig gelaufen ist.
Sonntag ist nun die Entscheidung gefallen Einzelstunden bei einer Hundetrainerin zu nehmen. Wir haben bisher einmal die Woche Einzelunterricht auf einem Hundeplatz gehabt, zusätzlich seit einigen Wochen noch Gruppenstunde. All das hat meiner Meinung nach wenig gebracht, alles ist Abhängig von ihren Launen und ihrer Lust. Platz z.b. ist ein riesiges Problem obwohl das genauso häufig und von Anfang an geübt wurde wie Sitz. Sage ich Platz setzt sie sich in 9 von 10 Fällen erst mal ins Sitz, schaut ne Sekunde ob sie es irgendwie umgehen kann und legt sich dann hin, garniert mit einem genervten Brummen. Juhu, das macht Laune. Wenn man sie draußen ruft kommt sie zwar meist, aber über ein ausschließliches Lob kann sie sich nicht freuen (gestreichelt werden möchte sie in dieser Situation schon gar nicht), sondern Madame erwartet ein Leckerli. Garniert mit dem Futterneid muß man sich, vorausgesetzt sie ist mit einem anderen Hund unterwegs schon gut überlegen ob man sie überhaupt ruft, denn beim Kommen gibt es dann garantiert Theater da sie der Meinung ist der andere Hund dürfte mir nicht zu nahe kommen (selbst wenn es kein Leckerli gibt). Ich muß dabei sagen: sie bekommt natürlich nicht für jedes Mal kommen etwas, sondern nur ab und an. Heute morgen spielte sie munter mit einer größeren, jungen Hündin, die beiden kamen gefährlich nahe an eine Stelle an der oft altes Brot liegt, ich rufe, die andere Besitzerin auch und sie kommt auch. Tja, nur leider die andere Hündin auch. Sofort Knurren und in die Nähe der Schnauze in die Luft schnappen. Ich nehme sie am Halsband und sage Sitz, was ewiig dauert und ständig wird wieder aufgesprungen wenn die andere Hündin wieder näher kommen will. Wieder Bellen, Knurren, in die Luft schnappen, wieder Kampf ums Sitz, wieder Aufspringen usw. usw. Problem dabei ist, wenn der andere Hund sich das nicht gefallen lässt gibt es ruckzuck eine schöne Beißerei, direkt vor meinen Füßen (muß dabei sagen, meine unterwirft sich nicht, auch dann nicht wenn der andere Hund körperlich deutlich überlegen ist). Die andere Frau ging dann weiter und ich habe den Kopf meiner Hündin fest in beide Hände genommen, ihr durchdringend in die Augen geschaut und knurrig NEIN und LASS DAS gesagt. Im nachhinein war sie wie immer deutlich beeindruckt, ging hinter mir (normalerweise vor mir). Das wird aber wie immer nicht lange vorhalten. Unsere Hundetrainerin meint jeder Hund hätte eben seinen Individualraum, nur frage ich mich wie sieht es mit meinem Individualraum aus??? Ich bin der Meinung ich sollte bestimmen welcher Hund sich mir nähern darf und welcher nicht, wen ich streichele usw. Ich habe danach sofort die Leckerlitüte in einen Papierkorb entsorgt und in Zukunft werden überhaupt keine mehr mitgenommen. Ich sehe das einfach nicht mehr ein und bin nicht bereit das mitzumachen.
Und so werde ich mir jetzt gut überlegen einige Dinge zu ändern. Ich wollte eigentlich immer daß der Hund freudig gehorcht, ohne Druck, ohne Zwang - nur nach den zehn Monaten muß ich feststellen daß ich damit bei meiner Hündin gescheitert bin. Also werde ich neue Wege gehen müssen.
So, das war lang und wahrscheinlich völlig unstrukturiert, aber so etwas schriftlich rüberzubringen ist schwer. Seht es mir nach.
Gruß
Michael