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Angst durch Misshandlung

geschrieben von Ute(YCH) 
Angst durch Misshandlung
30. Juni 2003 21:51

Hallo,

ich hoffe, Ihr könnt mir ein paar Tipps geben, wie ich meinem Hund die panische Angst vor Menschen nehmen kann.

Seit einer Woche lebt die kleine 8 Monate alte, zierliche braune Mischlingshündin bei uns. Sie ist Zweithund, liebt unseren "Großen" von der ersten Minute an, hat aber große Probleme mit uns und allen anderen Menschen. Sie kommt aus Spanien, wurde wohl misshandelt/geschlagen und hat, bevor sie nach Deutschland kam, die letzten 2 Monate bei einer Pflegemami verbracht, die sich mit sehr viel Zuneigung um sie gekümmert hat, aber auch sie konnte ihr die teilweile extreme Angst nicht nehmen.

Ich blicke einfach bei ihr nicht durch. Wenn ich sie z.B. alleine lasse und nach Hause komme, freut sie sich wie wahnsinnig mit Anspringen usw., aber nach der Freude kommt dann auch gleich wieder die Angst und sie macht nur noch einen riesigen Bogen um mich. Bei meinem Freund verhält sie sich noch extremer, obwohl er wie ich extrem lieb und geduldig mit ihr umgehe. Oder manchmal darf ich sie beim Gassi gehen ständig zwischendurch streicheln und manchmal läuft sie permanent vor mir weg?! Müsste sie nicht langsam wenigstens ansatzweise merken, dass ich keine bösen Absichten habe?

Die Situation ist teilweise wirklich entmutigend. Wir finden Sie beide so süß und mögen sie so gerne - wie kann man ihr helfen?

Habt Ihr Informationen, Buch-Empfehlungen o.ä., die mir weiterhelfen könnten?

Vielen lieben Dank!
Eure Ute

30. Juni 2003 22:20

Hallo Ute,
eine Bekannte hat auch einen spanischen Straßenhund. Sie hat mir erzählt, dass es ein Jahr gedauert hat, bevor es eine Bindung zwischen ihr und ihm gab. Heute ist er ein ganz lieber und anhänglicher Hund.
Was erwartest Du nach 8 Tagen? Ich glaube, auch ein Hund ohne schlechte Erfahrungen mit Menschen braucht mehr als 8 Tage, um eine innige Bindung zu einem Menschen aufzunehmen.
LG Maria


01. Juli 2003 05:35


: Die Situation ist teilweise wirklich entmutigend. Wir finden Sie beide so süß und mögen sie so gerne - wie kann man ihr helfen?

guten morgen
ZEIT LASSEN.
was sind 8 tage?nichts.es werden monate ins land gehen.von unschätzbarem wert ist euer ersthund.er wird ihr ohne euer zutun zeigen,wie was läuft und daß die situation sicher ist.trennt euch von dem gedanken,daß die sit. entmutigend ist.das ist sie ganz und gar nicht.ihr habt doch schon tolle dinge,an denen ihr euch erfreuen könnt.das freuen beim heimkommen.ignoriert das anschliessende wegducken.bleibt normal,nicht betüdeln.und zeigt konsequenz.gerade bei wesen,die misshandelt wurden,ist es der grösste fehler,dieses durch betüdeln gutmachen zu wollen,um dann,was überall vorkommt,mal die nerven zu verlieren,wenn hund was anstellt,und zu brüllen etc.
DAS wirft sie zurück.achtet darauf.seid konsequent.ein nein ist in nein und fertig.keine hektik,nicht laut werden,nicht fuchteln.zusammen leben,aneinander gewöhnen,die macken kennenlernen,sie die euren,ihr die ihren,mit geduld und zeit.
gruss pat


01. Juli 2003 06:02

Hallo Ute,

ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich habe auch einen spanischen Hund der misshandelt wurde, der hat fast 1 Jahr lang wenn ich aus Versehen etwas lauter gesprochen habe oder in irgend einer Form die Hand aufgehoben habe, dann hat er sich geduckt und ist auf allen Vieren angekrochen gekommen. Ich kann sagen, dass er seit einem halben Jahr (er ist jetzt 2 Jahre bei uns) wirklich total frei und vertrauensvoll ist, obwohl daheim die "unterwürfige Art" wahrscheinlich nie ganz vergehen wird.

Also freu dich über die kleine Maus und lass ihr Zeit.

Liebe Grüße, Lore

01. Juli 2003 06:45

Buch?
z.B. Barbara Schöning: Hunde-Verhalten.

Tun?
So wenig wie möglich, den Hund möglichst wenig beachten anfänglich.
Nie 'gut zureden', nie locken, wenn sie Angst zeigt (das verschlimmert das sonst leider!)
Bei Angst des Hundes: sich gähnend abwenden.
Calming Signals einsetzen, möglichst immer BEVOR es eine Krise gibt.
Bestimmte Handlungen, die Angst auslösen zu identifizieren versuchen und vorerst vermeiden.
Das können so absurde Dinge sein, wie das Rascheln von Plastik in Anwesenheit von Menschen...
(Wieso? fragt ihr Euch vielleicht? Denkt mal nach, was passiert, wenn ein Hund beim Aufreißen und Plündern von Müllsäcken erwischt wird dort... und dabei findet er da z.T. sein Futter...also Plastik ok bis gut, Mensch ok, Mensch mit Hund vielleicht ok, Hund allein mit Plastik auch - Kombination löst Fluchtverhalten aus... usw.)
'Gleichgültige' Menschen haben ihr bisher vermutlich selten was getan, da kann sie Vertrauen aufzubauen beginnen. Fixieren (Anschauen) war
vermutlich oft der Vorbote von Unheil. Laute oder zischende Stimmen auch. Bücken (nach Steinen) auch. Ausholen auch. Veränderter Schritt auch (Tritt). Und immer kombiniert mit dem Blick auf den Hund vorher...
Was bei Euch ungefährlich ist, wird sie dann am leichtesten (auch vom anderen Hund)lernen können, wenn ihr sie anfänglich wenig beachtet. Jede Panikattacke jetzt wird sich in ihrem Gehirn festsetzen - und mit jeder fürchtet sie NICHT mehr ihre ALTEN schlechten Erfahrungen, sondern ganz konkret EUCH, egal, wie unberechtigt das ist: denkt mal an Spinnenangst u.Ä. - da fürchtet man dann irgendwann die eigene Furcht, irreal oder nicht: für den, der Angst hat, ist das ganz real!

toitoitoi

01. Juli 2003 07:30

Lieber Pascal,

vielen Dank für die hilfreichen Informationen. Ich erwarte ja gar nicht, wie andere schreiben, dass der Hund nach 8 Tagen ist wie jeder andere; nur mache ich mir natürlich Sorgen, wenn manche Situationen oder Verhaltensweisen sich eher verschlechtern als verbessern.

Aber dank der vielen Tipps müsste es ja jetzt funktionieren. Ich bin jedenfalls froh, dass sie unseren anderen Hund hat, an dem sie sich orientieren kann.

Es ist traurig, dass Menschen solch kleinen Wesen derart schlimme Dinge antun können.

Vielen Dank für Eure Hilfe,
Ute