Hallo Silke
Die Kleine scheint, im Nachhinein betrachtet, noch recht angstfrei zu sein (dem Alter, Rasse entsprechend).
Soweit ich mich erinnere, ist die Sehkraft in gewissem Sinne in diesem Alter noch nicht voll ausgebildet, die Umwelt wird noch leicht reduziert wahrgenommen. Ein guter Schutz vor Überforderung. Die zu früh gekauften Welpen in der Welpengruppe zeigten in dem Alter auch kaum Ängste. Diese Reaktionen kamen erst später.
Dass die Begegnung mit dem Berner so gut ablief (sie hatte die Gelegenheit, das anfangs unheimlichen Tier von seiner "netten" Seite kennenzulernen), war sehr wichtig.
Da aber recht schwer einschätzbar ist, wie belastbar ein Welpe ist, ist der Ausflug in den Park immer ein erhöhtes Risiko, solange der Hund Euch nicht kennt und vertraut. Ich nehme an, ihr habt eine eher ruhige Tageszeit gewählt?
Ich gehe gerne auf Nummer sicher und konfrontiere Welpen mit soviel Eindrücken erst, wenn er sich an meinem gleichgültigen Verhalten, bzw. gezielter Aufmunterung orientieren kann, somit habe ich noch eine Unterstützung in petto. Und wenn ich gesehen habe, wie der Kleine auf einzelne Eindrücke reagiert.
Der Punkt für mich ist: Was nützt es mich, wenn ich im Nachhinein feststellen kann, dass er überfordert war?
Nun ist Euer Welpe aber ein Airedale, die für ihre stoische Haltung der Umwelt gegenüber recht bekannt sind (kenne natürlich auch Ausnahmen, bis hin zur Panik beim Herannahen von fremden Hunden). Ein befreundeter Boxerzüchter hat immer Welpen aus Würfen gekauft, die eigentlich absolut keinen Kontakt hatten ausserhalb ihrer Anlage, ausser zum Besuch und eine daran vorbeiführende Seitenstrasse. Sie waren alle absolut unproblematisch mit der Umwelt. Allerdings werden diese Welpen auch nur in kleinen Schritten gewöhnt und haben meist Althunde dabei, die sich sehr sicher bewegen.
Grundsatzfrage ist: Willst Du das Risiko eingehen? Kann sich der Züchter nicht dazu überwinden, mit dem ganzen Wurf oder einigen mitzukommen inkl. Muttertier? Wegfahren mit dem Wurf und kleiner Ausflug?
Die Bindung zu Euch geht vor Konfrontation mit der Umwelt. Deshalb emmpfiehlt unsere Welpengruppen-Leiterin auch immer, den Hund frühestens nach 5 - 7 Tagen in die Gruppe zu bringen.
Hattest Du einen grossen Bruder für Ausflüge in Deiner Kindheit? Ich hatte einen
)). Ich war in seiner Anwesenheit immer viel mutiger und ich bin überzeugt, den Welpen geht es genauso.
In Kürze kommt Eure Kleine ins Alter in welchem viele Hunde nicht mehr vom Haus weg wollen. Eine Vorsichtsmassnahme der Natur, welche die Kleinen so vor Gefahren schützt (Weglaufen vom Bau kann tödlich sein). Dies geschieht meiner Erfahrung nach meist bei Welpen, die eine schwache Vertrauensbasis zum Besitzer haben.
Ich selbst habe zwei ehemalige Zwingerhunde, die kaum mit Umweltreizen konfrontiert wurden im Welpenalter und wohne in der Stadt. Beide zeigen keine Ängste, die auf fehlende Sozialisierung, Konfrontation schliessen lassen. Kleinere Schreckerlebnisse konnten kurzfristig überwunden werden durch meine Haltung.
Was immer Du tust Silke, überlege Dir, wie weit Du gehen willst, wie gut Du die bevorstehenden "Konfrontationen" abschätzen kannst und wie hoch das Risiko ist, dass die Umwelt - eben fremde Hunde, Fehlzündungen bei Autos etc. - Dir da einen Strich durch die Rechnung macht. Auch die Rumzeigerei sobald man den Welpen hat ist sehr beliebt. Man geht zu vielen Freunden auf Besuch etc. Die meisten Welpen verkraften das blendend, allerdings entsteht dadurch oft ein ganz anderes Problem, das kaum einer als solches erkennt: Der Hund wird mit so vielen netten Menschen "sozialisiert", dass er nicht lernt, auf wen er sich verlassen kann und wird dadurch so selbständig, dass er bald einmal "Solotouren" macht, sprich: Im Zweifelsfall ER gegen den Rest der Welt und nicht, im Zweifelsfall "Besitzer und Ich".
Es gibt kein: Das ist optimal. Aber einen guten Mittelweg zu finden hängt von Dir, Deinem Freund und der Umwelt ab. Und vor allem in Deiner Fähigkeit einzuschätzen, wie die Umwelt für Deine Kleine wirkt.
Ich würde heute keinen Welpen mehr bei Gefahr von Konfrontationen mit mir unbekannten Hunden frei laufen lassen. Gerade beim Spaziergang eben wurde durch die Leine verhindert, dass ein junger Jack Russel wegrannte, weil er sich erschreckte. Er kam dadurch nicht in Gefahr, vom fremden Hund gehetzt (geschnappt) zu werden, drehte sich um, schätzte die Situation richtig ein und begann mit dem Fremden zu spielen. Der Besitzer blieb dabei locker als der Kleine ab durch die Mitte wollte.
Hingegen gebe ich dem Welpen öfters Gelegenheit mit mir bekannten Hunden zu spielen. Da wird dann auch mal ein Ruppig-Werden weggesteckt.
So Silke, jetzt höre ich auf, bevor ich hier noch ein Buch tippe
))).
Grüss Dich
Rosi