Welche Rasse? (die Standard-Frage...)
von Eva L.(YCH) am 07. Juni 1998 08:34
Hallo!
:Eine Arbeitskollegin hat sich mit Ihrem Freund einen Dobermann-Welpen gekauft. Der Freund besteht darauf, dem Welpen den Schwanz zu stutzen.
:Allerdings ist dies in der Schweiz hier nicht erlaubt, ich glaube in Deutschland auch nicht.
Das ist richtig. Inzwischen ist nicht nur das Kupieren der Ohren, sondern auch das Kupieren der Rute laut Tierschutzgesetz verboten (vgl. die Diskussionen zum Thema im Bord Diverses).
:Nun will er nach Italien fahren, um dies machen zu lassen. Angeblich hat der Züchter gesagt, dass es für den Hund das beste wäre, da der Schwanz ihn nur stört.
Unglaublich. Ich kann ja verstehen, daß ein Züchter, der jahrelang seinen Hunden den Schwanz abschneiden ließ, den neuen Gesetzen befremdlich gegenübersteht, aber daß er eine solche Aussage macht grenzt absolut an Tierquälerei.
Meiner Erfahrung mit Dobermannmischlingen nach neigen diese Tiere nicht mehr als alle anderen Hunderassen der Welt dazu, sich den Schwanz aufzuschlagen oder zu brechen (das sind wohl die Bedenken des Züchters.)
Das Argument der Befürworter des Kupierens ist, daß man den Hunden lieber den Schwanz im Alter von wenigen Tagen abschneiden sollte, um ihnen so später eventuelle Probleme und Schmerzen durch Schwanzverletzungen zu ersparen.
Aber der Vorschlag des von Dir erwähnten Züchters ist einfach idiotisch. Der Welpe wird bei der Abgabe vermutlich 8-10 Wochen alt sein. Er wird also nicht nur genauso Schmerzen empfinden wie ein erwachsener Hund, sondern wird durch die Operation und die Schmerzen in diesem Alter wahrscheinlich so beeindruckt, daß er einen psychischen Schaden davonträgt. Gerade einer so sensiblen Rasse wie dem Dobermann würde ich so etwas auf keinen Fall zumuten wollen.
Mir wäre ein Hund mit Rute lieber, als ein Nervenbündel mit illegaler Verstümmelung. Obwohl ich ja sowieso gerade Dobermänner mit intakten Ohren und Rute für extrem elegante Hunde halte.
Eine Argumentation, die man dem Freund gegenüber vielleicht bringen könnte, ist, daß ein kupierter Hund nicht mehr zu Ausstellungen zugelassen wird.
Außerdem wird jeder, der den Hund sieht denken, daß er entweder ein Billigimport ist, oder daß er illegal den Schwanz abgeschnitten bekam (was ja dann zutreffen würde).
Hinzu kommt, daß es strafbar ist, dem Tier die Rute kupieren zu lassen, es muß also nur jemand hingehen und die Besitzer anzeigen. Meiner Meinung nach gehört es sich aber wirklich, daß der Züchter angezeigt wird, dafür, daß er künftige Hundebesitzer zur Tierquälerei anstiften will. Er selbst hält sich brav ans Gesetz und stiftet andere an, die illegale Dreckarbeit zu erledigen.
Ich würde den neuen Dobibesitzern empfehlen, dem Welpen die Rute auf jeden Fall zu lassen. Höchstwahscheinlich wird der Hund niemals gesundheitliche Probleme damit bekommen. Und sollte er sich wider Erwarten doch einmal schlimm die Rute verletzen, wird jeder Tierarzt sie völlig legal amputieren.
:Irgendwie kann ich dem aber nicht folgen. Wieso sollte den Hnd das stören, wenn er doch damit geboren wurde ?
Warum soll den Rotti die Rute stören, die Dogge aber nicht? Mir kommt das Ganze nach wie vor wie eine Ausrede zur Rechtfertigung einer "Schönheitsoperation" vor.
Es kann vorkommen, daß sich ein lebhafter Hund in er Wohnung an einer Schrankkante, oder am Türrahmen die Rute blutig schlägt, oder gar bricht. Doch wieviele Hunde verletzen sich an der Pfote. Sollte man ihnen deshalb bei der Geburt die Pfoten amputieren? (Ok, ich geb's zu, ein blöder Vergleich.)
Wir haben jedenfalls im Tierheim oft die Erfhrung gemacht, daß Hunde sich die Ruten blutig geschlagen haben, weil sie ständig beim Wedeln gegen die Zwingerwand, bzw. die Pritsche geschlagen sind. Dennoch hat sich in fast allen Fällen das Problem gegeben, sobald das Tier vermittelt und in einer ruhigeren, streßfreien Umgebung war. Diese Hunde waren übrigens nicht nur glatthaarige, sondern genausooft Schäferhunde oder ähnliches.
Sollte man nun nicht lieber auch den Schäferhunden als Welpen den Schwanz abschneiden? Wäre ein Schäferhund ohne Schwanz nicht sowieso ästhetischer? Ich denke nicht. Es wäre eine traurige Welt, wo man die Hunde so sehr vor sich selbst schützt, daß man weit und breit keinen wedelnden Schwanz mehr findet.
Genug philosophiert!
Bernd, ich denke, man sollte den künftigen Dobibesitzern ihr Vorhaben dringend ausreden. Jetzt kommt ihnen der Gedanke an einen Dobi mit Rute noch ungewohnt vor. Doch schon in wenigen Jahren werden sie umgeben sein von sympathischen Dobibesitzern, die stolz und glücklich sind mit ihren wedelnden Hunden. Da wäre es doch dumm, sich dann ständig vorwerfen zu müssen, daß man sich zu einer überflüssigen, illegalen, tierquälerischen Handlung hat hinreißen lassen.
Viele Grüße!
Eva