Hallo Juliane,
stell dir vor, du behälst die Schöne, und sie hat im bleibenden Gebiss einen Zahnfehler. Oder Übergröße. Oder sonstwas, und du kannst nicht mit ihr züchten. Vielleicht hast du auch bald die Schnauze voll vom Züchten, als verantwortungsvoller Züchter fragt man sich ja immer wieder, ob man das wirklich weiter tun will.
Stell dir vor, du behälst den Wirbelwind, und in einem Jahr kriegen deine beiden Weiber keine Rangordnung mehr geregelt. Oder sie ist so furchtlos, dass sie sich auch von dir in der Erziehung nicht beeindrucken lässt.
Du siehst, du kannst jetzt in den fraglichen Punkten noch nicht sehr gut vorhersagen, wie die Kleinen sich entwickeln werden. Was passiert mit dem Hund, wenn die Entwicklung nicht planmäßig läuft? Wird er dann in "gute Hände" abgegeben? Oder willst du mit deiner "Fehlentscheidung" leben? Was ist dann wohl wichtiger: Charakter oder Schönheit?
Ich habe mich einmal entschieden, keine zu behalten; beim zweiten Mal hatte ich die Auswahl zwischen einer sehr schönen, aber ängstlichen Hündin, einer schönen, sehr dominanten Hündin und einer nicht so schönen, furchtlosen und selbständigen Hündin - und habe gegen den Rat des Zuchtwartes letztere behalten, die wir schon alle sehr ins Herz geschlossen hatte. Sie sollte mal im Sport (Agility) gehen, aber meine Ambitionen wurden durch einen Beinbruch mit fünf Monaten zerstört.
Es kommt halt manches anders als man denkt, aber für mich ist das Wichtigste, dass ich mit meiner Entscheidung leben kann, und nicht, dass ich mal eine berühmte Zuchtlinie hervorbringen kann. Inzwischen weiß ich sowieso nicht mehr, ob ich überhaupt noch züchten will, angesichts der Schwierigkeiten, Leute zu finden, die für einen solchen Hund geeignet sind. (Und angesichts der Schwierigkeiten, die mir entstehen, weil meine persönlichen Prioritäten in der Zucht nicht mit denen unserer Zuchtleitung übereinstimmen.)
Viele Grüße
Sabine