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Hallo Michael,
unsere Hunde werden auch nicht als RH geboren. Aber wir denken nicht so kompliziert...
Als erstes muss ich den anderen dahingehend Recht geben, als daß ein Hund erst die Anzeige 100%ig (oder besser) beherrschen muß, bevor er in die Suche geht. Suchen kann jeder Hund, aber wenn die Anzeige noch etwas wacklig ist, baust Du Dir ruck-zuck heftige Fehler ein, weil die Anzeige bei einer Suche nicht mehr unter kontrollierten Bedingungen stattfindet.
Zum 100%igen Beherrschen einer Anzeige, dazu gehört auch das Nicht-Bedrängen. Es stimmt, ein Hund, der bedrängt, hat eine entsprechende Fehlverknüpfung gelernt. Und wenn man das lang genug durchgehen läßt und bestätigt, nutzt einem auch kein Tigerkäfig etwas, um das Opfer zu schützen (mal ganz abgesehen davon, daß in der Realität der Vermißte auch nicht geschützt ist). Deswegen, wehret den Anfängen. Wenn beim Anzeigenaufbau das Bedrängen auftritt, muß die Übung entsprechend abgeändert werden, so daß der Hund am Ende seiner Handlungskette nur eine Belohnung bekommt, wenn er friedlich ist. Hat sich das Bedrängen schon eingefleischt, muß noch mal von Grund auf korrigiert werden. Das kann bedeuten, noch mal völlig back to the roots!
Wenn Du feststellst, daß die Hunde nur auf Sicht arbeiten, dann versteck die Opfer doch so, daß die Hunde dabei nicht zugucken können und das Opfer nicht auf Anhieb sehen. Arbeite im Dunkeln! Geh um die Ecke, auch 2 oder 3 mal! Wir benötigen keine Verbellkiste, sondern wir nehmen, was das Gelände an Gegebenheiten anbietet. Das kann eine dichte Hecke sein, eine Erdmulde, ein Schlafsack, Felsnischen, ein umgestürzter Wurzelteller, Windwurf, Container, Gerümpel, Palettenhaufen, Hochsitze, Kanalschächte, angelehnte Türen... Allerdings machen wir mit wirklich verdeckten Opfern das alles erst mal als Anzeigeübung:
Wenn die offene Anzeige sitzt, sieht der Hund zu, wie das Opfer im Versteck verschwindet, wobei der Zugang erst noch so weit offen ist, daß der Hund eindringen kann. Dann wird soweit verschlossen, daß der Hund das Opfer noch sehen, aber nicht mehr berühren kann. Dann erst ganz zu... Die Hunde haben das ganz schnell drauf, suchen zunächst einen Zugang und zeigen Eindringverhalten, und wenn es keinen gibt, wird halt angezeigt.
Erst, wenn solche "komplizierten" Anzeigen sitzen, geht man dazu über, sie auch in die Suche einzubauen. Dann beherrscht der Hund allerdings schon die Suche nach offen liegenden Opfern. Vom Leichten zum Schweren, Schritt für Schritt!
Wir hatten auch mal eine Verbellkiste. Die ist aber seit Jahren eingemottet. Keiner hat Lust, das Ding aufzubauen, geschweige zu den Suchgeländen zu transportieren, wenn es anders auch viel einfacher geht und der Hund sich nicht nur an die Kiste gewöhnt, sondern an viele verschiedene Verstecke. Hunde haben kein sonderlich ausgeprägtes Generalisierungsvermögen, man muß ihnen in dieser Hinsicht viel Abwechslung bieten.
Einen Bauplan hast Du jetzt immer noch nicht, aber vielleicht verstehst Du, was ich und die anderen meinen, auch wenn die Artikulation nicht immer die netteste sein mag...
VG Daniela