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Intelligent?

geschrieben von Wiebke(YCH) 
Intelligent?
01. August 2003 21:34


Wenn ich diese Frage stelle, glaubt sicher jeder, ich sei eitel und wolle um jeden Preis einen super-intelligenten Hund. Und das ist auch okay, denn steckt was Wahres drin ;-)
Aber im Ernst: ich halte die Intelligenz beim Hund nicht für das Wichtigste, sondern eher für eine interessante Beigabe, finde die Frage nach Hunde-Intelligenz aber grundsätzlich sehr spannend.
Deshalb wüsste ich gerne, wie ihr folgende Fälle einschätzt:
Ich wohne auf einem Weinberg mit Terrassen, die einzelnen Terrassen sind verbunden durch ein System aus Abflussrohren. Wenn der Ball meines Hundes in so ein Rohr fällt, rollt er natürlich bis zur nächsten Etage runter. Irgendwann hat mein Hund spitz gekriegt, dass Bälle in diesen Schächten verschwinden. Wenn er also seinen Ball nicht nach ein paar Minuten auf freiem Feld findet, beginnt er, die Abflüsse abzuklappern. Er läuft eine Etage höher (mit physikalischen Gesetzen hat er es nicht so), schaut da in den Abfluss, fordert mich dann auf, mitzukommen, um eine Etage tiefer nachzuschauen. Er kennt inzwischen die verschiedenen Eingänge zu dem Tunnelsystem und klappert das dann ab. Ist ein Einstieg zu eng für ihn, bleibt er so lange davor sitzen, bis ich mich bereit erkläre, reinzuschauen.
Manchmal verfängt sich sein Ball in den Reben. Deswegen kontrolliert er bei Ballverlust auch jedes Mal die höheren Rebenreihen, bzw. fordert mich auf, da nachzuschauen.
Sieht er, dass sein Ball droht, in ein Abflussrohr zu fallen, macht er halt und weigert sich hinterher zulaufen (weil er ständig meint, dass das der Fall sei, haben wir schon einige Bälle verloren).
Wir spielen auch manchmal mit einer Frisbee-Scheibe. Fällt die auf den Boden, so dass er sie nicht hochnehmen kann, tritt er einmal mit der Pfote drauf, bis sie hochspringt und fängt sie dann.
Wenn ich seinen Ball zum Suchen in ein unübersichtliches Gelände auswerfe, bleibt er ganz entgegen seiner sonstigen Ungeduld sitzen, bis der Ball auf den Boden auftrifft, beobachtet das und läuft dann erst los.
Wenn an uns Autos vorbeifahren, gebe ich ihm immer den „Halt-Befehl“ und anschließend das Kommando „Und geh“. Das hat schon zu unliebsamen Problemen geführt, weil er von selbst aus stehen bleibt, wenn ein Auto kommt, aber danach sofort weiterläuft (nicht gerade toll, wenn man von einer Wagenkolonne passiert wird). Heute hatte ich den Fall, dass uns ein Auto entgegenkam, ich das aber verpennt hab: mein Hund blieb ohne Befehl wie zur Statue erstarrt mitten auf der Straße stehen und war äußerst verwirrt, dass ich ihn weggezerrt habe.
Ist das normales Hundeverhalten oder ist mein Hund besonders intelligent? Manchmal fühle ich mich ein bisschen überfordert durch seine Anwandlungen.



02. August 2003 09:29

Hallo,

meine Hunde verhalten sich oft ähnlich (natürlich nicht in exakt den gleichen Situationen, aber vergleichbar).
Ich sage jetzt mal einfach, wir haben beide SEEEEEHR Intelligente Hunde ;o)) ;o)) ;o))!!!!

04. August 2003 10:42

Grüß Dich Wiebke,

was heißt schon "intelligent"? Wer bewertet es aus welchem blickwinkel?
Und desegen gibt es so viele intelligente hunde! Deine natürlich besonders smiling smiley))

: ... Wenn er also seinen Ball nicht nach ein paar Minuten auf freiem Feld findet, beginnt er, die Abflüsse abzuklappern.

Das könntest du unter jagdverhalten auch finden. Sieht aus wie das abklappern von mäuselöchern, wenn ein loch nicht fündig wird.

:Er kennt inzwischen die verschiedenen Eingänge zu dem Tunnelsystem und klappert das dann ab.

Nun Mirko kennt genau die bauernhöfe und kneipen, die nicht so sauber sind wie sie sein sollten und filzt dann nach fressbarem. Er weiß auch, wo die katzen sich üblicherweise aufhalten...

:Ist ein Einstieg zu eng für ihn, bleibt er so lange davor sitzen, bis ich mich bereit erkläre, reinzuschauen.

Das ist ein fortschritt - teamfähigkeit mit dem menschen. Das soll ja u.a. den hund vom wolf unterscheiden.

: Wir spielen auch manchmal mit einer Frisbee-Scheibe. Fällt die auf den Boden, so dass er sie nicht hochnehmen kann, tritt er einmal mit der Pfote drauf, bis sie hochspringt und fängt sie dann.

Zirkusreif - filmen!

: Wenn ich seinen Ball zum Suchen in ein unübersichtliches Gelände auswerfe, bleibt er ganz entgegen seiner sonstigen Ungeduld sitzen, bis der Ball auf den Boden auftrifft, beobachtet das und läuft dann erst los.

Wir werfen oft leckerle voran (5 - 15 m). In übersichtlichem gelände tagsüber sprintete Mirko schon mit der wurfbewegung los und war ganz auf sicht eingestellt. Die gleiche übung nachts - Mirko lauscht gespannt, wo das stück zu boden fällt und startet dann. Im winter bei großer kälte, tut er eine minute lang gar nichts als warten. Erst dann hat sich der geruch genügend ausgebreitet, um von ihm wahrgenommen zu werden. All das hat er natürlich durch seine eigenen erfahrungen gelernt. Sie gehören aber zur "jagdlichen intelligenz"

: Wenn an uns Autos vorbeifahren, gebe ich ihm immer den ?Halt-Befehl? und anschließend das Kommando ?Und geh?. Das hat schon zu unliebsamen Problemen geführt, weil er von selbst aus stehen bleibt, wenn ein Auto kommt, aber danach sofort weiterläuft

Ja, ja, das haben sie so an sich. Einmal gewartet reicht, jetzt ist das auto dran. Kenn ich gut. Für jedes auto ein neues STEH. Das habe ich bisher bei allen "meinen" hunden so beobachtet.

Aber du berichtest natürlich über ein prima zusammenspiel von mensch und hund. Da macht das hundeln richtig spass.

tschüß Martin & Mirko


06. August 2003 12:37

Tja, was ist Intelligenz beim Tier? Macht die Frage da überhaupt Sinn? Das finde ich ja gerade so spannend. Letztens ist mir ein Intelligenztest für Hunde in die Hände gefallen: vier von sechs Aufgaben bezogen sich auf etwas, das ich als motorisches Geschick bezeichnen würde (ähnlich wie bei dem Frisbeeumdrehen per Pfotenschlag). Mein Hund ist, was das Motorische oder die „Pfotenfertigkeit“ anbetrifft, im Allgemeinen eher schwerfällig, nicht unbedingt ungeschickt, aber eben auch nicht sehr elegant. Ist er deshalb „dumm“- für mich auch ohne Parteilichkeit nicht, andere sehen das aber vollkommen anders.

Ich glaube im ganz Allgemeinen, dass die meisten Menschen dazu neigen, die Intelligenz oder sagen wir mal neutraler das Begriffsvermögen ihrer Hunde zu unterschätzen und dafür ihre Emotionen überschätzen, bzw. überzuinterpretieren.

Noch kurz zur Geschichte mit den Löchern-Abklappern- ich sehe da schon einen Unterschied zu dem Mauselochabklappern und auch zum „Orte-Kennen“. Ich hatte mal eine Hündin, die wild auf Mäuse war, natürlich ist von Loch zu Loch gezogen und hat mal da, mal dort reingeguckt- das scheint mir aber wesentlich unsystematischer zu sein als dieses ruhige Kontrollieren der Ausflüsse auf mehreren Etagen. Aber es kann gut sein, dass ich das bei früheren Hunden, die ich kannte, nicht so aufmerksam beobachtet habe.

Teamfähigkeit macht den Hund intelligent? Das meine ich auch, obwohl das eine sehr „menschzentrische“ Betrachtungsweise ist. Jedenfalls finde ich das an Hunden so interessant.