Guten Morgen Anila,
ja, ich bin Deutsche ursprünglich, bin aber nach der Schule mit fliegenden Fahnen nach Italien. Wobei damals für mich Italien gar nicht wichtig war, Hauptsache weg. Hatte da aber eine Au-Pair-Stelle in Rom bei einer deutsch-italienischen Familie.
Bin dann nach einem Jahr nach Ischia gegangen, weil Freunde mir dort einen Job gefunden hatten in einem Reisebüro.
Eventualitäten werden bei mir gar nicht eingeplant, allein schon, weil mir nichts einfällt. Ich bin mit Sciuba immer so losgefahren, dass ich morgens aufwachte und dachte: eigentlich genau das richtige Wetter heute zum fahren. Und bin los. Oder ich nahm mir den Samstag vor, da regnete es aber und ich bin nicht gefahren. Nach Mexiko bin ich vor 7 Jahren geflogen, ich hatte ein Hin- und Rückticket und einen Rucksack (keinen Backpacker, viel kleiner) mit. Und einen Lonely-Planet. Ich habe mir ein Hotel dort gesucht, am Flughafen einfach ein paar Leute angesprochen wohin die fuhren. Habe das ganze Land bereist, erst einen Monat alleine, dann mit Freunden (Mexikaner). Was ich absolut nicht kann, ist planen. Dann ist mir schon alles verdorben an Freude. Was kommt, das kommt. Egal was es ist, es wird eine Erfahrung sein, ich lerne was daraus. Also warum soll ich Energien verschwenden, etwas abzuwenden? Kurios finde ich, dass du ja scheinbarerweise auch einmal so warst, jetzt aber zum Gegenteil geworden bist. Wieso das? Ein ausschlaggebendes Erlebnis? Aufgewachsen bin ich übrigens auch mit einer Mutter, die ALLES plant und mit Riesenkoffern reist. Sie kann nicht einmal damit leben, wenn sie nicht genau weiß, was sie Morgen isst. Macht mich ganz verrückt sowas.
Also, von den Ländern in denen ich gelebt habe, habe ich am schlechtesten in Deutschland gelebt. Unnötig eigentlich zu sagen warum: Deutschland besteht aus Regeln und Nicht-Dürfens. Der Deutsche merkt es meist gar nicht, weil er es ja so lebt und will. Ich habe immer das Gefühl, Sciuba/Moony/ich machen alles falsch. Und der Deutsche macht sich um ALLES Gedanken und will es regeln. Ich persönlich finde es unheimlich anstrengend und kann mich da nur darauf konzentrieren, dass wir so unauffällig wie möglich sind. Das ist in den Mittelmeerländer natürlich nicht so. Italien ist für mich das beste Land zum Leben auch mit Tieren. Es ist ein Tierfreundliches Land, auch wenn es aussenstehenden nicht so scheint. Sie übertreiben nicht, aber sie lieben Hunde und Katzen. Ich sag es nicht, weil ich in Italien zuhause bin, sondern weil ich es so empfinde.
Griechenland ist mit Tieren wie die Türkei: sie gebrauchen Tiere. Sie haben ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Auf der einen Seite benötigen sie sie, auf der anderen Seite empfinden sie sie als 'schmutzig', immer aber als untergeordnet. In der Türkei gibt es große Gruppen, die sich für den Tierschutz einsetzen, die haben hervorragende Tierkliniken, Tierpsychologen - sind aber vollkommen überlastet mit den Tierheimen. Und da geht es den Tieren nicht gut drin. Aber: sie fangen die Tiere ein, impfen und sterilisieren sie und lassen sie wieder laufen. DAS ist eindeutig etwas, was ich total gut finde. In Ischia hat man das auch eine Zeitlang gemacht, was eine drastische Verbesserung brachte. Auch ist mir in der Türkei aufgefallen, dass sie vor Tieren oftmals Angst haben, egal welche und wie groß. In Griechenland haben sie sich alle von Sciuba magisch angezogen gefunden.
In Spanien war ich eigentlich nur in Mallorca, da waren wir bekannt 'wie ein bunter Hund' (wo nicht), aber es gab keine Probleme, Auffälligkeiten oder so. Ich weiß aber, dass sie da wie in Griechenland auch auf die Hunde schießen, wenn sie ihren Ziegen/Schafen nachjagen.
Hier in Irland ist es auch sehr locker. Die Iren lieben Hunde und Katzen. Und sind auch sehr frei mit ihrem Umgang, in der Stadt sehe ich allerdings so gut wie nie welche, die meisten leben auf dem Land. Ist ja massenweise davon hier. Etwas sehr erschreckendes in Irland: die Tiere in den Tierheimen werden nach 2 Wochen eingeschläfert, wenn sie keiner nimmt. Egal wie alt/jung, gesund oder krank. Das kann ich gar nicht nachvollziehen und ist mir im Bauch wie eine Düse. Im Tierheim kann jedes Tier landen, das irgendwo aufgefangen wird, allerdings eigentlich nur in den Städten, da auf dem Land es eigentlich immer einen Besitzer gibt. Ich war noch in keinem Tierheim hier, wuerde ja mit einem kompletten Zoo dann nach hause kommen. Hilfe!
Betreff, dass sich die Deutschen schwer tun, etwas zu akzeptieren: da enthalte ich mich der Stimme, ich habe ja meine Meinung schon gesagt. Damit kritisiere ich nicht, es passt nur nicht zu mir. Ich kann nicht nachvollziehen, dass immer alles nach ihrer Sichtweise sein muss. Ob eine Hundeschule gut ist oder nicht, kann ich nicht sagen, da ich nicht weiß, was da gemacht wird und warum mein Hund 'sitz', lieg', 'hol' oder sonst was lernen muss. Das ist etwas, was ich immer gesagt habe: ich will keinen Hund, der mir gehorcht. Ich will einen selbstständig denkenden, der für sich das beste entscheidet. Das muss nicht sein, dass ich das gerade toll finde, damit deale ich dann eben. Alle meine Tiere haben immer so gelebt und wir haben uns gegenseitig an die Rhythmen gewöhnt. Es spielt sich alles von alleine ein. Sciuba ist mein erster Hund gewesen und ich habe ihm nur eines angewöhnt: mich nicht anzuknurren. Und wenn er mal schlechte Laune hatte und es doch getan hatte, hat er eine Ohrfeige bekommen. Das einzige was ich mir mit ihm nicht leisten konnte, war Angst vor ihm zu haben. Und die hatte ich, als er KLEIN war. Er war sehr aggressiv am Anfang. Und seine Rasse ist eine 'schweinegefährliche'. Das war geklärt, der Rest war sein Ding. Und ich hatte das Gefühl, dass er glücklich war mit mir. Ich war es jedenfalls mit ihm, unendlich.
Ups, etwas lang... aber du wolltest Antworten
Liebe Grüße
Heidi