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Welpenschutz

geschrieben von Dalia(YCH) 
Welpenschutz
04. Februar 1999 22:10

Hallo an alle,

Ich habe nun in diesem Forum schon öfters gelesen, dass es keinen Welpenschutz gäbe. Nun ihr seit Euch da irgendwie alle einig. Mich würde nun wundernehmen, auf was diese Meinung basiert.
Wie erklärt sich dann die Ammenaufzucht, wo wildfremde Welpen auch von anderen Rassen einer Hundemutter mit wenig Welpen unter geschoben werden? Ich habe das schon 2-3 mal selber miterlebt und zwar bei einer Hündin, die ansonsten andere Weibchen gar nicht akzeptiert.
Wie erklärt Ihr das?

Gespannt auf Eure Antworten, grüsst Euch ganz herzlich Dalia


04. Februar 1999 23:37

Hi Dalia,

ich hatte ja schonmal so eine spannende Diskussion über Welpenschutz.

Ich kann dazu eigentlich gar nicht so viel sagen, außer daß mein Rüde Welpen generell nicht angreift (Junghunde allerdings manchmal schon).

Was die "Weiber" angeht, denke ich, es kommt auf die Situation, die Hündin, und viele andere Dinge an.
Ich kenne eine Hündin, die gegenüber fremden Welpen nicht immer unbedingt freundlich ist, als sich die Besitzerin aber eine zweite Hündin (Welpe)angeschafft hat, es überhaupt keine Probleme gab.
Um nochmal auf die Wölfe zurückzukommen: Soweit ich weiß, tötet NUR das Alphaweibchen Welpen (wenn überhaupt), was in einer Mensch-Hund-Beziehung ja eigentlich der Mensch wäre. Somit wäre eine dem Besitzer in der Rangordnung unterstehende Hündin doch gar nicht befugt, Welpen zu töten, oder? Nur so eine Theorie, die ich mir gerade ausgedacht habe.
Dazu kommt noch, daß Hündinnen ja etwas anders in ihrem Sozialverhalten sind, als Wölfe, wie Daniel schon sagte.
Hoffentlich wird das hier noch ne lange Diskussion, ich bin nämlich immer noch sehr interessiert an dem Thema.

Bis dann

Franziska

04. Februar 1999 22:46

Nein Dalia,

hier sind nicht alle der selben Ansicht.
Die Aussage, es gäbe keinen Welpenschutz ist unsinnig, unhaltbar und entbehrt jeder Grundlage.
Ich weiß auch nicht welcher "Kynologe" diesen Schwachsinn aufgebracht hat.
Viele der selbsternannten "Verhaltensforscher" neigen dazu, wölfisches und hündisches Verhalten 1:1 zu übertragen - was nicht so übertragbar ist - aber selbst dann wäre die Aussage grundweg falsch.
Auch bei Wölfen ist die Fremdanerkennung eher Regel als Ausnahme.

Hier wird einfach nur von Vielen versucht, die schlechtgelöste Sozialisierung ihres Hundes zu rechtfertigen. Es ist ja auch einfach, sich darauf hinauszureden.
Sicherlich gibt es den ein oder anderen Hund, der Fremdwelpen zu eliminieren sucht, die meisten dieser Hunde aber neigen auch partiell zur Tötung der Eigenen.

Lass Dir also so einen Unsinn nicht einreden.

Die meisten internationalen Wolfsprojekte / Rudel fanden ihren Anfang in der Ergänzung durch Fremdwelpen.

Gerne maile ich Dir ein paar (englischsprachige) Adressen von Projektleitern, die Dich hierüber Aufklären können.

Du darfst nicht immer glauben, was die Masse glaubt - vor allem, wenn es sich um eine fehlinformierte Masse handelt. Hier wird vieles nur nachgeplappert, was irgendjemand sagte.
Die meisten meinen das auch gar nicht böse - sie wissen es nur nicht besser.

Viele Grüße

Daniel


05. Februar 1999 14:00

Liebe Dalia,

die Aussage "es gibt keinen Welpenschutz" ist sicher nicht in dieser Absolutheit richtig. Allerdings stimmt die absolute Umkehrung ebensowenig. Es gibt sehr wohl Hunde, die Welpen verletzen und töten, und ich habe es selbst einige Male miterlebt, daß fremde Hündinnen Welpen ernsthaft attackiert haben.

Natürlich kann das auch bei einem Rüden passieren, scheint aber insgesamt seltener vorzukommen. Und es gibt einen weiteren Umstand, der immer wieder zu verletzten Welpen führt, auch wenn keine bösartige Attacke dahintersteckt: Hündinnen schnappen meist viel knapper ab, als Rüden (nicht nur Welpen gegenüber). Die eigenen Welpen einer Hündin lernen schnell, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, fremde Welpen können das u.U. nicht und werden erwischt. Rüden dagegen schnappen im Normalfall mit sehr großem Abstand (bei Welpen z.B. deutlich über deren Kopf hinweg) ab.

Auch wenn es sich in diesem Fall nur um einen Unfall handelt: Ein Welpe, der dabei im Gesicht erwischt wird, kann sehr wohl ein Auge verlieren. Tja, und dann gibt es da noch die (leider immer noch große) Gruppe der nicht oder falsch sozialisierten Hunde. Aus diesen Gründen halte ich die Standardannahme "Welpenschutz" für sehr bedenklich. Es ist sicher richtig, daß sich ein normal sozialisierter Hund unter normalen Umständen Welpen gegenüber freundlich oder zumindest neutral verhält. Aber wer kann schon bei jeder Hundebegegnung mit Sicherheit sagen, daß diese "normal" verläuft? Vor vier Monaten hat ein benachbarter Pudelpointerrüde (ausgebildeter Jagdhund) über den Zaun gesetzt und einen vorbeigehenden 10 Wochen alten Retrieverwelpen totgeschüttelt. Der Jagdhund ist 5 Jahre alt und hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt immer als hervorragend sozialisierter Hund gezeigt, der noch dazu im Umgang mit Welpen extrem vorsichtig war (ich habe ihn bei meinen beiden Briardwelpen als Sozialisierungsrüden eingesetzt). Was ihn zu diesem Angriff veranlaßt hat, kann wohl niemand mit Sicherheit sagen.

Deswegen: Ich bin der Meinung, daß alle Welpenbesitzer mit Bedacht und Vorsicht an Begegnungen mit erwachsenen Hunden herangehen sollten. Die Aussage, Welpen wären grundsätzlich immer sicher, hat zuviel mit Zufällen zu tun, um zur Regel gemacht zu werden.

Liebe Grüße,
Jutta

05. Februar 1999 20:15

Liebe Dalia,
daß es den Welpenschutz nicht gibt, halte ich grundsätzlich für falsch. DAs Problem ist nur, daß sich viele Hundebesitzer darauf verlassen, ihre Welpen zu jedem fremden Hund schicken und sich fürchterlich aufregen, wenn der ältere Hund knurrt. Die meisten Hundebesitzer wissen recht genau, ob ihr Hund Welpenschutz gewährt, oder (besonders bei Hündinnen) Welpen eher "kritisch" gegenübersteht. Bei meiner Hündin kann man recht gut beobachten, daß es den Welpenschutz sehr wohl gibt, sie ist extrem vorsichtig mit Welpen, obwohl sie sonst sehr ruppig spielt, wenn auch nie bösartig ist. Andererseits muß ich immer abschätzen, ob der Welpe wirklich noch jung genug ist. Bei Hündinnen setzt recht schnell der Drang zum "Erziehen" ein, der bei manschen Hündinnen recht ruppig ausfällt, und besonders ängstlichen Welpen nicht zugemutet werden muß. Aber dieses Phänomen ist ja auch bei Rüden zu beobachten. Fast alle Rüden, die ich kenne, mögen Welpen, und spielen auch mit ihnen. Aber ein verantwortungsvoller Halter muß den Zeitpunkt abschätzen können, an dem auch der Rüde zu heftigeren Spielen übergeht, die manchen Welpen vielleicht überfordern.
Man kann den Welpenschutz nicht wegdiskutieren, aber ich denke, es hängt viel vom Besitzer ab, einschätzen zu können, in wie weit sein eigener Hund nun Welpen mag oder nicht. Im Zweifelsfall bin ich immer dafür, die Hunde nicht zusammenzulassen. Es gibt genug freudliche Hunde, und schlechte Erfahrungen sind oft nicht wieder gutzumachen.
Erstanlich finde ich immer wieder die Bericht, in denen sich ein sonst sehr freundlicher Hund plötzlich aggressiv gegenüber Welpen verhält. Eine Erklärung hierfür habe ich trotz intensiver Gespräche mit "Hundeleuten" noch nicht finden können. Vielleicht weiß ja jemand anders etwas?
Tschüß, Eva