Hallo Jenny,
Du schriebst:
:Er nutzte es aber total aus und obwohl ich langsam aufbaute von der Küche bis auf den Spaziergang, hatte er es nicht für nötig gehalten draussen zu hören.
Vielleicht haben andere hier eine gegenteilige Meinung, aber ich glaube nicht, Hunde "halten etwas für nötig" oder "nutzen Dich / Deine Ausbildungsmethode" aus. Meine Hunde jedenfalls sind anders drauf: Sie tun schlicht daß, was Ihnen "den größten Spaß" bringt. Leider ist das nicht immer auch zugleich das, was mir angenehm ist :-) . Dafür, das die Handlungen des Hundes aber möglichst oft so sind, daß es uns auch gefällt, trainieren wir.
Vielleicht meinst Du mit "ausnutzen" ja auch, daß Dein Hund Kommandos ignoriert ? Und Du dann nichts dagegen tun kannst/sollst, wenn er das tut ? Signalkontrolle ist ein schwieriges Thema. Unsere Hunde leben nicht in einer Skinner-Box. Hast Du die Signale wirklich "sauber" eingeführt, bestärkst Du variabel, sind die Kriterien so messerscharf definiert, daß Dein Hund sie erkennen kann ? Ist das Verhalten generalisiert ? Wie sieht die Umwelt aus, in der der Hund nicht zugänglich für Deine Signale ist ? Diese Fragen mußt Du Dir stellen und sie Dir beantworten.
:Ich habe dann angefangen ihn für Stehenbleiben und mich anschauen zu clicken, aber auch da war ihm schlussendlich der Click plötzlich egal, er haute trotzdem ab.
Um ehrlich zu sein...Warum nicht ? Das hat nix mit CT zu tun. Eine Frage habe ich: Was passiert _nach_ dem CT fürs stehenbleiben und angucken ? Gab es "Action", Spiel, Spaß, Beschäftigung und tolle Erlebnisse ? Nur ein dröges Leckerchen ist für einen BC wohl meistens so uninteressant, daß er lieber seiner eigenen Wege geht. Für den wäre es eine größere Bestärkung (zumindest bei denen, die ich kenne) mit Dir was zu "arbeiten", anstatt ein Leckerchen zu mampfen . Vergiß´ nicht: WAS belohnt, entscheidet der Hund, nicht der Trainer !
:Irgendwann gab ich den Clicker resigniert auf, mit der Meinung Clicker ist gut für Tricks und Übungen zu lernen, aber nicht um den Hund "zu erziehen", ihm also auch Grenzen aufzuzeigen, sei es ein "Nein" für Futterstehlen, oder was auch immer.
Die Lerngesetze funktionieren immer. Mittels pos. Bestärkung (die liegt dann vor, wenn das bestärkte Verhalten in seiner Häufigkeit ansteigt) lassen sich Verhaltensweisen _verstärken_. Sie lassen sich dadurch nicht _vermindern_ ! Dafür gibts Strafe. Wohl kannst Du alternatives Verhalten mit CT trainieren, und dadurch wird dann das unerwünschte Verhalten nicht mehr so oft auftreten. Doch stellt sich da natürlich die Frage nach dem Wert der jeweiligen Bestärkung - Hunde sind Opportunisten .
Das Clickertraining in Reinform ist ja quasi eine antiautoritäre Erziehung, der Hund muss aber auch Grenzen kennenlernen, oder?)
Clickertraining ist die Anwendung der operanten Konditionierung, des Lernens am Erfolg (oder Mißerfolg). Die Tatsache, daß man "clickert" entbindet einen nicht von der Pflicht, sich mit dem Hund, seinen Bedürfnissen, dem Ausdrucksverhalten, dem Sozialverhalten u.s.w. vertraut zu machen (wobei ich Dir das natürlich nicht unterstelle). Auch in diesem Bereich kann ein kond. Bestärker hilfreich sein.
Clickertraining heißt nicht, daß der Hund tun soll, was ihm beliebt. Dann wäre es ja kein Training.
Ich versuche mal, daß zu verdeutlichen: Unser Golden Rüde ist nicht so unheimlich begeistert, wenn andere Rüden zu Besuch kommen. Er braucht einfach eine gewisse Zeit, bis er mit denen auch in der Wohnung "warm" wird. Also wird er, nachdem er den jeweils anderen bei einem Spaziergang kennengelernt hat, nach dem Betreten der Wohnung auf dem Sofa "geparkt". Das Sofa hat für ihn einen hohen Stellenwert - er sitzt sonst selten drauf, weil es eigentlich der Platz unseres anderen Hundes ist. Das "aufs Sofa legen und dort bleiben" hat er mittels Clicker erlernt. Er liegt dort, und gelegentlich machts "Click", solange er liegt. Nach einer kurzen Weile "darf" er dann runter - wenn wir merken, daß Ruhe eingekehrt ist. Eine win-win Situation. Hund ist glücklich, Mensch ist glücklich, fremder Rüde bleibt glücklich,...
Beim Orientierungsverhalten zum Menschen ist es genauso. Es gibt nur ein Problem dabei. Wenn man die Bestärker des unerwünschten Verhaltens (Weglaufen) nicht kontrollieren kann, dann kann man es auch nicht verändern / zur Auslöschung bringen. Das hat nichts mit der Anwendung eines Knackfrosches zu tun, sondern ergibt sich aus den "Regeln" der operanten Konditionierung.
: Was macht ihr, wenn ein Hund euch testet und seine Grenzen auszuloten versucht, mit dem Clicker?
Hunde machen solche Sachen. Und wenn es Dir nicht gelingt, das "Bei Dir bleiben" als lohnenswerter für den Hund zu machen als das "Weglaufen", dann hilft Dir weder ein Clicker noch irgendwas anderes.
Was Du mit "Grenzen ausloten" meinst, weiß ich nicht genau. Soziale Probleme in der Mensch/Hund - Beziehung haben ja erstmal nichts mit CT zu tun. Da müßtest Du beschreiben, wo genau das Problem liegt. Dafür gibts hier bei Yorkie ein extra Forum "Erziehung & Soziales". Oder wende Dich an einen guten Verein / Hundeschule, wo man Dir helfen kann.
Hope to helped you...
Ciao
Rolf