von Anke + Franzl am 31. Oktober 2008 16:39
Hi Martin,
das Projekt VGP hatte ich u.a. gestartet, um zu prüfen, wie weit man/ich mit meiner Art Training beim Vollgebrauchshund kommen kann - der "benutzte" Hund hatte den "Nachteil" (oder auch Vorteil, ganz wie man es sieht), dass er zum einen cross-over ist und zum anderen 10 Jahre ganz andere Erfahrungen im Rahmen der Jagd machen durfte, die vollkommen konträr zu vielen Fächern der VGP sind.
Das Ergebnis bestätigt mir, dass ich, wenn ich mit einem unbelekten (Vorsteh)Hund starte UND die passenden Revierverhältnisse habe, auch beim Gehorsam am Wild vermutlich enorm weit kommen kann ohne irgendwelche additiven Strafen. Bei einer Bracke muss hingegen schon mal antippen, aber siehe unten, die sind ja auch anders gepolt.
Hast Du schonmal gehört, wie die Ungarn ihre Vorstehhunde hasen-gehorsam machen? Ganz ohne Down, Strafe, Strom, Leine etc.pp.. Bis zur Jungendsuche (Anlagenprüfung) darf der Hund immer wieder mal gesunde Hasen hetzen, tut er auch mit Wonne, zeigt dieses dann auf der Prüfung. Danach braucht er das nie wieder, die Arbeit eines Vorstehers ist schliesslich NICHT gesundes Niederwild zu jagen (das macht man schließlich mit Bracken bei einer anderen Form der Jagd). Nur weiss das der junge Vorsteher ja nun nicht, dass er ein solcher und keine Bracke ist, er wird also munter weiter Hasen hetzen. Bis Tag X, da heisst das Lernziel: "gesunde Hasen jagen bringt nix und ist nur anstrengend", geht der Hund einem Hasen hinterher, wartet man bis er zurück ist und schickt ihn SOFORT dem nächsten Hasen hinterher bis er zurück ist und wieder den nächsten usw.usf.. So lange bis der Hund sich weigert den nächsten Hasen wahrzunehmen.... Wenige Wiederholungen solcher Tage und der Hund hat es begriffen. Zumal er im Vergleich ja erlebt: stehe ich vor, ziehe vorsichtig nach, DANN habe ich den absoluten Kick des Vorstehens und DANN kann der Jäger schiessen und Hund den Hasen holen. Tja, tolle Sache... hier mangelt es leider an ausreichend Hasen und selbst da wo noch welche wären, haben wir viel zu viele Strassen.... Und mit Bracken kann man diesen Trainingsansatz vergessen, denn die kriegen ihren Kick ja beim Brackieren.... dafür greift es beim INTENSIV eingesetzten Schweisshund, sogar schon viel früher, da reichen sehr wenige Gesundhetzen (bei meinem 5), dass er von der Unsinnigkeit solchen Tuns überzeugt ist.
Diese Ansätze funktionieren aber auch nur bei Jägern, die ihre Hunde ausreichend intensiv einsetzen, einsetzen können. Man braucht eben passende Reviere in greifbarer Nähe und das haben auch viele Jäger nicht - sie haben schlussendlich also auch nur den theoretischen Vorteil, die Praxis sieht oft anders aus.
Schlussendlich braucht man aber auch nicht zwingend Jagd, um einen Hund wildgehorsam zu bekommen. Auch hier hängt das meiste an der Art der Führung und Kommunikation, dazu den Hund passend substituieren und 98% der Probleme sind Schnee von gestern bzw. entwickeln sich gar nicht erst.
salü
Anke