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Denkfehler beim Pfeifen?

geschrieben von Mariane(YCH) 
Denkfehler beim Pfeifen?
05. April 2000 12:28

Hallo ihr Clickerer!
Ich hab mal eine Frage, aber dazu muss ich euch erst mal bisschen was erzählen. Also, ich wollte immer, dass mein Hund auf ein Signal hin auf alle Fälle kommt. Deswegen führte ich einen Peifton ein, den ich folgendermaßen konditionierte: Zuerst pfiff ich eine Woche lang immer, wenn mein Hund fraß, damit er Pfeifton mit Fressen verband. Dann setzte ich ihn immer vor dem Fressen ab und pfiff ihn zum Fressnapf. Später machte ich das dann draußen, wobei ich darauf achtete, dass er immer nach dem Pfiff ein besonders tolles Leckerli bekam, egal wie langsam er kam! (inzwischen weiß ich, dass das alles ziemlicher Bockmist war, was ich damals machte!!)
So, jetzt zu meiner Frage: ich hab die Pfeife doch eigentlich wie einen Clicker konditioniert, oder zumindest so ähnlich. Dann müsste ich ihn doch in dem Moment, wo ich pfiff immer für das bestärkt haben, was er gerade tat, als abhauen, jagen oder ähnliches, oder? Oder hab ich jetzt gerade voll den Denkfehler???????
Fragende Grüße
Mariane

05. April 2000 13:09

Grüß Dich Mariane,

du berichtest

: Zuerst pfiff ich eine Woche lang immer, wenn mein Hund fraß, damit er Pfeifton mit Fressen verband. Dann setzte ich ihn immer vor dem Fressen ab und pfiff ihn zum Fressnapf. Später machte ich das dann draußen, wobei ich darauf achtete, dass er immer nach dem Pfiff ein besonders tolles Leckerli bekam, egal wie langsam er kam! (inzwischen weiß ich, dass das alles ziemlicher Bockmist war, was ich damals machte!!)

Warum? Du hast folgerichtig gedacht - dass die natur das etwas anders verdrahtet hat, konntest du vielleicht nicht wissen.

: So, jetzt zu meiner Frage: ich hab die Pfeife doch eigentlich wie einen Clicker konditioniert, oder zumindest so ähnlich. Dann müsste ich ihn doch in dem Moment, wo ich pfiff immer für das bestärkt haben, was er gerade tat, als abhauen, jagen oder ähnliches, oder? Oder hab ich jetzt gerade voll den Denkfehler???????

Auch das ist folgerichtig gedacht. Die tatsache, dass dein hund manchmal sehr langsam kam, spricht dafür. Aber ob du immer nur ein verhalten bestärkt hast oder ob der hund ein "abergläubisches" verhalten herausfiltriert hat, ist nicht leicht zu sehen.
Wir WOLLEN etwas verknüpfen, was unseren wünschen entspricht - im hund WIRD etwas verknüpft und das müssen wir beobachten. Es entspricht oft nicht unseren erwartungen.

In deinem fall ist das aber überhaupt kein problem. Du pfeifst WENN DER HUND IN DEINE RICHTUNG SCHAUT, hund kommt, bekommt ein leckerle. Damit bist du sicher, dass du seine aufmerksamkeit bestärkst. Das ist generell eine gute voraussetzung für das herbeirufen.
Und dann gehst du auf ein shaping des kommens über. Er kommt etwas schneller als im schnitt - belohnung, sonst nicht. Du selektierst jetzt immer das schnelle kommen nach dem blickkontakt. Und dann steigerst du das tempo weiter.
Durch die häufige wiederholung, wird der pfiff allmählich zum reinen signal für das kommen, was er ja ursprünglich sollte.
Das ist das schöne an der positiven bestärkung - man kann fehlverknüpfungen reparieren, ohne dem hund die motivation zu nehmen.

tschüß Martin & Mirko

05. April 2000 15:37

: Hallo ihr Clickerer!
: ...Deswegen führte ich einen Peifton ein, den ich folgendermaßen konditionierte: Zuerst pfiff ich eine Woche lang immer, wenn mein Hund fraß, damit er Pfeifton mit Fressen verband. Dann setzte ich ihn immer vor dem Fressen ab und pfiff ihn zum Fressnapf. Später machte ich das dann draußen, wobei ich darauf achtete, dass er immer nach dem Pfiff ein besonders tolles Leckerli bekam, egal wie langsam er kam! (inzwischen weiß ich, dass das alles ziemlicher Bockmist war, was ich damals machte!!)

Liebe Hundeexperten,
Ich bin noch absoluter Anfänger beim Thema Hund (hab selber auch keinen)
aber, ich habe das trainieren des Herrankommens genau so beigebracht bekommen, wie oben beschrieben.
Was ist daran Falsch(Bockmist)????

Katharina



05. April 2000 16:41

Hallo Martin!
Danke für deine ausführliche Antwort. Hat mir wirklich sehr weiter geholfen. :-)))
Eine Frage hab ich aber noch. Du schreibst:
:Aber ob du immer nur ein verhalten bestärkt hast oder ob der hund ein "abergläubisches" verhalten herausfiltriert hat, ist nicht leicht zu sehen.
Was heißt denn abergläubisches Verhalten??
Ciao Mariane

06. April 2000 00:23

: Liebe Hundeexperten,
: Ich bin noch absoluter Anfänger beim Thema Hund (hab selber auch keinen)
: aber, ich habe das trainieren des Herrankommens genau so beigebracht
: bekommen, wie oben beschrieben.
: Was ist daran Falsch(Bockmist)????

: Katharina



Hallo Katharina,

ich möchte es Dir an einem einfachen Beispiel erklären:

Angenommen, Du hast ein wunderschönes Tulpenbeet im Garten
und Dein Hund fängt ausgerechnet dort an zu buddeln (graben).

Klar, das darf er nicht. Du nimmst also die Pfeife und pfeifst ihn
zurück. Er kommt zu Dir und wird mit einem besonders tollen
Leckerchen belohnt.

Zwei Minuten später steht Dein Hund schon wieder im Tulpenbeet
und gräbt, wie ein Schaufelbagger. Du pfeifst ihn wieder heraus
und belohnst ihn für das Herkommen wieder mit einem
besonderen Leckerbissen. Dieses Mal dauert es keine 10 Sekunden
und Dein Hund steht schon wieder buddelnd im Tulpenbeet...... usw.

Was ist passiert? Begreift er nicht, dass er nicht ins Tulpenbeet darf?

Nein --- der Gedanke ist ihm nicht gekommen,
vielmehr ist etwas ganz anderes eingetreten:

Dein Vierbeiner hat blitzschnell gelernt, wie er ein besonders tolles
Leckerchen von Dir bekommt:

Er hat nämlich messerscharf beobachtet:

Auf Buddeln im Tulpenbeet
folgt immer ein Pfiff
und nach dem Pfiff
kann ich mir immer bei Frauchen
ein tolles Leckerchen abholen

Das probiert er doch gleich nochmals aus.
Und wieder macht er sich auf den Weg
in Dein heißgeliebtes Tulpenbeet !!!


Stell Dir statt des unerwünschten Grabens im Tulpenbeet
ein erwünschtes Verhalten des Hundes vor, wie zum Beispiel
"hinsitzen" oder "Platz machen", statt des Pfeifentons stell
Dir das Knacken eines Blechfroschs vor, dann bist Du schon
mittendrin im Einstieg ins faszinierende Clickertraining.

Probiers einfach mal aus!

Zur Vertiefung empfehle ich Dir auf der
Webseite:

/forum/archiv3/forum1.html

oben im Kopf den Hyperlink

"Einführung in´s Clickertraining"

und auf das Stichwort: "Operante Konditionierung"
zu achten.

Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko


11. April 2000 17:19

: So, jetzt zu meiner Frage: ich hab die Pfeife doch eigentlich wie einen Clicker konditioniert, oder zumindest so ähnlich. Dann müsste ich ihn doch in dem Moment, wo ich pfiff immer für das bestärkt haben, was er gerade tat, als abhauen, jagen oder ähnliches, oder? Oder hab ich jetzt gerade voll den Denkfehler???????
: Fragende Grüße
: Mariane
Hallo Marianne
Vielleicht sind Hunde die das Clickertraining kennen anfälliger für solchge Verknüpfungen. Drum sorge ich für Abwechslung.
Wenn ich pfeiffe gibt es manchmal ein Leckerchen, manchmal wird gespielt, ein andermal gibt es gar nichts, und oft pfeiffe ich, drehe mich um und gehe meiner Wege. Dann dauert es nicht lange und ich hör es hinter mir trappeln.
Grüssli
Ute