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Jackebeißen u. Ä.

geschrieben von Merle(YCH) 
Jackebeißen u. Ä.
07. April 2000 20:27

Hallo,
ich habe mit meiner Hündin, Akira, ein Problem zu dem ich zwar schon mal eine Antwort bekommen habe, die aber nicht so richtig funktioniert.
Wenn ich mit Akira draußen bin ist sie immer total aufgeregt und hibellig, sie springt an mir hoch und beißt mir in die Jacke (eigentlich nicht mehr als solche zu erkennen, mehr wie ein alter Lumpen). Ich weiß, daß sie dadurch an ihr Lieblingsspielzeug, den Ball, kommmen will, auch wenn ich ihn mal nicht mit habe. Ich habe das jetzt ca.3 Wochen ignoriert und geclickt wenn sie damit aufgehört hat und mich ansah, aber ein Besserung ist nicht eingetreten. Kann es sein, daß sie sich selbst eine Verhaltenskette gebaut hat - Jackebeißen-damit aufhören-neben mir laufen und angucken-Leckerli!! Ich hoffe jemand hat einen Rat für uns, denn ich habe auch schon blaue Flecken vom beißen, wenn ich jetzt bei dem schönen Wetter ohne Jacke draußen bin.
Dann habe ich noch ein 2. Problem. Wie schon erwähnt ist Akira ganz heiß auf ihren Ball, wenn ich ihr den Ball werfen will schnappt sie immer blitzschnell danach und ich komme nicht zum werfen. Ich möchte ihr beibringen zu warten bis ich den Ball nicht mehr in der Hand habe. Dazu habe ich jetzt immer geclickt und geworfen wenn sie nicht geschnappt hat, aber sie tut das natürlich noch häufig und bestätigt sich damit selbst, was soll ich tun?

Vielen Dank
Merle und Akira


08. April 2000 12:57

Hallo Merle!

Darf ich mir das mit dem Jacke-Beißen so vorstellen, dass dein Hund neben dir herhopst und dich beißt? Wenn ja vergleiche ich das jetzt mal mit dem "Lautstärke-Problem" meines Hundes. Der hopst gerne neben mir her und bellt!
Folgendes hat er aber schnell begriffen. Ich habe nur noch Nicht-bellen geübt. Analog würde ich nur noch Nicht-beißen üben.
(Wenn du mit dem Clicker übst bekommt sie dann den Ball für das Click? Oder "nur" ein Leckerchen? Ich denke, es müsste denn schon der Ball sein. )
Du gehst mit deinem Hund neben dir, beißt sie nicht bekommt sie den Ball. Beißt sie, ruhig nein sagen (nicht schimpfen)und weitergehen. Nur wenige Schritte, keine Verhaltensketten! Die kannst du dann nach und anch aufbauen. Wenn sie das Schema begriffen hat. Achte bei den Übungen auf nichts anderes (!!!!) nicht enges Gehen, schnelle Reaktionen, alles egal, es geht ausschließlich ums "Nicht-Beißen".
Ich habe es bei Jacky zunächst auch mit dem Clicker versucht so wie du schreibst, hat bei uns auch nicht so gut funtioniert.
Vielleicht haben wir was falsch gemacht oder so, keinen Ahnung. Aber so hat es bei uns gut geklappt.
Und solange ich selber ruhig bin kann mein Hund ganz leise und konzentriert arbeiten. Auf Spaziergängen sucht er sich jetzt oft Ersatzbeschäftigungen wie Stöckchen oder so. Das wird natürlich von mir in den Himmel gelobt und mit dem weltbesten Stöckchen-Spiel aller Zeiten bestärkt.

Ich muss beichten: Ich glaube, wenn mein Hund mich beißen würde würden bei mir alle guten Positiv-Bestärkungs-Grundsätze verschwinden und ich würde zumindest einen Schnauzengriff anbringen, schimpfen oder ihn aufs Kreuz legen. Mnachmal bin ich unsicher. Hat das wirklich noch was mit Ausbildung zu tun, oder ist das einfach eine Erziehungsfrage???
Also von meinen Hunden würde sich keiner von einem anderen Hund beißen lassen, ohne stinkig zu werden. Vielleicht die Altlasten eines Crossover-Trainers? Alle Achtung, dass du es so versuchst!

: Dann habe ich noch ein 2. Problem. Wie schon erwähnt ist Akira ganz heiß auf ihren Ball, wenn ich ihr den Ball werfen will schnappt sie immer blitzschnell danach und ich komme nicht zum werfen.

Kennst du den "Geistigen Zügel" von Lind? Funktioniert bei meinem total gut. Aus den-Ball-nicht-haben-dürfen wird günstigstenfalls auf-den-Ball-llauern-dürfen. Wenn sie so heiß auf den Ball ist würde ich das vielleicht zunächst mit dem Futter üben. Du hälst wortlos die gespreizte Hand zwischen den Hund und das Futter. Verharrt sie einen winzigen Moment bekommt sie es. Das gleiche dann später mit dem Ball und die Zeit ausdehnen. Du kannst dich dann später so auch rückwärts von deinem liegenden Hund wegschleichen. Als Belohnung für's Verharren, darf sie sich dann nach der Auflösung durch dich auf den Ball stürzen.
Vielleicht kann es jemand anders noch besser erklären? Ich kann dir sonst aber auch noch was dazu schicken.

Das waren jetzt zwar nicht direkt Clicker-Tipps, aber ich denke, es ist nichts falsches daran, Dinge zu kombinieren. Solange man dem Hund gegenüber fair bleibt und nicht auf einmal doch wieder Zwang einfließen lässt. Meinem Hibbelkopf hat diese Vorgehensweise jedenfalls mehr geholfen, sich zu beherrschen, als der Clicker. Für andere Sachen wiederum ist der Clicker viel besser.

Ich hoffe du kannst damit was anfangen.

Mitfühlende Hibbel-Hund-Besitzer-Grüße,

Kirstin!

Und du kannst wirklich nicht ohne den Ball in Ruhe gehen???


08. April 2000 12:54

Biete ihr ein Ersatz-Verhalten an. Es kann tatsächlich sein, dass sie
denkt, du clickst bloss, wenn sie erst hochspringt und dann neben dir
läuft. Da du das hochspringen und schnappen nicht haben willst, muss
sie etwas anderes tun um den Ball zu kriegen, ebenso, wenn sie will,
dass du den Ball wirfst.
Wie wär's z.B. mit "sitz"? Du wirfst den Ball erst wenn sie sitzt.
Wenn sie hochspringt sagst du "nein" und gehst weiter, bzw. lässt den
Ball wieder verschwinden. Nach ein paar Metern dann ein neuer Versuch.
Wenn sie lernt, dass sie sitzen muss um den Ball zu kriegen, wird sie
sich hinsetzen, wenn sie den Ball will.
Gib ihr nie den Ball, bloss weil das rumgehopse dich nervt! Hoch-
springen darf nie zum Erfolg führen.

09. April 2000 22:37

Hallo Merle,

:sie springt an mir hoch und beißt mir in die Jacke (eigentlich nicht mehr als solche zu erkennen, mehr wie ein alter Lumpen). Ich weiß, daß sie dadurch an ihr Lieblingsspielzeug, den Ball, kommmen will, auch wenn ich ihn mal nicht mit habe. Ich habe das jetzt ca.3 Wochen ignoriert und geclickt wenn sie damit aufgehört hat und mich ansah, aber ein Besserung ist nicht eingetreten. Kann es sein, daß sie sich selbst eine Verhaltenskette gebaut hat - Jackebeißen-damit aufhören-neben mir laufen und angucken-Leckerli!!
Ja klar, manche Hunde sind sehr gut im Handlungsketten abspulen. Möglicherweise ist das in den Ärmel beißen aber schon vergnügen an sich, auch ohne Ball.
Ich würde das einfach mal ganz flott und präzise unterbinden schon im Ansatz mit einem sicheren Schnauzgriff, der sollte blitzartig kommen, wenn der Hund gerade am Abheben ist. Kennt sie die unnachgiebige Bedeutung eines "Nein"? Das sollte sie.
Du kannst Dich auch wegdrehen, so dass ihre Hüpfer frustran werden, das kann allerdings dauern, bis sie ihr unerfreuliches Treiben einstellt.

Wenn sie sich ohne an Dir herumzuzotteln fröhlich neben Dir läuft, von mir aus auch einfach so in die Luft hüpft, OHNE Dich zu kontaktieren, dann kannst Du clicken, dann den Ball oder was weiß ich werfen.

: Dann habe ich noch ein 2. Problem. Wie schon erwähnt ist Akira ganz heiß auf ihren Ball, wenn ich ihr den Ball werfen will schnappt sie immer blitzschnell danach und ich komme nicht zum werfen. Ich möchte ihr beibringen zu warten bis ich den Ball nicht mehr in der Hand habe.
Dazu habe ich jetzt immer geclickt und geworfen wenn sie nicht geschnappt hat, aber sie tut das natürlich noch häufig und bestätigt sich damit selbst, was soll ich tun?

Wie gesagt, vielleicht läßt sie es schon, wenn sie nicht mehr in den Ärmel beißt. Ich würde mit ihr andere Übungen trainieren, die sie rein räumlich nicht in die Lage versetzen können, beim Ballwerfen in Deine Hand zu schnappen, z.B. in einem gewissen Abstand sitzen zu bleiben, C und ball werfen.
Den Abstand kannst Du verringern, kommt sie Deiner Hand wieder zu nahe, wird er wieder vergrößert.
Da Deine Hündin offenbar ein Balljunkie ist, wäre allerdings zu überlegen, ihn nicht tatsächlich eine gewisse Zeit zu Hause zu lassen und der Hündin andere Aufgaben zu geben, sich generell nach Dir zu orientieren beispielsweise, sie vorauszuschicken, Dinge suchen zu lassen usw.oder dass sie einfach mal ihren hundlichen Erkundungen in einem überschaubaren Radius zu Dir nachgeht ohne gleich davonzustürzen oder sich anderer beweglicher Objekte zu bemächtigen, auch eine unter Umständen interessante Herausforderung für Euch, geht gut mit Clicker..
Ballwerfen ist allemahl wieder möglich....

Viele Grüße


Carola

12. April 2000 08:52

: Hallo Carola,

: Ja klar, manche Hunde sind sehr gut im Handlungsketten abspulen. Möglicherweise ist das in den Ärmel beißen aber schon vergnügen an sich, auch ohne Ball.
: Ich würde das einfach mal ganz flott und präzise unterbinden schon im Ansatz mit einem sicheren Schnauzgriff, der sollte blitzartig kommen, wenn der Hund gerade am Abheben ist. Kennt sie die unnachgiebige Bedeutung eines "Nein"? Das sollte sie.
: Du kannst Dich auch wegdrehen, so dass ihre Hüpfer frustran werden, das kann allerdings dauern, bis sie ihr unerfreuliches Treiben einstellt.
::Ich bin ein bischen verwirrt, ist es beim clicker nicht so, daß man jegliche Zurechtweisungen unterlässt, damit der hund freudig arbeitet und nicht dauernd denkt: wenn ich das jetzt tue werde ich vielleicht bestraft!????? Auch wenn es mir oft schwerfällt versuche ich doch diesem Grundsatz zu folgen, aber anscheinend kann man das nicht auf alle Situationen beziehen. Werde ich mit dem Schnauzengriff nicht wieder das alte Mißtrauen wachrütteln, ich weiß im Moment wirklich nicht was ich machen soll. Gerade gestern hat sie mir die Tasche von der Jacke abgerissen und dummerweise auch noch eine Belohnung dafür erhalten, der Ball ist aus der Tasche gefallen! Bitte helft mir!!!
: Wenn sie sich ohne an Dir herumzuzotteln fröhlich neben Dir läuft, von mir aus auch einfach so in die Luft hüpft, OHNE Dich zu kontaktieren, dann kannst Du clicken, dann den Ball oder was weiß ich werfen.
:
: : Dann habe ich noch ein 2. Problem. Wie schon erwähnt ist Akira ganz heiß auf ihren Ball, wenn ich ihr den Ball werfen will schnappt sie immer blitzschnell danach und ich komme nicht zum werfen. :
: Wie gesagt, vielleicht läßt sie es schon, wenn sie nicht mehr in den Ärmel beißt. Ich würde mit ihr andere Übungen trainieren, die sie rein räumlich nicht in die Lage versetzen können, beim Ballwerfen in Deine Hand zu schnappen, z.B. in einem gewissen Abstand sitzen zu bleiben, C und ball werfen.
: Den Abstand kannst Du verringern, kommt sie Deiner Hand wieder zu nahe, wird er wieder vergrößert.
:grinning smileyas mache ich jetzt schon und es wird auch besser, zumindest bei mir. Wenn aber ein anderer Spaziergänger einen Ball rausholt ist sie sofort da und springt und schnappt nach dem Ball, da hilft dann auch kein rufen. ich werde jetzt den Ball erstmal zu Hause lassen und versuchen sie anders zu beschäftigen und zu Hause werde ich langsam trainieren nicht nach dem Ball zu schnappen und den Ball von "fremden" leuten in Ruhe zu lassen.
Vielen Dank für Eure Hilfe
Merle und Akira

13. April 2000 19:22

Hallo Merle,

: ::Ich bin ein bischen verwirrt, ist es beim clicker nicht so, daß man jegliche Zurechtweisungen unterlässt, damit der hund freudig arbeitet und nicht dauernd denkt: wenn ich das jetzt tue werde ich vielleicht bestraft!????? Auch wenn es mir oft schwerfällt versuche ich doch diesem Grundsatz zu folgen, aber anscheinend kann man das nicht auf alle Situationen beziehen.

Nein, kann man nicht! Carola hat meiner Meinung nach vollkommen recht. Zwar darf man den Hund, wenn er beim Clickern etwas ausprobiert, was man nicht möchte (= "Fehler" macht), nicht korrigieren"/bestrafen/anmeckern. Aber das Jackebeißen in dem Ausmaß wie bei Akira scheint mir nichts mit "ausprobieren" zu tun zu haben, sondern so wie Du es schilderst, wirkt es auf mich eher wie ein Dominanzproblem (obwohl ich es sonst nicht mehr so damit habe, alles und jedes als "Dominanzproblem" zu bezeichnen...;-) ).

Dein Hund darf Dir doch nicht dauernd in den Pelz (= Jacke) beißen. Stell Dir mal vor, an Deiner Stelle wäre etwa Akiras Mutter. Die würde ihr aber eine Abreibung verpassen, wenn sie sich ihr dauernd in die Ohren hängt!!! Anders gesagt: wenn ich mit meinen Hunden clickere, probieren sie vielleicht alles mögliche aus, aber doch nicht, mich mal zu zwicken oder wüst versuchen, mir die Leckerchen oder das Spielzeug aus der Hand zu reißen oder mal eben die Butter vom Küchentisch zu stehlen. Denn diese Tabus sind - ganz unabhängig vom Clickern - per Erziehung klargestellt worden und sie gelten auch weiterhin, Clicker hin oder her.

Daher ist dies einer der wenigen Fälle, wo ich denke, daß "durchgreifen" angebracht ist: um dem Hund klar zu machen, daß er Dein Recht auf körperliche Unversehrtheit respektieren muß. Das hat mit Clickertraining aber auch rein gar nichts zu tun und wird davon auch nicht berührt. Wenn man Clickertraining macht, heißt das doch nicht, daß man sich von seinem Hund alles gefallen läßt, auch die größten Frechheiten.

An Deiner Stelle würde ich das mit Akira ganz unabhängig von jedem sonstigen Training ein paarmal "auskämpfen", mit Schnauz- oder Nackengriff und anmeckern. Also besser in Situationen, wo Du gar nicht mit ihr trainierst oder wenn es nur in Trainingseinheiten auftritt, dann mußt Du in dem Moment das Training links liegen lassen und Dich erst mit dem Problem befassen. Danach - wenn sie aufgehört hat, Dich zu schnappen, kannst Du ja evtl. weiter mit ihr üben.

Du mußt allerdings beim "Durchgreifen" wirklich so heftig werden, daß sie das Ganze nicht als Spiel mißverstehen kann. Sollte das unmöglich sein, weil sie immer nur noch mehr aufdreht, wenn Du sie maßregeln willst, könntest Du es mit Wasser auf die Nase spritzen o.ä. versuchen. Ansonsten - wenn auch das nicht klappt: beim allerersten Schnappen in die Kleidung oder nach Deiner Hand mit dem Spielzeug sagst Du "Das war's" und gehst schnurstracks an kurzer Leine und ohne irgendwas mit ihr zu spielen nach Hause oder Du bindest sie für 5 Minuten irgendwo an und gehst ein Stück weg. (Auszeit nennt man das.)

Wenn Sie dann kapiert hat, daß man grundsätzlich nicht an Dir rumzubeißen und zu zerren hat (und auch nicht an Deiner Kleidung), dann kannst Du mit dem eigentlichen Training anfangen und bei Fuß gehen oder sonstwas anclickern.

Vermutlich ist das Problem (Dominanz hin oder her) vor allem entstanden, weil Akira denn doch ein paar mal Zuwendung bekommen hat, weil/als sie so wild an/mit Dir spielte. (Auch zu milder Tadel oder zu zaghaftes "Durchgreifen" auf körperlicher Ebene kann "Zuwendung" sein!) Jedoch glaube ich nicht, daß hier anclickern von Nicht-schnappen reicht, denn das Schnappen und Reißen belohnt sich ja offensichtlich selbst und scheint immer schlimmer zu werden. Paß daher vor allem auch auf, daß solches Verhalten nicht aus Versehen von Dir belohnt wird.

Und: laß Dich von Deinem Hund nicht schlechter behandeln als Du ihn behandelst!

Viele Grüße,
Sabine Winkler