Hallo Martin,
ich bin leider ein wenig in Eile, weil ich für ein paar Tage verschwinde. Eigentlich sollte ich Dir auf die Schnelle so nicht antworten, aber vielleicht kannst Du noch ein wenig zu Aufklärung beitragen, während ich in der Sonne liege ;-)
:
: : Soweit man Forschern Glauben schenken kann und soweit die eigenen Augen nicht trügen, scheint unter Hunden keine auf die Duchführung einzelner erwünschter Verhaltensweisen gerichtete positive Bestärkung stattzufinden.
:
: Das liest man oft. Ich stelle diesen punkt gern in frage.
Ja, ich weiß, ich habe mich auch bewußt vorsichtig ausgedrückt, weil mir diese Thematik anhaltend als Fragestellung im Kopf herumspukt und ich mir keine Beantwortung anmaßen kann.
:wir wissen ja nicht, wodurch hunde unter sich bestärkt werden können. Nur dann wären wir sicher, richtig beobachten zu können. Auch die kommunikativen displays, die zu einem angenehmen zusammenleben führen, werden von hunden (und menschen) operant gelernt.
Wobei das operante Lernen ja nicht auf positive Bestärkung beschränkt ist...
:
: Wenn innerartliche Interaktion im wesentlichen geschieht in Form von Ignorieren, Disziplinieren und Beschwichtigen,
:
: Das ist das, was wir am einfachsten erkennen.
Die Betonung lag auf in gewissem Umfang auf "wenn". Sofern der Satz bereits einen falschen Ausgangspunkt beinhaltet, dann führen natürlich auch die Antworten in eine falsche Richtung.
: Ich habe definitiv beobachtungen im zusammenleben mit Mirko gemacht, in der die kommunikation so läuft, dass ich probiere und er "bestärkt". Das ist dann immer die ausführung einer gemeinsamen aktion (in diesem falle aus dem jagdverhalten). Im übrigen ignoriert er meine "fehlversuche" mit stoischer ruhe.
Warum fällt mir das erst jetzt auf, wo Du es erwähnst? Gerade im Hinblick auf gemeinsame Jagd kann ich dieselbe Feststellung treffen.
:
: Auch beobachtungen, dass ein hund auf den blick eines überlegenen den platz räumt und sich weiter weg wieder niederlässt, könnte man so deuten:
: Blick (+...) ist signal geworden, das eine entscheidung verlangt. Die entscheidung aufzustehen und sich entfernter hinzulegen, wird mit wiedergewonnener sozialer sicherheit und ruhemöglichkeit bestärkt. Die entscheidung, nicht zu reagieren, kann einen konflikt mit aggressiven auseinandersetzungen zur folge haben.
Hier setzt meine eigentlich Frage an: wo ist hier die Grenze zwischen einer aktiven Bestärkung und dem Ausbleiben eines ansonsten in Aussicht gestellten Übels. Dies erscheint mir sehr fliessend.
:
: Ob ein hund "bewusst" belohnt, steht auf einem ganz anderen blatt. Auch wir bestärken uns gegenseitig - ich rate einmal - zu 90% unbewusst durch körpersprache.
Schön dass Du das ansprichst. Ich bin oft verwundert, dass das Augenmerk im Hinblick auf Kommunikation einzig auf die paar Minuten gemeinsamen Übens reduziert wird und unbeachtet bleibt, dass wir eigentlich den ganzen Tag kommunizieren, ob bewußt oder unbewußt, und ob mit Hund oder unseresgleichen.
:
Viele Grüße,
andreas