Hallo Patrick
versuch´s doch mal so:
Trenne Dich mal von dem Leckerchen - Gedanken.
Offensichtlich reicht die Motivation durch ein Leckerchen
nicht dazu aus, den "letzten Meter" noch zu überbrücken.
Überlege Dir mal gründlich, was Dein Hund am liebsten tut.
Mein Setter zum Beispiel spielt am liebsten mit anderen Hunden
oder er rennt mit wahrer Begeisterung "full speed" über große Wiesen.
Hätte ich mit ihm Dein Problem, ginge es mir also darum, den
"letzten Meter" auch noch zu schaffen, dann würde ich das so
anstellen:
Ich gehe angeleint mit meinem Hund spazieren und zwar dort,
wo wir sicherlich auf andere Hunde treffen, mit denen er
spielen kann. Kommt uns ein potentieller Spielkamerad
entgegen, dann kläre ich zuerst mit dessen Frauchen/Herrchen,
ob die beiden spielen können, dann öffne ich meinem
ungeduldig zerrenden Setter den Leinenkarabiner und
genau in dem Moment, wo er frei ist und voller Freude auf
den anderen Hund zurennt, mache ich "click".
Genauso geht das mit dem Rennen auf der großen Wiese.
Ich gehe angeleint durch den Wald zu jener Wiese. Am
Waldrand angekommen flippt mein Setter normalerweise
fast aus, vor Vorfreude auf das bevorstehende Losrennen.
Wieder löse ich den Karabiner und genau in dem Moment,
wo die Wilde Hatz losgeht und die Fetzen fliegen,
clicke ich einmal mit dem Clicker.
Das würde ich mit einer Engelsgeduld Tag für Tag
wiederholen.
Ich bin sicher, in Deinem Fall wirst Du damit den
"letzten Meter" vollends schaffen. Dein Hund scheint
nicht geräuschempfindlich zu sein.
Wichtig ist zu wissen:
Jeder Hund hat andere Vorlieben. Man muss sich schon
selber ganz gründlich überlegen, womit man beim eigenen
Hund den Clicker am besten positiv konditionieren kann.
Es müssen nicht immer Leckerchen sein.
Bei einem Apportierfreak, kann man auch in dem Moment
clicken, wo man einen Ball, ein Stöckchen oder ein
Apportierholz wirft. Aber das gilt natürlich nur für die
relativ kurze Konditionierungsphase, also nur für den
ersten Kontakt mit dem Clickergeräusch.
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Noch etwas Anderes möchte ich zu diesem Thema
beisteuern.
Ich habe früher viele Beiträge in amerikanischen
Clickerforen gelesen. Vermutlich deshalb, gehe ich bei
der Konditionierung auch etwas anders vor, als es hier
im deutschsprachigen Raum meistens beschrieben wird.
Hier bei uns gilt für die Konditionierung die Regel:
Erst der Click, dann das Leckerle.
Ich denke da anders. Meine nachfolgenden Gedanken
beziehen sich ausschließlich darauf, wie man einen Hund
zum ersten Mal mit dem Clickergeräusch bekannt macht.
Ich denke, zuerst, bevor wir das allererste Mal clicken,
muß der Hund in eine äußerst positive Grundstimmung
versetzt werden. Bei einem verfressenen Hund kann ich
das leicht erreichen, indem ich ihm ein Lieblings-Leckerchen
nach dem anderen füttere. Am besten direkt von der Hand
ins Maul. Eines nach dem anderen. Dabei ertönt aber
noch ***kein Clicker***. Es werden anfangs nur Leckerchen
verabreicht und es wird noch nicht geclickt! So gebe ich ein
Leckerchen nach dem anderen in rascher Folge.
Erst wenn der Hund dieses Leckerli-Füttern ganz toll findet und
fast ausflippt vor Gier auf das nächste Leckerchen, dann
fange ich an, den Clicker sozusagen als sanfte Begleitmusik
im Hintergrund mit einzuspielen.
Erreiche ich durch das bloße Füttern der Leckerchen keine
Gier beim Hund, dann kann ich die Konditionierung von
vorneherein vergessen. Dann liege ich mit der Auswahl
meiner Leckerchen eben nicht richtig. Dann suche ich nach
anderen Genußhäppchen für meinen Hund.
Es ist in meinen Augen sinnlos oder sogar schädlich
erstmalig zu clicken, bevor man einen Hund mit irgend
einer Sache restlos begeistern kann.
Die Gefahr, dass man eine negative, statt einer positiven
Konditionierung bekommt ist einfach zu groß.
Beim ersten Clicken zwecks Konditionierung
ist es sehr wichtig:
a) Der Hund muss von dem,
was er gerade erlebt und gerade
erwartet, restlos begeistert sein.
Er soll geradezu ausflippen vor
Begeisterung.
b) Der Hund soll den Clicker auf gar
keinen Fall sehen.
c) Der Clicker soll ganz, ganz leise sein,
wie die Hintergrundmusik im Kaufhaus.
d) Click und Leckerli kommen anfänglich
absolut gleichzeitig. Das führt anfangs
zu einer verringerten Wahrnehmung
des Clickers, weil der Hund durch die
vorangegangene Gewöhnung in einer
positiven Erwartungshaltung auf das
Leckerchen fixiert ist.
"Click" wird so zur echten Hintergrundmusik
und trübt den Leckerli-Genuss im Idealfall
nicht.
Erst wenn ich sicher bin, dass der Hund keine Angst
vor dem Click-Geräusch hat, kann ich dazu übergehen,
den Click zeitlich vorzuziehen, das heißt zuerst "click"
und dann Leckerchen. Den Übergang wähle ich sanft
und fließend, für den Hund unmerklich.
Bemerke ich, dass der Hund erschrickt, lasse ich mir
gar nichts anmerken, ich füttere unbeirrt weiter, unterlasse
aber das Clicken. Erst nach einer gewissen, reinen
Fütterungszeit ohne Click, starte ich den nächsten
Versuch mit dem Clicker. Sehr wichtig ist es, den Hund
zu ignorieren, wenn er erschrickt.
Auf diese Weise kann ich auch bei empfindlichen Hunden
vorsichtig mehrere Versuche starten, ohne dass sie viel
von ihrer positiven Grundstimmung einbüsen.
Und so macht man den Clicker besonders leise:
Der Plastikkasten des Clickers ist der Resonanzkörper. Wenn
ich den mit der Handfläche voll umschließe, dann kann er nicht
mitschwingen und ist deshalb wirkungslos. Also halte ich
anfänglich den Clicker mit der Hand voll und fest umschlossen,
hinter meinem Rücken (das ist besser als in der Hosentasche),
die Faust mit Clicker in einem dicken Fausthandschuh, das
Ganze draußen im Freien auf einer riesengroßen Wiese, wo
keine Hauswände den Schall reflektieren und damit verstärken
können.
Meiner Ansicht entstehen die meisten Probleme so:
Die Leute kaufen einen Clicker, wollen das Ding ausprobieren,
halten ihn dem Hund direkt vor die Nase und machen "click".
Dann erst kriegt der Hund ein Leckerle.
Bei diesem Vorgehen liegt es auf der Hand, dass ein
empfindlicher Hund erschrickt. Wir haben ja absichtlich
den Clicker und sein Geräusch in den Vordergrund gestellt.
Das Leckerchen kommt erst, wenn der Hund schon
erschrocken ist. Diese Reihenfolge ist für den
allerersten Anfang der Konditionierung nicht gut.
Das Geräusch ist dann durch das Erschrecken vom ersten Mal
an negativ konditioniert und das nachgereichte Leckerchen kann
diesen allerersten Eindruck nicht mehr ausbügeln. Es ist schwierig
und langwierig, diesen scheinbar unwichtigen Fehler wieder gut
zu machen.
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko