Antiautoritäre Erziehung
18. Mai 2000 23:17

Hey Conny,

das eine Extrem ist genauso bitter wie das Andere.

Wie gesagt, wir müssen hier eben auch unterscheiden. Auch trotz der "antiautoritären" und "sanften" Methode, wie sie bezeichnet und fehlinterpretiert wird, ist auf jeden Fall "Autorität" (die bekommt man durch sein richtiges Agieren) oder "Konsequenz" und vor allem die "Kunst", hundegerecht zu handeln anzuwenden.

Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, warum man sich das natürliche Verhaltensrepertoir nicht von Anfang an zunutze macht. Warum lässt man Vorhandenes ruhen? Eine Frage, die ich nie beantworten kann und die ich auch nicht beantworten möchte!

Viele Grüsse
Bianca und Jill





19. Mai 2000 18:02

Hallo Conny & Jule
:
: zwischen Erziehung und Ausbildung liegt doch ein wesentlicher Unterschied. Die wenigsten Kinder z.B. sind heutzutage noch antiautoritär erzogen.
Gott sei Dank! Diese Welle war meines Wissens etwa vor 25-30 Jahren.

Deswegen aber käme in der Schule, der Berufsausbildung oder im Studium kaum noch einer auf die Idee, Schülern Inhalte oder Tätigkeiten durch Gewaltanwendung zu vermitteln.

Nee, mit Gewalt sicher nicht, da käme man ja mit dem Gesetz in Konflikt. Aber bestimmt immer noch mit Bestrafungen wie Nachsitzen, Entzug von irgendwas, zusätzliche Hausaufgaben usw.
: Die Erziehung eines Hundes, welche z.B. die Klärung der Rangfolge und das Setzen von Tabus im hunde-mensch-Umgang beinhaltet, kann gar nicht antiautoritär erfolgen in meinen Augen, da sie das in einem Rudel auch nicht tut (was nicht heißt, dass hier Schmerz zugefügt oder rohe Gewalt angewendet werden muss).

Also von wegen Schmerz und Gewalt bin ich mir nicht so sicher. Hunde/Wölfe können meines Erachtens da recht grob sein, aber sie haben ein total anderes verhältnis zu Schmerz/Gewalt als wir Menschen.

: Die Ausbildung aber, die auf erwünschte Verhaltensweisen abzielt, wie Sitz, Fuß, Platz etc., funktioniert nun einmal am besten, wenn der Hund dies gerne lernt und ausführt.

Ja, das sieht man an den Clickererfogen!

Nimm ein Beispiel aus dem Leben eines Wolfsjugendlichen, der gerade das Jagen lernt. Wendet er die falsche Technik an, ist er zu stürmisch, stürzt sich sicher kein Rudelmitglied auf ihn und bestraft ihn, (dies hätte auch lediglich Einschüchterung und Unsicherheit zur Folge). Es passiert also gar nix, das Karnickel ist weg, eben kein Erfolg.

Ja, wenn aber das Rudel gemeinsam jagt, also z.B. eine Herde Hirsche einkreist, glaub ich nicht, dass ein Jungwolf ohne Zurechtweisung selbständig einen Hirsch angreifen kann. Das würde ja die Erfolgschance stark vermindern und das ganze Rudel müsste hungern.
: Ich bin bei Weitem nicht der Auffassung, dass man Hunde vermenschlichen darf, aber bezüglich der Ausbildung sollte man sich doch hin und wieder fragen, wie man eigentlich selbst am besten lernt.

Ehrlich gesagt, ich überleg's mir oft eher umgekehrt: So wie's mein Hund am besten lernt, sollte es doch auch für mich selbst der einfachste Weg sein...Hab ich jetzt die Menschen 'vertiert'-smiling smiley))

Ich frag mich einfach, ob "antiautoritäre Erziehung" wirklich eine so hirnverbrannte Idee war, oder ob sie eigentlich gar nicht so gemeint war, wie sie von den meisten verstanden wird?


Tschüss
Doris & Benny


19. Mai 2000 18:19

Tschüss Martin,

Besten Dank! Damit ist meine Frage beantwortet. War also wirklich ein Irrtum und nicht nur von Laien falsch verstanden.
Ich staune immer wieder; gibts auch Fragen, die du nicht beantworten kannst?-smiling smiley))

Viele Grüsse
Doris & Benny

19. Mai 2000 18:34

: Tschüss Bianca,

Auch trotz der "antiautoritären" und "sanften" Methode, wie sie bezeichnet und fehlinterpretiert wird, ist auf jeden Fall "Autorität" (die bekommt man durch sein richtiges Agieren) oder "Konsequenz" und vor allem die "Kunst", hundegerecht zu handeln anzuwenden.

Ist es nicht bei vielen Hundehaltern reine Bequemlichkeit? Sie wollen sich gar nicht mit dem Innenleben des Hundes beschäftigen. Und "ich erziehe anti-autoritär" tönt geschwollener als "ich erziehe gar nicht..."
: Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, warum man sich das natürliche Verhaltensrepertoir nicht von Anfang an zunutze macht. Warum lässt man Vorhandenes ruhen?

Weil man Vorhandenes zuerst erkennen muss und dazu müsste man denken -smiling smiley)
Viele Grüsse

Doris & Benny
:
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20. Mai 2000 13:23

: Hey Bianca!
:
: leider schwirrt dieser Aberglaube teilweise auch in der Hundewelt. Es gibt schon einige, die denken, dass man Hunde bis zum 8 Monat "roh" lassen soll.

ja, das kenne ich auch - und dann kommen dke "Hundeausbilder", die dann roh auf roh setzen, nämlich an dem armen Hund herumzerren und Brüllen und das mit "Er muß ja wissen, wer der Chef" ist, begründen. Und dabei sind sie so sehr Chef wie das lächerliche HB-Männchen. Aber leider ist das noch immer gängige Praxis. Ich habe es gerade wieder in einem Kurs bei uns in der Nähe gesehen, bei dem ich mal zum Zuschauen war (offiziell übrigens). Da wird mit Korallen an den Hunden gezergelt, sie werden angeschnautzt, als sei ihr "der hört überhaupt nicht" bislang auf eine Erkrankung des gehörganges zurückzuführen gewesen... Eine traurige Vorführung war das! Die armen Hunde. Es gehört schon was dazu, einen enegiegeladenen, selbstbewußten Deutschen Jagdterrier zu zu drangsalieren, daß er die meiste Zeit des Kurses mit eingezogener Stummelrute herumkriecht!

Bestürzte Grüße von Franziska und den Hunde, die absolut nicht antiautorität erzogen, aber über positive Bestätigung ausgebildet werden.
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: Wir hatten bei uns einige, die zu uns kamen und ganz große Augen machten, als wir sie fragten, warum sie erst jetzt kämen! Antwort war: Der Verkäufer des Hundes hätte ihnen dazu geraten!
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: Das ist doch genau das Prinzip, oder?
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: Viele Grüsse
: Bianca und Jill


20. Mai 2000 16:21

Hallo Doris,
antiautoritär verbietet sich ja eigentlich von selbst zumindest beim Hund (beim Menschen sehe ich es allerdings auch so, aber da gibt es ja doch noch ein paar '68 er die anderer Meinung sind), da der Hund ein Rudeltier ist und einen "Chef" braucht um klar zu kommen und sich sicher zu fühlen. Chef ist aber nicht gleichzusetzen mit "Brutalo". Sicherlich muss es auch Verbote geben und ein absolutes Nein! oder Pfui! sollte auch als solches durchgesetzt werden, wozu man schon mal laut bzw. ernst werden, böse gucken, Zähne zeigen und knurren kann. Ich habe meinen Hund in entsprechenden Situationen schon angeknurrt und die Zähne gezeigt. Wenn man dies mit innerster Überzeugung tut und die ganze Körperhaltung darauf einstellt, wirkt dies mehr als irgendwelche "Handgreiflichkeiten". Das ist die Erziehung. Bei der Ausbildung (also dem Erlernen von Kommandos"winking smiley sollte man mit positiver Einwirkung doch am weitesten kommen. Zwang halte ich da für Fehl am Platze, denn solange ein Hund ein Wort noch nicht mit dem was er tun soll verknüpfen kann, brauche ich ihn auch nicht dazu zwingen. Das wird leider oft so gemacht, ist aber widernatürlich. Wenn dann die Erziehung richtig läuft, sollte normalerweise der Hund auch gewillt sein, das zu tun, was der Chef sagt, zumal der sich dann auch noch riesig darüber freut. Leider haben viele Leute das immernochnicht begriffen.
Grüße Silke