Grüß Dich Constanze,
prima, dass du dich im tierheim engagierst. Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist. Dein problem kenne ich sehr gut.
:... zum anderen, weil sie sich ungern anleinen lassen. Das Anleinen ist also bei beiden eine kritische Situation, wo man äußerst trickreich vorgehen muss und was eigentlich nur geht, wenn man die Hunde wirklich lange und gut kennt. Dieses Problem ist ziemlich nervig, wenn man mit den Hunden intensiver arbeiten möchte und es dann gleich mit dieser Spannung losgeht.
Ich hänge dir einmal den ausschnitt aus Viktors werdegang an, in dem ich mein vorgehen etwas beschrieben habe. Ich habe das mit einigen anderen hunden wiederholt u.a. mit Arko (s. HundeRevue 7/00) Es hat immer sehr gut geklappt. Hilfreich ist, wenn es eine möglichkeit gibt, den hunden einen kleinen auslauf zu gewähren (erweiterter zwinger o.ä.) in dem du dich von ihnen entfernen kannst. Sie dürfen das gefühl des bedroht seins nicht aufbauen. Dann hast du relativ leichts spiel, weil auch du nicht in spannung gerätst. Ich hoffe, du kannst das geschilderte sinngemäß umsetzen.
So gelang es, Viktor anzuleinen:
Um ein Verhalten hervorzurufen, muss man den Weg dorthin in kleine Schritte aufteilen, so klein, dass der Hund jeden bewõltigen kann. Man springt nicht gleich vom 10-m Brett ins Wasser, man fängt vom Beckenrand an. So gelang es bald, ihm im Streicheln das Lederband über den Rücken, sogar über den Nacken zu
legen. Wenn er merkte, dass ich das tat, schüttelte er es ab, sonst nicht. Es wurde schnell klar, dass es die Bewegung des Umlegens war, die ihn mit Furcht erfüllte. Dieser direkte Weg schien verbaut zu sein. Ich möchte hier nicht die ganze Historie unserer weiteren Bemühungen mit einem Laufgeschirr erzählen. Bald war klar, dass es die Bewegung von vorn auf den Kopf zu war, die ihn abwehren ließ. Also versuchte ich es eimal ganz anders: Ein breites Nylonband wurde auf den Boden
gelegt und Viktor darin bestõrkt, darüber zu laufen. Dann formte ich eine Schlinge und belohnte das Berühren, während ich die Schlinge in der Hand hielt. Das alles hatte den Sinn, ihn mit dem Hantieren dieses Bandes in der Nõähe seines Kopfes vertraut zu machen. Und dann wand ich ihm während des Streichelns, das wir aus dem gleichen Grunde noch intensiviert hatten, die Schlinge um den Hals, zog das Ende durch und hatte ihn so an einer Leine. Er bemerkte es sofort!
Ich ließ ihn mit dem Band weglaufen und fasste auch das Ende nicht an. Als er wieder bei mir vorbeikam CLICK & JACKPOT! Und dann nahm ich ihm das Band wieder ab. Was hätte es genützt, nach dem Motto "hab ich dich endlich" zu verfahren? Seine Aversion gegen alle Berührungen am Hals wäre nur gestiegen, alles wäre noch schwieriger geworden. Ich musste das Umlegen bestärken,
wieder und wieder, denn dessen Duldung war mein Ziel!
Danach bestärkte ich das Gehen, während ich das Ende des Bandes hielt. Auch das musste er ja dulden, wenn wir je hinaus wollten.
In der 12. Übungsstunde - Geduld ist schon vonnöten - verließen wir das Tierheim. Bewaffnet mit einer Wassersprühflasche, einem Clicker und einer Tasche voll Leckerle machte ich mich mit Viktor, der an einem lächerlich lilafarbenen Nylonband mit einer losen Schlaufe um den Hals geführt wurde, auf seinen ersten Spaziergang seit zwei Jahren!
Später wurde dann das hinausdürfen der jackpot für das halsband umlegen. Wenn ein hund erst einmal wieder draußen die gerüche eingesogen hat, dann will er hinaus. Ein klein wenig mehr über das anleinen von Viktor findet man in meinem buch, das heute ausgeliefert wird.
Ich wünsch dir mit deinen versuchen viel glück.
tschüß Martin & Mirko