Hallo Conny,
schön, dass du dich nochmals meldest. Ich denke das
Prinzip ist durch die diversen Beiträge klar geworden:
a) Methode Wasserpistole
Die Methode "Wasserpistole" erschreckt den Hund,
sie gibt ihm aber keinerlei Hilfe, wie er sich richtig
verhalten soll. Wenn ein Hund erschrickt, ist sein
Verhalten nicht vorherzusehen. Mein Ayko (damals
ein Setterchen von ca. 7-8 Monaten) ist erschrocken,
hat die Augen geschlossen und zugeschnappt. Rein
spielerisch natürlich. Aber was wäre passiert, wenn
ihm zufällig eine kleine Kinderhand in den Rachen
gekommen wäre? Daran will ich lieber nicht denken.
b) Ersetzen des unerwünschten Verhaltens
durch ein anderes Verhalten
Die geschilderte Methode mit dem Leckerchen bietet
dagegen dem Hund eine echte Alternative. Der Hundetrainer
macht dem Hund klar, wie er sich dessen Verhalten in einer
bestimmten Situtation vorstellt. Das ist ein überaus
erfolgreiches Grundprinzip in der Hundeerziehung.
Man ersetzt ein unerwünschtes Verhalten
durch ein erwünschtes Verhalten.
Dadurch verschwindet das unerwünschte Verhalten
über kurz oder lang.
Durch das Etablieren eines alternativen Verhaltens wird
die Reaktion des Hundes klar vorhersehbar.
Das Risiko eines unkalkulierbaren Verhaltens verschwindet.
Und diese Erziehung ist mir (und nicht nur mir) sehr viel
sympathischer.
Natürlich erfordert diese Methode mehr gedankliche
Vorarbeit von uns, oft auch sehr viel Geduld. Aber das
Ergebnis ist um soviel besser, dass sich ein Mehraufwand
in jedem Falle lohnt.
: Das mit den Leckerchen ist eine gute Idee. Wenn wir jetzt
: aber Besuch bekommen, der von haus aus Angst vor Hunden
: hat, ist das fast nicht umzusetzen. Wenn also der Besuch sich
: gar nicht traut das Leckerchen zu geben, wie sieht es dann aus?
: Stocksteif dastehen und Gesicht wegdrehen bringt gar nichts
: bei unserem Hund. Er will es wissen und gibt nicht eher Ruhe,
: bis sich der Besuch mit ihm abgibt.
Eine Besuchsperson, die sich nicht traut, einem Hund ein
Leckerchen zu geben, eignet sich leider nicht für dieses Training.
Du brauchst schon jemand, der sich mit Hunden auskennt und mit
dem du dich vorher absprichst.
: Stocksteif dastehen und Gesicht wegdrehen bringt gar nichts
: bei unserem Hund.
Das würde ich nun einfach mal drauf ankommen lassen. Ich bin
überzeugt, dass er aufgibt, lange bevor die Sonne untergeht. Genau
das meine ich, wenn ich oben schreibe, dass die Methode unter
Umständen sehr viel Geduld erfordert. Auch dein Hund wird aufgeben,
wenn ihm sein Verhalten keinen Erfolg bringt. Davon bin ich
felsenfest überzeugt und ich versuche gerade, dir diese Übezeugung
schmackhaft zu machen. Ohne diese Überzeugung kann die Methode
nämlich unter Umständen frustrierend sein. Also nur Mut, es
funktioniert. Es hängt nur von deiner Geduld und von der Geduld
der Versuchsperson ab.
Wichtig ist, das unerwünschte Hochspringen völlig zu ignorieren
und solange zu warten, bis der Hund resigniert und alle vier Pfoten
wieder auf dem Boden hat. Genau diesen Moment müßt ihr abwarten und
genau in diesem Moment "erwacht" die Versuchsperson aus ihrer
Starre und lobt den Hund überschwenglich und gibt ihm ein leckeres
Häppchen. Clickertrainer nennen das "Bestärken eines erwünschten
Verhaltens".
Ich betone nochmals ganz ausdrücklich:
Wichtig ist es, genau den richtigen Zeitpunkt zu nützen. Der richtige
Zeitpunkt ist der, wo der Hund resigniert und mit den beiden Vorder-
pfoten wieder auf dem Boden landet. Dabei kommt es auf Bruchteile
einer Sekunde an. Clickertrainer setzen hierzu statt der
lobenden menschlichen Stimme das "Click"-Geräusch
eines Spielzeugblechfrosches ein. Damit läßt sich der Hund zeitlich
noch viel präziser bestätigen, als wir es mit unserer lobenden
Stimme oder mit einem Leckerchen können.
Ich betone nochmals: Der richtige Zeitpunkt für die Bestärkung
ist ungeheuer wichtig. Je präziser man dabei arbeitet, desto
schneller begreift der Hund, welches Verhalten wir uns von ihm
wünschen.
: Stocksteif dastehen und Gesicht wegdrehen bringt gar nichts
: bei unserem Hund. Er will es wissen und gibt nicht eher Ruhe,
: bis sich der Besuch mit ihm abgibt.
: Koennt ihr mir bitte nocheinmal raten?
Wie gesagt, Durchhaltevermögen ist gefragt.
Man darf die Geduld nicht verlieren.
Und man muß konsequent sein und gut aufpassen.
Anspringen darf ihm keinen Erfolg mehr bringen.
Nie mehr!!!
Ihr müßt ihm ein alternatives Verhalten beibringen,
das ihm sofort den gewünschten Erfolg beschert.
Ich würde mich freuen, wieder von euch zu hören.
Das langfristige Ziel dieser Erziehung könnte sein,
dass deine Leica sich beim Anblick eines Fremden sofort
hinsetzt und du sie dafür belohnst.
Das wäre genau das Ziel, was Martin aufgezeigt hat:
"Ich habe einen Fremden entdeckt,
ich habe ihn nicht angesprungen,
ich habe mich brav hingesetzt.
Was kriege ich heute als Belohnung dafür?"
Viele Grüße
aus Deutschlands Wildem Südwesten
Reinhold + Ayko