von Harr und Ronja(YCH) am 25. Juli 2000 16:42
Hallo Heike,
: : bei Angst und Aggression (Aggression ist immer das Ergebnis von
: : Angsterlebnissen)
:
: wo hast Du das denn her ?
ok, "immer" ist vielleicht etwas zu eng gesehen, aber ich habe es
zumindest "immer" so erlebt. Nur ein paar Beispiele:
1. Hund kommt entgegen. Der Kamm schwillt bis zum Schwanz. Als er zu
nahe kommt, geht's los. Nicht schön das ganze. Wie das Problem gelöst?
Die nächsten Hunde, die uns auf unfreundliche Weise zu nahe kamen,
habe ich mir "auf hundliche Weise" zur Brust genommen.
Seitdem ist Ruhe. Meine Erklärung dafür: meine Hündin hat gelernt,
dass ihr an meiner Seite nichts passieren kann. Also hat sie keine
Angst und zeigt damit auch keine Aggression. Thema durch.
2. Jogger/Radfahrer: ein paar angenehme Begegnungen haben ausgereicht,
um den Kamm wieder abschwellen zu lassen. Danach kam das Einüben von
Alternativverhalten. Schon lange auch kein Problem mehr.
3. Mit anderen Hunden, die aggressiv auf "Besucher" reagierten ging's
im Prinzip ebenso. Hund nicht beachten, nicht ansehen, irgendwas wahnsinnig
wichtiges rumfummeln, wieder weggehen. Das ganze ein paar Mal und absolut
cool bleiben dabei. Irgendwann kommt der Hund an und will nachsehen,
was man da so irre spannendes macht. Damit hat der Hund zwar noch nicht
die Aggression gegen alle Fremden überwunden, aber wenigstens gegen einen.
: Aus Erfahrungen mit meinem Schäferhund weiss ich
: ziemlich genau, dass Aggression garnix mit Angst zu tun haben muss.
: Dieser Hund hatte lediglich einen etwas zu ausgeprägten "Schutztrieb".
: (was nach entsprechender Erziehung aber kein Thema mehr war)
war das wirklich Aggression ?
Wenn z.B. ein Schutzhund dem Figuranten in den Ärmel beisst, sieht das
vielleicht aggressiv aus, ist es aber nicht (zumindest sollte es
das nicht sein).
Vielleicht kennt einer eine vernünftige Definition dieses Begriffs,
damit wir nicht aneinander vorbeireden?
: : kann man selbstverständlich nicht mit der Nahelegung
: : eines erwünschten Alternativverhaltens arbeiten, da hast Du
: : absolut Recht! Hier muss erst die Angst und damit die Aggression
: : beseitigt werden. Als unsere Hündin im Alter von einem Jahr zu uns
: : kam, hatte sie z.B. schlicht und einfach Angst vor dem Radfahrer
: : und ist deshalb auf ihn los.
:
: Das ist aber in den wenigsten Fällen so. Die meisten Hunde jagen
: Radfahrer / Jogger / Hasen weil es ihnen Spass macht und weil sie nicht
: entsprechend erzogen wurden.
Klar! Das habe ich aber auch nicht behauptet. Ich habe nur gesagt, dass
man vor dem Einüben des Alternativverhaltens genau prüfen soll,
ob als Auslöser für das unerwünschte Verhalten nicht eventuell Angst
vorliegt. Das ist beim hasenjagenden Hund selbstverständlich wohl
kaum der Fall. Bei Joggern, Radfahrern, anderen Hunden hingegen ist
die Lage nicht mehr so eindeutig, vor allem wenn man nicht weiss was der
Hund in seinem bisherigen Leben so alles mitgemacht hat.
: : Deswegen sind ja auch die klassischen Erziehungsmethoden so effektiv,
: : wenn es um die Ausbildung von Kampfmaschinen geht, denn sie
: : beruhen letztlich darauf, dem Hund Aggression als Mittel zur
: : Bewältigung seiner Angst "nahezulegen".
:
: ????
:
: Vielleicht kannst Du das ja mal näher erklären ?
Ganz simpel: Wenn ich einen wirklich scharfen Hund möchte, dann
schlage ich wütend auf ihn ein (löse also Angst bei ihm aus),
solange bis er sich wehrt und verschaffe ihm dann ein Erfolgserlebnis,
indem ich ihn daraufhin in Ruhe lasse. Wenn er kein absolutes Schaf
ist, wird bald jeder "Besucher" rein profilaktisch sein blaues Wunder erleben.
In "einschlägigen" Kreisen kennt man noch ein paar verfeinerte
Methoden, um dem Hund nahezulegen, doch bitte so lange weiterzumachen,
bis das Opfer am Ende ist. Wilhelmsburg lässt grüssen...
Das traurige daran ist, dass sowas wirklich jeder Vollidiot kann.
Viele Grüsse,
Harr.