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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Clickern bei Angstkläffer?
06. September 2000 21:52

Nochmal hallo, Bianca!

Lies doch auch mal meine Nachricht an Andreas, dann spare ich mir doppelte Erklärungen.

Grüße, Sabine



06. September 2000 21:57

Hallo Elke,

: Wenn die family nicht gewillt, oder in der Lage ist den Hund als solchen zu behandeln, wird alles andere nur Stückwerk bleiben können.

Tja, ich fürchte inzwischen, das sieht wirklich schlecht aus in diesem Fall. Und dann können sie nachher noch sagen "Wir waren ja in der Hundeschule und das hat auch nichts gebrahct... :-(

Aber ich habe heute einen neuen Angstkläffer in meine Sammlung bekommen (was will uns das jetzt nur wieder sagen? ;-))), dessen Frauchen ist fit im Kopf und da wird eher was zu machen sein, denke ich.

: Ich wünsch Dir viel Erfolg, vielleicht kannst Du ja später mal posten wies ausgegangen ist !

Danke, werde ich. Kann aber etwas dauern, bis sich zeigt, was dabei raus kommt.

: Liebe Grüße

Dito,
Sabine

06. September 2000 22:04

Hi Tharin,

ah ja, jetzt verstehe ich das besser. Der Ansatz ist sicher richtig, aber ob ich's bei ausgerechnet diesen Leuten hinkriege, weiß ich nicht (siehe auch meine Antwort an Elke).

: : Auch keine schlechte Idee. Allerdings ist das Tier recht hartnäckig.
: Hm. Da hilft bestimmt nur, noch hartnäckiger zu sein.

Jaaa.

: Die Bedenken hätte ich auch, denn er bellt doch schon, wenn die Tür
: aufgeht, oder?

Wieder ja.

: Hast du schon mal versucht, gar nicht das Schlechte (Besucher, der sich
: bewegt) zum Guten (Jippi, toller Besucher!) werden zu lassen, sondern
: es einfach gänzlich uninteressant zu machen?
: Habt ihr shcon mal probiert, dass der Hund nicht alle Aufmerksamkeit auf
: den Besuch richtet - egal ob in neg. oder pos. Stimmung - sondern mal
: einfach Ball spielt wie verrückt mit Frauchen und gar nicht so recht
: realisiert, dass da so ganz am anderen Ende des Zimmers noch einer
: sitzt.

Ja, das geht auch. Wenn einer - egal wer - für ihn Bälle wirft, ist er so beschäftigt, daß er nicht mehr bellen "muß". Er wirkt dann auch richtig fanatisch, als ob er sich krampfhaft mit dem Ball ablenkt. Ich bin halt nur nicht sicher, ob das reicht. Anders gesagt: könnte man hoffen, daß das Bellen besser wird, wenn der Hund oft genug erlebt hat, daß Besucher = Ballspiel mit Besitzer bedeutet? Oder muß man doch noch was anderes machen?

: Bitte. Freut mich sehr, wenn's auch nur ein bisschen hilft.

Doch, das tut es! :-)

Viele Grüße,
Sabine

07. September 2000 12:54

:: ... mit dem Halti. Zudem kannst Du Blickkontakt herstellen.

: Das kann ich leider nicht besonders gut! Ich halte viel von Haltis und benutze
: sie gerne, wenn es um bessere Kräfteverteilung oder mehr Sicherheit geht, aber
: das mit dem "damit kann man Blickkontakt erzwingen" habe ich irgendwie nie
: geschafft. Bei mir klappt es höchstens, den Kopf des widerstrebenden Hundes
: zum Menschen zu drehen, wobei er sich meistens wehrt und an einem vorbei
: krampfhaft nach seinem Gegner schielt. ;-))) Weswegen ich zum Trainieren des
: Blickkontaktes mehr auf den Clicker zähle...


Hi Sabine,

bravo! Genauso sehe ich das auch. Du clickst beim Augenkontakt, wenn sich
der Hund von sich aus, also ganz aus freien Stücken heraus, sich dir bewußt
zuwendet. Der Wille muss vom Hund ausgehen. Nichts soll ---, nichts darf ihn
dabei irritieren. Und du mußt diesen Zeitpunkt, in dem der Hund den Entschluß
fa0t, dich anzusehen mit dem Clicker exakt erwischen. Niemals darfst du dem
Hund den Blickkontakt aufzwingen. Der Hund muss selber wollen, aus eigenem,
freiem Willen. Das ist eine ganz wichtige Clicker-Regel.

Genau das würde ich auch bei deinem Kläff-Problem im Auge behalten. Discs,
MP, Sprühflasche, auf den Arm nehmen, all das ist ja wohl genauso wenig das
Gelbe vom Ei, wie das Halti für den Blickkontakt. Das kommt in diesem Thread
doch immer wieder recht deutlich zum Vorschein und ich habe beim Lesen
dieser Beiträge immer zustimmend und schmunzelnd genickt. :-)

Meiner Ansicht nach kommst du weiter, wenn es dir gelingt, durch welche
Tricks auch immer, den Kläffer so stark mit etwas anderem zu beschäftigen,
dass er von sich aus aufhört zu kläffen. Es muss sein freier Entschluss sein
mit dem Kläffen aufzuhören. Genau diesen Moment mußt du finden und
nützen. Genau in diesem Moment, wo der Hund aus freien Stücken, sich
selber entschließt mit dem Kläffen aufzuhören, hast du die Zehenspitze in
der Tür. Dazu brauchst du keine Disks, sondern Ideen und Geduld.


Hier ein faszinierendes Clickererlebnis, ein analoges Beispiel zu deinem
Problem, das mir noch ganz, ganz frisch in Erinnerung ist:

Sonntag nachmittag, Besuch bei Bekannten. Aus der Küche
verbreitet die Kaffemaschine ihren verführerischen Duft.
Im Garten unter dem rauschenden Blätterdach eines riesigen
Baumes lockt feierlich die weißgedeckte Kaffeetafel auf
grünem Rasen. Ein Sonntagsnachmittags-Traum.

Nur einer stört die Idylle:

Direkt daneben auf dem Nachbargrundstück bellt ein kleiner Hund, nervtötend,
ausdauernd. Hinter einem 2 m hohen Maschendrahtzaun liegt ein kleiner Mischlings-Rüde
(Pekinese steckt unverkennbar drin) Er bellt schon stundenlang, sagt man mir, scheinbar
ohne Grund. Er ist angebunden und kann nicht bis an den Zaun herankommen.
Wenn ich an den Zaun trete, benimmt er sich wie der wütende Teufel persönlich.
Ich fürchte, dass er vor Aufregung einen Herzkollaps erleidet. Den kriegt er aber nicht,
sein Kreislauf ist trainiert. Er verhält sich nämlich schon seit Jahren so.

Wie mir die Anwohner klagen, ist der Hund laut Besitzer "unbelehrbar".
Das ständige Gekläffe nervt alle Betroffenen schon seit Jahren.
Von seinen Besitzern bekommt der Kleine regelmäßig Valium (Medikament
zur Beruhigung) in einer Dosis, die einen erwachsenen Menschen zur Ruhe bringt!
Ohne durchschlagenden Erfolg. Wie man sieht.

Ich trage keine Valiumtabletten bei mir, möchte aber trotzdem
in Ruhe Kaffeetrinken. Statt Valium-Tabletten habe ich nur einen Clicker
und ein paar Käsewürfel in der Hosentasche und am Sonntag nachmittag
etwas Muse und den Willen für Ruhe zu sorgen.

Wir haben tatsächlich in absoluter Ruhe Kaffee getrunken. Der angeblich
unbelehrbare Mischlingsrüde gab in dieser Zeit keinen einzigen Wuffer mehr
von sich.

Über das wie, muss ich nicht viel schreiben. Ich habe damit begonnen, mich
in stoischer Ruhe vor den Gartenzaun zu stellen und den (gar nicht sichtbaren)
Mond anzugucken, bis der kleine Teufel gemerkt hat, dass heute irgendwas
anders läuft, als sonst. Ganz erstaunt hielt er plötzlich inne. Aus **freien Stücken**
hielt er inne, es war sein ureigener Entschluss, weil er merkte, dass sein Gekläffe
heute keine Wirkung zeigt.

Genau in diesem Moment hatte ich die Zehenspitze in der Türe. Den Rest
brauche ich dir nicht zu beschreiben. Du kennst die Methode und in diesem
Thread stehen auch genügend sehr gute Vorschläge. Du wirst ohnehin deinen
eigenen Weg finden. Dein (ganz großes) Problem sehe ich darin, den Besitzern
die Methode nahe zu bringen.

Mich hat mein Erlebnis wahnsinnig fasziniert. Einfach so durch den
Maschendrahtzaun einem fremden Hund auf einem fremden Grundstück beibringen,
dass man während der Kaffeezeit nicht bellt, sondern sich ordentlich hinsetzt und die
Klappe hält. . Ohne den Kläffer dabei zu berühren, ohne zu schimpfen oder zu strafen
und ohne ein mahnendes Wort mit ihm zu sprechen, ohne einen Eimer kalten Wassers
über ihn zu schütten, ohne Sprühflasche, MP, Discs und was es sonst noch so alles an
nutzlosen Erfindungen gibt, einfach mit stoischer Ruhe und mit der ganz simplen Idee,
mich am Maschendrahtzaun so zu verhalten, wie der Hund es nicht gewöhnt ist, mit
dem festen Vorsatz zur (fast) endlosen Geduld, einem Clicker und einer kleinen Dose
Käsewürfelchen in der Tasche.

Übrigens kann ich seither jederzeit an jenen Maschendrahtzaun treten,
der Kleine ist sofort ruhig und setzt sich ganz brav hin. Allein mein Erscheinen
ist der Auslöser für ein alternatives Verhalten (Sitz) geworden. Ganz schnell ging
das. Der scheinbar Unbelehrbare hat auffallend schnell gelernt.


Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko

07. September 2000 19:00

Hallo Reinhold,

vielen Dank für die Ermutigung und die tolle Geschichte. Da sieht man mal wieder, was mit "puristischem Clickertraining" alles möglich ist.

Ich habe übrigens auf ähnliche Weise einmal einen ähnlichen, "unheilbaren" Fall gelöst, an dem man schon "alles" ausprobiert hatte. Es handelte sich um einen Labrador in meiner Begleithundprüfungsgruppe, der immer wenn er angebunden warten sollte, einen Riesenrabatz machte und schon mehrere Leinen durchgerissen hatte. Besonders eindruckvoll war, daß die Besitzerin es u.a. auch schon mit loben/belohnen/Leckerchen geben fürs Ruhigsein versucht hatte - nur eben ohne Clicker... und ohne Erfolg. Mit Clicker war der Hund anch 14 Tagen "prüfungsreif" (die Besitzerin wollte Begleithundprüfung machen(.

Viele liebe Grüße,
Sabine

07. September 2000 22:56

Grüß Euch zusammen,

Reinhold schreibt:

: Über das wie, muss ich nicht viel schreiben. Ich habe damit begonnen, mich
: in stoischer Ruhe vor den Gartenzaun zu stellen und den (gar nicht sichtbaren)
: Mond anzugucken, bis der kleine Teufel gemerkt hat, dass heute irgendwas
: anders läuft, als sonst. Ganz erstaunt hielt er plötzlich inne. Aus **freien Stücken**
: hielt er inne, es war sein ureigener Entschluss, weil er merkte, dass sein Gekläffe
: heute keine Wirkung zeigt.
:
: Genau in diesem Moment hatte ich die Zehenspitze in der Türe. Den Rest
: brauche ich dir nicht zu beschreiben.

: ... einfach mit stoischer Ruhe und mit der ganz simplen Idee,
: mich am Maschendrahtzaun so zu verhalten, wie der Hund es nicht gewöhnt ist,...

Ich möchte das ganze so berschreiben:

"Angstkläffer"

Die historische erkenntnis für die triebkräfte zu heldentaten lautet: "cherchez la femme".
Nun ist kläffen keine heldentat, aber die aufgabe bleibt bestehen : such die motivation.

zu dem thema habe ich mich bisher heraus gehalten, obwohl oder weil ich viel erfahrung in diese richtung habe. Gerade im letzen viertel jahr habe ich solch einen hund in meiner gruppe. Zwergpudel in miniausführung - "der rasende punkt" - wie ein irrwisch zwischen allen hunden und beinen, absolut nicht zu fassen. Und beständig kläffend, dass man meinte, ihn zerreißt´s.
Warum bellt er?
Wenn es aufmerksmkeit erregen ist, eine oft erlernte unart, dann muß ich diese motivation nutzen, um ruhig sein zu erreichen. Wenn Sammy also nervtötend kläffte, wurde er an ein bäumchen gebunden (wenn man ihn dnn endlich hatte) und einige minuten nicht beachtet. Irgendwann holt er luft und machte eine pause. Sogleich ging seine besitzerin auf ihn zu. Fing er an zu bellen, ging sie wieder weg. Das ging dann ziemlich schnell, bis er zumindest still war, solange sie herbei kam. Und aktion gab es nur, wenn sammy blickkontakt aufnahm und nicht bellte. Das dauerte einige übungsstunden, aber nun ist Sammy meistens still und wenn laut, dann eher im spiel.
Bei einem kläffer am zaun, der aus ganz anderer motivation bellt, nämlich sicherheitsbedürfnis, ist das vorgehen genau entgegengesetzt. Wenn der hund bellt, bleibt der mensch stehen. Bellt der hund weiter, geht der mensch zum zaun hin. Hört der hund auf, setzt sich der mensch in bewegung - vom zaun weg. Fängt der hund wieder an, bleibt der mensch wieder stehen, geht wieder zurück, etc.

Wenn man die motivation des hundes kennt, tut man am besten stets genau das gegenteil von dem, was der hund erwartet (wie wir es meinen). Das geht sehr schnell.
Reinholds vorgehen entspricht dem bei einem hund der aufmerksamkeit / kontakt sucht.

Die antikläff-übungen mache ich routinemäßig am tierheim, wo die hunde im auslaufzwinger ein wüstes spektakel veranstalten können. Es ist erstaunlich, dass man auch das wütende bedrohen von rüden auf draußen vorbeigeführte auf die reihe kriegt. Allerdings muss hier der mensch noch ein paar besänftigungssignale beisteuern.
Das falscheste, was man machen kann, ist lautstark auf den hund einreden/wirken/rufen. Entweder er bekommt so seine ersehnte aufmerksamkeit oder er wird in seiner vertreibungshaltung so durch den menschen unterstützt. Der effekt ist gleich katastrophal.
Das kläffproblem ist zugegebenermaßen eine der härtesten proben der eigenen geduld. Wenn man aber einmal erfolg gehabt hat, hat man aber selbst etwas fürs leben gelernt - durchhalten, ohne sich zu ärgern.

tschüß Martin & Mirko