:: ... mit dem Halti. Zudem kannst Du Blickkontakt herstellen.
: Das kann ich leider nicht besonders gut! Ich halte viel von Haltis und benutze
: sie gerne, wenn es um bessere Kräfteverteilung oder mehr Sicherheit geht, aber
: das mit dem "damit kann man Blickkontakt erzwingen" habe ich irgendwie nie
: geschafft. Bei mir klappt es höchstens, den Kopf des widerstrebenden Hundes
: zum Menschen zu drehen, wobei er sich meistens wehrt und an einem vorbei
: krampfhaft nach seinem Gegner schielt. ;-))) Weswegen ich zum Trainieren des
: Blickkontaktes mehr auf den Clicker zähle...
Hi Sabine,
bravo! Genauso sehe ich das auch. Du clickst beim Augenkontakt, wenn sich
der Hund von sich aus, also ganz aus freien Stücken heraus, sich dir bewußt
zuwendet. Der Wille muss vom Hund ausgehen. Nichts soll ---, nichts darf ihn
dabei irritieren. Und du mußt diesen Zeitpunkt, in dem der Hund den Entschluß
fa0t, dich anzusehen mit dem Clicker exakt erwischen. Niemals darfst du dem
Hund den Blickkontakt aufzwingen. Der Hund muss selber wollen, aus eigenem,
freiem Willen. Das ist eine ganz wichtige Clicker-Regel.
Genau das würde ich auch bei deinem Kläff-Problem im Auge behalten. Discs,
MP, Sprühflasche, auf den Arm nehmen, all das ist ja wohl genauso wenig das
Gelbe vom Ei, wie das Halti für den Blickkontakt. Das kommt in diesem Thread
doch immer wieder recht deutlich zum Vorschein und ich habe beim Lesen
dieser Beiträge immer zustimmend und schmunzelnd genickt. :-)
Meiner Ansicht nach kommst du weiter, wenn es dir gelingt, durch welche
Tricks auch immer, den Kläffer so stark mit etwas anderem zu beschäftigen,
dass er von sich aus aufhört zu kläffen. Es muss sein freier Entschluss sein
mit dem Kläffen aufzuhören. Genau diesen Moment mußt du finden und
nützen. Genau in diesem Moment, wo der Hund aus freien Stücken, sich
selber entschließt mit dem Kläffen aufzuhören, hast du die Zehenspitze in
der Tür. Dazu brauchst du keine Disks, sondern Ideen und Geduld.
Hier ein faszinierendes Clickererlebnis, ein analoges Beispiel zu deinem
Problem, das mir noch ganz, ganz frisch in Erinnerung ist:
Sonntag nachmittag, Besuch bei Bekannten. Aus der Küche
verbreitet die Kaffemaschine ihren verführerischen Duft.
Im Garten unter dem rauschenden Blätterdach eines riesigen
Baumes lockt feierlich die weißgedeckte Kaffeetafel auf
grünem Rasen. Ein Sonntagsnachmittags-Traum.
Nur einer stört die Idylle:
Direkt daneben auf dem Nachbargrundstück bellt ein kleiner Hund, nervtötend,
ausdauernd. Hinter einem 2 m hohen Maschendrahtzaun liegt ein kleiner Mischlings-Rüde
(Pekinese steckt unverkennbar drin) Er bellt schon stundenlang, sagt man mir, scheinbar
ohne Grund. Er ist angebunden und kann nicht bis an den Zaun herankommen.
Wenn ich an den Zaun trete, benimmt er sich wie der wütende Teufel persönlich.
Ich fürchte, dass er vor Aufregung einen Herzkollaps erleidet. Den kriegt er aber nicht,
sein Kreislauf ist trainiert. Er verhält sich nämlich schon seit Jahren so.
Wie mir die Anwohner klagen, ist der Hund laut Besitzer "unbelehrbar".
Das ständige Gekläffe nervt alle Betroffenen schon seit Jahren.
Von seinen Besitzern bekommt der Kleine regelmäßig Valium (Medikament
zur Beruhigung) in einer Dosis, die einen erwachsenen Menschen zur Ruhe bringt!
Ohne durchschlagenden Erfolg. Wie man sieht.
Ich trage keine Valiumtabletten bei mir, möchte aber trotzdem
in Ruhe Kaffeetrinken. Statt Valium-Tabletten habe ich nur einen Clicker
und ein paar Käsewürfel in der Hosentasche und am Sonntag nachmittag
etwas Muse und den Willen für Ruhe zu sorgen.
Wir haben tatsächlich in absoluter Ruhe Kaffee getrunken. Der angeblich
unbelehrbare Mischlingsrüde gab in dieser Zeit keinen einzigen Wuffer mehr
von sich.
Über das wie, muss ich nicht viel schreiben. Ich habe damit begonnen, mich
in stoischer Ruhe vor den Gartenzaun zu stellen und den (gar nicht sichtbaren)
Mond anzugucken, bis der kleine Teufel gemerkt hat, dass heute irgendwas
anders läuft, als sonst. Ganz erstaunt hielt er plötzlich inne. Aus **freien Stücken**
hielt er inne, es war sein ureigener Entschluss, weil er merkte, dass sein Gekläffe
heute keine Wirkung zeigt.
Genau in diesem Moment hatte ich die Zehenspitze in der Türe. Den Rest
brauche ich dir nicht zu beschreiben. Du kennst die Methode und in diesem
Thread stehen auch genügend sehr gute Vorschläge. Du wirst ohnehin deinen
eigenen Weg finden. Dein (ganz großes) Problem sehe ich darin, den Besitzern
die Methode nahe zu bringen.
Mich hat mein Erlebnis wahnsinnig fasziniert. Einfach so durch den
Maschendrahtzaun einem fremden Hund auf einem fremden Grundstück beibringen,
dass man während der Kaffeezeit nicht bellt, sondern sich ordentlich hinsetzt und die
Klappe hält. . Ohne den Kläffer dabei zu berühren, ohne zu schimpfen oder zu strafen
und ohne ein mahnendes Wort mit ihm zu sprechen, ohne einen Eimer kalten Wassers
über ihn zu schütten, ohne Sprühflasche, MP, Discs und was es sonst noch so alles an
nutzlosen Erfindungen gibt, einfach mit stoischer Ruhe und mit der ganz simplen Idee,
mich am Maschendrahtzaun so zu verhalten, wie der Hund es nicht gewöhnt ist, mit
dem festen Vorsatz zur (fast) endlosen Geduld, einem Clicker und einer kleinen Dose
Käsewürfelchen in der Tasche.
Übrigens kann ich seither jederzeit an jenen Maschendrahtzaun treten,
der Kleine ist sofort ruhig und setzt sich ganz brav hin. Allein mein Erscheinen
ist der Auslöser für ein alternatives Verhalten (Sitz) geworden. Ganz schnell ging
das. Der scheinbar Unbelehrbare hat auffallend schnell gelernt.
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko