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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Selbstbelohnung wie vermeiden?
22. Dezember 2000 12:16

Grüß Euch Andreas und Rolf,

mur eine ganz kurze antwort, weil mein nachfolgender satz offensichtlich missverstanden wurde:

: grinning smileyas unterstreicht wieder, welche riesenspannweite das "jagdverhalten" hat. Wenn zwei leute sich darüber unterhalten, redet der eine chinesich und der andere inuit und jeder erklärt den anderen für inkompetent. sad smiley

Ich hatte dabei zwei hundehalter vor augen (wie schon erlebt), die sich über ihre hunde und das "nicht jagen" unterhalten.
Der eine kann nicht verstehen, dass der andere das jagen nicht in den griff bekommt und der ander beginnt zu zweifeln, ob ersterer überhaupt weiss, was jagdleidenschaft ist.

Ich glaube wir, die hier schon über das jagen diskutiert haben (wo bleibt Reinhold?), wissen sehr genau wovon wir reden.
Andreas (und Reihold) gehen in der diskussion zumeist von einem welpen aus, den man ins haus nimmt. Ich habe immer die hunde im auge, bei denen etwas schief gelaufen ist (und sei es aus eigener dummheit).

Das was Andreas "rudelvehrhalten" genannt hat, ist ein ganz wichtiger schlüssel zur lösung des problems nach meiner erfahrung.

tschüß Martin & Mirko

22. Dezember 2000 20:53

Hallo Martin,

Dein Satz war:

: Andreas (und Reihold) gehen in der diskussion zumeist von einem welpen aus, den man ins haus nimmt.

Ja, insoweit, als ich dabei schildern kann, wie es in der "Reinform" aussehen könnte. Ich weiss aber durchaus auch, dass man die kaum vorfindet. Aber irgendwie muß man ein Denkmodell ja aufbauen, und da kann ich nicht mit der Einbeziehung je jeder denkbaren Besonderheit anfangen.

:Ich habe immer die hunde im auge, bei denen etwas schief gelaufen ist (und sei es aus eigener dummheit).

Auch die habe ich im weiteren im Auge ;-) Zum einen wegen der von Dir schon erwähnten "eigenen Dummheit", allerdings "nur" in anderer Hinsicht als beim Jagen. Zum anderen wegen des einen der beiden erwachsenen Hunde, der da bereits seine Historie in Sachen Jagdausflüge hat. Ich gestehe ohne weiteres ein, dass sich da mit dem "nein" ganz andere Probleme auftun.... wobei das auch nie systematisch in einem stufenweisen Aufbau unter zeitnahem täglichen Üben angegangen wurde.

Um es kurz zu machen: ich habe die verschiedenen Aspekte im Auge. Nachdem die beiden Rüden allerdings heute 500 Meter weit verduftet sind und erst kurz vor einer Strasse stoppten, wünsche ich mir auch da die Notbremse herbei...

Zur Erwähnugn des Rudelverhaltens: wer glaubt, er müsse sich nicht selbst auch einbeziehen und könne am Wegesrand stehend dem Hund ein souveränes "nein" hinterherschleudern, das diesen festnagelt, der hat m.E. schon verloren.
:
:Viele Grüsse,

andreas

22. Dezember 2000 23:15

Grüß Dich Andreas,

Du sagst es so schön

: Zur Erwähnugn des Rudelverhaltens: wer glaubt, er müsse sich nicht selbst auch einbeziehen und könne am Wegesrand stehend dem Hund ein souveränes "nein" hinterherschleudern, das diesen festnagelt, der hat m.E. schon verloren.

JA !!!

Meine kurzform lautet: "du musst mit dem hund ein jagdteam sein!"
Aber wie bringt man das unmissverständlich rüber???

tschüß Martin (der hasen herbeipfeifen kann) & Mirko (der das bewundert)


28. Dezember 2000 10:51

Hallo Rolf (und an alle anderen, die helfen können),

: Ohje, wir jagen wieder :-)
Wir jagen leider immer noch, wenn auch bisher erfolglos.
Eure Postings der letzten Tage lesen sich sehr interessant und lassen in mir die Hoffnung aufkeimen, daß man das Jagen doch kontrollieren kann.

Bessy ist zwar kein wirklicher Problemfall (Schafe, Pferde jagt sie nicht und von Katzen läßt sie sich meist schon vorher abrufen) aber es ist schon einigermaßen lästig und schade, das ich sie nur in ganz bestimmten Gebieten (und das sind recht wenige) ohne Leine laufen lassen kann.

:Auf den Feldern ist alles o.k. - aber im Wald: oioioioi !
Wenn wir das schaffen würden, wäre ich schon wahnsinnig froh. Über Waldspaziergänge hüllen wir mal den Mantel des Schweigens. Bessy reißt mir zwar nicht die Leine aus der Hand (dafür ist sie mit ihren 20 kg zum Glück etwas zu leicht) aber sie geht auch kaum ein paar Schritte vernünftig an der Leine.
Auf Feldern läßt sie sich solange gut abrufen, bis sie eine Hasenspur o.ä. entdeckt. Wenn sie auch noch Reh oder Hase sieht, bin ich absolut chancenlos. Ich würde ihr ja wirklich gerne erklären, daß Hund und Mensch im Rudel jagen und Mensch das Startsignal gibt, aber bisher teilt sie die Aufgaben selber ein, dh sie jagt und ich kann ja schon mal das Brennholz sammeln. (Wobei ich nicht glaube, daß sie wirklich ein Tier reißen würde. Sie jagt wohl eher aus Spaß an der ganzen Sache.)

:Ich denke vielmehr, gerade beim Jagdverhalten zeigt sich die Vielfalt der Trainingsansätze und die Diskussionen sind immer superspannend !!!
Und deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mir erklärt, wie ihr das Problem des Jagens angegangen seid.
Bessy ist übrigens kein Teenager mehr sondern wird im Frühjahr 8 Jahre. Bevor ich sie bekam, hatte sie bereits 2 1/2 Jahre Lebenserfahrung inklusive Streunen hinter sich.

Falls das Thema den Rahmen dieses Forums sprengt (ich vermute es fast), wäre ich froh, wenn ihr mir persönlich mailt.

Mit Silvestergrüßen und vielem Dank im voraus
Anja und Bessy (die auch in diesem Jahr keinen Weihnachtsbraten mitbringen durfte)




28. Dezember 2000 16:39

Hallo Anja,

: Wir jagen leider immer noch,
: wenn auch bisher erfolglos.

Das ist schon mal gut (für die Gejagten) . Macht die Sache aber nicht leichter für Dich :-)

: aber sie geht auch kaum ein paar Schritte
: vernünftig an der Leine.

Ja, da fängt das Problem schon an ...

Es ist imo überhaupt nicht sinnvoll, einen jagdlich motivierten Hund beim Spaziergang ständig an der (kurzen) Leine zu führen. Ich denke, es ist besser, auf eine Kombination aus Brustgeschirr und Fährtenseil (Riedschnur, 5mm Durchmesser, 15m lang mit Aluhaken; gibts im Bergsportladen) umzusteigen. So kannst Du je nach Situation ihren Freiraum "einstellen".

JEDE, absolut JEDE Kontaktaufnahme Deines Hundes zu Dir wird mit CT bestärkt (Blickkontakt). Welchen Bestärker Du wählst, entscheidet Dein Hund ;-) Enorm hilfreich ist es bestimmt, wenn Du nur noch einmal täglich, und zwar abends, fütterst. Als Kontrastprogramm solltest Du bei den Spaziergängen immer eine gute Ladung feinster, möglichst übelriechender Leckerchen bei Dir haben :-)

Rede wenig mit ihr beim Spaziergang - außer wenn sie sich zu Dir orientiert - dann gibt´s Click und Futter und Spaß und Freude und Himmelhochjauzen :-) Läuft sie ans Ende der Fährtenleine, bleibst Du wortlos stehen...schaut Sie zu Dir, geht´s weiter. Vielleicht wird zu Beginn gar nichts gehen. Es wird daaauuuuern. Unter Umständen dauert es Monate, bis Du die Leine schleppen lassen kannst. Dann wird sie langsam abgeschnitten. Vielleicht dauert´s auch nur zwei Wochen ? Wer weiß dass schon. Übrigens, die 15m können zu Anfang zu lang sein. Das mußt Du rausfinden.

Etabliere ein Signal für "Blickkontakt aufnehmen" (am Besten ihren Namen) und "Zu Frauchen laufen" (Pfiff einer Pfeife) - das sind zwei unterschiedliche Signale, die aber in gewisser Weise eine Signalkette bilden. Der Name bedeutet : "Bleib stehen, schau zu mir, warte auf weitere Instruktionen". Der Pfiff, manchmal auch ein "Weiter", "Fein" oder anderes Signal löst es auf. Bring´ ihr "Touch" bei und biete die Hand als Target nach dem Blickkontaktaufnehmen an, so zeigst Du ihr schon sichtbar, dass eine Bestärkung in greifbare Nähe gerückt ist. Überhaupt ist Target-Training eine hervorragende Angelegnheit bei Jagdverhalten. An "schwierigen" Stellen hängst Du sie einfach ans Target ;-) Nach einer Weile hat sie das rasu und kommt gleich zu Dir. Versuche Deine Spaziergänge zu Beginn möglichst am gleichen Ort zu gestalten - Stichwort: Ortslernen. Das macht es leichter. Bis das alles an der Fährtenleine 120% sitzt kann es lange dauern, einige Monate wahrscheinlich. Zu den Themen Signallernen, Target u.s.w findest Du in Martins Buch viele hilfreiche Tips und Infos.

Wenn es ganz schlimm ist, mußt Du Deine ersten Trainingseinheiten auf ein Wohngebiet - womöglich einen Schulhof verlagern. Gehe zunächst nicht im Dunkeln mit ihr in die Felder, das wird nix.

: Auf Feldern läßt sie sich solange gut abrufen,
: bis sie eine Hasenspur o.ä. entdeckt.

Hasenspuren sind prima. Da kann man üben. Notwendig ist aber 100% ige Kontrolle darüber, dass sie nicht alleine stibitzen geht.

: Ich würde ihr ja wirklich gerne erklären,
: daß Hund und Mensch im Rudel jagen und
: Mensch das Startsignal gibt,

Ja, das ist so eine Sache. Die Erstzjagd :-) Das kommt auf die Motivation Deines Hundes an und läßt sich nicht pauschaul sagen. Bei dem einen ist es ein Futtersuchspiel, bei dem anderen ein Actionspiel mit Beutezerren und beim dritten kommt einfach dass gemeinsame Verfolgen der Fährte gut an. Manchmal reicht es auch, ein Stück mit dem Hund zu rennen. Finde es raus.

: aber bisher teilt sie die Aufgaben selber ein,
: dh sie jagt und ich kann ja schon mal das
: Brennholz sammeln.

*grins*

: sondern wird im Frühjahr 8 Jahre.

Das spielt keine besondere Rolle.

Zum Schluß:

Oben waren die praktischen Tips. Jetzt noch etwas grundsätzliches. Training ist nur möglich, wenn Du die Kontrolle darüber hast, welches Verhalten bestärkt wird. Das bedeutet, dass Du zum einen die Bestärker kontrollieren mußt (das Verfolgen einer Fährte / das Hetzen *ist* ein Bestärker) - dafür brauchst Du körperliche Kontrolle. Der Hund muß die Chance haben heraus zu bekommen, *was* er stattdessen tun soll - nicht zuletzt deswegen muß er auch rauskriegen dürfen, dass Fährten verfolgen (ohne Dich) *nicht* funktioniert (deswegen die LANGE Leine, damit sie die Fährten finden, aber nicht verfolgen kann).

Was immer funktioniert, ist mit Dir zu interagieren, dass wird bestärkt. Zunächst übrigens mit hoher Rate, mach Dir erstmal keine Gednken um variables Bestärken. Dieser Lernprozess ist unglaublich komplex, die Kontingenz für den Hund sehr schwierig zu erkennen. Hilf´ihr, wo es geht - mit geeigneten Verstärkern, nicht mit locken ! Es geht übrigens auch um Kommunikation und Rudelverhalten - ganz wie es Andreas und Martin gesagt haben. Das hat, glaube ich, nichts mit Rudelführerschaft zu tun. Jagdverhalten zu verändern ist keine Frage der Dominanz *grusel*, sondern ein Zusammenspiel aus sozialem Lernen und - natürlich - operantem Lernen sowie der Biologie des Rudeljägers "Hund". Jagdverhalten ist *auch* (nicht nur) soziales Verhalten, und es ist wichtig, dass ihm Kopf zu haben. Ein vielschichtiges Thema. Ohne den Hund zu kennen, um den es geht, ist es wahnsinnig schwer, vernünftig anwendbare, praktische Tips zu geben.

Versuch mal, ob Du mit der Fährtenleine und dem Bestärken von Blickkontakt weiterkommst...wenn Du wirklich was ändern willst, wird jeder Spaziergang eine Trainingseinheit sein müssen - das bedeutet auch, dass Du alleine laufen mußt: nur Du und Dein Hund ! Ist viel Arbeit .... die sich am Ende aber bestimmt lohnt.

Viel Spaß beim Training und guten Rutsch ins Neue Jahr :-)

Ciao

Rolf & Barney

29. Dezember 2000 07:20

Hallo Rolf,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Wir werden in 10 Minuten starten.

Ciao Anja und Bessy