Wildschweinjagd weggeclickert !
von Dorothee + Billy(YCH) am 03. Januar 2001 10:39
Hallo zusammen,
Es ist soweit, ich glaube, ich habe meinem 5-jährigen Cocker Billy die Wildschweinjagd weggeclickert. Aber der Reihe nach:
Billy kam mit 2 ½ Jahren aus einer Beschlagnahme wegen schlechter Haltung zu mir. Er kannte überhaupt nichts, außer Angst vor allem und jedem, hatte keinerlei Erziehung und war sein ganzes Leben in einem winzigen Zwinger ohne Auslauf eingesperrt gewesen.
Ich habe von Anfang an viel mit ihm geclickert (bei einem freßsüchtigen Cocker das ideale Mittel) und damit z.B. sein Durchstarten und rennen über Kilometer (es war immer, wie wenn ein Schalter im Kopf umgelegt worden wäre) in den Griff bekommen. Heute läuft er problemlos ohne Leine in Wald und Flur und läßt sich von Hasen-, Reh- oder Fuchs-Jagd jederzeit abrufen.
Das einzige Problem waren die Wildschweine. Da es bei uns im Schönbuch (BaWü) ziemlich viele davon gibt, kommt es häufig vor, daß wir welchen begegnen, d.h. sie rennen in mehr oder weniger großem Abstand vor uns über den Weg. So gut sich Billy sonst abrufen läßt, bei den Wildschweinen schaltete er auf Durchzug und rannte hinterher, solange
er sie sehen konnte. Waren sie außer Sicht, kam er zurück. Abgesehen davon, daß Wildschweine gefährlich werden können, will ich einfach nicht, daß Billy irgendwas jagt ohne mein Einverständnis. Was also tun ?
Bei uns im Nachbardorf gibt es ein privates Wildschweingehege. Die Tiere dort sind Hunde und Menschen gewohnt und sehr zutraulich. Also Billy ins Auto, Geschirr angezogen und 10m-Leine daran befestigt. Beim Gehege Hund aus dem Auto. Billy startet sofort durch Richtung Wilschweine und läuft voll in die Leine. Der Ruck wirft ihn aufs Kreuz, er rappelt
sich auf und schaut verdutzt zu mir zurück: C&B. Nachdem er sein Würstchenstück verschlungen hat, nochmals ein Start Richtung Gehege. Gleicher Effekt wie beim ersten mal. Nach zwei weiteren Versuchen, zieht er es vor, bei mir stehen zu bleiben, schaut aber immer wieder
gierig Richtung Gehege. Ich rede beruhigend auf ihn ein, Hand in der Würstchentasche, Billys Blick hypnotisch darauf und nähere mich mit ihm den Wildschweinen. Die stehen hinterm Zaun und lauern auf Futter. Billy, hin- und hergerissen zwischen Würstchenhand und Jagdobjekt macht immer wieder einen Vorstoß Richtung Zaun, um dann sofort wieder zu mir zurückzuspringen. Jedesmal C&B (ich hab mir fast den Daumen
wundgeclickert und der Würstchenverbrauch stieg in kostspielige Höhen).
Wir haben dann für diesen Tag abgebrochen, aber das gleiche Spiel
an den darauffolgenden 4 Tagen wiederholt, mit dem Effekt, daß Billy schon beim Aussteigen aus dem Auto mehr mich fixierte, als die Wildschweine und auf das Kommando "hier" bei mir blieb und die Tiere ignorierte.
Jetzt war natürlich die große Frage, was passiert, wenn wir im Wald wieder mal welchen begegnen und gestern Abend wars soweit: Etwa 20 m vor uns überqueren 3 Stück in aller Gemütsruhe den Weg. Billy startet durch,
ein mit überschnappender Stimme gebrülltes "hier" von mir und was macht
mein Traumhund: wie vom Schlag getroffen hält er an, dreht um, spurtet
zu mir zurück und sitzt vor mir mit absolutem Gierblick auf meine
Jackentasche. Leider hatte ich keine Würstchen dabei, aber dafür gabs
fast den ganzen Vorrat an Leckerchen.
So, das ist jetzt lang geworden (aber hoffentlich nicht langweilig), aber ich mußte einfach meine Freude über den Clickererfolg loswerden
oder (Frage an die Experten) hätte ich das ohne Clickern auch so hingekriegt ?
Liebe Grüße
Dorothee + Billy