Grüß Dich Christine,
du meinst in bezug auf aggressives verhalten menschen gegenüber:
: : Das Problem liegt aber doch im Grunde
: a) sehr viel tiefer und findet meiner Erfahrung nach auch
: b) seine Wurzeln in einer nicht intakten Mensch-Hund-Beziehung.
kann man das so sagen? Es genügt doch schon, wenn ein unsicherer mensch mit viel tierliebe aber wenig kenntnis nur das "beste" für seinen hund will. Aber vielleicht meinst du das ja.
: c) Nicht jeder Hundehalter ist in der Lage, Angst(aggression) von Aggression zu unterscheiden.
Da hast du leider sehr recht. Ich würde sogar noch verschärfen: sehr viele.
: Für mich hier vorrangig: Schaffung einer Basis, Vertrauen. Mit dieser Basis neutrales Verhalten gegenüber Menschen trainieren.
Das ist nicht immer so einfach. Jemand nimmt einen hund aus dem tierheim. Der ist 3 wochen lang lieb und schürzenbändelig. In der vierten woche fängt er an, selbständig aktiv zu werden. In der fünften wird dem hundehalter angst und bange und er denkt ernsthaft über die rückgabe nach.
: Mein alter Hund, der Menschen Anfangs angriff (ernst) wurde nur einmal bestraft, und zwar von mir. (Ich hab ihn im Genick gepackt, auf den Boden gedrückt und Platz befohlen). Ansonsten haben wir "nur" täglich den belebten Park besucht. War ein Spießrutenlauf anfangs, aber auf lange Sicht sehr effektiv.
Wie gesagt. Sinn einer strafe ist es, zukünftig "strafen" vermeiden zu können. Un probleme löst man auf dauer nur dadurch, dass man die situation wieder und wieder aufsucht.
: Das allgemeine Problem aber ist doch auch, daß der Mensch auf der Suche nach Abgewöhnen unerwünschten Verhaltens die Lösung meist nur in einer effektiven Strafe sieht, und das ist eben nicht immer der einzigste Weg. Und um das geht es mir auch hier in der Diskussion. Nichts gegen Grenzen setzen, aber der Mensch sollte Fantasie genug haben, auch andere Wege zumindest in Betracht zu ziehen. Dann wird man nämlich eines schnell feststellen: Strafen sind sehr viel seltener notwendig, als Mensch denkt.
Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Dieses clicker-forum will ja gerade einen weg aufweisen, wie man sinnvoll zielgerichtet anders vorgeht. Tatsache ist aber, dass es keine null-strafen erziehung gibt (und wenn es unerkannte strafen sind genauso wie es unerkannte bestärkungen gibt.) Und darum sollten wir hier auch sachlich über den richtigen einsatz (wenn er als sinnvoll erkannt ist) diskutieren. Das schlimme ist doch eine hund und mensch überfordernde situation, weil man zuvor die augen vor den realitäten der welt verschlossen hat.
Wenn der hase auf die A8 zuhält an einer stelle, wo nicht einmal eine leitplanke ist, werden einige sichtweisen relativiert.
Ich wollte in der dikussion auch den blick darauf lenken, dass nicht alles, was als "hart" angesehen wird, als wirkliche strafe wirkt und einiges, was als "sanft" eingeschätzt wird, für die psyche des hundes knallhart ist. Und dazu gehören alle strafen aus dem sozialen bereich.
Der hund, der auf ein abbruchsignal zuverlässig reagiert, kann die größten freiheiten von allen genießen. Dass die abbruchsituation möglichst selten auftritt, dafür sorgen der clicker und das über die positive bestärkung gewachsene vertrauen und rudelbewusstsein.
tschüß Martin & Mirko
P.S. manchmal sollten wir vielleicht vorher definieren, von welcher ausgangslage wir ausgehen: "hund als welpe zu uns gekommen oder erwachsener hund unbekannter vorgschichte mit überraschenden reaktionen auf umweltreize".