Hallo Anja,
: Seit Wochen lese ich aufmerksam alle Berichte über das clickern. Jetzt möchte ich es natürlich auch ausprobieren!
Das ist schon mal sehr löblich:-)
: Habe schon ein buch gelesen, es gibt aber noch einige Unklarheiten.
Ich weiß ja nicht, welches Buch Du gelesen hast. Ich habe mit "ClickerTraining für Hunde" von Martin Pietralla angefangen und finde es nach wie vor sehr interessant und gut geschrieben.
ie ganzen Sachen wie Sitz, Platz, bleib, Fuß an der Leine oder ohne Leine oder auch auf Entfernung führt sie alle aus. Jetzt der Haken: nur zu ca. 80%. Der Rest ist Dickkopf!!!
Das glaube ich nicht. Jinka hat lediglich gelernt, daß das Leben mit nur 80% Einsatz für Frauchens Wünsche schön genug ist. Warum also zu 100% folgen? (Abgesehen davon ist ein 100%er Gehorsam meines Erachtens nach ohnehin nicht zu erreichen, Hunde sind Lebewesen und keine Maschinen.)
:z.B. wenn ich sie rufe, schaut sie zu mir, dann merkt man wie sie überlegt ob sie kommen oder vielleicht doch die andere Richtung einschlagen soll.
Das ist doch schon ein super Anfang. Jetzt muß Du ihr die Entscheidung "nur noch" erleichtern.
: Wenn sie die 2. Variante nimmt, weiß sie aber auch ganz genau, daß sie was falsch gemacht hat.
Woher weiß Du, daß Jinka das weiß???
:Aber es gibt bestimmte Situationen, da muß sie einfach "sofort" hören, und nicht erst dann wann es ihr passt!
Solche Situationen sind aber in erstaunlich vielen Fällen vorhersehbar und auch trainierbar. Solange der Hund nicht ausreichend sicher darin ist, die richtige Entscheidung zu treffen (also auf "Hier" auch zu kommen), wird eben mit abgeschwächten Ablenkungen und an der (Schlepp-) Leine geübt. (Und nochmal - ein 100%es "sofort" kann es nicht geben:-( )
: 1. Bei der Konditionierung(mache ich seit heute) gehe ich an ihr vorbei, clicke und gebe ihr die Belohnung. Wann ist diese Phase genau zu Ende? Sobald sie sich zu mir umdreht oder wann?
Sobald sie auf ein Click hin ihre Belohnung erwartet. Soweit ich weiß, ist das oft schon nach wenigen Malen der Fall.
: 2. Über die Kond. im Haus. Wenn ich aber spazieren gehe, kann ich ihr auch weiterhin Leckerlies geben ohne zu clicken?
Wofür bekommt sie denn beim Spazierengehen Leckerlies? Einfach so, weil heute Donnerstag ist?? Ich denke, daß Du auch Jinka vor der Belohnung etwas tun läßt. Und wenn sie etwas gut macht, spricht doch auch nichts gegen ein "Click" ( oder in Gaststätten, Kaufhäusern etc. ein "Fein" oä) als Bestätigung dafür, daß Du genau das wolltest, was sie Dir gezeigt hat, und als Ankündigung der Belohnung.
: 3. Für später: Wenn nach dem clicken die Übung beendet ist,muß sie sich das Leckerchen abholen oder muß ich es ihr bringen?
Ich glaube, das ist völlig egal. Bei Bessy habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, daß sie das Leckerchen schon erwartet, wenn es einige Male aus der gleichen Hand kam, was natürlich vor allem beim Vorsitzen zu unschöner Schiefe geführt hat. Ich werfe es daher meist in irgendeine Richtung und Bessy rennt freudestrahlend hinterher (ich glaube dieses Hinterherlaufen gehört für sie auch mit zur Belohnung, insb. nach konzentriertem Bei-Fuß-Gehen und ähnlich anstrengenden Übungen).
: 4. Daraus ergibt: Wenn sie es sich holen muß, was mach ich wenn sie nicht kommt, weil ihr etwas anderes gerade in dem Moment wichtiger ist(z.B. ein andres Tier)?
Im Idealfall sollte der Hund seinen Bestärker selbst wählen dürfen. Wenn Jinka kein Leckerchen will, dann ist das für sie in diesem Moment eben nicht der geeignete Bestärker. Wenn nichts dagegen spricht, dann laß sie doch zu dem Tier oder besser, geh zusammen mit ihr hin, oder buddel mit ihr ein riesiges Loch (super wäre es natürlich, wenn darin plötzlich noch eine Beute zB Maus, Käse oder Hühnchenbrust auftaucht) oder laß sie mit ihren Hundekumpels spielen...
: 5. Soll man wirklich ohne Worte und handzeichen üben?
Wie willst Du denn zu Beginn sonst mit ihr üben? Wenn sie nicht weiß, daß sie auf "Kriech" über den Flur robben soll, kannst Du ihr hundertmal "Kriech" sagen, sie wird wahrscheinlch irgendwann einfach gehen. Eine genaue Übungsanleitung zu geben, sprengt den Rahmen dieses Forums. Sowohl bei Birgit Laser als auch bei Martin Pietralla wird ausführlich erklärt, wie Übungen aufgebaut werden und wann (und warum erst zu diesem späten Zeitpunkt) die entsprechenden Zeichen eingeführt werden.
: Ich will nicht mit den schwierigen Sachen anfangen; vorerst will ich mal konzentrierteres "bei Fuß gehen" üben.
Und das ist nicht schwierig? Für Bessy ist ein konzentriertes "Bei-Fuß-Gehen" unter Ablenkung (andere Hunde, Fußgängerzone oder neben einem Wildgehege) eine ausgesprochen schwierige Aufgabe, auch wenn das sicher von Hund zu Hund verschieden ist. Ich halte es für günstiger, mit völlig neuen Dingen zu beginnen, bei denen sich ein Fehler auch nicht besonders stark auswirkt, zB Dinge anstupsen, später dann Türen auf- und zuschubsen, Pfote geben, Rolle machen etc. Zum einen kannst Du bei Übungen, die der Hund noch nicht kennt, das Clickern gleich von Beginn an lernen, zum anderen geht man kleine Künstücke viel lockerer an, als feste Aufgaben wie Fuß oder Apport, und verliert bei Fehlern nicht gleich die Lust oder wird frustriert, weil doch in zwei Wochen die nächste Prüfung ist und der Hund (bzw. sein Mensch) einfach nichts kapiert.
: Da kann ich mir gut vorstellen, daß ich ohne Worte auskomme. Aber bei den anderen Dingen bin ich mir nicht so sicher ob das ohne Worte klappt.
Es klappt, und wenn der Hund den Bogen erst raus hat, auch deutlich schneller als man geglaubt hat (so war es zumindest bei uns).
Viele Grüße
Anja und Bessy