Hallo Stephanie,
ich glaube, man kann eigentlich nicht zu viel fragen.
Ich habe fast 11 Jahre einen sehr selbständigen und dominanten Hund gehabt, Schnauzermix, Rüde, auch aus dem Tierheim, war damals etwa 3 Jahre alt.
Er hat außer mir überhaupt keinem gefolgt und mir manchmal auch nur "auf Gnade".
Anfangs dachte ich auch, er muß doch sofort kommen, wenn ich rufe, er darf doch nicht im Radius von 300 Metern um mich herum düsen usw.
Irgendwann habe ich dann aber begriffen, daß Bindung und Integration in das Rudel etwas völlig anderes ist. Und so hab ich ihm seine Freiheit gelassen. Er wurde viel kooperativer, machte viel mehr mit.
ich denke, es ist ein Problem, wenn man zu viel "erzieht", bei Berry wäre es ein Problem geworden.
Der Schlüssel zu ihm war, etwas völlig anderes zu üben, was a) seine Arbeitswut und b) seine Selbständigkeit erhielt, aber dennoch mit mir zu tun hatte. Etwa Voran, Such verloren, Freunde im Gelände suchen, den Weg zum Auto suchen usw.
Führig war er nie, einfach war er nie, dominant war er, aber er war ein supertoller Hund.
Wenn Berry mal wieder demonstrativ Sitz oder Platz oder Hier ignorierte, das machte er wirklich würdevoll und voller Überzeugung sehr regelmäßig, dann wartete ich einfach ebenso würdevoll. Manchmal standen wir einfach 10 Minuten oder länger da und ich immer im Kopf: So stur wie Du bin ich schon lange. Ich habe weder geruckt noch gedrückt noch "bestochen" sondern einfach gewartet. Seine Machtproben hat er zwar bis fast zum Schluß nie völlig aufgegeben, aber er hat begriffen, daß ich mich auf diese "Diskussion" nicht einlasse, niemals und daß ich mich nicht unter Druck setzen lasse. Auch nicht von Mitmenschen oder Hundeleuten. Das hat ihm imponiert und dann konnte man mir ja auch folgen.
Vielleicht ist das ja eine gedankliche Anregung für dich. Berry wurde im Laufe der Zeit (es dauerte ca. 2 Jahre) ein absolut souveräner und zuverlässiger Begleiter, trotz oder gerade wegen? seiner Freiheit, er selbst zu sein. Was jetzt nicht heißt, daß er antiautoritär behandelt wurde. Konsequent war ich, schließlich war er Anfangs bissig.
Aber Dominanz, von beiden Seiten, ist eine nicht meßbare Eigenschaft und es sind die unzähligen Kleinigkeiten des Alltags viel viel wichtiger als die sogenannten Unterordnungsübungen.
Liebe Grüße
Christine