Grüß Euch zusammen,
das thema teilt sich für mich eigentlich in zwei bereiche:
- NEIN+leinenruck
- stoppen von unerwünschten selbstbestärktem verhalten.
Sabine S. schreibt
: Das hast du schon richtig verstanden. Aber das gilt nur für Verhalten, mit dem sich der Hund nicht selbst belohnt. Also du sagst z.B. "Platz", aber der Hund macht "Sitz". Dabei erhält er weder durch dich noch durch irgendetwas anderes eine Bestärkung, also kannst du seinen "Fehler" ignorieren und die Übung einfach wiederholen. Du brauchst und darfst ihn also nicht ins "Platz" drücken!
Ignorieren heißt ja auch, keine gelegenheit, C&B zu verdienen. Das ist im klartext eine subtraktive strafe (S-). Wenn dem hund das gezeigte verhalten sonst keine vorteile bringt, wird er es ganz schnell lassen.
Fehlverhalten, das dem hund andere z.b. soziale betärkungen bringt, kann man nicht ignorieren. Man kann hier mit einer auszeit arbeiten (auch das ist eine S-. Im grunde ist es die hilfe zum entscheidungslernen. Auf irgendeine art muss dem hund kenntlich gemacht werden, dass das gezeigte verhalten keine erhoffte belohung bringt. Deswegen ja das wohlkonditionierte NEIN. Auch das verhalten, das eine auszeit bewirkt sollte man mit einem signal (brücke) kennzeichnen, das es mit dem übergang zur völligen passivität verknüpft.
Der leinenruck+nein (meist sehr schlecht oder sogar falsch getimt) ist natürlich möglich, hat aber all die negativen folgen, die direkte einwirkungen des hf so haben. Das nein kann man sich sparen, was soll es denn? Wenn es wirkt, braucht man keinen leinenruck mehr und wenn man den braucht, ist das nein längst auf "neutraler reiz" konditioniert worden.
Leider ist das häufiger, als die meisen glauben mögen.
Am wirksamsten zur unterdrückung von selbstbelohnendem verhalten ist ein kräftiges schrecksignal, was aber über eine warnsignal angekündigt wird.
Das warnsignal ermöglicht dem hund, die handlung zu unterlassen und somit der strafe zu entgehen. Das ist besonders sicher dann zu etablieren, wenn eine alternativhandlung gut bestärkt wird. (ist angesprochen worden). Solche signal-straf-sequenzen dürfen höchsten 3-5 mal angewendet werden. Wenn das nicht zu einem sicheren abbruch führt, ist alles weitere anwenden dieser einwirkung unsinn.
Zwei beispiele möchte ich nennen.
1) Als Mirko mit einem jahr in einem hühnerhof einfiel und ein huhn am stert hatte, um es zu himmeln, kam ich gerade noch rechtzeitig, zum mich mit gebrüll auf ihn zu stürzen, am halse zu packen, auf den rücken zu werfen und ihm knurrend in die augen zu schauen. Schrecklich, nicht wahr?
Mirko ist 10 weitere jahre regelmäßig durch ganze hühnerpulks durchmaschiert, ohne je eines noch zu beachten. Er konnte dabei völlig entspannt bleiben, denn wenn er sich an mir orientierte, gab es eventuell sogar etwas gutes.
2) Ein 9 monats-DSH-rüde geht mit meinem alten Schiwa durchs dorf und erblickt eine schar katzenjunge. Mit wonne stürzt er hin. Im selben moment hat er schiwa knurrend am hals, der offenbar erfahrungen mit katzenmüttern mit jungen hat. Der rüde hat sich nie wieder um katzen bekümmert.
Wenn solch 1-versuchslernen wirksam sein soll, muss es absolut richtig getimt sein (auf frischer tat - nicht 5 sekunden später !!!) und es muss überraschend und heftig sein. Das leben als solches hält nicht nur leckerle bereit.
: Schwieriger wird die Sache, wenn der Hund etwas macht, was schon einen Lustgewinn an sich bedeutet. Dann hilft das Ignorieren meiner Ansicht nach nicht, im Gegenteil.
Damit hast du völlig recht. Deswegen die hilfen zum entscheidungslernen. Strafen als solche sind nicht ehrenrührig. Die natur hält sie ausreichend bereit. Das schlimme ist, dass sie gedankenlos und vor allem viel zu oft und dann falsch angewendet werden. Und die negativen nebenwirkungen werden nicht gesehen.
Die allermeisten instinkt-ausgelösten fehlverhalten kann man mittels "auszeit und alternativverhalten bestärken" in den griff bekommen. Nur in extremfällen sollte man zu 1xtrial methode greifen.
Ein beispiel
3) Mirko jagt gern katzen (auf den baum oder nach hause). Manchmal sind es auch krähen. Das wird von diesen regelmäßig durch auffliegen - stop mit lustig - bestraft. Wir haben das mit dem signal VOGEL verknüpft. Das läuft prima. Wenn etwas schwarzes auf em feld ist und wir VOGEL sagen, wird er da bleiben. Ist es etwas weißes oder mehrfarbiges, wird er einen 10m testspurt machen. Er hat nämlich gelernt, dass so gefärbte vögel sich manchmal doch als katze aus dem staub machen. Er sucht also nach weiteren informationen, die ihm vorhersagbarkeit und kontrolle der situation ermöglichen. Und das ist es, worum es den hunden (und uns ebenso) geht.
Hunde lernen leider oft schon als welpen (sie sind ja soooo süss) sehr systematisch, dass man das nein des menschen nicht so wörtlich zu nehmen braucht. Leider lässt sich dieses dann nie mehr in guter wirksamkeit etablieren. Man ist dann besser mit einem anderen wort oder sonstigem signal (z.b. drohendes zugehen auf den hund, was man vielleicht noch nie so gemacht hat.) beraten.
Ich bin manchmal erstaunt, mit welchem fatalismus manche verhaltensweisen der hunde hingenommen werden. Man sucht dann nach einer anderen methode. Clickern ist keine religion. Mit bestärkungen kann man ungeheuer viel erreichen, aber ein, zwei pflöcke muss man schon mal im leben einschlagen. Aber das reicht dann auch!!! Der Bomper ist sehr wirksam, wenn man konzentriert und gut vorbereitet ist. Man sieht hier am deutlichsten, dass strafen dazu da sind (mit warnung verknüpft) strafen zukünftig nicht mehr zu brauchen. Das ist genau das gegenteil der gängigen praxis, in der strafe eher als rache am hund gehandhabt wird.
tschüß Martin & Mirko
P.S. bisschen lang oder?