Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Rico und die Jagd

geschrieben von Anke + Rico(YCH) 
Rico und die Jagd
23. Januar 2001 14:18

Hallo Leute,

einige von Euch werden sich bestimmt noch an Rico, den begnadeten Kaninchenjäger und meine Versuche es ihm zu verleiden erinnern.

Vorgeschichte für die, die damals nicht an Board waren:

Rico, ein DSH-Rotti-Beagle-Mix hat mit 6 Monaten die Jagd von einem Collie und einem Teckel gelernt. Da selbstbelohnend und hoher Kaninchenbesatz im Ruhrgebiet wurde er ein erfolgreicher Jäger, der im Wald und ab Dämmerung nicht von der Leine gelassen werden konnte.

Konventionelle Methoden brachten keinen Erfolg und waren mir zuwieder, die diesbezüglichen Versuche wurden also eingestellt.

Dann entdeckte ich das Clickertraining und setzte es auch bei diesem Problem ein. Mit dem Ergebniss, das Rico wieder abrufbar wurde. Nahezu 100% aus Orientierungsverhalten, deutlich über 50% aus begonnener Hetze. Insgesamt ließ das Jagdverhalten nach, Wald und Dämmerung waren kein Problem mehr.

Seit Sommer dieses Jahres sind die Kaninchen eh hinfällig, ich bin in eine kaninchenfreie Zone gezogen (ja, sowas gibt es, dafür aber mehr anderes Wild).

Und jetzt kommt es, ich will das, was wohl alle anderen mit jagdbegeisterten Hunden nicht wollen, nämlich das er mit meiner Erlaubnis jagt - keine Kaninchen, sondern Rehe und Wildschweine, ich versuche also die Quadratur des Kreises, den Tanz auf dem Vulkan...

Da mir da kein realisierbarer Clickeransatz einfiel, hab ich es ganz konventionell angegangen und ihn einfach mit zur Jagd genommen. Da er ja vorher gelernt hatte, sich im Wald bitte nicht allzuweit von mir zu entfernen oder den Weg zu verlassen, gab ich ihn einem anderen Jäger mit. Der hat ihn dann losgelassen.

Ergebnis beim ersten Trieb: Rico hat bewiesen, dass er den Titel FH zu recht trägt und sich über dessen Fährte zum Auto und von dort zu meinem Standplatz gesucht.
Ergebnis beim zweiten Trieb: Rico brauchte nichtmals die Nase einsetzen, um mich zu finden, da er gesehen hatte, wohin ich entschwunden war.

Ein Satz mit X: Das war wohl nix, aber wenigstens konnte ich ihm zum Abschluß noch ein geschossenes Reh offerieren, woran er ausgiebigst geschnuppert und geleckt hat.

Eine Woche später beim zweiten Versuch war ich selber nicht dabei, Rico wurde wieder besagtem Jäger mitgegeben. Ergebnis: diesmal wurde er bei allen Trieben von diversen Beteiligten gesichtet, wie er durchs Unterholz stromerte.

Tags darauf der nächste Versuch, diesmal bin ich mit den Hunden gemeinsam durchs Gebüsch und Brombeerranken gekrochen (aua!). Rico stromerte wieder hin und her, dennoch hatte ich mal den Verdacht, er sucht vielleicht nur mich...hab mich bemerkbar gemacht, aber er zog mit halbtiefer Nase an mir vorbei...gut, scheinbar hatte er langsam eine Ahnung, was wir da eigentlich machten.

Und auf dem dritten Trieb war es dann soweit, erst hat unser Drahthaar ein Reh hochgemacht und ist ihm Laut gebend gefolgt (leider von den Schützen weg). Zu dem Zeitpunkt hatte ich Rico in Sichtweite und konnte deutlich sehen, wie ihm ein Licht aufging, ob des Tones den sein "Rudel"genosse da von sich gab. Er verschwand ebenfalls in der Dickung...wenige Zeit später höre ich es knacken im Gebälk und wups, steht ein Reh vor mir auf dem Weg, verharrt, glotz blöde und verschwindet auf der anderen Seite (selbst wenn ich schon einen Jagdschein hätte, es war ein Bock, der hat gerade Schonzeit) und keine 2 Sekunden später kommt Rico aus dem selben Loch...welch Freude, MEIN Hund hat ein Reh rausgedrückt, also schnell mein Clickerersatzwort und verbales Lob. Und wieder wups war er hinter dem Bock her, zügig aber nicht übereilt, einfach genau richtig. Und ebenfalls wie gewünscht, hat er die Verfolgung nach kurzer Zeit selbstständig abgebrochen und kehrte zu mir zurück. Die leuchtenden Augen, der Gesichtsausdruck, einmalig.

Freie Ablage war anschließend kein Problem, ebenso das freie Fuß trotz Kreuzung diverser Wechsel. Nun werde ich wieder verstärkt das Abrufen/Pfeifen aus extrem ablenkenden Situationen üben und auch mal ein paar Jackpots springen lassen.

Denn gewünscht ist ein Hund, der frei im Wald laufen kann, Wild anzeigt, sich aber abrufen läßt und die Verfolgung nur mit Erlaubnis aufnimmt. Ob ich das schaffe?

Hat hier jemand schonmal ähnliches versucht?

viele Grüße
Anke mit Rico




23. Januar 2001 18:11

sorry, aber ich versteh die welt nicht?!?!?!?!?!??! oder besser gesagt dich?!?!?!?

dein hund ist schon auf dem wege zum 99%abrufbaren hund und du lässt ihn wild aufspühren?

glaubst du das das gutgehen kann?
was versprichst du dir aus der "erlaubnis"?

lass es mich wissen wenn es gut gegangen ist...



barbara

23. Januar 2001 21:29

: dein hund ist schon auf dem wege zum 99%abrufbaren hund und du lässt ihn wild aufspühren?
: was versprichst du dir aus der "erlaubnis"?

Hallo Barbara,
das ist ganz einfach - Anke bildet Rico zum Jagdhund aus. Auch dazu eignet sich offensichtlich das Clickern, das dürfte Neuland sein in der Jägerszene!
Ich bin gespannt auf weitere Berichte.

Hat eigentlich schon jemand einen Schutzhund nur mit Clicker ausgebildet?

Chris und Boxer Alex


23. Januar 2001 23:47

:...welch Freude, MEIN Hund hat ein Reh rausgedrückt, also schnell mein Clickerersatzwort und verbales Lob. Und wieder wups war er hinter dem Bock her, zügig aber nicht übereilt, einfach genau richtig. Und ebenfalls wie gewünscht, hat er die Verfolgung nach kurzer Zeit selbstständig abgebrochen und kehrte zu mir zurück. Die leuchtenden Augen, der Gesichtsausdruck, einmalig.

Hoffentlich hast du JETZT den jackpot gezogen. Die handlungskette ist beendet, wenn Rico wieder bei dir ist.

: Freie Ablage war anschließend kein Problem, ebenso das freie Fuß trotz Kreuzung diverser Wechsel. Nun werde ich wieder verstärkt das Abrufen/Pfeifen aus extrem ablenkenden Situationen üben und auch mal ein paar Jackpots springen lassen.

Genau dieses. Lass ihn auch länger in größerer entfernung abliegen, bevor du ihn mit der pfeife einholst. Dann werden die glückshormonauschüttungen beim kommen dürfengleich klassisch mit konditioniert.

: Denn gewünscht ist ein Hund, der frei im Wald laufen kann, Wild anzeigt, sich aber abrufen läßt und die Verfolgung nur mit Erlaubnis aufnimmt. Ob ich das schaffe?

JA!

: Hat hier jemand schonmal ähnliches versucht?

In meinem buch findet sich der kryptische satz, dass jäger es besonders leicht hätten. Sie dürfen ihrem hund die gelegentliche jagd (in der einen oder anderen form) als jackpot bieten. Jagdgemeinschaft schafft kontrolle. Es geht hervorragend, aber man kann es nicht so gut offen diskutieren.

tschüß Martin & Mirko

P.S. Jäger (Brandlbracken + rauhaarige Steirische Bracken)waren die ersten, die nach clicker-infos nachgefragt haben, nachdem mein erster artikel in der HundeRevue erschienen war und ich hatte gewettet, es würden die rettungshundler sein. Welch irrtum!

24. Januar 2001 00:12

Hallo Anke,

: Denn gewünscht ist ein Hund, der frei im Wald laufen kann, Wild anzeigt, sich aber abrufen läßt und die Verfolgung nur mit Erlaubnis aufnimmt. Ob ich das schaffe?

Es geht.
:
: Hat hier jemand schonmal ähnliches versucht?

Nun ja.... meine Ridgeback-Hündin wird nicht jagdlich geführt. Früher ist sie allem huinterhergerast, was sich bewegt hat.
Sie orientiert sich mittlerweile in den meisten Fällen an mir und rückversichert sich, ob das hinterherjagen erlaubt ist. Wenn sie startet, kann ich sie sowohl beim Start, als auch auf Distanz zuverlässig abrufen. Dies auch, wenn sie direkt hinter Reh oder Hase hersaust.

Ich muß mich in diesem Zusammenhang mal dahingehend outen, dass ich dies das eine oder andere Mal bei Kaninchen geübt habe, indem ich die Hündin nach von ihrer Seite erfolgter Aufnahme von Blickkontakt diesen ausdrücklich (ohne Absicherung) hinterherschickte. Ich war aufgrund der stufenweisen Vorübungen aber sehr sicher, dass es funktioniert, war nur der letzte Schritt zum Ernstfall.

Und auf die Gefahr hin, dass nun irgendjemand hier wegen des Bambis einen Anfall bekommt: beim Reh haben wir dies auch bewußt mal ausprobiert, hat 1 a funktioniert, Hund rast 30 Meter hinter Reh her und stoppt abrupt auf Abruf ca 2 Meter hinter ihm.
:
Seitdem bin ich recht entspannt unterwegs. Der Hund muß nicht hasenrein sein, weil er hasengehorsam ist.
:
Viele Grüsse,

andreas
:


24. Januar 2001 07:56

Hallo Barbara,

: sorry, aber ich versteh die welt nicht?!?!?!?!?!??! oder besser gesagt dich?!?!?!?

Soll vorkommen :-)

: dein hund ist schon auf dem wege zum 99%abrufbaren hund und du lässt ihn wild aufspühren?

Genau das!

: glaubst du das das gutgehen kann?

Ich hoffe es und kann es mir eigentlich auch gut vorstellen, mir mangelt es nur etwas an Erfahrung auf dem speziellen Gebiet und die Bücher über Jagdhundausbildung kann man fast ausnahmslos als mittelalterlich in den beschriebenen Methoden bezeichnen.

: was versprichst du dir aus der "erlaubnis"?

Wie Chris schon richtig schrieb: Ich bilde Rico zum Jagdhund aus, dazu gehört neben der Arbeit nach dem Schuß (Nachsuchen, Apportieren) eben auch die Arbeit vor dem Schuß (Stöbern). In dem Revier wo ich mitarbeite freut sich der Förster über jeden brauchbaren Hund, viele Jäger haben selber keinen aufgrund von Beruf oder Vermieter.

: lass es mich wissen wenn es gut gegangen ist...

Gerne, wird nur etwas dauern.

Grüßlis
Anke mit Rico