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Methode = unflexibel?

geschrieben von Martin + Mirko(YCH) 
Methode = unflexibel?
26. Februar 1999 17:37

Grüß Euch zusammen,

mir fällt auf, daß manche hundler sich an dem wort "methode" festbeißen. dann kommt der begriff von der "allheilmethode" und dann sind wir schon bei der unflexibilität:
"was für den einen hund gut ist, muß nicht für den anderen gut sein!"
"eine ratte ist kein delphin und beides sind keine hunde."
und dann braucht man sich ja damit nicht auseinanderzusetzen. der eigene hund ist sowieso etwas besonderes. das ist natürlich wahr. es gilt ganz besonders für meinen. aber von dem will ich hier nicht reden.

heute bin ich mit viktor und lizzi unterwegs gewesen. beide leben im tierheim. viktor ist manchen ein begriff. für die anderen: es ist ein malinois(mix?), der sich kein halsband umlegen ließ und herzhaft in aller freundschaft um sich biß, als ich ihn kennenlernte. ein total selbstsicherer hund, neben dem ein kanonenschlag losgehen kann. er faßt sich sofort.
lizzi ist eine husky-hündin. freundlich gegen menschen im tierheim. nur hat sie sich geweigert, es wieder zu verlassen (!). bis zur tür ging sie mit jedem mit. nach der tür war nach spätestens 10m schluß. keinen schritt weiter. ein heftiges wort und sie ist in die hinterste ecke verschwunden.

zwei grundverschiedene hunde also.

die aufgabe, die ich mit dem clicker anging, ist für alle hunde gleich:

- vertrauen schaffen,
- verständigung fördern.

der WEG war bei beiden völlig verschieden, die METHODE völlig gleich. letztere bedeutet bestärken des verhaltens, daß ich benötige, um vertrauen zu gewinnen, um verständigung zu erreichen. welches verhalten das im detail wann ist, hängt ganz vom jeweiligen hund ab. das ziel aber ist gleich:

- blickkontakt (spontan und auf aufforderung)
- herbeikommen auf aufforderung
- unterlassen auf aufforderung

das habe ich mit beiden hunden zu völlig verschiedenen zeiten allein geübt. bis ich mit beiden ohne leine gehen konnte. heute bin ich mit beiden zum ersten mal gemeinsam gegangen. sobald wir befahrenes gebiet verlassen, dürfen sie von der leine, lizzy behält noch eine schleppleine.

ich gehe nicht mit den hunden "spazieren", sondern wir durchstreifen als "rudel"* die gegend. ich habe ein paar fotos gemacht, die ich hoffentlich bald einmal zeigen kann.
dabei traten folgende situationen auf:
viktor ist sehr weit vorn, als lizzy sich auf einem schneefeld bei optimaler beleuchtung im schnee wälzt. das möchte ich fotografieren.
also trillerpfiff für viktor: setzen. und viktor sitzt 100 m voraus die ganze zeit, während ich lizzy fotografiere. danach geht es weiter.
irgendwann findet lizzy pferdeäpfel und will sie fressen (das ist nicht schlimm, aber sie sollte es trotzdem nicht). NAAHH. sie stoppt. ich rufe sie zu mir, sie wird dafür bestärkt. ich drehe mich um, sehe viktor in hab-acht stellung. auch er hatte sofort mit unterlassen seines tuns geantwortet. was es war und ob es nötig gewesen wäre, weiß ich nicht. aber jetzt darf er wieder weitermachen.
ich muß mich bei alle dem nicht aufregen, denn verständigung war ja geübt worden. änderung der stimmlage reicht fast völlig. nachdem wir einen kleinen wald durchquert haben, kommen wir in bewohntes gebiet. lizzy wird zuerst gerufen, kommt, wird angeleint und wir üben ein wenig gehen miteinander. dann kommt eine unübersichtliche stelle. also heißt es: viktor LEINE. viktor kommt, setzt sich vor mich und läßt sich anleinen. ich hatte das ursprünglich als ankündigung gedacht, da viktor immer sehr empfindlich auf alle unvorbereiteten berührungen am hals reagierte. die bestärkung bestand immer in einigen metern gemeinsamem laufen bis zur nächsten schnüffelstelle.
anderen hunden sind wir auch begegnet. das ist mit den beiden kein thema.

nun muß man mir das nicht alles glauben, wenn man nicht möchte. ich wollte nur verständlich machen, was ich mit dem wort methode meine und was meine hauptübungsziele sind. daß ich dabei einen clicker benutze, hat sich als äußerst effektiv erwiesen.

tschüß martin & mirko
(für einige tage nicht erreichbar)

*zusammengewürfelte hunde sind i.a. kein "rudel", sondern ein loser verband. wenn aber die fixierung auf einen führer da ist, wird der zusammenhalt schnell enger. die hunde müssen aber zusammen passen.

01. März 1999 09:37

Guten Morgen Martin !

Dein Bericht über Viktor und Lizzi kam für mich gerade zur rechten Zeit.
Da ich mich auch mit meinen beiden abmühe smiling smiley

Bei uns ist allerdings die Situation etwas anders. Die beiden sehen sich durchaus als Rudel (das merkt man wenn sie gemeinsame Sache machen).
Lena ist draussen vorsichtig bis ängstlich und super schnell zu erschrecken. Bei ihr versuche ich das Selbstbewußtsein aufzubauen, natürlich durch Mithilfe des Clickers. Z.B. für das annähern an Dinge vor denen sie Angst zeigt usw..
Banja ist das genaue Gegenteil. Ein richtiges "Blumenkind". Sehr neugierig, aufgeschlossen, fröhlich und furchtlos.

Da ich IMMER beide Hunde habe, fehlt mir ein bisschen die Gelegenheit mit beiden alleine zu üben. Dabei kommt es dann auch dauernd zu den Situationen die du mit Viktor geschildert hast. Er unterläßt etwas obwohl Lizzi gemeint war. Am Anfang hat mich das sehr gestört. Weil ich auch Lena rufe und Banja als erste da war.
Da sich aber meine Situation nun mal nicht ändern läßt (es sei denn ich gehe mit beiden Hunden getrennt, dann bin ich aber den ganzen Tag mit spazieren beschäftigt), bin ich jetzt einfach zur Ignoranz übergegangen.
Die Hunde kenne ihre Namen sehr wohl und können unterscheiden. Ebenso kennen beide das naaaaa, daß bei mir "neeeeiiiinnn" heißt.
Ich arbeite also mit Lena und Banja macht mit erledigt auch alles viel schneller oder besser, aber bekommt nix. Ich baue auch nur den Augenkontakt zu Lena auf. Es dauert ein bischen aber langsam lernen sie, daß ich nur den meine, den ich auch rufe.....

Schöner wäre es sicher wenn ich mehr Zeit für einen hätte...aber ich wollte nur aufzeigen, daß man mit den entsprechenden Nerven auch mit beliebig vielen Hunden clickern kann.

Viele Grüße
Dagmar

01. März 1999 11:14

Hallo Dagmar

sicher kann man mit dem Clicker auch zwei Hunde trainieren und das sogar gleichzeitig.
Wichtig ist, dass der Trainer das Clicken verstanden hat, dass jeder Hund allein das Spiel
kennt, und dass beide Hunde lernen, wie das Spiel zu dritt geht.

Den besten Erfolg (und am schnellsten) hast Du, wenn Du in ganz kleinen Schritten vorwärts
gehst und die Schwierigkeiten allmählich erhöhst. Der/die Hunde sollen Erfolg (C&cool smiley haben!
Und: wir müssen es den Hunden nicht schwieriger machen als notwendig.
Wir müssen es ihnen aber auch nicht zu leicht machen; sie können schon ganz schön gefordert werden
und haben Spass daran, wenn sie etwas machen dürfen (damit er/sie clicken m u s s)!

Viel Glück!
Doris

05. März 1999 10:50

Hallo Martin und alle andern

mir gefällt sehr, wie Du Deinen Spaziergang zu dritt beschreibst - und selbstverständlich gibt es für mich keine Zweifel, dass es auch so funktioniert.

: die aufgabe, die ich mit dem clicker anging, ist für alle hunde gleich:
:

Und etwas, das jede/jeder mit seinem Hund trainieren kann -
ich werde diese Punkte in meine 'Predigten' integrieren, wenn Du erlaubst.
Sozusagen als Schlüsselübungen und Grundvoraussetzungen für alle:

: - vertrauen schaffen,
: - verständigung fördern.
:
: der WEG war bei beiden völlig verschieden, die METHODE völlig gleich. letztere bedeutet bestärken des verhaltens, daß ich benötige, um vertrauen zu gewinnen, um verständigung zu erreichen. welches verhalten das im detail wann ist, hängt ganz vom jeweiligen hund ab. das ziel aber ist gleich:
:
: - blickkontakt (spontan und auf aufforderung)
: - herbeikommen auf aufforderung
: - unterlassen auf aufforderung

Eigentlich ist es so einfach, aber doch schwierig umzusetzen für den Einzelnen.
Wie wir am letzten Seminar festgestellt haben ist Vorbedingung: Denkarbeit und Konzentration des Hundetrainers.
Der Rest ergibt sich (fast) von selbst. Aber machen muss man es.

Herzlich
Doris



05. März 1999 15:46

Grüß Euch zusammen,

hier einmal ein kleiner visueller bericht.

tschüß martin & mirko