Hallo Stephanie,
wenn sich die Hunde Deiner Nachbarin das Unterordnungsabwehrverhalten Deiner Hündin so ohne weiteres gefallen lassen, würde ich da überhaupt nicht eingreifen. Sie scheinen doch ohne Aggressionen miteinander auszukommen. Du bist zwar der Meinung, sie hätte sich im Revier der anderen Hündinnen diesen unterzuordnen, die Hunde sind da aber scheinbar anderer Meinung. Wieso also an diesem Frieden rütteln? Ist sie denn anschließend auch weiter auf diesen Hunden rumgeturnt, oder war die Sache damit ausgestanden?
Mich würde interessieren, wie die Situation sich gestaltet, wenn sie an Hunde gerät, die sich dieses Abwehrverhalten nicht gefallen lassen? Gibt es dann Stress oder kommt ihr in der Regel mit anderen Hunden klar?
Wie alt ist Deine Hündin eigentlich?
Oft lässt sich auch ein Abchecken von über- oder unterlegen nicht so einfach deuten, sondern man muss sehr genau hingucken. Hat sich die alte Hündin wirklich untergeordnet, nur weil sie sie nicht mehr aufs Kreuz gelegt hat? Wie hat sie denn genau reagiert? Wie hat sie sich weiter Deiner Hündin gegenüber verhalten? Hat sie sich an Deiner Hündin orientiert?
Was Du so schreibst, erinnert mich oft an mein Julchen. Sie hat sich als Junghund auch immer wie ein Krokodil gewehrt, wenn andere Hunde Dominazgesten ihr gegenüber gezeigt haben, bei denen sie berührt wurde (wie Schnauzgriff, Aufreiten, Pfote auf den Rücken etc.). Es gab dann immer zwei Verläufe der Situation bei körperlich überlegenen Hunden. Diejenigen, die nicht wirklich souverän waren, sind sickig geworden und haben sie auf die harte Tour aufs Kreuz gelegt. Sie ist aufgestanden, hat sich geschüttelt und gleich den nächsten nervigen Spielangriff gestartet (vor allem mit spitzen Zähnchen die Kehle freundlich durchkauen, da kommt Freude auf ;-) ). Irgendwie kam sie bei diesen Hunden immer damit durch und sie haben sie irgendwann an ihnen rumzerren gelassen. Ich habe mir damals große Sorgen gemacht und hatte panische Angst vor einer Begegnung mit einem Hund, der dann vielleicht mal richtig sauer wird. Ist komischerweise aber nie passiert.
Dann ist sie zum ersten mal an eine körperlich überlegenere Hündin geraten, die zudem sehr selbstsicher war, eine richtige Führungspersönlichkeit. Die hat ganz anders reagiert als ich das gedacht hätte. Sie war äußerst relaxt. Wenn Jule auf Schnauzbiss krokodilhaft reagiert hat, hat sie sich einfach rumgedreht und sie eine zeitlang ignoriert. Jules Annäherungsversuche wurden mit einem kurzen Schnapper und erneutem Abwenden und anderweitigem Beschäftigen beantwortet. Der Gesichtsausdruck dieser Dame sprach Bände. "Du glaubst doch nicht, dass ich mich von Dir unerfahrenem Ding ernsthaft provozieren lasse!" Und der von Jule auch, so blöd habe ich sie davor noch nie aus der Wäsche gucken sehen. Plötzlich konnte sie sich benehmen, denn sie wollte den Kontakt ja und musste sich eine anständigere Taktik ausdenken.
Jule ist anderen Hunden gegenüber dominant (und vielleicht! ist Deine das ja auch), allerdings nicht aggressiv. Wer ihr körperlich (das sind nicht sooo viele) und/oder selbstbewusstseinsmäßig (und das sind seeehr viele) unterlegen ist, wird dominiert, ganz deutlich sogar. Wer ihr aber körperlich und selbstbewusstseinsmäßig überlegen ist, wird sang und klanglos akzeptiert. Wir haben eigentlich nie Ärger mit anderen Hunden (es sei denn, sie sind in allem so wie sie und davon gab es bisher nur eine).
Ich würde Deiner Hündin viel viel Kontakt mit anderen Hunden verordnen und mich, solange es keinen ernsthaften Ärger gibt, auch nicht einmischen. Ich würde auch konkret mal den Kontakt mit einem Hund anstreben, der wirklich souverän, überlegen, aber sozial gut verträglich ist. Würde mich interessieren, was dabei rauskommt. Mir hat diese Begegnung damals auch die Augen in Bezug auf mein Verhalten ihr gegenüber geöffnet und einige Verständnisprobleme gelöst.
Ich warte gespannt auf genauere Infos, mal sehen, ob die Parallelen zwischen unseren Mädels sich bewahrheiten.
Liebe Grüße
Conny