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Mit dem Clicker durch die Pubertät 3

geschrieben von Sabine(YCH) 
Mit dem Clicker durch die Pubertät 3
01. April 2001 16:20

Hallo,

Unsere Rangordnung ist eindeutig geklärt. Ich bin der Boss und Oscar himmelt mich an. Wenn ich seine Aufmerksamkeit habe, kann ich ihn leise und fast nur mit Körpersprache dirigieren. Er ist ein Traumhund - doch fiel es uns nicht in den Schoß, jeder Tag ist eine neue Herausforderung.
Es ist schon erstaunlich, was man positiv erreichen kann. Nehmen wir nur alleine das „aus" im Sinne von : Lass dass, was du im Fang hast, sofort los / fallen. Da gibt es die uns allen bekannte Variante, die in Machtkämpfe ausartet. Der Mensch bildet sich aus irgendwelchen Gründen ein, er müsse das, was der Hund da gerade hat, sofort haben. Dagegen ist im allgemeinen nichts einzuwenden, nur : sind beide schon so weit ? Wenn nicht, wird es tatsächlich ein Machtkampf, mit dem Ergebnis, dass der Hund gelernt hat, sich rechzeitig mit der Beute zu verkrümeln oder schlimmer noch, mit Hilfe von Knurren und den Zähnen sein Mißfallen kund zu tun.
Unser Machtkampf hieß : der Rest vom Frühstück meines Sohnes, meistens Nougat - Brötchen. Morgens geht es bei uns ziemlich hektisch zu, das hat der Schlingel ausgenutzt. Ich im Stress ... Oscar hat ganz schnell begriffen : Die Chefin legt viel Wert auf alte angekaute Brötchen, die muß man schnell hinunterschlingen, möglichst an einem sicheren Ort. Der Knackpunkt war der Moment, wo ich mit meinem entzückten Aufschrei mein Interesse kundtat, das habe ich inzwischen begriffen. Natürlich ist mein großes Ziel, dass er alles und jedes Beutestück apportiert oder fallen lässt, doch so weit sind wir noch nicht. Wenigstens lässt er die Baumstämme auf Ruf fallen, die jeden Tag mit nach hause schleppt. Und das war auch nicht immer so.
So vor ca. 3 Wochen war es, da fand er auf einer Wiese ein Bein, d.h. die Knochen von einem Hasenhinterbein. Das sah vielleicht blöde aus, da stand der Hund vor mir, er war sich sicher, das ich scharf drauf bin, auf so ein leckeres Hasenhinterbein, Ich konnte den Ausruf „ach du Sch...." nicht verhindern, es rutschte einfach so raus. Der Hund raste jedenfalls mehrere elegante Runden über die Wiese, sichtlich überglücklich, warf das Bein in die Luft, fing es wieder auf ... ich stand da mit nachdenklichem Gesicht, zum anknurren war er zu weit weg und über einen Sicheren Abbruch auf die Entfernung verfüge ich leider noch nicht. Das sind die Momente, wo ich merke, das ich es angehen muß, dieses heilige Problem : DER SICHERE ABBRUCH. ich schiebs so vor mich hin, gebe ich zu. Oscar unterdessen wollte sich anschicken, es zu verspeisen, das gute Stück. Ich wendete mich also völlig desinteressiert ab und fing an, völlig hingerissen zu buddeln, stieß noch einige Erfolgslaute aus .. Oscar kam neugierig näher .. ich ging weiter, er liess das Bein fallen um zu sehen was ich da entdeckt hatte... hä, reingelegt. Da sieht man mal wieder, Menschen kann man nicht trauen. Na, er hat ja Gulasch gefunden. Ich hab das Bein auf die andere Seite des Grabens geworfen, und ein „Nein" hielt Oscar ab, ihm zu folgen.
Das „Nein" wirkt nur im 10m - Umkreis, da aber 100%. Wie gesagt, der Sichere Abbruch fehlt noch, da hab ich zu große Ehrfurcht vor...

Wir sind wirklich ein tolles Team, wir beide, ich bin nicht immer zufrieden eigentlich ziemlich selten. Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte er auch schon mehr, aber noch nichtmal das „Fuß" hab ich zu Signalreife gebracht. Aber kommt es darauf an, wie früh und schnell ein Hund etwas beherrscht ? Was heißt eigentlich „etwas beherrschen". Wenn man nämlich kritisch ein scheinbar perfektes Mensch - Hund - Team betrachtet, steckt oftmals dahinter nicht mehr als Meidverhalten - den Preis zahlt das Tier.
Klar will ich mal einen Hund haben, der gut hört, doch nicht um jeden Preis. Der Weg ist das Ziel. Natürlich gehört es auch dazu, Grenzen zu setzen, und zwar klar und Konsequent. Doch zu selten schöpfen die menschen das "positiv - Potential" aus.

Wisst ihr eigentlich, was ein Clickerer mit am besten beherrschen muß ? Das IGNORIEREN !! Das ist nicht so einfach, wie ihr denkt. Ich hab eine Zeit gebraucht, es zu einer guten Qualität zu bringen. Da heißt es die Klappe halte, schon ein Blick kann bestätigend wirken. Ich habs mir abgkuckt, von den Hunden.

Sabine


02. April 2001 09:32


: Hallo Sabine,
:
:.. Hund haben, der gut hört, ... Natürlich gehört es auch dazu, Grenzen zu setzen, und zwar klar und Konsequent.....
Genau, und das steht auch keinesfalls im Widerspruch zur Clickerausbildung/-erziehung - auch wenn das viele immer wieder so behaupten (oft die, die kaum wissen, was Clickertraining eigentlich ist).

: ... was ein Clickerer mit am besten beherrschen muß ? Das IGNORIEREN !! ....
Stimmt. Man sollte aber eine Situation einfach auch mal "schlucken" können, und den Hund wenigstens in dem Glauben lassen, man hätte alles im Griff, auch wenn es nicht so ist. Schadensbegrenzung nennt man das wohl.
Viele Grüße,
Dorothee