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Komm" statt Jagen"

geschrieben von Ingrid + Saskia(YCH) 
Komm" statt Jagen"
30. März 1999 09:26

Hallo Martin und alle anderen,

Saskia ist jetzt gut 3 Wochen bei uns, was ich zum Anlaß nehmen möchte, mal zu erzählen, wie es uns erging, und einige Fragen in Bezug auf das Clickern und loszuwerden.

Während der ersten beiden Tage war sie so aufgedreht, daß man kaum "an sie rankam". Sie lief auf übersichtlichem Gelände auch damals schon ab und zu ohne Leine. Wann immer sie zu uns kam, gab es eine Belohnung. Am 3. Tag gab sie zu verstehen (Kopf und Ohren drehten sich in unsere Richtung), daß sie unsere KOMM sehr wohl gehört hatte, aber gerade was wichtigeres zu tun hatte. Wir begannen dann mit folgendem Verhalten: kommt sie nach (einmal) KOMM nicht innerhalb von wenigen Sekunden, laufen wir weg oder verstecken uns oder wechseln ohne weitere Ankündigung die Richtung. Ganz genauso - ohne irgendeinen akustischen Hinweis - verhalten wir uns, wenn sie sich von uns zu weit entfernt. Mittlerweile kann ich guten Gewissens behaupten, daß sie beim Spazierengehen (außer manchmal am Anfang eines Spaziergangs oder wenn sie zu aufgeregt ist, z. B. bei Misthaufen, ganz frischen Wildfährten) von sich aus ziemlich gründlich darauf achtet, in unserer Nähe zu bleiben. Falls sie (vor Aufregung) nicht darauf achtet, genügt i. d. R. einmal Weglaufen, um sie wieder daran zu erinnern, daß wir das immer noch ernst meinen.

Ca. am 4. oder 5. Tag begannen wir auch während der Spaziergänge das KOMM gezielt mit dem Clicker zu üben. Zunächst haben wir immer geclickt, wenn sie kam. Mittlerweile clicken wir nur noch, wenn sie SOFORT kehrt macht und zu uns kommt (so wie in den FAQs beschrieben, da wir das Endziel haben, daß sie 1. sofort umdreht und 2. auf direktem Weg und 3. auch noch zügig zu uns kommt; momentan üben wir also zunächst mal das Sofort-Kommen). Läßt sie sich 2-4 Sekunden Zeit, passiert gar nichts, braucht sie noch länger, sprinten wir davon (in ALLEN Fällen achten wir aber darauf, daß sie schließlich kurz vor uns sitzt, so endet bei uns das KOMM).

Unser oberstes Ziel momentan ist, zu erreichen, daß sie auch unter starker Ablenkung noch zu uns kommt, z. B. wenn wir früher oder später einem Reh etc. begegnen. Mit dem bisher erreichten sind wir ziemlich zufrieden, schließlich ist sie gerade mal dreieinhalb Wochen bei uns:

- Ich konnte sie kürzlich sofort von den Überresten eines toten Bussard abrufen.
- In Misthaufen und frisch gedüngten Feldern wältzt sie sich höchstens noch kurz (anfangs war sie minutenlang nicht wegzukriegen)
- Mäusejagden bricht sie innerhalb von 1 min ab, anfangs frühestens, nachdem sie 1 qm Wiese umgegraben hatte
- Als sie kürzlich auf einen fremden Hund zulief, kehrte sie auf halber Strecke doch noch um
- Vor unserer (Glas-)Hintertür laufen öfters fremde Katzen durch unseren Garten, Saskia springt dann gegen die Tür und bellt; gehe ich dann ins Wohnzimmer, kann ich sie abrufen (nach dem Click wartet sie allerdings nicht auf ihre Belohnung, sondern läuft direkt zurück in die Küche, aber immerhin, sie kommt trotz Katze kurz zu mir)

Trotz dieser Erfolge ist es gerade in solchen Situationen meist immer noch nötig, sie mit einem Weglaufen etc. zu erinnern, daß sie eigentlich kommen sollte. Wie soll ich mich dabei in Bezug auf das Clickern verhalten? Normalerweise clickern wir momentan ja nur, wenn sie sofort zu uns lostrabt, und zwar in dem Moment, in dem sie sich umdreht. Mir ging nun aber folgendes durch den Kopf: vermutlich hat sie gelernt, wenn sie nicht sofort kommt, ich zudem noch weglaufe, daß dann sowieso jede Chance auf Belohnung dahin ist. Sollten wir einem Reh begegnen, rechne ich damit, daß sie nicht sofort reagiert, sondern erstmal gebannt auf das Reh starrt. Logischerweise hat sie dann keine Veranlassung mehr, das Reh sausen zu lassen und stattdessen mir hinterherzulaufen, oder? Da momentan aber mein oberstes Ziel ist, daß sie in solchen Situationen kommt, habe ich mir überlegt, ihr ab und zu einen Jackpot zu geben, nachdem sie KOMM zunächst ignorierte, ich also weggelaufen bin. Hat das Aussicht auf Erfolg oder verwirre ich sie damit völlig?

Letze Woche sind wir - dank meiner Intuition angeleint - einem Fuchs begegnet. Saskia stellte die Ohren auf und versuchte eine Fernhypnose (der Fuchs war bestimmt 200-300m weit weg mit Mäusejagen beschäftigt, machte also auch keine Anstalten zu verschwinden). Wie verhalte ich mich in einer solchen Situation am besten? Um ihr zu vergegenwärtigen, daß ich immer noch da bin, ließ ich sie mit aller Seelenruhe immer wieder SITZ machen, was sie zu meiner Überraschung auch jeweils schnell tat, C+B, alles ohne daß sie auch nur eine Sekunde den Blick von dem Fuchs abwendete. Ich stellte mich direkt in ihr Blickfeld und versuchte sie dazu zu bringen, mich statt des Fuchses anzuschauen, übte dann mit ihr Pfote geben (SCHAU mich an, LINKE PFOTE und RECHTE PFOTE üben wir momentan alles zuhause). Ich war zugegebenermaßen selber überrascht, daß sie Pfote gab und ihre Belohnungen fraß, aber gleichzeitig starrte sie weiter auf den Fuchs (außer ich turnte so vor ihrem Kopf rum, daß ich ihr kurz den Blick versperrte). Dazwischen gingen wir immer wieder weiter. Irgendwann verschwand der Fuchs dann. War mein Verhalten schlau in der Hinsicht, daß ich versuchte, zu ihr durchzudringen? Mein Ziel war, daß sie lernen sollte, auch beim Anblick von Wild erstmal mit mir "Kontakt aufzunehmen", statt mich schlagartig zu vergessen. Liege ich damit richtig? Wie hätte ich mich am besten verhalten sollen?

Wie soll ich mich mit den Katzen vor unserer Küchentür verhalten? Sie (weiterhin) als ideales Übungsobjekt betrachten, in der Hoffnung, daß Saskia das ganze irgendwann auch auf Spaziergänge und Wild überträgt (und natürlich auch noch die Katzenjagden im Garten bleiben läßt), oder eher völlig ignorieren (um sie nicht zu bestärken)?

Macht es eigentlich noch Sinn, mit ihr jetzt noch mit einer langen Leine anzufangen, um zu verhindern, daß sie am Tag X dem Reh nachläuft? Für mich wäre das eher ein Rückschritt, denn ich habe den Eindruck, daß sie ohne Leine durch unser konsequentes Weglaufen etc. deutlich besser auf uns achtet als mit Leine (nach dem Motto angeleint können wir ihr nicht verloren gehen). Außerdem glaube ich ehrlich gesagt nicht, daß ich sie halten könnte. Wenn sie durchstartet, würde sie mir in dem Moment, in dem die Leine spannt, eher den Arm ausreißen.

So. Das war jetzt recht viel, aber vielleicht hat ja doch der eine oder andere zu Ende gelesen und hat ein paar Tips.

Ingrid + Saskia (ziemlich beleidigt, weil ich ihren herrlichen Gülleduft gerade mittels einer heißen Dusche wieder entfernte)



01. April 1999 00:43

Hallo Ingrid,

toll daß es so gut bei Euch klappt mit dem Clickertraining!

:Ca. am 4. oder 5. Tag begannen wir auch während der Spaziergänge das KOMM
:gezielt mit dem Clicker zu üben. Zunächst haben wir immer geclickt, wenn sie
:kam. Mittlerweile clicken wir nur noch, wenn sie SOFORT kehrt macht und zu uns
:kommt (so wie in den FAQs beschrieben, da wir das
:Endziel haben, daß sie 1. sofort umdreht und 2. auf direktem Weg und 3. auch
:noch zügig zu uns kommt; momentan üben wir also zunächst mal das Sofort-
:Kommen).

Das ist genau richtig, beim Kommen kann man verschiedene Verhaltensdetails üben, und gezielt mit dem Clicker bestärken, schnelles Loslaufen, schnell Kommen, über eine große Distanz kommen, Vorsitzen, Sitzenbleiben. Welches Detail ihr gerade übt hängt eben vom Zeitpunkt des Clicks ab. In der Regel übst Du das "komplette" Verhalten und clickst das Vorsitzen, wenn`s aber irgendwo hängt, z.B. wenn der Hund zwar schnell kommt, aber nicht schnell losläuft, kann man das gezielt üben und verbessern.

:Unser oberstes Ziel momentan ist, zu erreichen, daß sie auch unter starker
:Ablenkung noch zu uns kommt, z. B. wenn wir früher oder später einem Reh etc.
:begegnen.

Na wenn`s jetzt schon so super läuft, wird das sicher klappen. Was ist Saskia für ein Hund? Wie alt ist sie? Meinen Ajax kann ich mittlerweile streßfrei ohne Leine auf den Feldwegen rennen lassen, obwohl sich da gerade jede Menge Hasen tummeln, er ist jetzt grade mal 1 ½. Die Ablenkung solltet ihr eben wirklich ganz gezielt und wohldosiert hinzufügen. War der Schritt zu groß, also die Ablenkung zu stark, eben wieder einen Schritt zurück und nochmal probieren.


:- Vor unserer (Glas-)Hintertür laufen öfters fremde Katzen durch unseren
:Garten, Saskia springt dann gegen die Tür und bellt; gehe ich dann ins
:Wohnzimmer, kann ich sie abrufen (nach dem Click wartet
:sie allerdings nicht auf ihre Belohnung, sondern läuft direkt zurück in die
:Küche, aber immerhin, sie kommt trotz Katze kurz zu mir)

Das macht sie auch ganz richtig, nach dem Click kann sie sich die Belohnung aussuchen. Wenn`s die Katzen sind, ist das auch ok. Du könntest jetzt die Anforderungen steigern, kommen und bei Dir bleiben. Oder Du übst gezielt, daß Katzen ignorieren auch Aussicht auf Erfolg hat, Katzen verbellen
dagegen nicht, ganz ohne Signal.

...
:nicht sofort reagiert, sondern erstmal gebannt auf das Reh starrt.
:Logischerweise hat sie dann keine Veranlassung mehr, das Reh sausen zu lassen
:und stattdessen mir hinterherzulaufen, oder?

Ich weiß nicht, was im Kopf Deiner Hündin dann vorgeht, ich glaube nicht, daß sie solche "wenn-dann"-Überlegungen anstellt. Das momentane Motiv dürfte das entscheidende sein, und genau hier würde ich ansetzten. Das Kommen soll für den Hund "der Bringer" schlechthin werden, es gibt einfach nichts tolleres als Kommen dürfen. Das geht auch, eben genau mit variabler Belohnung und
gelegentlichem Jackpot. Das war bei uns genau das gleiche, ich bin bei Ajax ewig lange bei Immerbestärkung (also für jedes Kommen gibt´s C+cool smiley stehengeblieben, einfach weil`s noch nicht so richtig lief, bis ich mir dann endlich `nen Tritt gegeben habe und wirklich nur noch ab und zu geclickt habe. Seit dem klappts auch mit den Hasen, nur bei anderen Hunden ist`s noch nicht so gut.

grinning smileya momentan aber mein oberstes Ziel ist, daß sie in solchen Situationen kommt,
:habe ich mir überlegt, ihr ab und zu einen Jackpot zu geben, nachdem sie KOMM
:zunächst ignorierte, ich also weggelaufen bin. Hat das Aussicht auf Erfolg oder
:verwirre ich sie damit völlig?

Nein, das würde ich auf jeden Fall so machen. Ich würde auch nun nicht mehr unbedingt wegrennen wenn sie nicht kommt, sonst weiß sie bald, wie sie Dich zum Fangen-Spielen bringt. Wenn`s die Situation erlaubt, würde ich mich nur abwenden und in ganz normalem Tempo weggehen. Es muß für sie einfach stinklangweilig sein, fängt sie an, sich selbst zu belohnen, kannst Du ihr das verbieten.

:Letze Woche sind wir - dank meiner Intuition angeleint - einem Fuchs begegnet.
confused smileyaskia stellte die Ohren auf und versuchte eine Fernhypnose (der Fuchs war
:bestimmt 200-300m weit weg mit Mäusejagen beschäftigt, machte also auch keine
:Anstalten zu verschwinden). Wie verhalte ich mich in einer solchen Situation am
:besten? Um ihr zu vergegenwärtigen, daß ich immer noch da bin, ließ
:ich sie mit aller Seelenruhe immer wieder SITZ machen, was sie zu meiner
:Überraschung auch jeweils schnell tat, C+B, alles ohne daß sie auch nur eine
confused smileyekunde den Blick von dem Fuchs abwendete.

Das war doch super. Solange sie den Fuchs fixiert solltest Du aber vermeiden, sie zu bestärken. Also kein rascheln mit der Tüte, kein Click, kein Leckerchen. Eher noch, mehr Leine geben, wegdrehen von ihr. Blickt sie aber auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu Dir, sofort C+B. Die Belohnung kann sie dann bei Dir abholen, wenn sie DANN lieber den Fuchs fixiert ist das ok. Dann nochmal üben, aber Blickkontakt länger halten, dann zu Dir wenden, etc. In solchen Situationen würde ich zunächst immer den Jackpot geben. Sie soll lernen, FUCHS+Signal von Frauchen=Chance auf den Jackpot.

...
:ihrem Kopf rum, daß ich ihr kurz den Blick versperrte). Dazwischen gingen wir
:immer wieder weiter. Irgendwann verschwand der Fuchs dann. War mein Verhalten
:schlau in der Hinsicht, daß ich versuchte, zu ihr durchzudringen? Mein Ziel
:war, daß sie lernen sollte, auch beim Anblick von Wild erstmal mit mir "Kontakt
:aufzunehmen", statt mich schlagartig zu vergessen. Liege ich damit richtig?
:Wie hätte ich mich am besten verhalten sollen?

Besser geht`s eigentlich kaum, im Ernst, ich wünschte manchmal, ich hätte am Anfang soviel Nerven gehabt, da hätte ich mir einige Umwege erspart.
Nur würde ich eben jetzt gezielt üben, daß sie in solchen Situationen Blickkontakt aufnimmt und auch hält. Das ist dann schon die halbe Miete, Pfote geben, Sitz oder was auch immer bei Wildbegegnungen ist natürlich auch gut. Nur das Wild fixieren soll sie nicht, also sobald sie das tut, alle Aktionen einstellen.

:Wie soll ich mich mit den Katzen vor unserer Küchentür verhalten? Sie
sad smileyweiterhin) als ideales Übungsobjekt betrachten, in der Hoffnung, daß Saskia
:das ganze irgendwann auch auf Spaziergänge und Wild überträgt (und natürlich
:auch noch die Katzenjagden im Garten bleiben läßt), oder eher
:völlig ignorieren (um sie nicht zu bestärken)?

Ich würde unbedingt die Gelegenheit nutzen um zu üben. Saskia soll die Katzen ignorieren und abrufbar bleiben, gelegentliches Katzejagen wird aber gerne als Jackpot genommen;-)) Auch wieder eine gute Gelegenheit um den Abbruch einer Jagd zu üben.

:Macht es eigentlich noch Sinn, mit ihr jetzt noch mit einer langen Leine
:anzufangen, um zu verhindern, daß sie am Tag X dem Reh nachläuft? Für mich wäre
:das eher ein Rückschritt, denn ich habe den Eindruck, daß sie ohne Leine durch
:unser konsequentes Weglaufen etc. deutlich besser auf uns achtet als mit Leine
sad smileynach dem Motto angeleint können wir ihr nicht verloren gehen).

Das ist so eine Sache, sie sollte eben auf keinen Fall mit einer Jagd Erfolg haben. Dazu muß sie gar nicht das Reh erwischen, eine begonnene Jagd ist bereits Erfolg genug. Das mußt Du wirklich verhindern und wenn Du noch nicht ganz sicher bist, oder bei besonders brenzligen Situationen (morgends oder abends in der Dämmerung, am Waldrand) würde ich sie schon noch anleinen.
Ansonsten aber soviel Freilauf wie möglich, ist immer gut, wenn die "Strippe" nicht mehr dran ist.

:Außerdem glaube ich ehrlich gesagt nicht, daß ich sie halten könnte. Wenn sie
:durchstartet, würde sie mir in dem Moment, in dem die Leine spannt, eher den
:Arm ausreißen.

Das ist vor allem bei Flexi-Leinen gefährlich. Besser finde ich eine ganz normale Feldleine, die allerdings immer leicht gespannt halten, damit der Hund keinen Anlauf hat.

Viele Grüße
Klaus