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Clickern - nur noch positiv bestärken?

geschrieben von Angela(YCH) 
Clickern - nur noch positiv bestärken?
03. April 2001 20:19

Hallo,

ich habe es nun endlich auch geschafft, meine Hündin auf den Clicker zu konditionieren. Leider bleiben die erhofften Erfolge aus. Debora bietet mir außer "Sitz" überhaupt nichts an. Heute hat sie mal eine Schachtel mit der Nase angestupst. Natürlich gab´s sofort C+B. Das war´s dann aber auch schon. Keine Wiederholung, kein Ausprobieren - sie schaut mich nur an und setzt sich wieder. Ich habe versucht, sie zu locken, aber nichts passierte. Genau so ist es auch, wenn sie sich zufällig auf die Seite legt: C+B, dann richtet sie sich auf und harrt der Dinge, die dann kommen mögen. Es gibt keine Wiederholung oder Erweiterung. Was mache ich falsch?

Sachen, die sie schon konnte, wie z. B. "Hier" habe ich auch geclickt.
Allerdings habe ich weiterhin den Befehl gegeben und nicht ganz von vorne angefangen. Aber sie kommt jetzt super schnell angesaust.

Eine weitere Sache kriege ich auch noch nicht auf die Reihe. Wenn jetzt nur über positive Bestärkung gearbeitet wird und ich warte, was meine Hündin macht, um gewünschtes Verhalten zu bestärken und negatives zu ignorieren, was mache ich dann, wenn sie z. B. in eine andere Richtung läuft oder etwas vom Boden fressen will usw.? Das kann ich doch schlecht ignorieren. Wenn ich andererseits schon clicke, bevor sie unerwünschtes Verhalten zeigt, hebe ich doch mit der Belohnung die Aktion auf, d. h. sie fasst das Leckerchen ab und trabt dann doch in die andere Richtung. Würde ich das Kommando "Hier" noch nicht geben, sondern nur belohnen, wenn sie von selbst kommt, müsste ich es also ignorieren, dass sie wegläuft.

Was mache ich, wenn ein anderer Hund sie anblöfft und sie blöfft zurück?
Soll ich das ignorieren? Kein "Nein"? Einfach so weiterzugehen ist bei meinem 65-kg-Mädel etwas schwierig.

Vielleicht kann ja mal jemand meine Gedanken für mich sortieren ;-))).
Würde mich riesig über Antwort freuen.

Viele Grüße

Angela + Debora




04. April 2001 00:31

Hallo Angela,
ich persönlich unterscheide zwischen Ausbildung und Erziehung. Wo genau die Grenzen liegen, kann ich dir nicht hunderprozentig sagen. Ausbildung sind für mich die Bereiche, in denen ich dem Hund etwas beibringen, das unser Zusammenleben einfacher, schöner, freundlicher, spielfreudiger macht. Erziehung hingegen sind lebensnotwendige Kleinigkeiten, die ein Zusammenleben erst möglich machen. Bei der Erziehung braucht der Hund ein klares und deutliches, jedoch nicht unbedingt unfreundliches NEIN. Das bezieht sich auf Stubenreinheit, Teppiche anknabbern, Kabel durchbeißen, Hunde anmachen, Futternapf verteidigen, Kinderspielsachen klauen, Löcher buddeln ... diese Liste lässt sich beliebig erweitern. Sie wird aber so kurz wie möglich gehalten, der Einsatz der positiven Verstärkung immer wieder abgewägt. Als der Welpe Seven bei uns einzog, träumte ich davon, ganz konsequent zu ignorieren, abzulenken und positiv zu verstärken. Doch das ist praktisch nicht durchführbar, denn niemand kann 16 Stunden am Tag nur den Welpen beobachten und für jeden neuen Streich die ausreichenden Nerven haben. So entstand mein Erziehungs-Ausbildungsgerüst. Das Hochspringen an Personen funktioniert im geschulten Familienkreis mit Ignorieren und positiver Verstärkung sehr gut, doch wenn dann drei Nachbarskinder mit ins Spiel kommen, muss ein NEIN eingesetzt werden. Denn drei sechs- bis achtjährige Kinder können nicht im Schnellverfahren das Ignorieren lernen, während der Welpe nur noch die Nase des Kindes als Ziel hat. Auch Ablenkung funktioniert nur bedingt, denn drei Kinder haben eine magische Anziehungskraft auf einen verspielten Welpen.
Bei der Konditionierung deines Hundes bist du vermutlich einfach einen Schritt zu weit gegangen, dein Hund war noch nicht auf diesem Verstehensgrad. Er nimmt gerne das Lecker nach den Click, doch er tut nichts dafür. Dann musst du ihm das lernen, in kleinen Schritten. Ein Beispiel: der Touch. Das mit der Dose hat ja nicht geklappt, doch wenn dein Hund gerne Lecker aus der Hand nimmt, kannst du dir das zunutze machen. Nimm ein durchsichtiges Target (ein Stück Plastik, durchsichtig). Halte dieses Stück in deiner Hand und lege zwischen Plastik und Hand ein Leckerchen, das du dem Hund zeigst. Wenn nun der Hund mit der Nase das Plastik berührt (um an das Lecker zu kommen), clickst du und gibst ihm ein Lecker, das du in der anderen Hand versteckt hältst oder in der Tasche hast. Dann hältst du ihm wieder das Stück Plastik hin, wartest auf den Touch.
Denke bitte daran, nicht jeder Hund ist ein Clicker-Naturtalent. Das hängt zusammen mit Alter, Gemüt und bisherigen Ausbildungs-/Erziehungserfahrungen. Gerade bei diesen Hunden sind dein motiviertes Verhalten, Timing und kurze, erfolgreiche Trainingssequenzen wichtig. Konzentriere dich dabei nicht zu sehr auf deine gesteckten Ziele, vergiss deine Erwartungen, gehe nie zu schnell zu weit.
Mina

05. April 2001 08:44

Hallo Angela,

Du schreibst:

Clickern - nur noch positiv bestärken?

Meine Antwort: JA, JA und nochmals JA!

Aber wie geht das? Dazu im Folgenden der Versuch einer Antwort auf Deine Fragen.

Ich zitiere:
Eine weitere Sache kriege ich auch noch nicht auf die Reihe. Wenn jetzt nur über positive Bestärkung gearbeitet wird und ich warte, was meine Hündin macht, um gewünschtes Verhalten zu bestärken und negatives zu ignorieren, was mache ich dann, wenn sie z. B. in eine andere Richtung läuft oder etwas vom Boden fressen will usw.? Das kann ich doch schlecht ignorieren.

Das Zauberwort heißt in diesem Fall, Alternativverhalten bestärken, dass mit dem, was sie gerade tun will nicht vereinbar ist.

Beispiel:
"Sitz" statt in eine andere Richtung laufen.
"Sieh her" statt etwas vom Boden fressen.

Dann hast Du etwas das Du loben und belohnen kannst.:-)

Auf Deine Frage:
ich habe es nun endlich auch geschafft, meine Hündin auf den Clicker zu konditionieren. Leider bleiben die erhofften Erfolge aus. Debora bietet mir außer "Sitz" überhaupt nichts an. Heute hat sie mal eine Schachtel mit der Nase angestupst. Natürlich gab´s sofort C+B. Das war´s dann aber auch schon. Keine Wiederholung, kein Ausprobieren - sie schaut mich nur an und setzt sich wieder. Ich habe versucht, sie zu locken, aber nichts passierte. Genau so ist es auch, wenn sie sich zufällig auf die Seite legt: C+B, dann richtet sie sich auf und harrt der Dinge, die dann kommen mögen. Es gibt keine Wiederholung oder Erweiterung. Was mache ich falsch?

Hier mein Lösungsvorschlag:

Dein Hund scheinen gelernt zu haben, dass Abwarten
belohnt wird, "Sitz, Hinlegen, Angucken".
Das kann er jetzt schon sehr gut ;-))

Wenn Du zur Auflockerung noch etwas anderes üben
möchtest, würde ich verschiedene Aktivitäten clicken.

Ich habe in dem Fall mit Apportieren angefangen.
Da ist Bewegung drin, das reizt nicht so zum
Hinsetzen und Abwarten.

Also Bällchen rollt, Hund rennt hinterher "click"
Hund stupst Bällchen an "click"
Er nimmt den Ball in die Schnauze "click"
Er trägt ihn in meine Richtung "click"
Hund legt mir den Ball in die Hand "click und Jackpot!"

Das ist ein Supererfolg, der zunächst nicht getoppt
werden kann, also dann unbedingt erstmal aufhören.

Mir geht es in diesem Fall nicht vorrangig um das
richtige Apportieren, sondern darum, das Dein Hund
lernt * Aktivität wird belohnt *.

Für den Hausgebrauch reichen diese Kenntnisse des
Apportierens durchaus. Für korrekte prüfungsmäßige
Ausführung sollte die Handlungskette später nochmals
von hinten aufgebaut werden. Bei einem Hund, der
Aktivität erst lernen soll, würde ich die Kette zunächst
so wie ich es beschrieben habe "vorwärts" aufbauen.

Bin mal gespannt, was Du zu meinen Vorschlägen sagst
und ob Du sie ausprobierst.

Liebe Grüße
von Dagmar und Toska