Hallo Uwe,
wie schön: Jagen, mein Lieblingsthema ;-)
Wir hatten da hier schon eine ganze Reihe Diskussionen, gehe doch mal ins Archiv dazu.
Gabrielle hat schon klargemacht, dass es eine einfache Übung zum zuverlässigen ABgewöhnen nicht gibt (in der Regel zumindest nicht zu einem Preis, den wir zu zahlen bereit wären) . Dem Hund muß (auch) ANgewöhnt werden, was er stattdessen tun soll. Scheitn für den Anfänger auf den ersten Blick vielleicht verwirrend, aber denke mal darüber nach.
Das Thema Jagen ist sehr komplex und Du mußt es als ganzes sehen. Jagen ist KEIN Problemverhalten des Hundes sondern für ihn als Beutegreifer die normalste Sache der Welt, schlichtweg um seinen Fortbestand und das Überleben seines Rudels zu sichern. Die Notwendigkeit der Jagd ist meiens Erachtens auch der zentrale Punkt für die Erforderlichkeit nach sozialer Organisation des Hundes. Nur im Rudelverbund ist die Jagd auf grosses, wehrhaftes Wild erfolgreich zu bewerkstelligen.
Die erfolgreiche Jagd bedarf eiens Initiators/Koordinators. Wollte jedes Rudelmitglied nach Belieben alleine zur Jagd aufbrechen, wäre dies wenig erfolgversprechend, wenn grössere Beute als eine Maus oder ein Kaninchen erlegt werden sollten.
Sich an den Wegesrand zu stellen und dem losstürzenden Hund ein Verbot hinterherzuschleudern wird nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein. Sich darauf zu verlassen, wird insbesondere dann nicht funktionieren, wenn ein Verbot nicht sauber etabliert wurde.
Ebenso wenig kommst Du meines Erachtens weiter, wenn Du Dich nur darauf verlassen möchtest, dem Hund ein jeweils mit dem Jagen inkompatibles Alternativverhalten bestärkend beizubringen. Dies scheitert , sofern Du keine Absicherung hast, daran, dass der Hund in seinen Sinnesleistungen ganz anders gelagert ist als wir und Dir im Entdecken von Verlockungen immer voraus sein wird. Oftmals werden aus den Versuichen dann reine Ablenkungsspielchen, die mal funktionieren, wenn ich in entsprechendem Alarmzustand zunterwegs sind, oft aber auch nicht.
Insbesondere scheitert dies nach meiner Überzeugung, wenn ich mich mit der Alternativhandlung nicht im gleichen Funktionskreis wie dem Jagen bewege, also allem, was mit Ausmachen, Hetzen und erfolgreichem Abschluß zu tun hat.
Nur im Gesamtpaket wirst Du wohl entscheidend weiterkommen. Arbeite nicht ständig nur GEGEN die Bedürfnisse des Hundes, sondern versuche diese in die Beschäftigung mit ihm einzubeziehen, sie zum Teil der Arbeit mit ihm zu machen. Mache Dir die veranlagungs- udn zuchtbedingten Neigungen des Hundes zunutze, indem Du sie UNTER DEINER FÜHRUNG in akzeptable Bahnen lenkst. MACHE Dich zueienm kompetenten Rudelführer, dem sich anzuschließen es aus der Sicht des Hundes Sinn macht. Also: Losstarten, irgendwo hinsprinten, "Beute machen". Wir präparieren z.B. bisweilen im Wald Baustämme mit Futterbrocken, da rase ich dann urplötzlich los, Hund saust hinterher udn nach 20 Metern finde ich dann auf wundersame Weise Fleischwurst ium Gestrüpp. Fördert die Aufmerksamkeit des Hundes ungemein.
Selbst aktiver werden! Unser Bummeltempo beim spazierengehen ist oft schlichtweg zu langsam.
Gehe mal zu www.natural-dogmanship.de, da findest zu diesem Gedanken auch was.
Schnüre ein Gesamtpaket, sei mit dem Hund aktiv und zeige ihm, was Du von ihm möchtest. Absicherung (lange Leine) und zuverlässig erlerntes Verbotskommando bleiben dem Fall der Fälle vorbehalten.
Ich habe mich (nach Beendigung des sturen Befolgens der üblichen Hundeplatzdressur) anfangs gedanklich ausschließlich am Abbruch des Jagens orientiert. Funktionierte prima. Hund ließ sich beim Hetzen von Wild zuverlässig stoppen. Allerdings ist mir erst später klar geworden, welchen Anteil das gemeinsame Rennen, Jagdspiele, die Einnahme eines aus Sicht des Hundes (hoffentlich) kompetenten Jagdpartners darauf hatten, dass ich immer weniger den Hund stoppen mußte, sondern er sich immer mehr an mir orientierte. Heute ist es so, dass die anderen zehn beim Spaziergang durchstarten können und meine mich fragend ansieht, ob sie auch soll. Ich kann sie dann hinterherschicken, oder auch nicht, auch losschicken und auf halbem Wege wieder abrufen.
Wenn ich aber immer wieder aufs Neue verbieten muß, dann bin ich noch nicht entscheidend weiter. Zumindest dann nicht, wenn ich mal entspannt unterwegs sein möchte.
Das ist aber je nach Hund völlig unterschiedlich, deshalb gibt es keine allgemeingültige Anleitung. Man tut wohl wirklich gut daran, das Ganze umfassend zu sehen und nicht nach einer bestimmten Übung zu suchen, die dem Treiben ein Ende setzt.
Vom Teletakt würde ich die Finger lassen. Ich glaube nicht, dass Ihr damit sauber arbeiten könntet und die große Mehrzahl der Hunde, die ich kenne und bei denen der Halter mit Teletakt arbeitete, legten nach geraumer Zeit die gleichen "Unarten" wieder an den Tag.
Wenn man beim Üben erst mitten im vermeintlichen Problemverhalten anfängt, anstatt im VORFELD zu arbeiten, dann kann die Keule gar nicht groß genug sein. Es mag zudem ein jeder mal ehrlich in sich hinein horchen und sich vergegenwärtigen, wie schnell man mal wütend über die Mist-Töle ist. Gerade wenn man seh rehrgeizig ist... Und dann mal auf Knopfdruck dem unbelehrbaren Hund während des Hetzens richtig eine knallen....? Ein Verbot wird daher bei geringer, von uns geschaffener, Reizlage geübt.
Ich komme mal lieber zum Ende, ist wahrscheinlich ohnehin etwas wirr für Dich, aber vielleicht hast Du ja ein paar Anregungen zum weiteren Überdenken erhalten. Auch wenn das: Man machen: erstens....zweitens...drittens... fehlt.
Viele Grüße,
andreas